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Stalin

Eine marxistische Biografie
BuchKartoniert, Paperback
688 Seiten
Deutsch
Zambonerschienen am15.08.2019
Das Buch soll aufklären über den wahren Stalin, der mit dem uns in den Medien und in der akademischen Geschichtswissenschaft vermittelten Bild wenig bis gar nichts zu tun hat. Es stützt sich in erster Linie auf Primärquellen wie Zeitzeugen, auf die Reden und Werke Stalins oder auf andere Dokumente wie Gerichtsprotokolle, Dokumente aus Geheimakten und dergleichen, die uns heute nach der teilweisen Öffnung der russischen Archive zur Verfügung stehen, aber von der deutschen Geschichtswissenschaft völlig ignoriert werden.

Die bei uns in den Bibliotheken und auf dem Büchermarkt verfügbaren Abhandlungen zu Stalin und zur Sowjetunion sind, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, ideologisch eingefärbt und folgen fast ausschließlich dem staatlich verordneten Anti-Stalin-Paradigma, das vor allem seit Beginn der fünfziger Jahre fester Bestandteil der herrschenden bürgerlichen Ideologie im Westen wurde. Seitdem sind fast durchweg Bücher zu Stalin erschienen, die mit dem wahren Stalin, mit seinen Intentionen und seiner Arbeit als bolschewistischer Revolutionär in Russland und später in der Sowjetunion nichts gemein haben, die darauf abzielen ihn zu dämonisieren und als "Massenmörder" oder als "brutalen Diktator" zu diffamieren.

Das Buch soll auf der Basis gesicherter Fakten, Entwicklungen und Zusammenhänge ein ganz anderes Bild von Stalin vermitteln, das seinen Intentionen, seiner Tätigkeit als bolschewistischer Revolutionär in der vorrevolutionären Zeit in Georgien und Russland sowie seiner jahrzehntelangen Arbeit an der Spitze des ersten sozialistischen Staates, dem der UdSSR, gerecht wird.

Im Detail wird nachgewiesen, dass Stalin sein Land gewaltig nach vorne brachte, aus einem rückständigen bäuerlich geprägten halb-barbarischen Land namens Russland eine moderne sozialistische Großmacht schuf, die international über großes Ansehen verfügte und den Lebensstandard und die Lebensqualität der sowjetischen Bevölkerung in nie gekanntem Maße anhob und einen wichtigen Beitrag für den internationalen Frieden und für die Zerschlagung des Faschismus leistete - vor allem während des Zweiten Weltkrieges.

All diese Errungenschaften werden in den landläufigen Stalin-Biografien verschwiegen oder einseitig darsgestellt, die sich hauptsächlich mit dem Großen Terror oder mit der sog. Zwangskollektivierung beschäftigen, die angeblich Millionen Menschen dahinraffte. Auf Ursachen und Zusammenhänge wird so gut wie nie eingegangen. Man bedient sich des Personenkultes um Stalin, um alle Schuld für Missstände und Fehlentwicklungen auf eine Person, auf Stalin, abzuschieben, ohne dabei zu bedenken, dass der Personenkult von Stalins Gegnern geschaffen wurde und Stalin selbst über weit weniger Macht verfügte als zum Beispiel der sowjetische Präsident Michail Gorbatschow später, den man nie als Diktator bezeichnet.

Wichtige Zusammenhänge, die ständigen Interventionen des imperialistischen Auslands in die Angelegenheiten der Sowjetunion, aber vor allem der damals bei Aufbau des Sozialismus wirkenden Klassenkampf zwischen den beiden verfeindeten Hauptklassen Proletariat und Bourgeoisie wird in so gut wie allen Fällen von unseren bürgerlichen Geschichtswissenschaftlern verschwiegen, und für die Opfer dieses Machtkampfes um die Sicherung der Staatsmacht oder den Aufbau eines sozialistischen Wirtschaftssystems wird in aller Regel allein Stalin verantwortlich gemacht. Systematisch verschwiegen wird der Anteil der sowjetischen Reaktion, die sich sozialistisch tarnte, die mit den Mitteln des Terrorismus und des Verrats arbeitete und sich mit dem kapitalistischen Ausland verbündete, um nicht nur Stalin zu verteufeln, sondern auch das neue sozialistische System in ein schlechtes Licht zu rücken, um so zu verhindern, dass sich eine größere Zahl von Menschen heute wieder für diese Alternative in der politischen Praxis und im politischen Alltag interessieren könnte, um einen neuen Anlauf in Richtung Sozialism
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Produkt

KlappentextDas Buch soll aufklären über den wahren Stalin, der mit dem uns in den Medien und in der akademischen Geschichtswissenschaft vermittelten Bild wenig bis gar nichts zu tun hat. Es stützt sich in erster Linie auf Primärquellen wie Zeitzeugen, auf die Reden und Werke Stalins oder auf andere Dokumente wie Gerichtsprotokolle, Dokumente aus Geheimakten und dergleichen, die uns heute nach der teilweisen Öffnung der russischen Archive zur Verfügung stehen, aber von der deutschen Geschichtswissenschaft völlig ignoriert werden.

Die bei uns in den Bibliotheken und auf dem Büchermarkt verfügbaren Abhandlungen zu Stalin und zur Sowjetunion sind, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, ideologisch eingefärbt und folgen fast ausschließlich dem staatlich verordneten Anti-Stalin-Paradigma, das vor allem seit Beginn der fünfziger Jahre fester Bestandteil der herrschenden bürgerlichen Ideologie im Westen wurde. Seitdem sind fast durchweg Bücher zu Stalin erschienen, die mit dem wahren Stalin, mit seinen Intentionen und seiner Arbeit als bolschewistischer Revolutionär in Russland und später in der Sowjetunion nichts gemein haben, die darauf abzielen ihn zu dämonisieren und als "Massenmörder" oder als "brutalen Diktator" zu diffamieren.

Das Buch soll auf der Basis gesicherter Fakten, Entwicklungen und Zusammenhänge ein ganz anderes Bild von Stalin vermitteln, das seinen Intentionen, seiner Tätigkeit als bolschewistischer Revolutionär in der vorrevolutionären Zeit in Georgien und Russland sowie seiner jahrzehntelangen Arbeit an der Spitze des ersten sozialistischen Staates, dem der UdSSR, gerecht wird.

Im Detail wird nachgewiesen, dass Stalin sein Land gewaltig nach vorne brachte, aus einem rückständigen bäuerlich geprägten halb-barbarischen Land namens Russland eine moderne sozialistische Großmacht schuf, die international über großes Ansehen verfügte und den Lebensstandard und die Lebensqualität der sowjetischen Bevölkerung in nie gekanntem Maße anhob und einen wichtigen Beitrag für den internationalen Frieden und für die Zerschlagung des Faschismus leistete - vor allem während des Zweiten Weltkrieges.

All diese Errungenschaften werden in den landläufigen Stalin-Biografien verschwiegen oder einseitig darsgestellt, die sich hauptsächlich mit dem Großen Terror oder mit der sog. Zwangskollektivierung beschäftigen, die angeblich Millionen Menschen dahinraffte. Auf Ursachen und Zusammenhänge wird so gut wie nie eingegangen. Man bedient sich des Personenkultes um Stalin, um alle Schuld für Missstände und Fehlentwicklungen auf eine Person, auf Stalin, abzuschieben, ohne dabei zu bedenken, dass der Personenkult von Stalins Gegnern geschaffen wurde und Stalin selbst über weit weniger Macht verfügte als zum Beispiel der sowjetische Präsident Michail Gorbatschow später, den man nie als Diktator bezeichnet.

Wichtige Zusammenhänge, die ständigen Interventionen des imperialistischen Auslands in die Angelegenheiten der Sowjetunion, aber vor allem der damals bei Aufbau des Sozialismus wirkenden Klassenkampf zwischen den beiden verfeindeten Hauptklassen Proletariat und Bourgeoisie wird in so gut wie allen Fällen von unseren bürgerlichen Geschichtswissenschaftlern verschwiegen, und für die Opfer dieses Machtkampfes um die Sicherung der Staatsmacht oder den Aufbau eines sozialistischen Wirtschaftssystems wird in aller Regel allein Stalin verantwortlich gemacht. Systematisch verschwiegen wird der Anteil der sowjetischen Reaktion, die sich sozialistisch tarnte, die mit den Mitteln des Terrorismus und des Verrats arbeitete und sich mit dem kapitalistischen Ausland verbündete, um nicht nur Stalin zu verteufeln, sondern auch das neue sozialistische System in ein schlechtes Licht zu rücken, um so zu verhindern, dass sich eine größere Zahl von Menschen heute wieder für diese Alternative in der politischen Praxis und im politischen Alltag interessieren könnte, um einen neuen Anlauf in Richtung Sozialism
Details
ISBN/GTIN978-3-88975-281-9
ProduktartBuch
EinbandartKartoniert, Paperback
Verlag
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum15.08.2019
Seiten688 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht710 g
Artikel-Nr.47507263

