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Der Duft des Regens

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
368 Seiten
Deutsch
mareverlagerschienen am04.07.20141. Auflage
In den Wäldern im Westen Kanadas ist die Welt noch in Ordnung - zumindest für die Schwestern Maggie und Jenny. Sie lieben ihre Ausflüge zu den Seen, sammeln Pilze und Beeren, die Eltern spielen abends Karten. Doch Maggie ist eine geborene 'Sorgenmacherin', sie kann nicht anders, sie fürchtet um das Wohl ihrer Liebsten. Als der Vater bei einem Unfall ums Leben kommt, fühlt sie sich in ihren tiefsten Ängsten bestätigt, schlimmer noch: Es scheint sich die im Dorf vorherrschende Überzeugung zu bewahrheiten, dass ein Unglück selten allein kommt. Auf der Suche nach einem Lebensunterhalt lässt die Mutter die Mädchen bei einer fremden Familie zurück, vorübergehend, sagt sie. Doch Tage werden zu Wochen, Wochen zu Monaten und dann zu Jahren - Irene bleibt verschwunden. Schließlich macht Maggie sich auf, die Mutter zu finden. Ihre Reise führt sie in Irenes Vergangenheit, bis an die Küste, zu einem alten Boot namens 'Elsa'... Einfühlsam hinterfragt Frances Greenslade unsere Erwartungen an die Menschen, die unsere Eltern sind. Dass Maggie ihre Mutter nicht nur finden, sondern vor allem verstehen will, wie sie und ihre Schwester dem Leben trotzen und zu starken jungen Frauen heranwachsen, davon erzählt dieser Roman in anrührender und mitreißender Weise. Die mystische Welt der kanadischen Wildnis wird so intensiv beschrieben, dass man zwischen den Seiten den Duft von Regen, Zedern und Meer in der Nase hat.

Frances Greenslade, geboren 1961 in Ontario, Kanada, wuchs mit fünf Geschwistern auf der Niagara-Halbinsel auf. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Penticton, British Columbia, wo sie am Okanagan College Englisch lehrt. 'Der Duft des Regens', dessen Übersetzungsrechte bereits in mehrere Länder verkauft sind, ist ihr erster Roman.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR19,90
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextIn den Wäldern im Westen Kanadas ist die Welt noch in Ordnung - zumindest für die Schwestern Maggie und Jenny. Sie lieben ihre Ausflüge zu den Seen, sammeln Pilze und Beeren, die Eltern spielen abends Karten. Doch Maggie ist eine geborene 'Sorgenmacherin', sie kann nicht anders, sie fürchtet um das Wohl ihrer Liebsten. Als der Vater bei einem Unfall ums Leben kommt, fühlt sie sich in ihren tiefsten Ängsten bestätigt, schlimmer noch: Es scheint sich die im Dorf vorherrschende Überzeugung zu bewahrheiten, dass ein Unglück selten allein kommt. Auf der Suche nach einem Lebensunterhalt lässt die Mutter die Mädchen bei einer fremden Familie zurück, vorübergehend, sagt sie. Doch Tage werden zu Wochen, Wochen zu Monaten und dann zu Jahren - Irene bleibt verschwunden. Schließlich macht Maggie sich auf, die Mutter zu finden. Ihre Reise führt sie in Irenes Vergangenheit, bis an die Küste, zu einem alten Boot namens 'Elsa'... Einfühlsam hinterfragt Frances Greenslade unsere Erwartungen an die Menschen, die unsere Eltern sind. Dass Maggie ihre Mutter nicht nur finden, sondern vor allem verstehen will, wie sie und ihre Schwester dem Leben trotzen und zu starken jungen Frauen heranwachsen, davon erzählt dieser Roman in anrührender und mitreißender Weise. Die mystische Welt der kanadischen Wildnis wird so intensiv beschrieben, dass man zwischen den Seiten den Duft von Regen, Zedern und Meer in der Nase hat.

