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Aus Freundlichkeit

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
300 Seiten
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am30.06.2022Auflage
»Eine mitreißende, unglaublich gut gebaute und berührende Geschichte einer Liebe, voller Lügen und falscher Versprechen.« The Sunday Times Julia ist verloren, kaum dass sie Julian erblickt hat. Und umgekehrt ist es genauso. Sie ist verheiratet und acht Jahre älter als er. Er ist ein begabter Student, der eine große akademische Laufbahn vor sich hat. Alle Warnungen in den Wind schlagend, geben sie alles auf und beginnen ein neues Leben. Ein Leben voller Glück, und bald schon bekommen sie eine Tochter. Julian verwirklicht seinen Traum, ein Haus auf dem Land so zu renovieren. Julia liebt ihn auch dafür, doch was wird aus ihrem vielversprechenden Job in London? Als ihre Tochter Mira krank wird, bekommt ihre heile Welt Risse. Hat Julia immer die Wahrheit gesagt? Und hat Julian wirklich nichts mit seiner Exfreundin, die ihn rührend unterstützt, wenn Julia in London ist? Polly Samson erzählt von Täuschungen in der Liebe und davon, dass Rücksichtnahme ihr Feind Nummer eins sein kann.

Polly Samson, geboren, 1962, ist eine englische Autorin, die Romane und Songtexte verfasst. Sommer der Träumer ist ihr dritter Roman. Zudem hat sie zwei Erzählbände veröffentlicht und Songtexte für vier Nummer-eins-Alben geschrieben, darunter Pink Floyds THE DIVISON BELL und David Gilmours ON AN ISLAND. 2018 wurde sie zum Mitglied der Royal Society of Literature ernannt.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR18,99

Produkt

Klappentext»Eine mitreißende, unglaublich gut gebaute und berührende Geschichte einer Liebe, voller Lügen und falscher Versprechen.« The Sunday Times Julia ist verloren, kaum dass sie Julian erblickt hat. Und umgekehrt ist es genauso. Sie ist verheiratet und acht Jahre älter als er. Er ist ein begabter Student, der eine große akademische Laufbahn vor sich hat. Alle Warnungen in den Wind schlagend, geben sie alles auf und beginnen ein neues Leben. Ein Leben voller Glück, und bald schon bekommen sie eine Tochter. Julian verwirklicht seinen Traum, ein Haus auf dem Land so zu renovieren. Julia liebt ihn auch dafür, doch was wird aus ihrem vielversprechenden Job in London? Als ihre Tochter Mira krank wird, bekommt ihre heile Welt Risse. Hat Julia immer die Wahrheit gesagt? Und hat Julian wirklich nichts mit seiner Exfreundin, die ihn rührend unterstützt, wenn Julia in London ist? Polly Samson erzählt von Täuschungen in der Liebe und davon, dass Rücksichtnahme ihr Feind Nummer eins sein kann.

Polly Samson, geboren, 1962, ist eine englische Autorin, die Romane und Songtexte verfasst. Sommer der Träumer ist ihr dritter Roman. Zudem hat sie zwei Erzählbände veröffentlicht und Songtexte für vier Nummer-eins-Alben geschrieben, darunter Pink Floyds THE DIVISON BELL und David Gilmours ON AN ISLAND. 2018 wurde sie zum Mitglied der Royal Society of Literature ernannt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843726634
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum30.06.2022
AuflageAuflage
Seiten300 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3389 Kbytes
Artikel-Nr.8451847
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Eins

Von Mira gab es keine Fotos mehr. Ein wie bewusstloser Schlaf, ein schrillendes Telefon, ein Zimmer voller Tageslicht, aus dem ihr Leben gelöscht worden war. Julian taucht auf, rudert mit den Armen und erwacht zu einem Morgen, ohne dafür einen Grund zu haben. An Julias Bettseite kein klebriges Fläschchen Perfalgan, an seiner kein angekautes Bilderbuch, kein Gute Nacht, Mond. Die Babypuppe ist verschwunden, auch der Karton in der Ecke, in der Mira immer gespielt hatte. Selbst das zusätzliche kleine Kissen, das immer zwischen ihnen lag, die unausgesprochene Übereinkunft, dass sie nachts stets zwischen sie krabbeln konnte, war diskret entfernt worden. Julian ignoriert das Telefon und vergräbt sich wieder in die Laken, sinkt zurück in den Mief, der nur nach ihm selbst riecht, weshalb er sich zusammenrollen muss, um ihn ertragen zu können.

