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Laidlaw

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Verlag Antje Kunstmannerschienen am10.09.2014
Als die Leiche einer jungen Frau im Kelvingrove Park in Glasgow gefunden wird, beginnt für Detective Jack Laidlaw ein tödlicher Wettlauf mit der Zeit. Denn in dieser Stadt voll harter Männer, mächtiger Gangster und skrupelloser Geschäftemacher ist nicht nur der charismatische Detective auf der Suche nach dem Mörder. Hier will sich keiner die Geschäfte verderben lassen, hier haben die Gangster einen eigenen Begriff von Moral und hier schweigen die Väter und sinnen nach Rache. Und Jack Laidlaw weiß, dass er den Mörder zuerst finden muss, wenn er einen weiteren Mord verhindern will ... William McIlvanneys Romane um den legendären Ermittler Jack Laidlaw sind in Großbritannien schon lange Kult und gehören schlicht zum Besten, was Kriminalliteratur zu bieten hat.

William McIlvanney wurde am 25. November 1936 in Kilmarnock, Schottland geboren. Er studierte an der Universität Glasgow und arbeite 17 Jahre als Lehrer, bevor er sich entschloss, nur noch zu schreiben. Seine Romane wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der renommierte CWA Silver Dagger Award für Laidlaw. McIlvanney gilt als Begründer des schottischen Noir und lebt in Glasgow.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR19,95
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextAls die Leiche einer jungen Frau im Kelvingrove Park in Glasgow gefunden wird, beginnt für Detective Jack Laidlaw ein tödlicher Wettlauf mit der Zeit. Denn in dieser Stadt voll harter Männer, mächtiger Gangster und skrupelloser Geschäftemacher ist nicht nur der charismatische Detective auf der Suche nach dem Mörder. Hier will sich keiner die Geschäfte verderben lassen, hier haben die Gangster einen eigenen Begriff von Moral und hier schweigen die Väter und sinnen nach Rache. Und Jack Laidlaw weiß, dass er den Mörder zuerst finden muss, wenn er einen weiteren Mord verhindern will ... William McIlvanneys Romane um den legendären Ermittler Jack Laidlaw sind in Großbritannien schon lange Kult und gehören schlicht zum Besten, was Kriminalliteratur zu bieten hat.

William McIlvanney wurde am 25. November 1936 in Kilmarnock, Schottland geboren. Er studierte an der Universität Glasgow und arbeite 17 Jahre als Lehrer, bevor er sich entschloss, nur noch zu schreiben. Seine Romane wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der renommierte CWA Silver Dagger Award für Laidlaw. McIlvanney gilt als Begründer des schottischen Noir und lebt in Glasgow.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783888979842
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum10.09.2014
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse307 Kbytes
Artikel-Nr.8602416
Rubriken
Genre9201
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Inhalt/Kritik

Leseprobe
2

LAIDLAW SASS AN SEINEM SCHREIBTISCH und empfand eine ihm nicht ganz unvertraute Trostlosigkeit. Zeitweise büßte er dafür, er selbst zu sein. Wenn ihn diese Stimmung packte, war ihm alles egal. Nichts, das er sich vorstellen konnte, hätte ihm Befriedigung verschafft, kein Erfolg, kein Lebensstil, kein Wunschtraum und auch nicht dessen Erfüllung.

Die vergangene Nacht und der heutige Morgen hatten es nicht besser gemacht. Irgendwann hatte er Bob Lilley und den anderen schließlich die Observierung in Dumfries überlassen. Aufgrund glaubhafter Informationen waren sie einem Wagen aus Glasgow gefolgt. Über verschlungene Umwege hatte er sie nach Dumfries geführt. Soweit Laidlaw wusste, parkte er dort immer noch auf dem brachliegenden Gelände nebem dem Pub. Nichts war passiert. Anstatt die Verdächtigen auf frischer Tat bei einem Einbruch zu ertappen, folgten drei Stunden Nasebohren. Er hatte die Kollegen sitzen lassen und war ins Büro zurückgekehrt. Schwermut, süße Schwermut.

Seltsam, dass dieses wiederkehrende Gefühl seit jeher zu ihm gehörte. Schon als Kind hatte er es in besonderer Form verspürt. Er erinnerte sich an Nächte, in denen ihn die Schrecken der Dunkelheit ins Schlafzimmer seiner Eltern getrieben hatten. Er musste meilenweit gerannt sein in seinem Bett. Es hätte ihn nicht gewundert, hätte seine Mutter die Laken wechseln müssen. Da waren Fledermäuse und Bären, Wölfe schlichen an der Tapete entlang. Die Spinnen waren die schlimmsten, große haarige Biester, mit mehr Beinen als eine Truppe Revuetänzerinnen.