Frances Greenslade, geboren 1961 in Ontario, Kanada, wuchs mit fünf Geschwistern auf der Niagara-Halbinsel auf. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Penticton, British Columbia, wo sie am Okanagan College Englisch lehrt. 'Der Duft des Regens', dessen Übersetzungsrechte bereits in mehrere Länder verkauft sind, ist ihr erster Roman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783866483026
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum04.07.2014
Auflage1. Auflage
Seiten368 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2320 Kbytes
Artikel-Nr.3113570
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1

Jenny hat mich gebeten, das Ganze aufzuschreiben. Sie wollte, dass ich es für sie sortiere, auffädele, Perle um Perle, eine Geschichte daraus mache, wie einen Rosenkranz, den sie abzählen und immer wieder aufsagen kann. Aber ich habe es auch für sie geschrieben. Für Mom, oder Irene, wie die anderen sie nannten, denn den Teil von sich, der »Mom« war, hatte sie schon vor langer Zeit hinter sich gelassen. Selbst jetzt steigen immer noch Schuldgefühle in uns auf, wenn wir an sie denken. Wir haben nicht versucht, unsere Mutter zu finden. Sie war fort, wie eine Katze, die eines Abends durch die Hintertür verschwindet und nicht mehr wiederkommt, und du weißt nicht, ob ein Kojote sie sich geschnappt hat oder ein Raubvogel oder ob sie krank geworden ist und es nicht mehr nach Hause geschafft hat. Wir ließen die Zeit vergehen, wir warteten voll Vertrauen, denn sie war immer eine wunderbare Mutter gewesen. Sie ist die Mutter, sagten wir uns wieder und wieder, zumindest in der ersten Zeit. Ich weiß nicht mehr, wer damit angefangen hat.

Nein, das stimmt nicht. Ich war es. Jenny sagte: »Wir sollten sie suchen.« Und ich sagte: »Sie ist die Mutter.« Als ich das sagte, ahnte ich nicht, welche Macht diese paar Worte in unserem Leben bekommen würden. Sie hatten den bedeutungsvollen, unantastbaren Klang der Wahrheit, aber sie wurden zu einem Anker, der uns von unseren ureigensten Impulsen zurückzerrte. Wir warteten darauf, dass sie kam und uns holte, aber sie tat es nicht.

Es gab keine Anzeichen dafür, dass dies passieren würde. Ich weiß, die Leute suchen immer nach Anzeichen, weil sie dann sagen können, Wir gehören nicht zu den Leuten, denen so etwas passiert - als würden wir dazugehören, als hätten wir es wissen müssen. Aber es gab keine Anzeichen. Nichts außer meiner ständigen Sorge, mit der ich wahrscheinlich schon auf die Welt gekommen bin, falls man als Sorgenmacherin geboren werden kann. Jenny glaubt, man kann.

Sorgen waren in jede Nische rund um mein Herz gestopft wie Zeitungspapier in die Ritzen einer Hüttenwand, und sie erdrückten die Leichtigkeit, die dort hätte sein sollen. Ich bin jetzt alt genug, um zu wissen, dass es Menschen gibt, die sich nicht ständig vom Schatten der Katastrophe bedroht fühlen, die überzeugt sind, dass ihr Leben immer eine wohlgeordnete, offene Ebene ohne Hindernisse sein wird, mit blauem Himmel und klar erkennbarem Weg. Meine Besorgnis führte dazu, dass ich mich zurückzog. Ich konnte nicht wie Jenny sein, die so offen war wie ein sonniger Tag, an dem es nichts anderes zu tun gab, als auf der Wiese zu liegen, den warmen Boden und den leichten Wind zu spüren und dem Summen der Insekten zu lauschen. Bald, demnächst, nie - diese Wörter existierten für sie nicht. Jenny war immer und ja.