Ein weiterer Augusttag beginnt, skandalöserweise fast schon Mittag, die Arme und Hände so schlaff, dass er Mühe hat, das Telefon abzustellen, als es wieder zu klingeln beginnt. Es ist stickig. Weil er vom durchdringenden Geruch des Nachtjasmins neuerdings Kopfschmerzen bekommt, muss er die Fenster geschlossen halten. Vögel zanken im Efeu, irgendwas kratzt übers Glas, in der Ferne brüllt eine Kuh. Durch eine Lücke im Vorhang schneidet ein Lichtstreif, Staubflocken wirbeln auf, und obwohl ihr Bild nicht länger auf dem Nachttisch steht, ist Miras Gesicht doch das Erste, was er deutlich sieht: Mira im Sonnenschein, ein Gänseblümchenkranz im Haar.

Unbeholfen geht er die Treppe runter, hält sich am Geländer fest, um nicht zu fallen. Vor dem doppelten Kick durch Kaffee und Nikotin ist er mit seinen neunundzwanzig Jahren ein alter Mann. Noch halb weggetreten, kratzt er sich, T-Shirt und Boxershorts von gestern, zieht unterm Balken an der Ecke automatisch den Kopf ein und noch einmal vor der Küchentür. Der Hund umtanzt ihn, ist so ganz anders gelaunt, schlägt mit dem wedelnden Schwanz an Julians Beine, kennt nur den Notfall seiner fast platzenden Blase, schießt wie ein Korken durch die Tür und rennt schnüffelnd zwischen den Obstbäumen umher. Ehe Julian den Kessel aufsetzt, füllt er Futter in den Hundenapf und wirft die Gabel klirrend ins Becken.

Von draußen hört er eine Autotür zuschlagen, das unwillige Stottern eines Anlassers. Julian häufelt Kaffee in eine Kanne. Der zugezogene Vorhang (den Julia natürlich austauschen wollte) hauchdünn im Sonnenlicht. Julian hält ihn geschlossen, damit die Leute, die an seine Tür klopfen, glauben, er sei nicht zu Hause. Endlich fährt der Wagen wieder ab.

Auf der Kühlschranktür Tesafilmspuren. An hellen Tagen wie heute sind sie deutlicher zu sehen, winzige Zacken an den Ecken der Stellen, wo früher ein schwarz-weiß ausgemaltes Zebra hing, ein auf einen Pappteller gemaltes Gesicht, etwas Abstraktes in Nudelform, ein Tagesplan für den Kindergarten, ein Streifen Bilder aus einer Fotokabine, Miras vom Blitz überraschte Augen, groß wie fliegende Untertassen, ein rot-gelber Schmetterling, das fröhliche Winken ihres Handabdrucks.

Im Kühlschrank ist nicht viel, was ihn interessiert, er will nur Milch für den Kaffee. Die halb eingepackte Butter ist mit Krümeln betüpfelt. Und da sind auch die Mahlzeiten, die seine Mutter zubereitet hat, weil sie nicht weiß, was sie sonst für ihn tun kann; auf den Pappdeckeln steht, was drin ist. Zitronenhuhn, Lasagne - Gerichte, die er als Kind besonders geliebt hat -, Banoffee-Pie oder persischer Eintopf mit Nüssen und Orangen, Berberitzen, Mandeln und Lammfleisch. Sie hat noch zusätzliche Hinweise angeheftet: Du musst was essen oder Mit Liebe gemacht. Ein Wunder, dass auf einem ihrer Zettel nicht Du kommst drüber weg steht. Katie Websters Mutter hatte eine Stiege Eier an der Tür abgestellt, die braun gefleckten ihrer Marans-Hennen. Er überlegt kurz, sich zwei zu kochen, aber gleich verkrampft sich sein Magen, lässt nur noch Platz für salzige Trauer.

