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Esst euer Eis auf, sonst gibt's keine Pommes

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
272 Seiten
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am13.01.2017Auflage
Erlaubt ist, was funktioniert - Hauptsache, die Kinder überleben. Schwanger mit Zwillingen! Katja Zimmermann kann ihr Glück kaum fassen. Bald werden sie und ihre Jugendliebe eine richtige Traumfamilie sein. Bis Jonas ihr den folgenschweren Satz sagt: »Tut mir leid, das musst du ohne mich machen.« Seitdem schlägt sich Katja solo durchs Leben - mit Humor und Pragmatismus. Das »bisschen Haushalt«? Sieht die Wohnung halt aus wie nach Hurrikan Katrina. Selbstgekochter Babybrei? Es gibt doch Gläschen. Man muss schließlich Prioritäten setzen. Hauptsache, alle haben eine gute Zeit. Der Alltag mit Kindern ist zwar keine romantische Komödie, aber voller absurd-komischer Momente.

Katja Zimmermann wurde 1972 in Westberlin geboren und arbeitet als freie Drehbuchschreiberin für alle Serien mit 'Liebe' im Titel. Spezialität: Hochzeitsfolgen. Boshaftigkeit oder Ironie des Schicksals?
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Produkt

KlappentextErlaubt ist, was funktioniert - Hauptsache, die Kinder überleben. Schwanger mit Zwillingen! Katja Zimmermann kann ihr Glück kaum fassen. Bald werden sie und ihre Jugendliebe eine richtige Traumfamilie sein. Bis Jonas ihr den folgenschweren Satz sagt: »Tut mir leid, das musst du ohne mich machen.« Seitdem schlägt sich Katja solo durchs Leben - mit Humor und Pragmatismus. Das »bisschen Haushalt«? Sieht die Wohnung halt aus wie nach Hurrikan Katrina. Selbstgekochter Babybrei? Es gibt doch Gläschen. Man muss schließlich Prioritäten setzen. Hauptsache, alle haben eine gute Zeit. Der Alltag mit Kindern ist zwar keine romantische Komödie, aber voller absurd-komischer Momente.

Katja Zimmermann wurde 1972 in Westberlin geboren und arbeitet als freie Drehbuchschreiberin für alle Serien mit 'Liebe' im Titel. Spezialität: Hochzeitsfolgen. Boshaftigkeit oder Ironie des Schicksals?
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843714174
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum13.01.2017
AuflageAuflage
Seiten272 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1540 Kbytes
Artikel-Nr.1926727
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Peter

Es war der 40. Geburtstag meiner alten Freundin Isa, wo ich Peter nach vielen Jahren wieder traf. Isa feierte in einer schicken Bar in Mitte, sie hatte sicher ein Vermögen fürs Catering hingeblättert. Das kostenlose Abendessen kam genau richtig. Ich hatte tagsüber nämlich kaum etwas gegessen, weil Nele und Luis mich die ganze Zeit auf Trab gehalten hatten.

Nachdem ich so viele Speckpflaumen wie möglich goutiert hatte, unterhielt ich mich angestrengt mit einem Werbetexter mit Mütze. Falsch, ich monologisierte, denn mein Gegenüber hörte mir nicht zu. Stattdessen streifte sein Blick immer wieder durch die Menge. Das hasste ich. Noch mehr hasste ich, dass ich es nicht fertigbrachte, mit dem Reden aufzuhören und den Typen einfach stehenzulassen. Stattdessen kämpfte ich weiter um die nichtvorhandene Aufmerksamkeit und ließ zu, dass der Typ einfach mich stehenließ. Der Mützenträger verabschiedete sich an die Bar. Ohne das Angebot, mir etwas mitzubringen, versteht sich.

Ich stand eine Weile unschlüssig herum, da entdeckte ich Peter. Endlich ein vertrautes Gesicht. Seitdem Jonas mich sitzengelassen hatte, fühlte ich mich am wohlsten in der Gegenwart von Männern, die mich bereits vor dem Desaster gekannt hatten. Kein Wunder, hatten diese doch mein sozial erfolgreicheres Ich erlebt. Sie erinnerten sich daran, dass ich cool, attraktiv und begehrenswert war und Jonas selber schuld, eine Frau wie mich verlassen zu haben.