Wie ich schon sagte, es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass an den kleinen, vertrauten Orten, aus denen unsere Welt bestand, irgendetwas schiefgehen könnte. Das Zimmer, in dem Jenny und ich schliefen, war türkisblau gestrichen, und wenn die Morgensonne hereinschien, kam man sich vor wie im Innern eines Vogeleis. Ich sah zu, wie das Licht wanderte, und nach einer Weile bildeten sich auf der gemaserten Oberfläche der Holzwand winzige Hügel und Täler. Der Morgen in diesem Land kam langsam, durchzogen von dunstigem Licht, das sich nur allmählich in den hellen Schein des Tages verwandelte.

Unser Haus in Duchess Creek hatte einen ganz eigenen Geruch, der mich schon an der Haustür begrüßte, eine Mischung aus gekochten Rüben, Tomatensuppe und gebratenem Hackfleisch, die in den Vorhängen hing, in den dünnen Wänden und Decken oder im Zeitungspapier, das als Isolierung diente. Es war ein warmes Haus, sagte Mom, aber von Leuten gebaut, die nicht vorhatten zu bleiben. Die Küchenschränke hatten keine Türen, und das Bad war nur durch einen schweren, geblümten Vorhang vom Hauptraum abgetrennt. Die Elektrizität hielt 1967 Einzug in Duchess Creek, in dem Jahr, als ich sieben wurde und Jenny acht. Ein paar Monate später wurde ein schlaffes Kabel durch die Bäume auch zu unserem Haus verlegt. Doch wir hatten nur ab und zu Strom, und nur für die Lampen.

Wir hatten einen kleinen elektrischen Herd, den einer von Dads Freunden auf der Müllhalde in Williams Lake gefunden und uns mitgebracht hatte, aber er wurde nie angeschlossen. Mom störte das nicht, obwohl ihre Freundin Glenna sie alle paar Tage fragte, wann sie endlich den Herd in Betrieb nehmen würde. Glenna sagte: »Bist du denn nicht froh, dass wir endlich im zwanzigsten Jahrhundert angekommen sind?« Darauf meinte Mom, wenn sie im zwanzigsten Jahrhundert leben wollte, würde sie nach Vancouver ziehen. Glenna schüttelte lachend den Kopf und sagte: »Tja, du bist anscheinend nicht die Einzige, die so denkt. Es gibt Leute, die finden es toll, dass Williams Lake weit und breit die größte Stadt ist.«

Im Chilcotin, wo wir lebten, gab es Indianer, die Chilcotin und die Carrier, die schon lange vor den Weißen dort gewesen waren. Ihre Wege und Handelsrouten zogen sich immer noch kreuz und quer durch das Land. Dann gab es die weißen Siedler, deren Geschichte aus Erkunden und Niederlassen und Straßenbauen bestand. Und dann gab es die Nachzügler wie unsere Familie, die Dillons.

Dad hatte 1949 Irland verlassen mit dem Ziel Amerika, war in Oregon gelandet und dann weiter nach Norden gekommen. Andere kamen, um nicht an Kriegen teilnehmen zu müssen, an die sie nicht glaubten, oder einer Lebensweise zu entgehen, die ihnen widerstrebte. Manche kamen aus Städten, ihren gesamten Besitz im Auto, und suchten einen Ort in der Wildnis, der ihnen Zuflucht bieten würde. Sie waren eine neue Art von Pionieren, die ihr Leben nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten wollten. Dad hatte einen Freund namens Teepee Fred und einen anderen namens Panbread. Als ich ihn fragte, wie die beiden mit Nachnamen hießen, sagte er, er hätte sie nie danach gefragt.

Mom legte keinen großen Wert auf den Elektroherd, weil sie gelernt hatte, auf dem Holzofen zu kochen. Sie kochte aus Notwendigkeit, nicht weil es ihr Spaß machte, und hielt sich meist an Eintopfgerichte, bei denen sie nichts backen oder braten musste. Wir hatten auch keinen elektrischen Kühlschrank, sondern nur eine zerkratzte alte Eiskiste, in der eine einsame Milchflasche und ein Pfund Butter residierten.

