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In Liebe, deine Lina

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
464 Seiten
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am06.10.2023Auflage
Auch wenn das Heimatdorf dein Leben zerstört - kannst du es wirklich für immer verlassen?  Die Halbwaise Lina Borger und der Kaufmannssohn Albert Lehnert sind seit langer Zeit ein innig verliebtes Paar. Als Lina schwanger wird, will Albert sie heiraten, doch seine Familie droht ihm mit Enterbung. Albert lässt Lina im Stich. Ein guter Freund jedoch kommt ihr zu Hilfe: Karl Schäfer, der selbst als »Bankert« aufgewachsen ist und weiß, wie unbarmherzig die Dorfgemeinschaft mit Menschen umspringt, die sich vermeintlich schuldig gemacht haben. Gemeinsam mit ihm verlässt Lina die Enge des Dorfes und geht nach Bremen. Doch anders als Karl sehnt sich Lina nach der Heimat zurück, nach ihren Brüdern und dem Vater. Bei einem Besuch kommt es zu einer folgenschweren Begegnung, die die glückliche Familie zu zerreißen droht ...

Barbara Leciejewski wollte schon als Kind Schriftstellerin werden, strebte jedoch zunächst einen »richtigen« Beruf an und zog fürs Studium der Germanistik und Theaterwissenschaft nach München. Nach verschiedenen Jobs am Theater und einer Magisterarbeit über Kriminalromane arbeitete Barbara Leciejewski als Synchroncutterin. Die Liebe zum Schreiben ließ sie allerdings nie los, inzwischen ist sie Bestsellerautorin und glücklich in ihrem Traumberuf.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextAuch wenn das Heimatdorf dein Leben zerstört - kannst du es wirklich für immer verlassen?  Die Halbwaise Lina Borger und der Kaufmannssohn Albert Lehnert sind seit langer Zeit ein innig verliebtes Paar. Als Lina schwanger wird, will Albert sie heiraten, doch seine Familie droht ihm mit Enterbung. Albert lässt Lina im Stich. Ein guter Freund jedoch kommt ihr zu Hilfe: Karl Schäfer, der selbst als »Bankert« aufgewachsen ist und weiß, wie unbarmherzig die Dorfgemeinschaft mit Menschen umspringt, die sich vermeintlich schuldig gemacht haben. Gemeinsam mit ihm verlässt Lina die Enge des Dorfes und geht nach Bremen. Doch anders als Karl sehnt sich Lina nach der Heimat zurück, nach ihren Brüdern und dem Vater. Bei einem Besuch kommt es zu einer folgenschweren Begegnung, die die glückliche Familie zu zerreißen droht ...

Barbara Leciejewski wollte schon als Kind Schriftstellerin werden, strebte jedoch zunächst einen »richtigen« Beruf an und zog fürs Studium der Germanistik und Theaterwissenschaft nach München. Nach verschiedenen Jobs am Theater und einer Magisterarbeit über Kriminalromane arbeitete Barbara Leciejewski als Synchroncutterin. Die Liebe zum Schreiben ließ sie allerdings nie los, inzwischen ist sie Bestsellerautorin und glücklich in ihrem Traumberuf.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843730495
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum06.10.2023
AuflageAuflage
Seiten464 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3379 Kbytes
Artikel-Nr.11420948
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1.
Mühlbach, 25. Mai 1883

Das kleine Mädchen mit den dicken kastanienbraunen Locken brach wie ein Reh durch den Waldsaum auf die Lichtung und rannte mit fröhlichem Gelächter über die Wiese den Hang hinab, immer den anderen voran, die ängstlicher waren, auch die Jungs. Ihre wollene Strumpfhose hatte sie ausgezogen und hielt sie in der rechten Hand, ein Bein flatterte durch die Luft, während das Kind rannte, als gälte es, dem Wind davonzujagen.

»Lina!«, rief einer der älteren Jungs. Es war Walter, ihr Bruder, der auf sie aufpassen sollte, aber regelmäßig an dieser Aufgabe scheiterte. Vorsichtig setzte er Fuß vor Fuß, damit er nicht stolpern und den Hang hinabkugeln würde, die Hose würde dann schmutzig werden, und die Mutter hatte ohnehin schon genug zu tun. Es ging ihr nicht gut in letzter Zeit. Der Vater sagte nichts, und sie beschwerte sich niemals, aber der Doktor war vor ein paar Tagen da gewesen. Der Doktor sogar.

»Lina!«, versuchte er seine wilde kleine Schwester aufzuhalten. Sie war schon so weit voraus, dass er ihr übermütiges Gekicher nur noch ganz leise hörte.

Sie hatte die Wiese am Fuß des Hangs erreicht. Einer der anderen Jungs wurde jetzt schneller, holte sie ein und riss sie um. Ausgelassen und lachend rollten sie gemeinsam über das Gras.