Fremden Männern hingegen konnte ich meine Geschichte nie selbstbewusst präsentieren. Sobald ich offenbarte, dass ich schwanger mit Zwillingen sitzengelassen worden war (irgendwie kam das Thema immer spätestens nach fünf Minuten auf den Tisch), war da dieses Zucken in ihrem Gesicht. Es bedeutete sicher: »Puh, die muss ja eine Megamacke haben!« Vielleicht auch: »Irgendeinen Grund wird der Typ schon gehabt haben.«

Verbal äußerten meine Gesprächspartner diese Gedanken natürlich nie. Stattdessen versicherten sie eilig, dass sie sich nie so mies verhalten würden. Was mir auch egal sein konnte, denn wir würden uns ohnehin nicht näherkommen als dieses Gespräch. Man konnte förmlich dabei zusehen, wie mein Attraktivitätsgrad und die Lust, sich näher auf mich einzulassen, in den Keller rasten.

Daher hatte ich mir eigentlich vorgenommen, beim Kennenlernen mein Familienleben zu unterschlagen oder zu verdrehen. Ich hatte mir sogar ein paar Worte zurechtgelegt: »Der Kerl war zu nichts nutze, und so ein paar Kids alleine großziehen ist Bombe. Ich kann schließlich meine eigene Kohle verdienen. Das Familiending ist so überbewertet. Ich bin echt froh, dass ich den Stress nicht habe.«

So stellte ich mir eine selbstbewusste Frau vor. Unabhängig und Herrin ihrer Entscheidungen. Die Männer würden mir zu Füßen liegen und versuchen, mich zu domestizieren.

Mein Problem war nur: Ich war die schlechteste Lügnerin der Welt. Irgendwie hatten meine Eltern es geschafft, mich zu einem grundehrlichen Menschen zu erziehen. Eine Fähigkeit, die einem in Zeiten, in denen jeder weiß, dass nur funktionale Verstellung zum Erfolg führt, mehr schadet als nützt.

Okay, ich hätte nicht so dick auftragen müssen. Aber ich bekam es noch nicht mal auf die Reihe, einfach den Mund zu halten und keine Details über meinen Familienstand zu verraten. Egal wie sehr Colette mich triezte. Seit dem Besuch von Cherry und Jonas kreiste ich unablässig um die Frage, warum den Zwillingen und mir kein normales Familienleben vergönnt war. Ich war viel zu unglücklich und fassungslos über alles, um mich an meine guten Vorsätze zu halten. Diese Phase, in der ich meine Geschichte mantraartig jedem Fremden wiederkäuen musste, um sie endlich selber zu verstehen, sollte jahrelang anhalten. Very unsexy! Umso erleichterter war ich nun, statt des Mützenträgers Peter vor mir zu haben, den ich schon seit der Schulzeit kannte.

Wir begrüßten uns und Peter bemerkte sofort, dass mein Glas leer war. Er zog - ein echter Gentleman - los, um uns Drinks zu holen. Als Isa das sah, eilte sie vom anderen Ende des Raums zu mir rüber und raunte mir ins Ohr: »Peter ist wieder auf dem Markt. Silvia und er haben sich getrennt.«

Wenn ein Paar mit Kindern sich trennt, wird die Frau alleinerziehend, der Mann hingegen gilt als »wieder zu haben«. Wir leben nun mal in einer Marktwirtschaft und auch unsere Sprache richtet sich nach Angebot und Nachfrage. Weibliche Singles mit Bindungswunsch jenseits der 35 sind im Überfluss vorhanden, bei den Männern sieht es anders aus. Wie kann das sein? Es werden doch genauso viele Jungs wie Mädchen geboren. Wahrscheinlich ist der Fluch der biologischen Uhr schuld. Männer suchen sich nach der Trennung gerne ein jüngeres Modell, mit dem sie noch mal von vorn anfangen können. Das ist bei uns Frauen nicht mehr ganz so leicht. Kein Wunder also, dass diese Strategie bei uns nicht so weit verbreitet ist, von Ausnahmen wie Madonna oder Jennifer Lopez mal abgesehen. So stehen dann zu vielen Frauen im besten Alter zu wenig männliche Singles zur Verfügung. Peter hatte sich somit durch seine Trennung in eine Poleposition auf dem Beziehungsmarkt manövriert.

Dabei hatte Peter schon immer ein Faible für mich gehabt, da war ich mir sicher. Fieberhaft überlegte ich, warum das Interesse nie auf Gegenseitigkeit beruht hatte. Ich glaubte mich zu erinnern, dass er einfach zu nett und damit langweilig rübergekommen war. Umso besser. Damit qualifizierte er sich eindeutig für einen zweiten Blick.