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Vorwort1/ Kindheit und Jugend2/ Stalins frühe revolutionäre Tätigkeit3/ Stalin und die Russische Revolution von 1905-19074/ Die Zeit der Stolypinschen Reaktion5/ Die Turutschansker Verbannung6/ Stalins Tätigkeit von seiner Ankunft in Petrograd bis zum Ausbruch der Oktoberrevolution7/ Die Zeit unmittelbar nach dem Umsturz8/ Stalins Rolle im Bürgerkrieg9/ Der Übergang zum friedlichen Aufbau10/ Stalin und die Gründung der UdSSR11/ 'Lenins Testament' - Trotzkis Komplott gegen Stalin12/ Lenins Tod13/ Stalins Kampf gegen den Trotzkismus14/ Die Anfänge der sozialistischen Industrialisierung15/ Der erste Fünfjahrplan16/ Die Kollektivierung der Landwirtschaft17/ Die sowjetische Kulturrevolution18/ Die Lage der Religionen19/ Das neue sowjetische Gesundheits- system20/ Das Ringen um die Steigerung der Arbeitsproduktivität21/ Stalins Kampf gegen den Bürokratismus22/ Die Verfassung von 193623/ Der Internationalist Stalin oder: Die Sowjetunion und der Spanische Bürger- Krieg24/ Die Moskauer Prozesse25/ Die Jeschowschina26/ Der Kampf um Frieden und Sicherheit27/ Der Krieg mit Nazideutschland beginnt28/ Die Schlacht um Moskau29/ Wann kommt die Zweite Front?30/ Stalingrad31/ Die Befreiung vom Faschismus32/ Warum die Sowjetunion den Krieg gewann33/ Der Beginn des Wiederaufbaus34/ Die Anfänge des Kalten Krieges35/ Stalins Friedenspolitik36/ Die Gründung des Kominform-Büros37/ Stalin als marxistischer Sprach- wissenschaftler38/ Der erste Perestroika-Versuch in der UdSSR39/ Stalins letztes Werk: 'Ökonomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR40/ Der 19. Parteitag der KPdSU und das erste Treffen des Zentralkomitees 41/ Die Ärzteverschwörung42/ Der Mord an Stalin43/ Die Reaktionen auf Stalins Todmehr
Leseprobe
Die Kollektivierung der Landwirtschafta. Periodische Hungersnöte Diejenigen, die meinen, dass die 'Zwangskollektivierung' (Michael Gorbatschow) der sowjetischen Landwirtschaft 'Millionen von Toten' eingebracht hat, vergessen meist zu erwähnen, wie viele Opfer die mittelalterliche russische Landwirtschaft mit dem abgemagerten Klepper und dem selbstgebastelten Hakenpflug, auf der Basis der kleinen individuellen bäuerlichen Wirtschaft und der Herrschaft der Gutsbesitzer, des faktischen Weiterbestehens der Leibeigenschaft in vielen Regionen des Landes gefordert hat, vor allem aber in jenen Gebieten, die aufgrund ungünstiger klimatischer Verhältnisse in regelmäßigen Abständen von verheerdenden Hungerkatastrophen betroffen waren, die alle vier oder fünf Jahre das Land heimsuchten und die tatsächlich Millionen Tote forderten, hauptsächlich unter der armen Bauernschaft, die keine Mittel und Möglichkeiten besaß, in die Städte zu gehen, um dort Schutz und Nahrung zu suchen, die kaum Möglichkeiten besaß, für solche Fälle Reserven anzulegen wie dies bei den reichen Bauern, den Landaristokraten oder den Großpächtern der Fall war.Grover Furr schreibt dazu in seinem Buch 'Blood Lies' (Blutlügen):"Es gab Hunderte von Hungersnöten in der russischen Geschichte, eine alle zwei oder drei Jahre. ...Hungersnöte haben Russland hundertemal im Verlauf des letzten Jahrtausends heimgesucht. Ein Bericht aus dem Jahre 1988 geht diesen Hungersnöten in den historischen Annalen nach, angefangen im Jahr 736 nach Christi bis zum Jahr 1914."(Grover Furr, 'Blood Lies', New York 2014, S. 57, Blutlügen). Die Hungersnöte waren nicht nur eine Folge ungünstiger Klimaverhältnisse, sondern auch das Resultat einer jahrhundertelangen Rückständigkeit der Verhältnisse auf dem Land, denn Missernten kommen immer wieder vor. Lenin in seinem Aufsatz über den 'Hunger', den er 1912 im Exil schrieb:"Wiederum Hunger - wie ehedem im alten Russland, vor dem Jahre 1905. Missernten kommen überall vor, aber nur in Russland führen sie zu verzweifeltem Elend, zur Hungersnot für Millionen Bauern."(Lenin-Werke, Bd. 15, Moskau 1941, S. 415, zitiert nach: Große Sowjet-Enzyklopädie, Bd. 1, ebd., S. 882f). Trotz dieser periodischen Hungersnöte exportierte das Zarenregime Getreide! Auch mit der Oktober-Revolution waren diese Hungersnöte noch längst kein Kapitel der Vergangenheit. Grover Furr listet in seinem oben genannten Buch die Hungersnöte auf, die es noch nach 1917 gegeben hat, als es noch keine kollektivierte Landwirtschaft gab:"Das Jahr der beiden Revolutionen, 1917, verzeichnete einen ernsten Ernteausfall, der in den Städten 1917 und 1918 zu einer Hungersnot führte. In den 20iger Jahren erlebte die UdSSR eine Serie von Hungersnöten: von 1920 bis 1923 an der Wolga und in der Ukraine, aber auch in Westsibirien 1923; an der Wolga und in der Ukraine erneut 1924/25 sowie eine Reihe von wenig erforschten Hungersnöten in der Ukraine 1928/29."(Grover Furr, 'Blood Lies', ebd., S. 57). Oft waren diese Hungersnöte von Typhusepidemien begleitet. Die Sowjetregierung unternahm aber von Anbeginn alles, um die Folgen dieser Hungersnöte zu lindern: 1921, als es zu der großen Hungersnot mit Tausenden von Toten kam - Mitten im Bürgerkrieg -,forderte Lenins Regierung internationale Hilfe an. Die norwegische Hilfsorganisation Friedjoff Nansen war zur Stelle, aber auch US-amerikanische Organisationen leisteten Hilfe. Mit der Einführung der landesweiten Kollektivierung der Landwirtschaft sollten auch diese periodischen Hungersnöte ein für allemal beseitigt werden. Als die Kollektivierung 1933 abgeschlossen war, als der Widerstand der Kulaken dagegen gebrochen war, gab es in der Sowjetunion keine Hungersnöte mehr, wenn man einmal von der Hungersnot im Jahre 1946/47 in der Ukraine absieht, die aber die Folge der enormen Zerstörungen waren, die die Nazis in der Ukraine, vor allem auch auf den Dörfern angerichtet hatten. Tausende von Dörfern waren abgebrannt und die Kolchosen und Sowchosen dem Erdboden gleich gemacht worden. Selbst während des Zweiten Weltkrieges hungerte niemand mehr, und die Rote Armee wurde während des gesamten Krieges zuverlässig mit Lebensmitteln versorgt, obwohl in den ersten Kriegsjahren weite Teile des sowjetischen Westens und Südwestens von der deutschen Wehrmacht besetzt waren und als Nahrungsmittellieferanten ausfielen. Die Kollektivierung hatte wesentlich zum Sieg über die deutschen und anderen europäischen Faschisten, die 1941 ins Land eingefallen waren, beigetragen.b. Mittelalterliche Verhältnisse Wie mittelalterlich und rückständig die Verhältnisse auf dem Lande vor der sozialistischen Kollektivierung waren, beschreibt Anna Louise Strong in ihren Aufzeichnungen:"Die russischen Bauern wirtschafteten 1928 mit den Methoden des Mittelalters - Methoden, die sogar bis in biblische Zeiten zurückreichten. Sie lebten in Dörfern und legten lange Strecken zu ihren Feldern zurück. Ein Familienbesitz von zehn oder zwanzig Ar wurde dann noch in ein Dutzend Parzellen aufgeteilt, die häufig weit verstreut auseinander lagen und so grotesk schmal waren, dass kaum eine Egge darin wenden konnte. Ein Viertel der Bauern besaß noch nicht einmal ein Pferd; weniger als die Hälfte besaß zwei Pferde oder zwei Ochsen. So pflügte man nur selten und wenn, dann nur sehr oberflächlich, oft mit Hilfe von selbstgebauten Hakenpflügen, ohne eiserne Pflugschar. Man säte mit der Hand, wobei die Saat aus einer Schürze auf die Erde fiel, und der Wind und die Vögel noch einen Teil davon wegtrugen. Es gab nur wenige Maschinen. Der Fordson-Trecker, den ich für eine Kinderkolonie an der Wolga erhielt, wurde im Umkreis von 200 km berühmt, weil er der einzige war."(A. L. Strong, ebd., S. 37). Hinzukamen die patriachalischen Verhältnisse in den Familien. Der Alte Herr hatte dort das absolute Sagen. Aberglaube, Kirche und Religion bestimmten den Alltag der meisten russischen Bauern. 'Heilige Tage' legten den Zeitpunkt der Aussaat fest; nach religiösen Prozessionen wurden die Felder bewässert, mit 'heiligem Wasser' besprengt, um so die 'Fruchtbarkeit zu gewährleisten'. Trecker wurden von den tief Gläubigen als Teufelsmaschinen bezeichnet. Es kam vor, dass Priester Menschenmengen anführten, um sie zu steinigen (vgl. ebd.). Der Kampf um eine moderne Landwirtschaft wurde so zum Kampf auch gegen die Religion, die ihr oft im Wege stand. Aber noch ein großes Problem trat hinzu: das der Getreidehortung durch raffgierige und auf höhere Getreidepreise spekulierende Großbauern, auch Kulaken genannt. Im Januar 1928 fuhr Stalin nach Sibirien, um sich an Ort und Stelle dem Problem anzunehmen. Auf einer Parteiversammlung sagte er erzürnt:"Sehen Sie sich die Kulakenwirtschaften an! Dort sind die Speicher und Scheunen voller Getreide. Das Getreide liegt, weil keine Speicherräume mehr frei sind, in offenen Schuppen. In den Kulakenwirtschaften gibt es Getreideüberschüsse von 50.000 bis 60.000 Pud je Wirtschaft (1 Pud = 16,38 kg - Autor) - nicht mitgerechnet die Vorräte für Saatzwecke, Ernährung, Fütterung des Viehs, und da sagen Sie, der Getreidebeschaffungsplan sei nicht erfüllbar?"(Stalin-Werke, Bd. 11, Berlin 1954, S. 2, 'Über die Getreidebeschaffung und die Entwicklungsperspektiven'). Dabei gab es ein Gesetz gegen die Spekulation - Artikel 7 des Strafgesetzbuches der RSFSR. Die Kulaken kümmerte das wenig. Sie spekulierten auf höhere Preise und Straflosigkeit, weil auch die Partei auf dem Land ihnen nichts antat. Aber die Menschen in den Städten, die Betriebe, aber auch die Soldaten der Roten Armee blieben ohne ausreichende Versorgung. Und jene Großpächter betrieben nicht nur Landwirtschaft, sie betrieben auch Kreditgeschäfte. Wenn die Kleinbauern die Kredite nicht rechtzeitig zurückzahlen konnten, wurden ihre Ernten beschlagnahmt, die sie als Sicherheit zu stellen hatten. So kontrollierten die Kulaken auch teilweise die Ernten der kleineren Bauern. Sie hielten das gesamte russische Dorf in ihrer Faust (russ. kulak) nach der Enteignung der Landaristokraten und Gutsbesitzer. Der sowjetische Staat zahlte damals dreimal so viel für das Getreide der Kulaken wie für das der Dorfarmut und der mittelgroßen Bauern. Das musste ein Ende haben! Wenn aber einfache Gesetze nichts ausrichten konnten, weil die Machtverhältnisse auf dem Lande stärker waren, dann mussten andere Maßnahmen her: Es mussten große Kollektivwirtschaften und staatliche Sowjetwirtschaften geschaffen werden, um dem Kulaken allmählich das Wasser abzugraben.c. Was tun?Stalin auf jener Parteiversammlung: "Man muss sich darüber im Klaren werden, dass wir auf der Basis der kleinen individuellen Bauernwirtschaft nicht mehr weiter vorankommen können, dass wir Großwirtschaften in der Landwirtschaft brauchen, die imstande sind, Maschinen anzuwenden und die meisten Waren zu liefern."