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Der wilde Duft des Todes

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
272 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am17.09.2014
Sterneköchin Lea Himmelreich hat nach einem schweren Verkehrsunfall ihr Gedächtnis verloren. Gerüche führen sie langsam ins Leben zurück. Doch warum ist ihr Mann verschwunden, und was treibt ihre Schwester in den Wahnsinn? Als Leas Ehemann tot im Rheingauer Hinterwald gefunden wird, steht Kommissar Mayfeld vor dem schwierigsten Fall seines Lebens.

Roland Stark, geboren 1956, ist Arzt und Psychotherapeut. Er ist verheiratet, hat eine Tochter, wohnt im Rheingau und kann sich nicht vorstellen, außerhalb eines Weinanbaugebietes zu leben.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextSterneköchin Lea Himmelreich hat nach einem schweren Verkehrsunfall ihr Gedächtnis verloren. Gerüche führen sie langsam ins Leben zurück. Doch warum ist ihr Mann verschwunden, und was treibt ihre Schwester in den Wahnsinn? Als Leas Ehemann tot im Rheingauer Hinterwald gefunden wird, steht Kommissar Mayfeld vor dem schwierigsten Fall seines Lebens.

Roland Stark, geboren 1956, ist Arzt und Psychotherapeut. Er ist verheiratet, hat eine Tochter, wohnt im Rheingau und kann sich nicht vorstellen, außerhalb eines Weinanbaugebietes zu leben.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783863586324
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum17.09.2014
Seiten272 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3995 Kbytes
Artikel-Nr.3001414
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Freitag, 6. September

Es war ein Routinejob, den Kriminalhauptkommissar Mayfeld vor dem Wochenende erledigen wollte. Eine Vermisstenmeldung, der Vermisste war seit drei Tagen verschwunden. Vermutlich keine große Sache.

»Villa Haller« stand auf dem Messingschild, das an der geschwungenen Spitze des schmiedeeisernen Tors angebracht war, das auf das Anwesen in der Nikolausstraße führte. »Reinhardt und Christel Fassbinder, Markus Fassbinder, Gisela Fassbinder«, so waren die Klingelschilder der in die Mauer eingelassenen Sprech- und Schließanlage beschriftet.

Mayfeld klingelte, nannte seinen Namen, hielt seinen Ausweis in die Überwachungskamera. Der Lautsprecher knackte und rauschte, das Schloss summte, und das Tor öffnete sich.

Hinter der Einfriedung lagen ein parkähnlicher Garten und zwei im Stil des Historismus erbaute Häuser, ein großes und düsteres Gebäude, das an viktorianische Herrenhäuser erinnerte, und ein kleineres, mit Giebeln und Türmchen verziertes Fachwerkhaus. Mayfeld ging auf das größere Haus zu.

Eine Frau mittleren Alters öffnete die mächtige Eichenholztür. Sie trug die dunkle Uniform einer Hausangestellten und ein Namensschild, auf dem Mayfeld »Olga« lesen konnte.

»Bringen Sie mir meine Lea zurück?« Eine ältere Frau mit wirrem Haar und Kittelschürze schob sich an Olga vorbei und packte Mayfeld am Revers seines Sakkos. »Sie hat das doch nicht extra gemacht, extra gemacht? Ganz bestimmt nicht, oder?«

Olga richtete ein paar entschuldigende Worte an Mayfeld und zog die Frau von ihm weg. »Du musst ins Zimmer, Christel«, sagte sie in osteuropäisch eingefärbtem Dialekt.

»Ich muss gar nichts«, versetzte Christel. »Bloß scheißen und sterben muss man im Leben, sonst gar nichts. Ich will in den Weinkeller. In den Weinkeller mit den besonderen Flaschen.«

Olga bat Mayfeld herein. Er betrat eine große Eingangshalle, deren dunkelgraue Bodenfliesen den düsteren Eindruck des Hauses noch verstärkten. Sie dirigierte die Alte in Richtung der geschwungenen Treppe, die nach oben führte, und deutete auf eine Tür.

»Entschuldigen Sie bitte, ich muss mich um Christel kümmern. Da geht es zum Salon. Herr Dr. Fassbinder erwartet Sie.«

»Wo ist meine Lea? Es liegt ein Fluch auf der Familie, Fluch auf der Familie! Gehen Sie nicht weg, hören Sie mir zu«, zeterte die verwirrte Frau, als Mayfeld Olgas Aufforderung Folge leistete.