Kaffee schlürfend schlendert er zu seinem Arbeitszimmer. Der Hund trottet vom Garten herein, sieht ihn da sitzen, das Kinn in die Hand gestützt, und lässt sich mit einem resignierten Seufzer zu seinen Füßen plumpsen. Julians mit Post-its übersäter Schreibtisch wirkt so einladend wie ein abgestandener Tümpel. Der Computer ist startbereit; in einem grün glasierten Becher bieten Stifte ihre Dienste an. Auch hier gibt es eine Stelle, an die sein Blick immer wieder wandert, dorthin, wo früher ein Foto im Ebenholzrahmen stand. Mit allem anderen wurde auch das Bild von ihr entfernt. Unmöglich, um Rückgabe zu bitten.

Den Becher für die Stifte hat seine Mutter getöpfert, die Glasur teilweise in Sägemehl oxidiert, weshalb sie dort, wo dunklere Ströme sie durchziehen, fast metallisch wirkt. Er hat alles, was er braucht: schwarze, blaue und rote Tintenroller, Schreibpapier, Druckerpapier und Druckerpatronen, Kaugummipäckchen, Tabak, Rizla und alle Zeit der Welt.

Er greift nach der unteren Schreibtischschublade. Hält inne. Er kann dem Drang kaum widerstehen, will jeden Tag nachsehen, ob er noch da ist. Ein verschrammter Schuh: der linke. Weiches Leder. Miras. Mit Silberschnalle und einem Riemchen, das sie fast schon allein auf- und zumachen konnte.

Der Hund rekelt sich, die Schultern zucken; er mustert sein Herrchen mit kummervollem Blick. Julians Mutter wird anrufen, kein Wort über Julia verlieren und Mira nicht erwähnen: Alle sind der Ansicht, dass es so am besten ist. Sie wird ihn fragen, ob er was gegessen hat, ob er es geschafft hat, mit Zephon Gassi zu gehen. »Es tut dir gut. Gehen tut immer gut«, wird sie sagen, und die erzwungene Heiterkeit in ihrer Stimme wird seinen Tag noch elender machen.

Er zieht die Schublade auf. Du kommst drüber weg. Außer dem Schuh ist nichts in der Lade. Das Leder mit ausgeschnittenen Rauten, weiße Kreppsohlen. Wo Start-Rite-Schuhe steht, hat ihre Hacke einen schmutzigen Abdruck hinterlassen. Schon früh war sie eine robuste kleine Läuferin: Er erinnert sich an den Zug ihrer Hand, an das energische Hopsen ihrer Schritte. Der Schuh ist an den Zehen ein wenig aufgeraut, am äußeren Hackenrand leicht abgetreten. Sie konnte zu früh laufen - mit elf Monaten und dreizehn Tagen. Er kann sich an das leichte Verlustgefühl erinnern, das ihn ziemlich beschämte, als sie triumphal ihre ersten Schritte durchs Zimmer machte. Mira, deren stolz vorgerecktes Kinn verkündete, sie werde nicht mehr lange ein Baby bleiben. Immer wollte sie woanders sein. Immer zeigte sie mit dem Finger: »Da! Da ...!«

Er schließt die Schublade, versucht, sich auf die Arbeit zu konzentrieren.