(Ebd., S. 7). Dafür gab es zwei Wege: den kapitalistischen und den sozialistischen. Der kapitalistische Weg: Wenn man diesen Weg einschlagen wollte, hätte man die reichen Bauern fördern müssen, sie wären noch reicher geworden, und es wäre zu einer noch stärkeren sozialen Differenzierung im russischen Dorf gekommen - eine Entwicklung, die damals nach der Ersten Russischen Revolution von 1905 vom zaristischen Minister Stolypin befürwortet und eingeleitet wurde, der die reichen Bauern gezielt förderte, ihnen sogar die russische 'Mir' übereignete, das tausend Jahre alte dörfliche Gemeineigentum, um der Revolution auf dem Lande das Wasser abzugraben, um auf dem Lande einen starken bäuerlichen Mittelstand zu schaffen. Ein Großteil der kleinen und mittleren Bauern hätte der Konkurrenz der Großbauern nicht standgehalten, wäre ruiniert worden, mit der Folge, dass jene Bauern in die Städte gezogen wären. Der sozialistische Weg: Wenn man diesen Weg einschlagen wollte, musste man die Dorfarmut organisieren, sie für die Kollektivwirtschaften gewinnen, dort die Masse der Klein- und mittleren Bauern zusammenführen, um als moderne, mit Maschinen ausgestattete Kollektivwirtschaft allmählich die Überhand auf dem russischen Dorf gegen die Kulakenwirtschaften zu gewinnen. Die einfachen Bauern würden auf dem Land bleiben, um dort nicht nur für ihr eigenes Wohl, sondern auch für das Wohl der Arbeiter in den Städten zu sorgen, um sie mit billigen Lebensmitteln oder Textilien zu beliefern, aber auch um die Soldaten der Armee zu versorgen. Eine Getreidespekulation wäre unmöglich gemacht worden. Wollte man den Sozialismus nicht langfristig wieder zugrunde richten, wollte man diesen Weg nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Land, dort, wo die ganz überwiegende Mehrheit der russischen Bevölkerung lebte, gehen, dann musste man sich für den sozialistischen Weg entscheiden. Auf einem Bein konnte man den Sozialismus in einem kleinbäuerlich geprägten Land wie Russland nicht aufbauen, denn solch ein Zustand bringt gesetzmäßig die Restauration des Kapitalismus hervor. Stalin brachte es auf den Punkt:"Folglich ist für die Festigung der Sowjetordnung und den Sieg des sozialistischen Aufbaus in unserem Lande die Sozialisierung der Industrie allein völlig ungenügend. Dazu ist es notwendig, von der Sozialisierung der Industrie zur Sozialisierung der gesamten Landwirtschaft überzugehen."(Ebd., S. 7). Im Dezember 1927 fand der 15. Parteitag der KPdSU, B in Moskau statt. Inzwischen war die trotzkistische Opposition besiegt worden, man hatte Luft zum Durchatmen bekommen und konnte sich nun voll und ganz auf diese Aufgabe konzentrieren. Man beschloss, auf dem Lande den sozialistischen Weg und nicht den kapitalistischen zu gehen, so wie dies von der Opposition immer wieder vorgeschlagen worden war. Man verabschiedete die Resolution 'Über die Arbeit auf dem Lande':"In der gegenwärtigen Periode muss die Aufgabe der Vereinigung und Umgestaltung der kleinen individuellen Bauernwirtschaften zu großen Kollektiven als die Hauptaufgabe der Partei auf dem Lande angesehen werden."(Ebd., S. 8). d. Voraussetzungen der KollektivierungKollektivwirtschaften konnten nicht geschaffen werden, ohne dass bestimmte Voraussetzungen gegeben waren, genauso wie die sozialistische Industrialisierung nicht ohne bestimmte Voraussetzungen begonnen werden konnte. Man wollte nicht auf Sand bauen. Welches waren diese Voraussetzungen? Erstens: Man kann nicht vom grünen Tisch aus und per Dekret kollektivieren. Das funktioniert nicht. Es bedurfte einer Massenbewegung für Kollektivierung. Diese Bewegung musste einerseits in der Partei selbst entstehen, andererseits außerhalb der Partei - in der armen Landbevölkerung. Anders konnte die Macht der Kulaken nicht gebrochen werden. Es handelte sich hier um echte soziale Revolution, um einen Wandel in der sozialen Ordnung, und Revolutionen werden nicht von oben dekretiert, sondern bedürfen einer starken Bewegung aus der Mitte des Volkes. Stalin:"Aber die bloße Voraussicht der führenden Spitze unserer Partei, dass Kollektiv- und Sowjetwirtschaften notwendig sind, genügt nicht, um die MASSENBEWEGUNG für Kollektiv- und Sowjetwirtschaften ins Leben zu rufen und zu organisieren."(Stalin-Werke, Bd. 12, Berlin 1954, S. 57, Hervorhebung durch Stalin). Die einfachen Bauern mussten sich an Hand ihrer eigenen Erfahrungen von den Vorzügen des gemeinschaftlichen Wirtschaftens überzeugen, dass es für sie und ihre Familie besser und vorteilhafter war, gemeinschaftlich zu wirtschaften, statt auf der eigenen kleinen Scholle, und dann oft noch mit einem Berg von Schulden am Hals. Hier konnte man an die schon bestehende Genossenschaftsbewegung anknüpfen. Es gab ja schon Genossenschaften - Konsumgenossenschaften, Kreditgenossenschaften, Absatzgenossenschaften, Handelsgenossenschaften, Coops, Gesellschaften zur gemeinsamen Anschaffung von Maschinen; es gab sage und schreibe vierzig verschiedene Arten von Vereinigungen, die allein auf die Entwicklung von Getreidesorten oder Tierprodukte spezialisiert waren. Diese Genossenschaften zählten schon vor der Kollektivierung zehn Millionen Mitglieder, und der Gedanke, dass es vorteilhaft ist, sich gegenseitig zu unterstützen und Gemeindeland zusammen zu bewirtschaften, war tief in der Psyche des russischen Kleinbauern verankert. Die russische Dorfgemeinschaft mit ihrem Gemeindeland hatte es jahrhundertelang gegeben, die man 'Mir' (Frieden) nannte. Hierauf konnte man aufbauen. Zweitens: Große finanzielle Mittel mussten vom Staat aufgebracht werden, um Maschinen anzuschaffen. Es galt, neue Gebäude zu errichten, Straßen zu bauen, neue Einrichtungen zu schaffen, darunter auch kulturelle, es galt, Schulen, Bibliotheken, Clubhäuser, Fachhochschulen, Akademien, Forschungseinrichtungen, Kindergärten, sanitäre Einrichtungen zu schaffen. Drittens: Voraussetzung dafür war eine einigermaßen entwickelte Industrie, denn die Kolchosen und Sowchosen mussten mit Traktoren, Maschinen, Werkzeugen und Kunstdünger versorgt werden, mussten aber auch mit Fachkräften und Spezialisten versorgt werden. Man musste Maschinen-Traktorenstationen schaffen, um die Kollektivwirtschaften kostenlos mit Maschinen zu versorgen, denn sie selbst besaßen nicht die Mittel, um sie sich anzuschaffen. Diese auch einfach MTS genannten Organisationen lieferten aber nicht nur die modernsten Maschinen, darunter schon Dreschmaschinen, sondern auch die Traktoristen, die in der Lage waren, Maschinen zu reparieren und zu warten. Man schuf Reparaturparks mit Mechanikern, die defekte Fahrzeuge und Maschinen sofort reparierten - auf Staatskosten wohlgemerkt - und die funktionierende instandhielten. Die Idee entstand in Odessa/Ukraine im Jahre 1927. All diese Voraussetzungen waren erst zehn Jahre nach der Oktoberrevolution vorhanden.e. Wie kollektivieren?Nicht durch Zwang, sondern durch Überzeugung und auf völlig freiwilliger Basis. Schon Lenin hatte sich in seiner letzten Schrift über die Genossenschaften dafür ausgesprochen, nicht den geringsten Zwang bei der Kollektivierung anzuwenden:"In dem Bestreben, jede Art von Genossenschaften wie auch die landwirtschaftlichen Kommunen der Mittelbauern zu fördern, dürfen die Vertreter der Sowjetmacht nicht den geringsten Zwang ausüben, um solche Vereinigungen zu bilden. Nur diejenigen Vereinigungen sind von Wert, die von den Bauern selbst aus eigener, freier Initiative gebildet und deren Vorteile von ihnen in der Praxis erprobt worden sind. Übereilung auf diesem Gebiet ist schädlich."(Lenin-Werke, Bd. 29, russ, S. 194, aus: Stalin-Werke, Bd. 12, ebd., S. 181, 'Antwort an einen Kollektivbauern'). Stalin unterstützte dieses Prinzip voll und ganz, sodass jeder Vorwurf, er habe eine 'Zwangskollektivierung' gewollt, der ihm von seinen ruhmlosen Nachfolgern und den westlichen Nachbetern oft gemacht wurde, ins Leere geht. Stalin in seiner 'Antwort an die Genossen Kollektivbauern':"Der Leninismus lehrt, dass jeder Versuch, den Bauern die Kollektivwirtschaft mit Gewalt aufzuzwingen, dass jeder Versuch, Kollektivwirtschaften durch Zwang zu errichten, nur negative Resultate zeitigen, nur die Bauern von der kollektivwirtschaftlichen Bewegung abstoßen kann."(Stalin-Werke, Bd. 12, ebd., S. 179f). Es wäre eine Dummheit, so Stalin, wenn man mit Gewalt Kollektivwirtschaften schaffen wollte:"Man kann nicht mit Gewalt Kollektivwirtschaften schaffen. Das wäre dumm und reaktionär."(Stalin-Werke, Bd. 12, ebd., S. 170, 'Vor Erfolgen von Schwindel befallen'). Weiterhin galt es, die unterschiedlichen Bedingungen in den verschiedenen Gebieten der UdSSR zu berücksichtigen, die verschiedenen Wirtschaftsformen, die verschiedenen Kulturstufen, den unterschiedlichen Entwicklungsgrad in den Gebieten. Lenin:"Zentralrussland, die Ukraine und Sibirien über einen Kamm zu scheren, sie in eine bestimmte Schablone zu zwängen, wäre die größte Torheit."(Lenin-Werke, Bd. 32, S. 198, russ., aus: ebd., S. 182). Und schließlich drittens, worauf Stalin in seiner Antwort an die Genossen Kollektivbauern auch hinweist: Man darf eine noch nicht abgeschlossene Bewegung nicht überspringen. Daraus ergab sich, dass man mit der landwirtschaftlichen Kommune, in der alles private Eigentum vergesellschaftet ist, warten musste, weil die allermeisten Bauern dazu nicht bereit waren, dass man das Artel zu Hauptform machen musste, in dem das einzelne Mitglied einer Kollektivwirtschaft auch eine eigene kleine Wirtschaft, mit einer eigenen Kuh, einem Gemüsegarten, mit Hühnern und Gänsen besitzen durfte. Stalin macht sich für diese Form der Kollektivwirtschaft stark.f. Die Anfänge der Kollektivierungsbewegung und ihre FehlerWann begann die Kollektivierungsbewegung für die Schaffung von Kolchosen und Sowchosen, also für die Schaffung von Kollektivwirtschaften, die dem Kollektiv selbst gehören (Kolchosen) und denjenigen Kollektivwirtschaften, in denen der Staat der Eigentümer ist (Sowchosen oder Staatsgüter)? Sie begann im Herbst 1929. Anna Louise Strong erlebte sie selbst an der unteren Wolga:"Ich erlebte, wie die Kollektivierung an der unteren Wolga im Herbst 1929 wie ein Sturm losbrach. Es war eine Revolution, die einen tieferen Wandel brachte als die Revolution von 1917, deren Frucht sie war. Landarbeiter und arme Bauern ergriffen die Initiative, um ihre Lage durch staatliche Hilfe zu verbessern. Die Kulaken kämpften erbittert mit allen Mitteln dagegen, auch mit Brandstiftung und Morden."(A. L. Strong, ebd., S. 39). Sie gibt wieder, was der Vorsitzende einer Kollektivfarm-Union aus der Region Atkarsk an der unteren Wolga, nördlich von Stalingrad, ihr damals sagte, einen ganzen Stapel Telegramme stolz hin und her schwenkend:"Am 20. November (1929 - Autor) war unsere Region zu 50% kollektiviert; am 1. Dezember zu 65%. Wir kriegen jeden Tag die neuen Zahlen. Am 10. Dezember werden es voraussichtlich 80% sein."(Ebd.). Hatte Stalin das so gewollt? Aus dem Vorangegangenen ergibt sich, dass er dies so nicht gewollt hatte. Frau Strong bestätigt dies:"Amerikanische Kommentatoren sprechen davon, dass die Kollektivfarmen von Stalin erzwungen wurden. Sie gehen sogar so weit zu behaupten, dass er Millionen von Bauern absichtlich hungern ließ, um sie dazu zu veranlassen, den Kollektivwirtschaften beizutreten. Das ist unwahr. Ich habe mich damals auf dem Lande aufgehalten und weiß, was passierte. Stalin hat sicherlich den Wandel gefördert und gelenkt. Aber der Elan zu kollektivieren, war so groß und alles verlief so viel schneller als Stalin es geplant hatte. Es gab dann zu wenige Maschinen für die Farmen, nicht genügend Buchhalter, nicht genügend Leiter. ..."(Ebd., 38). Gibt es für diese Beobachtung der US-amerikanischen Korrepondentin eine Bestätigung? Die beiden britischen Gewerkschafter und Mitglieder der reformsozialistischen Fabier-Gesellschaft, Sydney und Beatrix Webb, hielten sich damals ebenfalls in der Sowjetunion auf und bestätigen das, was Frau Strong schrieb:"Während für das erste Jahr nur eine 20-prozentige Kollektivierung vorgesehen war, wurden etwa 55 Prozent erreicht. Auf einen so rapiden Wandel war die sowjetische Regierung nicht vorbereitet. Mehr als die Hälfte der neuen Kollektivwirtschaften konnte nicht mit Traktoren versorgt werden."