Heutzutage waren die Ungeheuer weniger exotisch, gleichzeitig aber unausweichlicher. Er trank zu viel nicht aus Vergnügen, eher systematisch, als wär's verschnittener Schierling. Seine Ehe war ein Labyrinth ohne Ausweg, eine Unendlichkeit an Gewohnheiten, Kränkungen und Betrügereien, die Ena und er getrennt durchirrten, dabei unterwegs ab und zu ihren Kindern begegneten. Er war Polizist, Detective Inspector, und fragte sich immer öfter, wie es dazu hatte kommen können. Und er war fast vierzig.

Er betrachtete das Durcheinander auf seinem Schreibtisch. Als hätte ihm das Schicksal auf der einsamen Insel seiner Gefühle nicht mehr gelassen: zwei Gesetzbücher mit schwarzem Einband, das Scottish Criminal Law und das Road Traffic Law, den roten MacDonald's mit Präzedenzfällen und das blaue Buch mit den Kommentaren, außerdem der Ordner über britische Kriminalfälle und ein anderer mit Fallberichten. Er fragte sich, wie man daraus Erfüllung gewinnen sollte.

Ihm war bewusst, wie aufgeräumt Bob Lilleys Schreibtisch gegenüber wirkte. War Ordnung gleich Zufriedenheit? Er blickte auf die Pinnwand neben der Tür: Dienstpläne, Mitteilungen, ein Foto des »Totengräbers« ein Hochstapler, für den Laidlaw etwas übrighatte , Überstundenvergütung, die Teilnehmerliste einer Tanzveranstaltung des Crime Squad. Mit diesen Bruchstücken stützte ich meine Trümmer.

Im Kern dieser Stimmung waren Schuldgefühle, dachte er und staunte wieder einmal über die Erkenntnis. Das Bedürfnis, ständig die Asche der eigenen Vergangenheit zu durchsieben, hatten ihm gewiss nicht seine Eltern eingeimpft. Sie hatten ihr Möglichstes getan, ihn sich ihm selbst zum Geschenk zu machen. Vielleicht bekam man als gebürtiger Schotte Gewissensbisse gleich mit in die Wiege gelegt, und eine ordentliche Portion Calvinismus verhinderte, dass man je mündig wurde, sodass ein Großteil der aufgebrachten Energie in Form von Schuld auf einen selbst zurückschlug. Jedenfalls war das bei ihm so.

Erneut erschien ihm sein eigener Charakter als verschlungenes Paradox. Er war ein potenziell gewalttätiger Mensch, der Gewalt verabscheute, ein untreuer Verfechter der Treue, ein umtriebiger Mann, der sich danach sehnte, verstanden zu werden. Er war versucht, die Schublade seines Schreibtischs zu öffnen, in der er Kierkegaard, Camus und Unamuno wie einen geheimen Schnapsvorrat verwahrte. Stattdessen atmete er geräuschvoll aus und ordnete Papiere. Ihm fiel nichts Besseres ein, als die Paradoxa mit Leben zu erfüllen.

Als das Telefon klingelte, sah er gerade den Bericht durch. Einen Augenblick starrte er es an, als könnte er es damit zum Schweigen bringen. Dann griff seine Hand zum Hörer, bevor er es wollte.

»Ja. Laidlaw.« Die Härte und Festigkeit seiner Stimme verwunderte die Person, die dahinter kauerte ein sprechender Fötus!

»Jack. Bert Malleson. Du hast gesagt, wenn sich was Interessantes ergibt, willst du's wissen. Also: Wir haben Bud Lawson hier.«

»Bud Lawson?«

»Kannst du dich an einen Fall von schwerer Körperverletzung erinnern? Ist jetzt schon eine Weile her. In der Innenstadt. War ein Fall der Central Division. Aber das Crime Squad hatte auch damit zu tun. In der Seitenstraße zwischen Buchanan Street und Queen Street Station. Das Opfer wäre fast gestorben. Bud Lawson stand im Verdacht, aber bewiesen werden konnte ihm nichts. Irgendeine Verbindung gab's. Irgendeinen Streit.«

»Ja.«

»Na ja, jetzt ist er hier. Kommt mir ein bisschen komisch vor. Er will seine Tochter vermisst melden. Weil sie gestern Nacht nicht vom Tanzen nach Hause kam. Ist aber erst ein paar Stunden her. Gibt mir zu denken. Vielleicht willst du mit ihm reden.«

Laidlaw wartete. Er war müde, würde bald nach Hause gehen. Es war Sonntag. Am liebsten hätte er sich reingelegt wie in eine heiße Badewanne, hätte sich am Ego gekratzt, da wo's juckte. Aber er verstand, was Sergeant Malleson meinte. In ihrem Bemühen, ständig alles zu durchschauen, neigen Polizeibeamte dazu, den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen. Wowie! Zowie! Der Mann mit dem Röntgenblick. Vielleicht war was dran.