Hinter dem Haus war eine Pumpe, aus der wir unser Wasser holten. Einer unserer Vorgänger hatte offenbar einmal vorgehabt, einen Wasseranschluss ins Haus zu legen. Im Bad gab es eine Dusche und ein Waschbecken und ein mit Lumpen zugestopftes Loch im Fußboden, wo man eine Toilette anschließen konnte, aber nichts davon funktionierte. Wir pumpten unser Wasser in einen Zwanziglitereimer, den wir auf die Arbeitsfläche in der Küche stellten. Wir hatten ein Plumpsklo, aber nachts legten wir einen Klodeckel über einen Blecheimer, den Dad dann morgens leerte.

Direkt am Waldrand hinter dem Haus hatte Dad extra für Mom eine schwere alte Badewanne mit Füßen aufgestellt. Darunter hatte er ein Loch ausgehoben, in dem er ein kleines Feuer machte. Dann füllte er die Wanne mit einem Schlauch, den er an die Pumpe anschloss. Wenn das Wasser schön warm war, setzte Mom sich hinein, und zwar auf einen Einsatz aus Zedernholz, den er gezimmert hatte, damit sie sich nicht verbrannte. An manchen Abenden hörten wir sie da draußen singen. Ihre Stimme schwebte durch die Dunkelheit, getragen vom Dampf, der hinter dem von Dad gebastelten Sichtschutz aus Tannenzweigen aufstieg. Manchmal saß ich neben ihr auf einem Baumstumpf und ließ den Arm im warmen Wasser treiben. Fledermäuse schwirrten um uns herum, lautlose Schatten, nur eine Bewegung im Augenwinkel. Die Sterne wurden immer heller und so dicht wie eine Mückenwolke, während das Wasser abkühlte. Und ich dachte, falls sie einen Beweis brauchte, dass Dad sie liebte, dann war es die Badewanne.

Es muss eine Zeit gegeben haben, als ich singend aus dem Schlaf erwachte, fröhlich vor mich hin trällerte, während ein Käfer über das Fliegengitter am Fenster krabbelte und einen winzigen Schatten an die Wand warf. Aber ich erinnere mich nicht daran. Ich kann mich an keine Zeit erinnern, in der ich in die Welt hinausblickte, ohne dass eine ungute Vorahnung an den Rändern dieser Aussicht knabberte. Um Mom habe ich mir allerdings nie Sorgen gemacht. Ich schätzte mich glücklich, eine Mutter zu haben, die mit uns zelten fuhr, keine Angst vor Bären hatte und es liebte, die Holzfällerstraßen und die »Siedlerpfade«, wie sie sie nannte, entlangzufahren, die vom Highway 20 abgingen und in den Busch führten. Wir entdeckten Seen und halb verfallene Holzhütten und verborgene kleine Täler, und es kam uns so vor, als wären wir die ersten Menschen dort. Unser Maßstab für einen guten Lagerplatz bestand darin, wie weit er von anderen Menschen entfernt war. »Meilenweit niemand um uns herum«, sagte Mom dann zufrieden, wenn das Feuer brannte. Sie war die Konstante in unserem Leben, die Sicherheit und der Trost. Wenn ich mir Sorgen machte, dann um Dad.

Wenn man sich ihm näherte, musste man vorsichtig sein, wie bei einem verletzten Vogel. Zu...
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Autor

Frances Greenslade, geboren 1961 in Ontario, Kanada, wuchs mit fünf Geschwistern auf der Niagara-Halbinsel auf. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Penticton, British Columbia, wo sie am Okanagan College Englisch lehrt. "Der Duft des Regens", dessen Übersetzungsrechte bereits in mehrere Länder verkauft sind, ist ihr erster Roman.