(Webbs 1941, ebd., S. 246). Wenn die sowjetische Regierung oder Stalin nicht die treibenden Kräfte dieser überstürzten Kollektivierung war, wer waren sie dann? Es gab zwei davon: Zum einen waren es übereifrige Kollektivierer, von denen wir schon einen kennengelernt haben; es waren junge, enthusiastische Bauern aus der russischen Dorfarmut, denen es gar nicht schnell genug gehen konnte, das Joch der Kulaken abzuschütteln; es waren junge Bauern und Landarbeiter, ehemalige Tagelöhner, die Söhne von Leibeigenen, die endlich aus der jahrhundertelang Armutsfalle heraus wollten, die am Horizont schon ein neues, besseres Leben heraufziehen sahen. Zum anderen waren es Kräfte, die aus der Mitte der Partei kamen. Bei den örtlichen Funktionären soll es häufig die Tendenz gegeben haben, mit Kollektivierungszahlen anzugeben, sich groß zu tun, in dem Bestreben, andere zu überbieten - in der Art eines missverstandenen sozialistischen Wettbewerbs. Stalin kritisierte diese Funktionäre später in seinem berühmten Artikel 'Vor Erfolgen von Schwindel befallen'. Einige übereifrige Parteifunktionäre gingen sogar so weit, mit dem Einsatz der Armee zu drohen, wenn die Bauern nicht in die Kolchosen eintreten wollten (vgl. Ludo Martens, 'Stalin anders betrachtet', ebd., S. 132). Hat Stalin es vielleicht bei bloßen Worten belassen und sonst nichts unternommen? Kurz nach dem Erscheinen von Stalins Artikel 'Vor Erfolgen von Schwindel befallen', schritt man zur Tat: Es erging ein Beschluss des Zentralkomitees, um die begangenen Fehler wieder auszubügeln. Der Beschluss trug den Titel: 'Über die Bekämpfung der Verzerrungen der Parteilinie in der Kollektivwirtschaftsbewegung', datiert vom 15. März 1930. Welche Konsequenzen hatte dies für übereifrige Funktionäre? Es hatte die Konsequenz, dass sie ihrer Posten enthoben wurden:"Funktionäre, die es nicht verstehen oder nicht gewillt sind, einen entschiedenen Kampf gegen die Verzerrungen der Parteilinie zu führen, sind ihrer Posten zu entheben und durch andere zu ersetzen."('Kurzer Lehrgang', ebd., S. 374). Die Leitungen ganzer Gebiete wurden erneuert, darunter das Moskauer Gebiet oder der Kaukasus. Alle Kollektivwirtschaften, die per Dekret und durch Zwang errichtet worden waren, wurden wieder aufgelöst. Es waren mehr als die Hälfte der bisher errichteten. Viele Bauern verließen die Kolchosen, aber schon bald sollten sie wieder zurückkehren.g. Drei Arten von KollektivierungSchon vor dem Einsetzen der großen Kollektivierungsbewegung 1929 hatte es verschiedene Formen von kollektiver Bewirtschaftung des Bodens gegeben, die auf freiwilliger Basis entstanden waren, die es teilweise sogar schon vor der Revolution gegeben hatte. Die beiden Webbs sprechen von etwa 80.000 Kollektivwirtschaften der unterschiedlichsten Art, an deren Stelle nun die Kolchosen und die Sowchosen treten sollten. Drei Arten kollektiven Wirtschaftens hatten sich dabei klar herauskristallisiert: 1. Die freiwillige gemeinsame Feldbestellung und Ernteeinbringung Hier kann man eigentlich nur im eingeschränkten Sinn von einer Kollektivwirtschaft sprechen. Vielleicht sollte man stattdessen 'gelegentliches kollektives Wirtschaften' sagen, worunter in erster Linie Erntegemeinschaften, Gemeinschaften der gegenseitigen Hilfe auf bestimmten Gebieten zu rechnen sind, ohne dass man die eigene individuelle Wirtschaft aufgab. 2. Das Artel Beim Artel arbeitet man nicht nur bei bestimmten Anlässen oder zu bestimmten Jahreszeiten zusammen, sondern legt den eigenen Boden, die Wirtschaftsgebäude, das Arbeitsvieh, die Werkzeuge, die Maschinen, den Kunstdünger usw. zusammen und bildet einen gemeinsamen Fonds. Die Mitglieder des Artels behalten jedoch ihr eigenes Haus, ihren Obst- oder Gemüsegarten, ihr Kleinvieh, den Bienenstock, das Hausschwein, die eigene Kuh, die Gänse .. Diese Form der Genossenschaft oder Produktionsgenossenschaft war schon 1895 in der Provinz Kherson in der Südukraine, nördlich der Krim entstanden. Später gab es diese Kollektivwirtschaft auch in Sibirien. Hier muss man zwei Formen unterscheiden: die Kolchose und die Sowchose. Die Kolchose befindet sich im gemeinsamen Eigentum der Kolchosmitglieder, ist also kein staatliches Eigentum; die Sowchose ist ein Staatsgut, das dem proletarischen Staat gehört. 3. Die Kommune Hier sind nicht nur die Felder, Äcker, die Wirtschaftsgebäude und das meiste Vieh Gemeineigentum, sondern auch die Wohnhäuser und Obstgärten. Sämtliche landwirtschaftlichen Angelegenheiten werden gemeinschaftlich geregelt. Das Privateigentum ist weitgehend abgeschafft. Sämtliche Erträge werden untereinander aufgeteilt. Nach der Oktoberrevolution gab es in Sowjetrussland 'mindestens einige tausend Kommunen, die an verschiedenen Orten errichtet wurden' und erfolgreich arbeiteten (vgl. Webbs 1941, ebd., S. 277).h. Das Artel als ModellDie sowjetische Führung entschied sich für das Artel als Modell der Agrarwirtschaft. Stalin in 'Vor Erfolgen von Schwindel befallen':"Das Artel ist das wichtigste Kettenglied der kollektivwirtschaftlichen Bewegung, weil es die zweckentsprechendste Form zur Lösung des Getreideproblems ist. Das Getreideproblem aber ist das wichtigste Kettenglied im System der gesamten Landwirtschaft, weil ohne seine Lösung weder das Problem der Viehzucht (Klein- und Großvieh) gelöst werden kann noch das Problem der gewerblichen Nutzpflanzen und Spezialkulturen, die der Industrie die wichtigsten Rohstoffe liefern."(Stalin-Werke, Bd. 12, ebd., S. 173, 'Vor Erfolgen von Schwindel befallen'). So sehr war die Sowjetregierung darauf bedacht, dass jedes einzelne Mitglied oder jede einzelne Familie eines Artels eine eigene Kuh haben durfte, dass man die Landwirtschaftsbank anwies, ohne Stellung irgendwelcher Sicherheiten großzügig Kredite für die Anschaffung von Kälbern zu gewähren (vgl. Webbs 1941, ebd., S. 727). Warum hat man sich nicht für die Kommune entschieden wie man dies in Mao Tse-tungs China getan hat? Weil der sowjetische Bauer darauf nicht vorbereitet war, zu lange hatte er auf seiner eigenen Scholle gearbeitet, zu sehr war das Eigentumsdenken in ihm verwurzelt. Stalin verurteilte deshalb die Versuche übereifriger Aktivisten des 'Großen Sprungs', sofort zur Kommune überzugehen:"Das Artel ist noch nicht verankert, und schon werden Wohnhäuser, Kleinvieh und Geflügel 'vergesellschaftet', wobei diese 'Vergesellschaftung' in bürokratisch-papiernes Dekretieren ausartet, denn noch fehlen die Bedingungen für eine solche Vergesellschaftung."(Stalin-Werke, Bd. 12, ebd., S. 173f). Stalin verweist auf das Leninsche Prinzip, dass man der Entwicklung der Massen nicht vorauseilen darf, sich nicht von den Massen lösen darf, sondern dass man gemeinsam mit ihnen gehen muss. Sie müssten sich selbst anhand ihrer eigenen Erfahrungen von der Richtigkeit der Vorschläge der Partei überzeugen. Er vergleicht die übereifrigen Bestrebungen auf dem Gebiet der Kollektivierung mit dem Herunterholen von Kirchenglocken, etwas, das nur den Feinden der Bewegung in die Hände spielen würde und das man deshalb auch nicht als 'revolutionär' bezeichnen könne:"Kirchenglocken herunterholen - man denke nur, was für eine rrrevolutionäre Tat!"(Ebd., S. 174). Man schuf ein Musterstatut für die Kollektivwirtschaften, das den Bauern ihren Privatbesitz an Haus und Hof garantierte. Sie erhielten auch das Recht, dass ihnen aus dem Bodenfonds der Kolchose oder Sowchose eine bestimmte Fläche für Gemüse- und Obstgärten zustand (vgl. Nikolaus Basseches, 'Stalin - das Schicksal eines Erfolgs', ebd., S. 168). Das Artel wurde zum beliebtesten Modell und trat schon bald überall im Land seinen Siegeszug an. Es entsprach genau den damaligen Bedingungen und dem Bewusstseinsstand der meisten Bauern in der Sowjetunion, die bereit waren, sich freiwillig den Kollektivwirtschaften anzuschließen. Mit der Kommune wären sie überfordert gewesen. Man hätte sie hineinzwingen müssen, was aber nur negative Folgen für die gesamte Bewegung gehabt hätte.i. Wer waren die 'Kulaken'?Wer waren die Kulaken, die so hartnäckig gegen die Kollektivierung der sowjetischen Landwirtschaft Widerstand leisteten? Welche soziale Stellung nahmen sie Ende der 20iger Jahre im russischen Dorf ein? Die Oktoberrevolution hatte zur Enteignung der russischen Gutsbesitzer geführt, die über Jahrhunderte hinweg die Hauptstütze des Zarenregimes bildeten. Der Zar war immer ihr Zar gewesen, der Vertreter ihrer Interessen, ihrer Anliegen. Diese reichen Landbesitzer und Aristokraten, die überlicherweise in den Großstädten oder auch im Ausland überwinterten - Frankreich war ihr bevorzugtes Land - verloren ihren gesamten Besitz durch das Leninsche Dekret über den Boden: der gesamte Boden und alle Wälder wurden nationalisiert, wurden entschädigungslos in Volkseigentum überführt. Damit waren aber die Klassengegensätze im russischen Dorf noch längst nicht beseitigt. Sie existierten weiter, obwohl einer der beiden Hauptfeinde des russischen Bauern, als Klasse liquidiert war. Offiziell war der Boden nun Eigentum aller und durfte weder gekauft noch verkauft werden. Aber: Neben den noblen Landaristokraten hatte es immer schon eine andere wohlhabende Schicht gegeben: die der reichen Händler, die neben ihrer Landwirtschaft auch Kreditgeschäfte tätigten oder einen anderen einträglichen Handel betrieben, zum Beispiel mit Vieh handelten. Sie profitierten davon, dass viele Bauern auch nach den Umwälzungen von 1917 nicht von ihrer kleinen Parzelle leben konnten, die ihnen zugesprochen worden war. Oft verpachteten sie sie an diese Händler und gingen in die Stadt, um dort zu arbeiten. Der alte russische Dorfwucherer, auch 'Kulak' (russ. Faust) genannt, besaß das Geld, um dieses Land zu pachten. Dadurch entstanden immer größere Bauernwirtschaften, die dann auch das Recht hatten, 'Knechte' und 'Mägde' zu beschäftigen, ganz in der Art der enteigneten Herren, die nach Westeuropa geflohen waren. Unter der NÖP, die den Kapitalismus auf dem Lande zeitweilig zuließ, hatten sie dazu auch das Recht. Als der vierjährige Bürgerkrieg vorbei war, war man gezwungen festzustellen, dass es auf dem Dorf keine demokratische soziale Revolution gegeben hatte; es hatte nur eine antifeudale gegeben, die aber nichts Grundlegendes an der Ausbeutung der Kleinbauern und Landarbeiter geändert hatte, außer dass die Restbestände der Leibeigenschaft, die es in verschiedenen Landesteilen noch gab, endgültig abgeschafft wurden. Wie sah die soziale Hierarchie auf dem russischen Dorfe aus? Oben die neue reiche Schicht von Großpächtern, die Kulaken, die die sog. Dorfbourgeoisie bildeten, die jetzt auch den alten Besitz der Gutsbesitzer kontrollierte; darunter die Mittelbauern, also Bauern, die vielleicht zwei Pferde und ein paar Kühe besaßen, die nach oben schielten, um auch eines Tages Kulak zu werden; dann schließlich die Dorfarmut, zu der diejenigen Bauern gehörten, die noch nicht einmal ein eigenes Pferd besaßen, aber auch die vielen Landarbeiter, die nun zwar nicht mehr als Fast-Leibeigene auf den großen Gutshöfen arbeiten mussten, aber nun aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen waren, auf dem Hof eines Kulaken für einen lächerlich geringen Lohn zu schuften. Dieser Kulak verdiente nicht nur damit Geld, dass er billige Arbeitskraft ausbeutete, sondern auch damit, dass er seine Getreideüberschüsse gerne zu überhöhten Preisen an den Staat verkaufte oder, wenn das nicht möglich war, an reiche Privathändler, wenn sie ihm einen ordentlichen Preis zahlten. Auch kaufte er seine Ackergeräte bei solchen Händlern, die er meist persönlich kannte. Der mittlere und der Kleinbauer, die keine Überschüsse erwirtschafteten, waren dazu nicht in der Lage. Nach der Oktoberrevolution war diesen Kulaken auch das Wahlrecht nicht entzogen worden; sie konnten wählen und sich wählen lassen, ließen sich gerne in den neuen Dorfsowjet wählen, um dort ihre eigenen Klasseninteressen wahrzunehmen. Bald beherrschten sie aufgrund ihrer dominanten sozialen Stellung im Dorf den Dorfsowjet, den man nach der Revolution eigentlich für die Dorfarmut eingeführt hatte. Dazu Nikolaus Basseches in seiner Stalin-Biografie: "Wenn die Entwicklung so weiterging, war es sichtlich unvermeidlich, dass sich schließlich die Diktatur der Partei auflösen musste. Die privatwirtschaftliche Sphäre hätte das vollbracht, was die ganzen weißen gegenrevolutionären Armeen mit den Waffen nicht zustande gebracht hatten: den Sturz des Bolschewismus. Viele ausländische Beobachter in Moskau sahen eine solche Entwicklung auch als unvermeidlich an, zahlreiche Russen, auch Mitglieder der Kommunistischen Partei, erhofften sie."