»Okay. Ich will mit ihm reden.«

»Ich lasse ihn hochbringen.«

Laidlaw legte auf und wartete. Als er den Fahrstuhl hörte, stellte er Bob Lilleys Stuhl vor seinen Schreibtisch und setzte sich wieder. Stimmen kamen näher, eine verzweifelte, die andere ruhig, wie ein von Gewissensbissen geplagter Sünder und ein müder Priester. Was gesagt wurde, konnte er nicht verstehen. Und er hatte es nicht eilig, es herauszufinden. Dann wurde geklopft. Er wartete die unvermeidbare Pause ab. Was sollte er solange machen, Schmuddelzeitschriften verstecken? Die Tür ging auf und Roberts führte den Mann herein.

Laidlaw stand auf. Er erinnerte sich an Bud Lawson. Sein Gesicht ließ sich nicht leicht vergessen. Es lag so viel Wut darin, dass es an der Fassade einer mittelalterlichen Kirche nicht aufgefallen wäre. Laidlaw hatte ihn zornig und in Rage erlebt, damals hatte Lawson Beweise verlangt, als wäre er bereit gewesen, sich darum zu prügeln. Aber jetzt war er nicht zornig oder vielmehr dem Unzornigen so nah, wie er nur sein konnte was lediglich bedeutete, dass er seine Wut beiseitegeschoben hatte. Er hatte sie abtransportiert wie eine Lasterladung voller Eisenschrott, und jetzt suchte er jemanden, auf dem er sie abladen konnte. Unter seiner Jacke trug er ein am Kragen offenes Hemd. Ein Schal der Rangers lugte heraus.

Als er ihn betrachtete, sah Laidlaw einen Mann, der glaubte, das Gesetz selbst in die Hand nehmen zu dürfen, einen, der auf Rache sann. Immer gab es einen Schuldigen, der für das Geschehene verantwortlich war, und er selbst wollte es sein, der sich dessen annahm. Laidlaw war sicher, dass Lawsons Zorn vor Menschen nicht haltmachte. Er konnte sich vorstellen, wie er Krawatten zerriss, weil sie sich nicht binden ließen, oder undichte Zahnpastatuben auf dem Boden zertrampelte. Seine Gesichtszüge wirkten wie ein Streit, der sich nicht gewinnen ließ.

»Setzen Sie sich, Mr Lawson«, sagte Laidlaw.

Er setzte sich nicht, er sackte hin. Die Hände umklammerten die Knie, zwei kleine Megalithen. Aber seine Augen waren schreckhaft. Laidlaw schien, sie versuchten den Überblick über all die Unwägbarkeiten zu behalten, die ihm durch den Kopf schossen. In diesem Moment war er sicher, dass Bud Lawson sich aufrichtig sorgte. Zum ersten Mal ließ er Sergeant Mallesons Verdacht in Gedanken gelten, um ihn dann allerdings zurückzuweisen.

Mit dieser Feststellung überkam Laidlaw auch ein Anflug von Mitgefühl mit Bud Lawson. Er erinnerte sich, wie viel Druck sie auf ihn ausgeübt hatten, und bedauerte dies jetzt. Bud Lawson stand im Zwist mit der Welt. Aber wer kannte schon die genauen Gründe? Zweifellos gab es Schlimmeres. Was auch immer er getan haben mochte, seine Tochter schien ihm viel zu bedeuten.

Laidlaw setzte sich an seinen Schreibtisch. Er zog den Notizblock näher zu sich heran.

»Erzählen Sie mir, Mr Lawson«, sagte Laidlaw.

»Kann auch gar nichts sein.«

Laidlaw beobachtete ihn.

»Ich meine, ich weiß es nicht. Verstehen Sie? Sadie, meine Frau, kommt um vor Sorge. Das ist noch nie vorgekommen. So spät war's noch nie.«

Laidlaw sah auf die Uhr. Es war halb sechs Uhr morgens.

»Ihre Tochter ist nicht nach Hause gekommen.«

»Genau.« Der Mann sah aus, als würde es ihm selbst gerade erst richtig bewusst. »Als ich weg bin, war sie noch nicht da.«

Laidlaw sah eine neue Angst...
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Autor

William McIlvanney wurde am 25. November 1936 in Kilmarnock, Schottland geboren. Er studierte an der Universität Glasgow und arbeite 17 Jahre als Lehrer, bevor er sich entschloss, nur noch zu schreiben. Seine Romane wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der renommierte CWA Silver Dagger Award für Laidlaw. McIlvanney gilt als Begründer des schottischen Noir und lebt in Glasgow.