»Lina!«, schimpfte Walter zum dritten Mal, diesmal ein bisschen wütend. Alarmiert von dem veränderten Ton hielt seine kleine Schwester inne und sah zu ihm hin. Sie respektierte ihren großen Bruder, sie war nicht absichtlich ungehorsam, nur ging so oft der Gaul mit ihr durch, wie ihre Mutter es auszudrücken pflegte.

Die anderen Kinder hatten Lina eingeholt, eine bunte Schar im Alter von sechs bis elf Jahren. Der Älteste, Karl, von dem es immer hieß, dass man sich besser nicht mit ihm abgeben solle, war schon zwölf. Walter wusste eigentlich nicht, was an Karl so schlimm war. Er lebte mit seiner Mutter und seinem Großvater auf einem alten kleinen Hof oberhalb des Dorfes. Wenn die Kinder dort spielten, dann gesellte sich der größere Junge des Öfteren dazu, und sie hatten nichts dagegen, weil sie das Gefühl hatten, dass Karl sie beschützen konnte, so groß und kräftig, wie er schon war. Und er war immer nett zu ihnen.

Lina, die eigentlich Karolina hieß, war sieben Jahre alt, ihr Bruder Walter war elf. Dann waren da noch ihre beiden Cousinen, die kleine Alma und ihre Schwester Ruth, sechs und zehn Jahre alt, sowie Walters gleichaltriger Freund Philipp mit dem merkwürdigen Nachnamen, der so vornehm klang: Schönborn. Dabei waren Philipps Eltern gar nicht vornehm, sondern lebten in ebenso bescheidenen, um nicht zu sagen ärmlichen Verhältnissen wie die Eltern von Walter und wie die meisten Einwohner des kleinen westpfälzischen Dorfes. Der Einzige unter den Kindern, der aus einem sogenannten guten Hause stammte, das war Albert Lehnert, der strohblonde kleine Junge, der mit Lina kichernd durch das Gras kugelte. Seiner Familie gehörte nicht nur seit vielen Generationen die größte Schmiede im Ort, sondern auch eine kleine Landwirtschaft und, als wäre das nicht genug, seit einigen Jahren sogar ein Gemischtwarenladen, in dem es all das gab, womit sich die Leute auf dem Land nicht selbst versorgen konnten. Lehnerts waren das, was man wohlhabend nennen konnte. Walter ärgerte sich. Die Flecken auf der Hose dürften Albert kaum etwas ausmachen; wenn die nicht mehr rausgingen, dann besorgte man ihm eben eine neue Hose. Aber Lina besaß nur eine Handvoll Kleider, und auf die musste sie achtgeben. Man würde Walter schimpfen, dafür, dass er nicht auf seine Schwester aufgepasst hatte, und dafür, dass das Kleid entweder ruiniert war und der Vater sich im Steinbruch krumm arbeiten konnte, um ein neues zu kaufen, oder die Mutter zu all ihrer Arbeit Zeit und Mühe aufbringen musste, um die Flecken zu entfernen, und das in ihrem Zustand.

Walter wollte zu einer Standpauke ansetzen, aber ein Blick in Linas liebes Gesicht mit den großen braunen Augen und dem immerzu lächelnden Mund genügte, und er ließ es bleiben. Man konnte ihr einfach nicht böse sein.

Lina sprang auf die Füße und streckte ihm ihre Strumpfhose entgegen. »Kannst du die für mich tragen, meine Hände sind schon ganz schwitzig.« Sie kicherte. Ihr graues Kleid zierten blassgrüne Streifen vom Gras, ihr Haar hing zerzaust um ihren Kopf herum.

»Ich trag sie für dich«, rief Albert, schnappte sich die Strumpfhose und lief mit ihr davon.

»Albert!«, quietschte Lina und rannte ihm hinterher.

Walter stöhnte. Womit hatte er diese anstrengende kleine Schwester verdient?

»Lass sie«, sagte Karl gutmütig. »Sind ja noch Kinder.«

Es hörte sich so an, als wäre er selbst keins mehr, was gewissermaßen auch stimmte, denn er arbeitete neben der Schule fast so viel wie ein Erwachsener. Aber was Walter gleichermaßen verblüffte und stolz machte, war, dass der ältere Junge auch ihn so behandelte, als wäre er schon erwachsen. So fühlte sich Walter nie, meist fühlte er sich kleiner und unbedeutender als die anderen Jungen seines Alters. Er war nicht laut, kein Raufbold, eher vorsichtig. Allein mit dem ebenfalls zurückhaltenden Philipp Schönborn verband ihn eine innige Freundschaft.

»Unsere Mutter wird mir die Ohren lang ziehen«, murmelte Walter.