(Nikolaus Basseches, 'Stalin - das Schicksal eines Erfolgs', ebd., S. 138). Im russischen Dorf - und dort lebte damals die ganz überwiegende Mehrheit der Bevölkerung - hatte also keine sozialistische Revolution stattgefunden; es hatte nur eine anti-gutsherrliche stattgefunden, eine anti-feudale Revolution. Der Kapitalismus regierte mit seinen eisernen Gesetzen das Dorf weiter. Die aktivsten Träger des Kapitalismus, die am meisten von ihm profitierten, waren die Kulaken, die sich aus der Schicht der Wucherer und Händler herausgebildet hatten, auch dadurch gefördert, dass der damalige zaristische Innenminister Stolypin nach der Ersten Russischen Revolution von 1905 ihnen die alte russische Mir vermachte, die im Gemeinbesitz befindlichen Wälder, Seen, Wiesen und Äcker. Auf diese soziale Schicht konnte sich die sowjetische Konterrevolution hundertprozentig verlassen. Die Mitglieder dieser Ausbeuterschicht ging dann auch oft zu den ukrainischen Nationalisten oder Faschisten, zu den sog. Sozialrevolutionären, zu den Menschewiki oder auch zur 'linken', später 'rechten' Opposition in der bolschewistischen Partei, die von Bucharin angeführt wurde. Der Kulak war ein geschworener, fanatischer Feind der Sowjetmacht, und er kontrollierte praktisch das gesamte russische Dorf, zwang die kleinen, mittellosen Bauern oft in die Schuldknechtschaft. Lenin war nicht gut auf diese Leute zu sprechen:"Die Kulaken sind die vertiertesten, rohesten, brutalsten Ausbeuter, die in der Geschichte anderer Länder mehr als einmal die Macht der Gutsbesitzer, der Könige und Pfaffen und Kapitalisten wiederhergestellt haben. ... Diese Blutsauger haben sich während des Krieges an der Not des Volkes bereichert, sie haben Tausende und Abertausende Rubel zusammengerafft, indem sie die Preise für Getreide und andere Produkte hinaufschraubten. ... Diese Vampire brachten und bringen den Boden der Gutsbesitzer an sich, sie zwingen die armen Bauern immer und immer wieder in die Schuldknechtschaft."(Lenin-Werke, Bd. 28, russ., S. 39, deutsch in 'Ausgewählte Werke in zwei Bänden', Bd. 2, S. 407f, aus: Stalin-Werke, Bd. 12, ebd., S. 197). Stalins Einstellung deckte sich mit der Lenins:"Der Kulak ist ein Feind der Sowjetmacht. Mit ihm leben wir nicht in Frieden und können wir nicht in Frieden leben. Unsere Politik gegenüber dem Kulakentum ist eine Politik seiner Liquidierung als Klasse. ... Diese Spinnen und Blutsauger, die Kollektivwirtschaften in Brand stecken, Vorkämpfer der Kollektivwirtschaften morden und versuchen, die Aussaat zu vereiteln, weiter zu dulden, hieße den Interessen der Arbeiter und Bauern zuwiderzuhandeln."(Stalin-Werke, Bd. 12, ebd., S. 197f, 'Antwort an die Kollektivbauern').j. Der Widerstand der Kulaken gegen die KollektivierungDie Kulaken hatten klar erkannt, dass es bei der Kollektivierung darum ging, wer in Zukunft die Ernten und das Dorf insgesamt kontrollieren würde: er, der Großpächter und Geldverleiher, oder aber die breite Masse der Dorfarmut zusammen mit den Mittelbauern, die von ihrer eigenen Arbeit oder von derem Verkauf lebten. Welche Formen und Ausmaße nahm dieser Widerstand an? 1. Viehabschlachtungen Dazu Frederik Schumann, der Anfang der 30iger Jahre die Ukraine als Tourist besuchte:"Die Opposition ... kam zunächst in Form von Abschlachtungen der Viehbestände und Pferde zum Ausdruck. Die Tiere sollten nicht kollektiviert werden. Das Ergebnis war ein harter Schlag für die sowjetische Landwirtschaft, weil die meisten Kühe und Pferde den Kulaken gehörten. Zwischen 1928 und 1933 ging der Pferdebestand von nahezu 30 Millionen auf weniger als 15 Millionen zurück."(Ludo Martens, 'Stalin anders betrachtet', ebd., S. 176f, nach: Douglas Tottle, 'Fraud, Famine and Fascism. The Ukrainian Genocide Myth from Hitler to Harvard', Progress Books, Toronto 1987, S. 94). Diese Zahl deckt sich mit den Angaben, die von Sydney & Beatrix Webb gemacht wurden. Aus der bei ihnen abgebildeten Tabelle über den Viehbestand der Sowjetunion geht hervor, dass der Pferdebestand 1929 34 Millionen Pferde betrug; 1933 war er auf 16,6 Millionen zusammengeschmolzen, also auf weniger als die Hälfte. Ähnlich der Rinderbestand: Er ging von 68,1 Millionen im Jahre 1929 auf 38,6 Millionen im Jahre 1933 zurück. Schumann spricht von genau 38 Millionen Rinder und Kühen in diesem Jahr. Bei den Webbs lesen wir:"Der gesamte Viehbestand belief sich 1933 nur noch auf weniger als vier Neuntel im Vergleich zum Jahr 1929."(Webbs 1941, ebd., S. 246). Auch der Bestand an Schweinen halbierte sich in dieser Zeit. Schuman bemerkt dazu, dass sich die sowjetische Landwirtschaft von diesem Massenabschlachten, das von den Kulaken organisiert worden war, auch im Jahre 1941, als der große Krieg begann, noch nicht wieder erholt hatte. 2. Brandstiftungen Eine weitere Form des Widerstands war der Terrorismus. Wirtschaftsbebäude der Kolchosen, Häuser und Scheunen, in denen Getreide gelagert oder Tiere gehalten wurden, wurden abgefackelt. Anna Louise Strong, die sich im Frühjahr 1930 in Südrussland aufhielt, schrieb in ihr Reisetagebuch:"Am nächsten Morgen hörte ich im Zentrum der Stadt ähnliche Beschwerden, mit denen ein erschöpfter Parteisekretär von morgens bis spät abends von Seiten der Bauern konfrontiert wurde. 'Der Vorsitzende ist nicht da', erklärte er, 'er hilft gerade in einem Dorf, wo die Kulaken letzte Nacht eine Scheune mit 27 Pferden in Brand gesteckt haben, auf die man bei der Aussaat angewiesen war. Er muss die Soforthilfe organisieren."(A. L. Strong, ebd., S. 43). 3. Morde Eine dritte Form, die der erbitterte Widerstand der Großpächter annahm, war der Mord an bolschewistischen Funktionären, die die Kollektivierung organisierten und vorantrieben. Isaac Mazepa, der ehemalige ukrainische Ministerpräsident, der 1918 mit den deutsch-kaiserlichen Besatzern kollaborierte, gab dies 1934 offen zu:"Zuerst gab es in den Kolchosen Massenunruhen, oder aber die kommunistischen Funktionäre wurden umgebracht."(Webbs 1941, ebd., S. 247, Isaac Mazepa, 'Die Ukraine unter bolschewistischer Herrschaft', in: Slavonic Review', Januar 1934, S. 342. Mazepa emigrierte, nachdem die Ukraine sozialistisch geworden war, in die CSSR und lehrte dort an einer ukrainischen Landwirtschaftsschule). Frederik Schumann bestätigt diese Aussage:"Manche (Kulaken) haben Funktionäre ermordet. ..."(Ludo Martens, ebd., S. 177, nach Douglas Tottle, ebd.). 4. Der Boykott von Aussaat und Ernteeinbringung Mazepa fügt noch eine weitere Form des Widerstandes hinzu: den passiven Widerstand. Mazepa wörtlich:"Aber später bevorzugte man ein System passiven Widerstands, das darauf abzielte, DIE PLÄNE DER BOLSCHEWIKI FÜR DIE AUSSAAT UND DIE EINBRINGUNG DER ERNTE SYSTEMATISCH ZU DURCHKREUZEN. ... DIE OPPOSITION DER UKRAINISCHEN BEVÖLKERUNG HAT DEN PLAN FÜR DIE GETREIDEEINLAGERUNG FÜR 1931 UND NOCH MEHR DEN FÜR 1932 ZUM SCHEITERN GEBRACHT. Die Katastrophe von 1932 war der härteste Schlag, den die Sowjetukraine seit der Hungersnot von 1921/22 hinnehmen musste. Die Kampagnen für die Herbst- und Frühlingsaussaat wurden zu einem Reinfall. Ganze Landstriche blieben unausgesät. Hinzukam noch, dass, als letztes Jahr die Ernte eingebracht wurde, in vielen Gebieten, besonders auch im Süden, 20, 40 oder sogar 50 Prozent auf den Feldern liegenblieb und entweder gar nicht geerntet oder beim Dreschen vernichtet wurde."(Webbs 1941, ebd., Isaac Mazepa zitierend, ebd., Hervorhebungen von Mazepa selbst). Frederik Schuman bestätigt diese Aussage:"Eine noch größere Zahl hat sich geweigert zu säen und zu ernten, vielleicht in der Überzeugung, dass die Behörden ihnen Zugeständnisse machen und die Ernährung auf jeden Fall sichern würden. Und daraus folgte dann die 'Hungersnot' der Jahre 1932/33. Traurige Berichte, meistens fiktiv, erschienen in der Nazipresse sowie in den USA in den Hearst-Blättern."(Ludo Martens, ebd.). 5. Sabotage Dazu Lazar Kaganowitsch, das zuständige ZK-Mitglied für Landwirtschaftsfragen, der damals mit der Durchführung der Kollektivierung betraut war. In seinem Bericht vom Januar 1933 schrieb er:"Sie (die Kulaken) dringen als Buchhalter, Manager, Lagerhaus-Verantwortliche, Brigadeführer usw. und häufig auch als Leitungsmitglieder in die Kollektivfarmen ein, und diese antisowjetischen Elemente sind dann bestrebt, Sabotage zu organisieren, ruinieren Maschinen, säen unfachmännisch, stehlen das Eigentum der Kollektivfarmen, untergraben die Arbeitsdisziplin, organisieren den Diebstahl von Saaten oder legen geheime Getreidelager an, sabotieren die Ernteeinbringung und mitunter schaffen sie es, den Kolchos zu desorganisieren."(Webbs 1941, ebd., S. 264, den Bericht von L. Kaganowitsch an das ZK der KPdSU, B zitierend, in: Moscow Daily News, 20. Januar 1933). 6. Ukrainischer 'Nationalismus' In der Ukraine aber auch in der Emigration, in Frankreich oder in der Tschechoslowakei, wohin viele ukrainische Politiker, die mit den deutschen Besatzern 1918/19 kollaboriert hatten, geflohen waren, nutzen diese ukrainischen Emigranten die Unzufriedenheit unter den Kulaken mit der Kollektivierung und darüber, wie fehlerhaft sie anfangs organisiert wurde, um die gesamte Bauernschaft anzustacheln, für eine 'unabhängige Ukraine' zu kämpfen - unabhängig von der Sowjetmacht, aber völlig abhängig vom westlichen Imperialismus:"Die gesamte organisierte Bewegung für eine unabhängige Ukraine, so wurde uns mitgeteilt, sei ab 1928 darauf gerichtet gewesen, die Bauern dazu anzustacheln, sich der Kollektivierung zu widersetzen ."(Webbs 1941, ebd., S. 247).k. Wurde von Stalin eine Hungersnot organisiert?Wjatscheslaw Molotow, ehemaliger sowjetischer Ministerpräsident und langjähriger Außenminister der Sowjetunion, der damals aktiv in die Kollektivierungsbewegung eingebunden war, sagte zu der Frage später in einem Interview Folgendes:"Interviewer: 'Es gibt Autoren, die sagen, dass die Hungersnot von 1933 bewusst von Stalin und der gesamten Führung organisiert wurde'. - Molotow: 'Das sagen die Feinde des Kommunismus!' - 'Aber fast 12 Millionen starben 1933 den Hungertod ..' - Molotow: 'Diese Zahlen sind nie belegt worden.' - 'Nie belegt worden?' - 'Nein, ganz und gar nicht. In jenen Jahren war ich draußen im Land und versuchte, Getreide heranzuschaffen. Solche Dinge wären mir nicht entgangen. Das war schier unmöglich. Ich reiste zweimal in die Ukraine, ich besuchte Sytschewo im Ural und einige Orte in Sibirien. Ich habe natürlich nichts dergleichen gesehen. Diese Behauptungen sind absurd. Es stimmt zwar, dass ich damals keine Gelegenheit hatte, in die Wolga-Region zu reisen. Es ist möglich, dass es den Menschen damals schlechter ging.' ..."