Über dem Schreibtisch ist ein Fenster; vor den Bleiglasscheiben wuchert Jasmin, zur Doppelhelix verdrehte Efeuranken. Die Sonne wirft Muster über das Treibgut gelber Post-its. Die Ecken eingerollt, die hingekritzelten Worte verblasst, manche von Kaffeeflecken umringt. Gelegentlich liest er sein Geschreibsel - eine kurze Schilderung, eine Redewendung, eine merkwürdige Metapher - und versucht, sich daran zu erinnern, was es bedeutet.

»Und so geschah es, dass dieser dunkle Bote wie ein Omen auf ihn zugeflattert kam«, steht da mit Kuli geschrieben. Was für ein Omen? Doch es ist seine Schrift.

»Umhülle uns mit einer Wolke, auf dass wir uns ungesehen lieben können (Homer?)«, wie ein Code auf einem anderen Zettel notiert. Zeit vergeht.

Aus einem Topf in der Küche schaufelt er sich Glitschiges in den Mund. Was den Spaziergang angeht, lebt der Hund in einem steten Zustand enttäuschter Hoffnung und flitzt jedes Mal zur Tür, wenn Julian von seinem Stuhl aufsteht, um ein wenig auf und ab zu laufen oder den Rücken zu strecken, springt wie ein Cheerleader hin und her, stupst ihn mit der Schnauze an.

»Okay, okay, gehen wir nach draußen«, sagt er und öffnet die Tür. Sie kommen bis zur Scheune, der Hund tanzt ihm um die Beine, aber Stimmen in der Gasse drängen Julian ins Haus zurück.

Er setzt sich wieder an den Tisch, erweckt den Computer zum Leben, ruft seine Mails ab, beantwortet aber keine einzige. Es hilft auch nicht, dass die Tabletten ihn ganz schwummerig machen. Der Hund bleibt draußen, bellt die Schwalben an, um ihn zu ärgern. Julian stiert auf seine rätselhaften Notizen, die ebenso gut auf Papyrus geschrieben sein könnten: »Sie verschwanden im Nebel wie in den Seiten eines Buchs, Arm in Arm.«

Er fragt sich, was all das zu bedeuten hat, kann aber jetzt nichts weiter machen, als den Kopf auf die Arme zu legen und an Mira zu denken.

Fehlende Bilder spuken, wo sie einst hingen. Mira ein sonniges Baby in Julias Armen, untilgbar, wenn auch aus dem Ebenholzrahmen verschwunden. Die Tür zu ihrer Wohnung in Cromwell Gardens steht einen Spaltbreit offen, ein sanfter Aprilmorgen, gerade erst beginnt der Blütenstaub von den Platanen herüberzuwehen, aber Julia sorgt sich, er könnte die Augen der Kleinen reizen. Mira zeigt ihr breites Koboldlächeln, auf dem Kopf eine fleckige Mütze aus roter Wolle, in der Mitte ein grüner Stängel, ganz wie eine Erdbeere. Für ihre Party trägt sie das luftige weiße Kleid, ihr Name von Julia mit rotem Filz quer darübergenäht.

Mira Eliana. Mira für das Wunder ihrer Geburt (vom Lateinischen mirus, »Überraschung«). Mit dem...
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Autor

Polly Samson, geboren, 1962, ist eine englische Autorin, die Romane und Songtexte verfasst. Aus Freundlichkeit ist ihr zweiter Roman. Zudem hat sie zwei Erzählbände veröffentlicht und Songtexte für vier Nummer-eins-Alben geschrieben, darunter Pink Floyds THE DIVISON BELL und David Gilmours ON AN ISLAND. 2018 wurde sie zum Mitglied der Royal Society of Literature ernannt.Bernhard Robben, geb. 1955, lebt in Brunne/Brandenburg und übersetzt aus dem Englischen u.a.: Ian McEwan, John Burnside, Salman Rushdie, John Steinbeck, John Williams, Patricia Highsmith und Philip Roth. 2003 erhielt er den Übersetzerpreis der Stiftung Kunst und Kultur des Landes Nordrhein-Westfalen, 2013 wurde er für sein Lebenswerk mit dem Ledig-Rowohlt-Preis geehrt.