Er klopfte an die Tür und betrat den Salon. Der großzügige Raum war mit teuren alten Möbeln eingerichtet. Die hohen Fenster öffneten den Blick auf einen gepflegten Park, der bis nahe ans Rheinufer hinabreichte. Zwischen den Bäumen schimmerten die Lichtreflexe, die auf dem Wasser des Flusses tanzten.

Ein groß gewachsener silberhaariger Mann erhob sich aus einem der englischen Clubsessel, kam auf Mayfeld zu und streckte ihm die Hände in einer etwas zu pathetischen Geste entgegen.

»Reinhardt Fassbinder, vielen Dank, dass Sie gekommen sind!«, sagte er mit sonorer Stimme.

Mayfeld zeigte seinen Dienstausweis, dem Fassbinder nur flüchtig Beachtung schenkte, und setzte sich auf den ihm zugewiesenen Platz. Fassbinder klingelte mit einer kleinen Handglocke, wie sie Mayfeld früher an Weihnachten benutzt hatte, um das Christkind für die Kinder zu rufen. Diesmal kam nur Olga, gefolgt von Christel.

»Bringen Sie uns eine Karaffe Wasser«, befahl Fassbinder seiner Bediensteten. »Und bringen Sie meine Frau auf ihr Zimmer.« Eine Spur Ungehaltenheit schwang in seiner Stimme mit.

»Ich will in den Weinkeller«, protestierte Christel Fassbinder. »Haben Sie Lea gefunden?«, wandte sie sich an Mayfeld.

Olga schob Christel nach draußen.

»Meine Frau«, sagte Fassbinder. Es klang so, als ob ihm das peinlich wäre. »Sie hat seit drei Jahren Alzheimer.«

Das macht doch nichts, wollte Mayfeld sagen, aber im letzten Moment schluckte er diese Antwort hinunter. Er musterte Fassbinder. Seine Frau wirkte im Vergleich zu ihm alt.

»Sie haben Stefan Müller-Himmelreich bei der Eltviller Polizei als vermisst gemeldet. Erzählen Sie mir bitte mehr.«

Olga brachte eine Kristallkaraffe mit Wasser und zwei altertümliche geschliffene Gläser auf einem Silbertablett herein und zog sich wieder zurück. Fassbinder schenkte seinem Gast und sich ein.

»Wir haben uns am Dienstagabend mit meiner Tochter und ihrem Mann auf ein Glas Wein verabredet. Die beiden sind aber nicht gekommen. Wir sind daraufhin zu ihnen nach Hause gegangen und haben dort erfahren, dass Lea einen schweren Autounfall hatte. Ich habe versucht, Stefan auf seinem Handy oder in der Kanzlei in Wiesbaden zu erreichen, aber es ging nirgendwo jemand ran. In der Kanzlei ist er auch in den folgenden Tagen nicht mehr aufgetaucht, deswegen habe ich ihn gestern als vermisst gemeldet.«

Was für ein unglaublicher Zufall, der Mann verschwindet, und die Frau hat einen schweren Autounfall. Ärgerlich, dass davon im Protokoll der Vermisstenanzeige nichts zu lesen war.

»Wer ist wir ?«

Fassbinder schien nicht zu verstehen.

»Sie sagten Wir haben uns mit meiner Tochter verabredet . Waren Sie mit Ihrer Frau unterwegs?«

»Natürlich nicht«, antwortete Fassbinder. »Mit wir meinte ich meine Schwester und mich. Sie begleitet mich bisweilen, seit meine Frau erkrankt ist. Gisela wohnt im Nachbarhaus.«

»Wann und wo genau haben Sie sich mit den Himmelreichs verabredet? Wie haben Sie vom Unfall Ihrer Tochter erfahren?«

»Wir wollten uns um achtzehn Uhr im Anleger treffen, das ist eine Gaststätte am Rheinufer. Es war eine spontane Verabredung, wir haben das erst mittags telefonisch ausgemacht. Als die beiden nicht kamen, sind wir wie gesagt zu ihnen nach Hause gegangen. Sie wohnen in der Rheingauer Straße, das ist vom Anleger aus gerade um die Ecke. Dort hat uns das Au-pair-Mädchen aufgemacht. Kurz nachdem wir angekommen waren, hat ein Arzt aus den Horst-Schmidt-Kliniken angerufen und mitgeteilt, dass Lea nach einem Verkehrsunfall bei ihnen eingeliefert worden ist.«

Der Name der verunglückten Ehefrau kam Mayfeld bekannt vor. »Ist Ihre Tochter Lea Himmelreich, die Köchin?«

Fassbinder nickte.