('Molotov Remembers. Inside Kremlin Politics, Conversations with Felix Chuev, edited with an introduction and notes by Albert Resis', Chicago 1993, S. 243f. Molotow erinnert sich). Der ehemalige sowjetische Außenminister streitet also ab, dass es überhaupt damals eine Hungersnot in der Ukraine gegeben hat. War er befangen, weil er die offizielle Politik vertreten musste? Wie sahen es 'unbefangenere' Journalisten und Touristen, die damals das Land bereisten? Teilen sie seine Einschätzung oder lehnen sie sie ab?1. Sherwood Eddy, der damals eine Tour durch Russland unternahm und mit seiner US-amerikanischen Reisegesellschaft auch einige sowjetische Dörfer besuchte:"Unsere Reisegesellschaft bestand aus vielleicht 20 Personen, als wir über die Dörfer fuhren und auch das Gerücht mitbekamen, dass in dem Dorf Gawrilowka alle Einwohner außer einem verhungert waren. Wir brachen sofort auf, um der Sache nachzugehen. Wir teilten uns in vier Gruppen auf, dazu vier Dolmetscher, die wir selbst aussuchen durften und besuchten dann die Einwohnerbehörde, wo das Geburten- und Sterberegister geführt wurde. Wir besuchten den Dorfpriester, den örtlichen Sowjet, den Richter, den Schulleiter und fragten jeden einzelnen Bauern, dem wir begegneten. Wir fanden heraus, dass von 1.100 Familien drei Einwohner an Typhus gestorben waren. Sie haben dann sofort die Schule und die Kirche geschlossen, die gesamte Bevölkerung geimpft und so die Epidemie ausgetilgt, ohne dass es zu einem neuen Fall kommen konnte. Wir waren nicht in der Lage, auch nur einen einzigen Fall eines Hungertoten zu entdecken, obwohl viele den Mangel beklagten. Es war ein weiteres Beispiel dafür, wie wilde Gerüchte, Russland betreffend, verbreitet wurden."(Webbs 1941, ebd., S. 259, Anmerkung 1, aus: Sherwood Eddy, 'Russia Today. What can we learn from it?', 1934, Russland heute. Was können wir davon lernen?).2. Andere britische und US-Journalisten, die damals die Gegenden bereisten, in denen es zu 'Hungernöten' gekommen sein sollte, teilten den beiden britischen Gewerkschaftern, den Webbs, in den Jahren 1933 und 1934 mit, dass" ...sie keinen Grund zu der Annahme sahen, dass das Problem größter gewesen sei als wie es die offiziellen Stellen beschrieben hatten."(Ebd., S. 260). 3. Ein pensionierter hoher Beamter der indischen Regierung, der Russisch sprach und sich gut mit dem zaristischen Russland auskannte und der 1932 einige der angeblich am schwersten von der Hungersnot betroffenen Gebiete besuchte, teilte den Webbs mit, dass er keine Beweise gefunden habe für etwas, das indische Offizielle als 'Hungersnot' bezeichnen würden (vgl. ebd., S. 259). Wir haben oben selbst gesehen, dass ein führender ukrainischer Politiker selbst zugab, dass die"Opposition in der ukrainischen Bevölkerung das Scheitern der Ernteeinbringung im Jahre 1931 verursacht hat, und in noch stärkerem Maße gelang dies 1932."(Ebd., S. 261). Aus dem Gesagten und aus dem, was wir oben schon über den Boykott der Aussaat und Ernteeinbringung, über das Niederbrennen von Scheunen mit Getreide und Pferden gehört haben, ziehen die beiden Webbs die Schlussfolgerung, dass das, womit sich die Sowjetregierung damals, etwa ab 1929, konfrontiert sah, keine Hungersnot war, sondern ein weit verbreiteter, gut organisierter Generalstreik von Teilen der Großbauernschaft, der von ukrainischen Nationalisten und Emigranten im Ausland bewusst angestachelt wurde, um die Sowjetmacht zu Fall zu bringen. Später schuf man den Mythos vom 'Holodomor', der von Stalin und dem Rest der Sowjetregierung absichtlich herbeigeführten Hungersnot, die angeblich Millionen Menschen dahinraffte, wobei man sich auch nicht zu schade war, Bilder aus der Zeit der Hungersnot von 1921 zu benutzen, um den Gerüchten mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen. Dieser Mythos wurde schon 1935 von ukrainischen Nationalisten geschaffen und wird heute wieder benutzt, um gegen die Russische Föderation Stimmung zu machen, um die antirussische Stimmung anzuheizen. Er wird aber auch von sog. Geschichtsforschern benutzt, um Stalin den Mord an 'Millionen unschuldiger Menschen' in die Schuhe zu schieben, wobei die Zahlen, die man ins Spiel bringt, sich gewaltig in ihrer Höhe unterscheiden. Wir verfügen heute über eine große Zahl von Dokumenten, die widerlegen, dass Stalin, 'absichtlich in der Ukraine eine Hungersnot herbeiführte', darunter befindet sich auch der Stalin-Kaganowitsch-Briefwechsel. Stalin setzt sich in einem Schreiben vom 25. Juli 1932 aus seinem Urlaubsort an den für die Kollektivierung verantwortlichen sowjetischen Funktionär Lazar Kaganowitsch für eine Reduzierung der Getreideabgaben an den Staat ein, was die Ukraine betrifft:" .. drittens: eine genauere Untersuchung der ukrainischen Angelegenheiten in dieser Zeitspanne hat bereits die Notwendigkeit einer Hilfe für die ukrainischen Kollektivfarmen in Form einer teilweisen Reduzierung des Plans gezeigt."('The Stalin-Kaganovich Correspondence 1931-36', zusammengestellt und herausgegeben von R. W. Davies u. a., New Haven und London 2003 by Yale University, S. 168, Der Briefwechsel zwischen Stalin und Kaganowitsch 1931-36. Am 17. August 1932 beschloss das Politbüro der KPdSU, B Stalins Vorschläge anzunehmen). Der Plan für Einzelbauern, die sich nicht den Kollektivfarmen anschließen wollten, wurde um ein Drittel gekürzt (vgl. ebd.).l. Die Deportation der KulakenGewöhnlich wird die Deportation der Kulaken, oder eines Teils von ihnen, denn es wurden nicht alle umgesiedelt, im historischen Mainstream als schreiendes Unrecht, als das Werk eines rachsüchtigen Stalin oder als das einer allgegenwärtigen und allgewaltigen Geheimpolizei namens GPU hingestellt und moralisch an den Pranger gestellt. Millionen Menschen seien dabei umgebracht worden, wobei die Zahlen mit zunehmendem zeitlichem Abstand immer weiter nach oben geschraubt werden. Im 'Schwarzbuch des Kommunismus' heißt es dazu:"Mehr als zwei Millionen Bauern wurden deportiert, darunter 1,8 Millionen zwischen 1930 und 1931. Sechs Millionen verhungerten und Hunderttausende starben während der Deportation."Stéphane Courtois u.a., 'Das Schwarzbuch des Kommunismus', München und Zürich 1998, S. 165). Nach einem Beleg oder einer Quelle für diese Behauptung sucht man dort vergeblich. Es wird einfach darauf spekuliert, dass der Leser die Behauptung unbesehen und ungeprüft hinnimmt und nicht weiter hinterfragt, zumal eine solche Behauptung den gängigen Vorurteilen entspricht. Auch kümmert man sich in solchen Kreisen wenig um die Gründe für die Deportationen und Umsiedlungen. Für die antikommunistischen Verfasser des Schwarzbuches reicht es festzustellen, dass" ... die Zwangskollektivierung des Agrarlands ein regelrechter Krieg des Sowjetstaates gegen eine ganze Nation von kleinen Betrieben.."(Ebd.). ..gewesen sei. Der Höhepunkt dieses 'Krieges gegen eine ganze Nation' sei die 'furchbare Hungersnot von 1932/33' gewesen, welche"die Behörden mit der Absicht verursacht hatten, um den Widerstand der Bauern zu brechen. Mit der Gewalt gegen die Bauern sammelte man Erfahrungen mit Methoden, die später gegen andere soziale Gruppen eingesetzt wurden. In dieser Hinsicht steht die Gewalt für eine entscheidende Entwicklungsphase des stalinistischen Terrors."(Ebd.). Sehen wir uns die Methodik, die hier angewendet wird, etwas genauer an: Man stellt zunächst eine unbewiesene Behauptung auf ('Millionen von Toten'). Dann bringt man eine Hypothese zur Erklärung dieser unbewiesenen Behauptung ins Spiel, die ebenfalls unbewiesen bleibt: 'regelrechter Krieg des Sowjetstaates gegen eine ganze Nation', um die Behauptung plausibel und sinnvoll erscheinen zu lassen, denn Kriege fordern ja bekanntlich Tote. Anschließend fügt man eine weitere unbewiesene Behauptung an: 'Mit der Gewalt sammelte man Erfahrungen mit Methoden..' und gelangt dann zu einer Wertung, indem man auf dieser Grundlage einen ganzen Zeitabschnitt pauschal zur 'entscheidenden Entwicklungsphase des stalinistischen Terrors' erklärt, was dann haargenau der Sichtweise des historischen Mainstreams entspricht. Das heißt also, dass man eine hypothetische, bloß konstruierte, vermutete 'Realität', die dem eigenen antikommunistischen Weltbild entspricht, in eine 'tatsächliche' umfälscht. Dieses Weltbild wird apodiktisch als 'Realität' hingestellt, an der es nichts zu rütteln gibt. Wer es doch tut, gilt Stalinist. Welches sind die Fakten? Tatsache ist, dass es damals, als die Sowjetunion daran ging, die Kollektivierung auf dem Lande durchzuführen, also in den Jahren 1929-1933 etwa, eine zwangsweise Umsiedlung von Kulaken in entfernte Gebiete gegeben hat. Es wurden aber nicht schlechthin 'die Bauern umgesiedelt', sondern nur ganze bestimmte Bauern, nämlich ein Teil der russischen Großbauern, der, wie wir gesehen haben, mit aller Gewalt diese Kollektivierung verhindern wollte, und dabei auch das Mittel des Terrorismus anwandte, mit dem Ziel, nicht die dominierende, ausbeuterische Stellung im russischen Dorf zu verlieren, um nicht den Kampf um die Ernten und um das große Geschäft mit ihnen, aber auch um das Viehgeschäft und das Kreditgeschäft zu verlieren. War dies ein 'Krieg des Sowjetstaates gegen eine ganze Nation von kleinen Betrieben'? Wer führte damals wirklich einen Krieg gegen die russische Bauernschaft, vor allem gegen die Dorfarmut, gegen die kleinen, oft landlosen Bauern, die bereit waren, sich in Kollektivwirtschaften zu organisieren, um aus der jahrhundertelangen Armutsfalle herauszukommen? Waren es die Besitzer von Kleinbetrieben? Es waren die Besitzer von großen bäuerlichen Betrieben, die Landarbeiter beschäftigten und sie für sich gegen einen Hungerlohn arbeiten ließen, die gleichzeitig auch fragwürdige Kreditgeschäfte auf Kosten der armen Bauernschaft tätigten, die Getreide zurückhielten, um die Preise hochzutreiben, die tatsächlich einen Krieg gegen die einfachen russischen Bauern führten, die zur kollektivierten Landwirtschaft übergehen wollten, indem sie deren Scheunen und Häuser in Brand steckten, die in den Kolchosen Diebstähle begingen und Sabotage betrieben, die zum Boykott der Aussaat und der Ernten aufriefen und jene Bauern, die bereit waren, in die Kolchosen oder Sowchosen einzutreten, mit dem Leben bedrohten, die kommunistische Funktionäre ermordeten, die sie vorher auf schwarze Listen gesetzt hatten. Sie führten diesen Krieg, der nichts anderes als ein Klassenkrieg, ein Bürgerkrieg war. Aus diesen Gründen wurde dieser Teil der gewalttätigen Großbauernschaft, der Kulaken, ausgesiedelt, denn ohne eine solche Aussiedlung hätten sich die neuen Kollektivwirtschaften nicht friedlich und normal entwickeln können. Wer veranlasste diese Deportationen? Die übliche Antwort: Stalin und seine allmächtige GPU. Auch hier wird wieder eine bloße Behauptung, die auf einem Vorurteil beruht, zur Tatsache erklärt. Aber wie kamen diese Deportationen wirklich zustande? Anna Louise Strong hat damals ein dörfliches Ausweisverfahren für bestimmte Kulaken miterlebt:"Gewöhnlich wird außerhalt der Sowjetunion angenommen, dass die Ausweisungen von einer geheimnisvollen und allmächtigen GPU vorgenommen wurden. Das tatsächliche Verfahren war jedoch ganz anders: Auf Dorfversammlungen armer Bauern und Landarbeiter wurden Listen von Kulaken, die 'unsere Kollektivfarmen mit Gewalt behindern', erstellt, und anschließend wandte man sich an die Regierung mit der Bitte, sie zu deportieren. In den turbulenten Tagen von 1930 nahm ich an vielen solcher Versammlungen teil. Es gab harte, erbitterte Diskussionen, auf denen eine nach der anderen jener 'besten Familien' unter die Lupe genommen wurde, die sich das beste Land unter den Nagel gerissen hatten, die die Arbeiter ausbeuten konnten, weil ihnen die Werkzeuge gehörten, was die 'besten Familien' in aller Regel in der Geschichte tun, und die jetzt den Aufstieg der Kollektivfarmen durch Brandstiftung, Viehabschlachtungen und Mord bekämpften. ... Die Versammlungen, an denen ich selbst teilgenommen habe, zeichneten sich durch größere Ernsthaftigkeit, Gerechtigkeitssinn und Ausgewogenheit in der Diskussion aus als irgendein Gerichtsverfahren, das ich in Amerika mitbekommen habe. Diesen Bauern war bewusst, dass sie harte Bestrafungen aussprechen konnten, und sprachen sie nicht leichten Herzens aus. ... Die Leute, die sich vorstellen, dass die ländliche Revolution, die zur Kollektivierung führte, ein 'Krieg zwischen Stalin und den Bauern' war, waren selbst nicht vor Ort, als der Wirbelwind losbrach. ... Es war ein harter, erbitterter und auch beileibe kein unblutiger Konflikt. ... Städtische und regionale Ausschüsse der UdSSR überprüften die Listen mit den Kulaken, die deportiert werden sollten, damit es zu keinen Exzessen kommen konnte."