Hätte ich nicht so viele Speckpflaumen im Bauch gehabt, vielleicht wären wir uns noch an diesem Abend nähergekommen. So musste ich mich schnell verabschieden, konnte aber immerhin endlich eine der Hauptregeln des Single-Ratgebers Die Kunst, den Mann fürs Leben zu finden befolgen. Ein Buch, das mir - wie konnte es anders sein - Colette empfohlen hatte. Beim Lesen hatte ich permanentes Unbehagen verspürt. Wenn ich mich so verhalten sollte, um einen Partner zu finden, wollte ich keinen. Das Werk versammelte so ziemlich alle mir bekannten Klischees über den Geschlechterkampf, wobei sich die Message in drei Worten zusammenfassen ließ: Mach dich rar. Genau das tat ich jetzt, wenn auch unfreiwillig.
Alles wird gut

Einige Tage später kam Peter zu mir zum Essen, um die Jahre, die wir uns nicht gesehen hatten, aufzuholen. Ich war sofort angetan von der liebevollen Art, in der er über seine Kinder sprach. Dieser Mann übernahm Verantwortung für seinen Nachwuchs, obwohl seine Ehe gescheitert war. Rückblickend kann ich sagen, dass dieses Commitment in den letzten Jahren der Hauptfaktor war, der mich an einem Mann anzog. Schließlich suchte ich jemanden, der mit mir Familie sein wollte.

Bedingungslose Hingabe und ein liebevolles Verhältnis zu den eigenen Kindern sollte garantieren, dass mir nicht noch einmal so etwas passierte wie mit Jonas. Abgesehen davon erhoffte ich mir von einem Mann, der seine Kinder vergötterte, Verständnis dafür, wie verknallt ich in meine eigenen war.

Peter waren seine Söhne so wichtig, dass er sogar den Sonntagnachmittag zusammen mit ihnen und Silvia bei seinen Ex-Schwiegereltern verbrachte. Anderen Frauen hätte das wahrscheinlich sofort einen erhöhten Puls verschafft, bei mir stieß er aber auf großes Verständnis, absolute Zustimmung, ja, sogar Anerkennung. Peter setzte eben alles daran, dass seine Kinder die Trennung gut verkrafteten. Das Scheitern seines Familienprojekts erfüllte ihn mit großer Trauer. Damit konnte ich mich mehr als identifizieren.

Dennoch gab es natürlich eine Frage zu klären: Wie konnte es bei so einem engagierten und zugewandten Mann nur zu einer Trennung kommen? Hatte die Mutter der Kinder etwa einen neuen Liebhaber? War Peter genau so mies sitzengelassen worden wie ich, von einer Frau, die keine Verantwortung übernehmen wollte? Weit gefehlt. Peter war derjenige, der sich getrennt hatte.

Seine Interpretation der Ereignisse war, dass Silvia sich nach der Geburt der Kinder gluckenhaft auf den Nachwuchs stürzte und nur noch an ihm herummäkelte. Genau so, wie ich es auf dem Kollwitzmarkt samstäglich beobachtete, konnte er für seine Ex nichts, aber auch gar nichts richtig machen.

Ihre Paarbeziehung blieb komplett auf der Strecke. Silvia hatte kein Interesse an gemeinsamen Unternehmungen mehr, etliche Babysitter wurden als unzureichend abgestempelt und all ihre weibliche Energie in die Erfüllung ihrer Mutterrolle gesteckt. Das hat sich nicht nur auf die Beziehung, sondern auch auf die eigenen Kinder nicht immer positiv ausgewirkt. Ich war fast entsetzt, als mir Peter die Szenen seiner Ehe schilderte. Doch im Lauf der Jahre sollten mir noch einige Väter, die ihre Familie verlassen hatten, dieses und ähnliche Bilder zeichnen.

»Sie wollte nichts mehr mit mir unternehmen.«

»Ich habe sie ganz oft gefragt, ob sie nicht mit ihren Freundinnen ausgehen wollte. Ein bisschen Abstand hätte ihr und mir gutgetan. Ich hätte auch auf die Kinder aufgepasst. Sie hat immer abgelehnt.«

»Ich habe immer wieder Babysitter organisiert, damit wir mal wieder Zeit für uns hätten. Sie hat jedes Mal einen Grund gefunden, warum der nicht passt.«

»Egal, was ich mit den Kindern gemacht habe. Es war nie das Richtige.«

»An allem hat sie rumgemeckert.«

»Im Bett lief gar nichts mehr.«

»Sie traut mir nicht zu, dass ich gut auf die Kinder aufpasse.«

Aus anderer Perspektive habe ich diese Geschichten merkwürdigerweise nie gehört. Bei den alleinerziehenden Frauen klang es eigentlich immer so, als wäre der Partner komplett verantwortungslos gewesen und hätte...


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