»Deine Mutter doch nicht«, widersprach ihm Philipp. »Hat sie dir jemals den Hosenboden versohlt?«

»Nein«, gab Walter zu. Er wusste, dass das in anderen Familien gang und gäbe war, so wurden Kinder erzogen, aber nicht in ihrer Familie. Jacob und Elisabetha Borger hätten sich eher die Hand abgehackt, als sie gegen ihre Kinder zu erheben. Schimpfen ja, das taten sie, ruhig auch mal laut, aber niemals lange, niemals wirklich böse. Nicht umsonst war Lina, das Nesthäkchen, so fröhlich und sorglos.

»Wir haben so lange auf die Kinder gewartet, wir haben sie uns so sehr gewünscht, da werden wir sie doch nicht schlagen«, hatte Walter seine Mutter einmal zu ihrer Nachbarin Elvira sagen hören. Und als diese nur verständnislos den Kopf schüttelte, senkte seine Mutter schmunzelnd den Blick.

Philipp grinste, und auch Karl verzog den Mund zu einem etwas erwachseneren Lächeln.

»Wir müssen langsam heim«, sagte Ruth, die ihre kleine Schwester fest an der Hand gepackt hatte, weil sie Anstalten machte, Lina und Albert hinterherzusausen. »Es wird schon bald dunkel.«

»Ich hole die Kinder, wartet hier«, sagte Karl und lief ohne Eile los.

»Was haben unsere Eltern eigentlich alle gegen den Karl?«, fragte Ruth die beiden Jungs. »Der ist doch nett, nicht so wie die anderen in seinem Alter. Vor denen hab ich manchmal richtig Angst, so frech und grob, wie die sind.«

Walter zuckte mit den Schultern, und Philipp meinte, es liege wohl an der Mutter vom Karl, er habe mal so etwas aufgeschnappt, aber Genaues wusste er auch nicht.

Nach ein paar Minuten kam Karl mit den zwei Kleinen im Schlepptau zurück. Klagend und kichernd ließen sie sich von ihm hinter sich herziehen, rechts Lina, links Albert. Sie taten so, als wäre der Große ein Gendarm und sie zwei Räuber, die erwischt worden waren und denen es nun an den Kragen ging.

»So, jetzt ab mit euch nach Hause«, sagte Karl, als er bei den anderen angelangt war. »Na los, eure Eltern warten.«

Er begleitete die Kinder bis zum Hof seines Großvaters, hob wortlos die Hand und ging ins Haus.

Die anderen Kinder beeilten sich. Walter ließ Lina nicht mehr los, damit die wilde kleine Hummel auf dem unebenen, abschüssigen Weg hinunter ins Dorf nicht ausrutschte und sich zu den Grasflecken auch noch ein Riss im Kleid gesellte. Als Nächster verabschiedete sich Philipp, gleich bei einem der ersten Häuser, kurz darauf bogen Alma und Ruth in die kleine Straße, die zum Friedhof führte, ab. Zuletzt trennte sich Albert von den Geschwistern und wandte sich Richtung Dorfmitte, wo seine Eltern ein großes Haus gleich bei ihrem Laden besaßen, vis-à-vis von der Schmiede.

»Wiedersehen, Albert«, rief Lina laut und winkte ihm eifrig hinterher, und Albert winkte ebenso eifrig zurück.

»Wiedersehen, Lina, morgen wieder, ja?«

»Ja, morgen«, rief Lina und wäre weiter an Ort und Stelle stehen geblieben, hätte Walter sie nicht entschlossen mit sich gezogen, den holprigen Weg entlang, bis sie bei der niedrigen Holzpforte vor ihrem Elternhaus ankamen. Der Vorgarten lag noch brach. Normalerweise kümmerte sich die Mutter schon Ende April darum und pflanzte die Blumen, die sie so liebte, aber nicht in diesem Jahr.

Walter bemerkte hinter dem Küchenfenster des Nachbarhauses Elvira Knapp, wie sie die heimkehrenden Kinder beobachtete, und auch gegenüber bei Gutmanns bewegte sich ein Vorhang. Vielleicht sahen sie die grünen Streifen auf Linas Kleid und warteten darauf, dass es doch einmal Schläge setzte, aber darauf konnten sie lange warten, dachte Walter. Lina war schon zur Haustür gelaufen, die wie immer tagsüber unverschlossen war. Sie stemmte sich gegen die schwere Holztür und rief: »Mama, Papa, wir sind wieder da. Mein Kleid ist nur ein bisschen schmutzig, und ich hab die Strumpfhose ausgezogen, weil sie mir zu warm war. Ist nicht schlimm, oder?...
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Barbara Leciejewski wollte schon als Kind Schriftstellerin werden, strebte jedoch zunächst einen »richtigen« Beruf an und zog fürs Studium der Germanistik und Theaterwissenschaft nach München. Nach verschiedenen Jobs am Theater und einer Magisterarbeit über Kriminalromane arbeitete Barbara Leciejewski als Synchroncutterin. Die Liebe zum Schreiben ließ sie allerdings nie los, inzwischen ist sie Bestsellerautorin und glücklich in ihrem Traumberuf.