(Webbs 1941, ebd., S. 267, nach: A. L. Strong, 'The Soviet Dictatorship', in: American Mercury, Oktober 1934, verwiesen wird auch auf die Schilderung der Bäuerin Eudoxia Pasuchina in 'Collective Farm Trud' - die Arbeit auf der Kollektivfarm - Moskau 1932, S. 60f). Der 'Krieg des Sowjetstaates gegen eine ganze Nation von kleinen Betrieben' entpuppt sich somit als antikommunistische Propaganda, um diejenigen in Schutz zu nehmen, die tatsächlich einen langen Krieg gegen die Nation von Millionen Kleinbauern und Landarbeitern führten und ihn zusammen mit den alten Gutsherrn und Aristokraten, unter dem Schutz des Zarismus, schon jahrhundertelang gegen die werktätige russische Bauernschaft geführt hatten, die nun endlich, nach so vielen Jahrhunderten, an den Schalthebeln der Macht saß. Waren diese Ausweisungen ein 'schreiendes Unrecht', wie immer wieder behauptet wurde? Das würde bedeuten, dass die Dorfversammlungen, auf denen die Listen der auszuweisenden Kulaken-Familien zusammengestellt wurden, der Minderheit der reichen Großpächter und Wucherer 'schweres Unrecht' zugefügt haben. Vergessen wird dabei, dass die Bauern damals in der UdSSR nicht Eigentümer des Bodens waren. Sie waren seit der Oktoberrevolution Nutznießer des nationalisierten Bodens, um diesen Boden zu bestellen, nicht nur in ihrem eigenen Interesse, sondern auch im Interesse der gesamten Nation, im Interesse der sicheren Versorgung der Städte, aber auch der Sowjetarmee mit erschwinglichen Lebensmitteln. Die organisierte Weigerung, dies zu tun, die in der Ukraine damals zu einer Massenerscheinung wurde - angestachelt von ukrainischen Nationalisten und Faschisten - war Grund genug, ihnen dieses Nutzungsrecht wieder zu entziehen, das sie durch diese Weigerung verwirkt hatten. In den Gebieten, in die man sie deportierte, konnte sich diese parasitäre Minderheit nützlich machen, konnte sie ehrlicher Arbeit nachgehen, zum allgemeinen Nutzen, sei es als Gleisarbeiter an den zu erbauenden großen Eisenbahntrassen, beim Bau von Kanälen, beim Fällen von Holz, bei der Schürfung von Mineralien oder auch im Bergbau.m. Der Sturm legt sichNachdem die übelsten und destruktivsten Mitglieder der Kollektivfarmen und die erbittersten Feinde der Kollektivierung ausgesiedelt worden waren, kamen die neuen Großwirtschaften endlich zu Ruhe. Der Sturm begann sich zu legen:"Einige der Dörfer, die noch 1932 zu den widerspenstigsten bei der Feldbestellung gehört hatten und die im Winter 1932/33 am meisten gehungert hatten, gehörten dann 1934 zu den fleißigsten und ernteten reichlich die Früchte ihrer besseren Arbeit."(Webbs 1941, S. 271). Obwohl die Ernte von 1934 auf Grund des schlechten Klimas weniger üppig ausfiel als die im Jahr davor, erhielt die Sowjetregierung fast die gleiche Menge an Getreide. Die bessere Arbeitsdisziplin, die erhöhte Motivation und die Beruhigung in den Kollektivwirtschaften machten es möglich. Der Anteil der Ernte, der in der Kolchose nach Abgabe der Naturalsteuer verblieb, fiel bedeutend höher aus als der, den die ehemaligen Einzelbauern vorher erwirtschaftet hatten. Thomas Campbell, Agrarexperte aus Kanada und Berater der Sowjetregierung:"Wegen des vermehrten Pachtlandes und der höheren Erträge der Kollektivwirtschaften, infolge des größeren Einsatzes von Traktoren und moderner Gerätschaften und Produktionsmethoden, hat sich das Einkommen pro Haushalt auf der Kollektivfarm um mindestens 150 Prozent im nationalen Durchschnitt und um mehr als 200 Prozent in zahlreichen Ortschaften erhöht."(Ebd., S. 272, aus: Thomas D. Campbell, 'Russia, Market of Menace', 1932, S. 65 - Russland - der drohende Markt). Obwohl es in diesem Jahr in ganz Südeuropa, und auch in Südrussland, eine lange Dürreperiode gegeben hatte, kam es dieses Mal in Russland zu keiner Hungersnot. In früheren Zeiten war es so, dass die Menschen in solchen Fällen ihr Vieh abschlachteten und die Städte flohen, um sich dort als Hilfsarbeiter durchzuschlagen. Drei Maßnahmen hatte man auf Regierungsebene ergriffen, um künftigen Hungerkatastrophen vorzubeugen: 1. Man verabschiedete ein neues Gesetz zur Ernteeinbringung; 2. Überall im Land fanden regionale Kongresse für einen systematischen Erfahrungsaustausch statt, was effektives Wirtschaften auf dem Dorf anging. In Moskau organisierte man den 'Kongress des besten Farmers'. Erfolgreich wirtschaftende Bauern sollten ihre Methoden allen zugänglich machen, mit denen sie gute Ernteergebnisse erzielt hatten; 3. Die Einführung von 'politodels' in den Maschinen-Traktoren-Stationen. 20.000 Menschen, darunter erfolgreiche Fabrikdirektoren, Armeeführer, Universtitätsprofessoren und andere Experten leisteten freiwillige Arbeit als Berater der MTS, um die neuen Großfarmen ordentlich in Schwung zu bringen. Diese landesweite Anstrengung von 1934 besiegte die Dürre von 1934. Die Ernte fiel trotz des ungünstigen Wetters nicht schlechter aus als die Rekordernte aus dem Jahr davor. Ein Jahr später war die Lage in den Kollektivfarmen schon so stabil, dass kaum noch jemand die Kolchose wieder verlassen wollte. Während die Auslandspresse von 'Stalins Krieg gegen die Bauern' faselte, war in der damaligen sowjetischen Presse von einem anderen Krieg die Rede: von dem Krieg für einen höheren Ernteertrag oder von einem Krieg gegen die Dürre (vgl. A. L. Strong, ebd., S. 49f). Es kam noch etwas hinzu: die Mentalität des Bauern änderte sich aufgrund der neuen Verhältnisse. Er lernte jetzt nicht nur lesen und schreiben, sondern begann auch, sich für Naturwissenschaft und sogar für Kunst zu interessieren. Denn: Fast jede Großfarm besaß ihren Theaterkreis, ihren Fallschirmspringer- oder Segelflieger-Club, ja sogar ihre eigenen Pilotenkurse - nützliche Hobbys, die sich später im Zweiten Weltkrieg bezahlt machen sollten. Später wurden auch Flugzeuge für die Aussaat verwendet oder einfach für Besorgungen in der nächstgelegenen Stadt, die der Kolchose zur Verfügung standen. Der Fortschritt war ins russische Dorf eingezogen.n. Die Kollektivierung sicherte den Sieg über die Nazi-WehrmachtLudo Martens ist in seinem Buch über Stalin ('Stalin anders betrachtet') ist der Meinung, dass die Kollektvierung damals die Sowjetunion in die Lage versetzte, der Naziinvasion zu widerstehen und diesen Krieg schließlich siegreich zu beenden. Hat er damit Recht? Ist das nicht etwas gewagt zu behaupten? Hat nicht die Rote Armee diesen Sieg alleine errungen? Am 7. November 1943, zum 26. Jahrestag der Oktoberrevolution, hielt Stalin eine Ansprache, in der er auf Folgendes hinwies:"Bekanntlich war unser Land durch den Einfall der faschistischen Heerhaufen zeitweilig der wichtigsten landwirtschaftlichen Gebiete der Ukraine, des Don- und Kubangebietes beraubt. Und trotzdem versorgten unsere Kollektivwirtschaften und Sowjetgüter ohne nennenswerte Störungen die Armee und das Land mit Lebensmitteln. Gewiss, ohne die Kollektivwirtschaftsordnung, ohne die aufopferungsvolle Arbeit der Kollektivbauern hätten wir diese äußerst schwierige Aufgabe nicht bewältigen können. Leidet unsere Armee im dritten Jahr des Krieges keinen Mangel an Lebensmitteln, wird unsere Bevölkerung mit Lebensmitteln und unsere Industrie mit Rohstoffen versorgt, so ist das ein Ausdruck der Kraft und der Lebensfähigkeit der Kollektivwirtschaftsordnung und des Patriotismus der Kollektivbauernschaft."(Stalin-Werke, Bd. 14, Dortmund 1976, Verlag Roter Morgen, S. 327, 'Der 26. Jahrestag der Oktoberrevolution'). Martens stellt fest, dass die von den faschistischen Truppen verwüsteten Gebiete - und das waren nicht nur die deutschen Truppen, sondern auch die italienischen, finnischen, rumänischen, ungarischen, slowakischen und spanischen - 47 Prozent der bearbeiteten Bodenfläche ausmachten. 98.000 Kollektivfarmen seien zerstört worden (vgl. L. Martens, ebd., S. 147). Es gab damals insgesamt rund 240.000 Kolchosen und Sowchosen. Es wurden also etwa 40 Prozent aller Kollektivwirtschaften von den Faschisten zerstört, wovon besonders die Ukraine betroffen war, wo die ukrainischen Nationalisten kräftig an diesem Zerstörungswerk auf der Seite der Nazis beteiligt waren. Dennoch konnte die Rote Armee während des ganzen Krieges zuverlässig mit Lebensmitteln versorgt werden. Dies war ein Ausdruck der 'Kraft und der Lebensfähigkeit der Kollektivwirtschaftsordnung' und des 'Patriotismus der Kollektivbauernschaft' (Stalin in seiner oben angeführten Rede). Hinzukam, dass" ..in den Jahren 1943/44 im Osten der UdSSR 12 Millionen ha neue Anbauflächen urbar gemacht wurden."(Ludo Martens, ebd., S. 147, nach: Bruno Bettelheim, 'L'économie soviétique', Paris 1950, SS. 83, 90 - Die sowjetische Wirtschaft). Die deutschen Faschisten und ihre Verbündeten konnten die Kollektivwirtschaften zwar abbrennen, was sie besonders auf ihren Rückzügen taten, aber sie waren nicht in der Lage, das System zu vernichten, sie waren nicht in der Lage, die Bauern dazu zu bewegen, zum alten System der Einzelwirtschaft oder gar zur Gutsherrschaft zurückzukehren. Auch Nikolaus Basseches ist der Meinung, dass ohne die Kollektivierung die Sowjetunion den Krieg nicht überstanden hätte, wenn er schreibt:"Man kann ruhig sagen, dass dank der Kollektivierung die Sowjetunion den Zweiten Weltkrieg überstanden hat."(Nikolaus Basseches, ebd., S. 169). Er vergleicht damit die Lage Russlands im Ersten Weltkrieg:"Es waren die Bauern, die das Land nicht mehr verteidigen wollten, es waren die Bauern, die den Frieden wollten, ..."(Ebd.). Im Zweiten Weltkrieg aber wollten sie das Land verteidigen, denn es war nun ihr Land geworden. Sie hatten viel zu verteidigen: Sie hatten die neu gewonnene Freiheit, aber auch ihre kulturellen Errungenschaften zu verteidigen, ihr neues Leben. Wäre die Nazi-Wehrmacht nicht besiegt worden, was wäre dann auf dem Lande passiert? Die Deutschen hätten ihre Gauleiter und SS-Oberen als neue Gutsherrn eingesetzt und hätten die einfachen Bauern wieder in die Leibeigenschaft, ja in die völlige Versklavung gezwungen. Sie hatten also viel zu verlieren. Martens, Bettelheim zitierend:"Die überwältigende Mehrheit der Bauern hat gezeigt, wie stark sie mit dem neuen Landwirtschaftssystem verbunden ist. Man hatte den Beweis während des Krieges, denn in den von den deutschen Truppen besetzten Regionen hat sich allen zerstörerischen Versuchen der Nazibehörden zum Trotz die Kollektivwirtschaftsform aufrechterhalten."(Ludo Martens, ebd., nach: B. Bettelheim, ebd., S. 113f). Martens Behauptung ist also durchaus berechtigt. Die Rote Armee besaß durch die Kollektivwirtschaftsordnung ein sicheres Hinterland, ohne das keine Armee auf die Dauer siegen kann. Und: Es hatte sich gezeigt, dass das neue System, dass die neue sozialistische Landwirtschaft, die neue Großwirtschaft, dem kapitalistischen überlegen war. In den westeuropäischen Ländern, in die die Naziarmee vor ihrem Überfall auf die Sowjetunion eingefallen war, war sie mühelos in der Lage gewesen, innerhalb weniger Wochen die Länder zu besetzen.mehr