Die Sterneköchin aus dem »Himmelreich« in Erbach. Julia war eine ihrer größten Verehrerinnen, im letzten Jahr hatte sie einen der berühmten Kochkurse bei ihr gemacht und war begeistert und voller neuer Ideen für den Gutsausschank zurückgekommen.

»Wie geht es Ihrer Tochter?«

»Sie liegt im Koma.« Fassbinders Stimme klang immer noch tief und wohltönend, doch ein bitterer Zug schien sich seines Mundes bemächtigt zu haben.

Die Tochter lag im Koma, die Frau litt an Alzheimer, der Mann konnte einem leidtun. »Wenn es ein Au-pair-Mädchen gibt, dann hat Ihre Tochter vermutlich ein Kind?«

»Hannah ist sechs Jahre alt. Gisela ist mit ihr unterwegs.«

»Wie heißt das Au-pair-Mädchen, und wo kann ich sie finden?«

»Sie heißt Chiara Tozzi. Ich habe ihr heute Nachmittag freigegeben.«

Mayfeld ließ sich ihre Handynummer geben. »Wann haben Sie Ihren Schwiegersohn zuletzt gesehen?«

Fassbinder überlegte eine Weile. Erstaunlich bei einer so naheliegenden Frage. »Das ist schon eine ganze Weile her. Ich denke, es war an Hannahs Geburtstag im Juni.« Das deutete nicht auf eine allzu enge Beziehung zwischen den beiden hin. »Normalerweise sehen wir uns häufiger«, ergänzte Fassbinder, so als ob er Mayfelds Gedanken gelesen hätte.

»War Ihr Schwiegersohn in der Vergangenheit öfter ein paar Tage weg?«

»Das ist immer wieder vorgekommen, Stefan musste manchmal für Kunden in die Schweiz, das konnte zwei oder drei Tage dauern. Aber da wusste sein Büro immer Bescheid.« Nach einer Weile fügte er hinzu: »Vielleicht sollte ich nicht in der Vergangenheitsform von ihm sprechen.«

»Ihr Schwiegersohn ist ...?«

»... Anwalt und Steuerberater.«

»Wissen Sie, was er in der Schweiz gemacht hat?«

Fassbinder hob Arme und Schultern und schnitt ein Gesicht, das alles und nichts sagen konnte. War vermutlich eine blöde Frage gewesen.

»Hat er Feinde?«

»Als Anwalt? Bestimmt.«

»Welche, die Sie kennen?«

Fassbinder schüttelte den Kopf.

»Kennen Sie Freunde Ihres Schwiegersohns, Menschen, mit denen er regelmäßig verkehrt, denen er vertraut, die wissen könnten, wo er sich befindet?«

»Leider nein.«

»Ist er in irgendeinem Verein, einer Partei, einer Kirche?«

»Er war beruflich ziemlich engagiert. Er ging ins Fitnessstudio, aber fragen Sie mich nicht, in welches - tut mir leid. Er besuchte manchmal irgendwelche Psychoseminare, aber ich weiß nicht, wo. Ich fürchte, ich kann Ihnen wenig Konkretes sagen.«

Fassbinder schien seinen Schwiegersohn so gut wie nicht zu kennen. Kaum zu glauben, wie oberflächlich Beziehungen auch innerhalb des engsten Familienkreises sein konnten.

»Wie war die Beziehung zwischen Müller-Himmelreich und Ihrer Tochter?«

»Sie waren verheiratet ...«

»Das ist mir bekannt.«

»... und ich glaube, die Ehe war ganz gut, aber da bin ich mir nicht sicher. Irgendwelche Probleme gibt es ja immer, das soll man nicht überbewerten.«

»Hatte er finanzielle Schwierigkeiten?«

»Das kann ich mir nicht vorstellen.«

Die Tür des Salons öffnete sich, eine sportlich wirkende ältere Frau und ein kleines blondes Mädchen betraten den Raum.

»Meine Schwester Gisela und meine Enkelin Hannah, Kommissar Mayfeld von der Wiesbadener Polizei«, stellte Fassbinder vor.

Hannah war ein hübsches Mädchen, blond, mit rundem Gesicht und adrett angezogen. Aber ihre Augen...
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