Autor

Geboren am 18. März 1949 in Holte, einem kleinen norddeutschen Dorf (Kreis Cuxhaven). Besuch des Wirtschaftswissenschaftlichen Gymnasiums der Pestalozzischule Bremerhaven, wo ich im Sommer 1967 das Abitur ablegte.Nach Bundeswehrzeit Studium der Rechtswissenschaften von 1969 bis 1971 (ohne Abschluss), dann Studium der Anglistik und der Politikwissenschaften bei Professor Ernst Roloff in Göttingen. Erstes Staatsexamen 1977 nach Besuch der Pädagogischen Hochschule, anschließend Vorbereitungsdienst an der Realschule Lathen/Ems und Bestehen der Zweiten Prüfung für das Lehramt an Realschulen (Herbst 1978).Übernahme als Beamter auf Probe in den öffentlichen Schuldienst (1979) in Langelsheim bei Goslar. Frühjahr 1983: Berufsverbot wegen meiner öffentlichen Kritik an den niedersächsischen Behörden bezüglich neonazistischer Tendenzen an deutschen Schulen und zweier Spenden für die Zeitung UZ. Eigentlicher Grund: Meine Arbeit für die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes in Goslar während meiner Probezeit. Anschließend, von 1984 bis 1986, Umschulung zum Dolmetscher/Übersetzer/Fremdsprachenkorrespondenten in Englisch, Französisch und Spanisch an der Buhmann-Schule Göttingen.Von 1987 bis 1991 Sprachenlehrer an der Bénédict School in Dortmund, Ausbildung von Fremdsprachenkorrespondentinnen für die IHK-Prüfung in der englischen Fremdsprachenkorrespondenz.Im Sommer 1991 nach Schröder-Amnestie Übernahme in den Schuldienst in Niedersachsen (Osnabrück), später, 1993, Schulwechsel und Lehrer an der Maria-Sybilla-Merian Gesamtschule in Bochum/Wattenscheid für die Fächer Englisch, Gesellschaftslehre und Berufsvorbereitung. Aus gesundheitlichen Gründen 2009 vorzeitig pensioniert, seitdem im Ruhestand.
Stalin