Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Karl Jaspers - Philosophie menschlicher Existenz und Vernunft

BuchGebunden
392 Seiten
Deutsch
Talheimererschienen am16.06.2018
Würde man allein nach der Wirkungsgeschichte und der gegenwärtigen Resonanz urteilen, so dürfte es schwer fallen, das Werk von Karl Jaspers heute als eine wirksame Philosophie unserer Zeit anzusehen. Schon zu Jaspers Lebzeiten und während der Dominanzphasen der Existenzphilosophie , also nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, war sein Einfluss auf die philosophische Diskussion deutlich geringer als etwa derjenige Martin Heideggers, jedenfalls im Bereich der - von Jaspers freilich auch wenig geschätzten - akademischen Schulphilosophie . Und als dann seit den 1960er Jahren analytische Philosophie und marxistische Theorie, Strukturalismus und Systemtheorie die Existenzphilosophie in den Hintergrund drängten, schien deren Zeit überhaupt vorbei zu sein. [â¦] Seit einiger Zeit sind wir allerdings in einer Phase, in der die politischen Fronten der 1960er und 70er Jahre z.T. aufgelöst bzw. verlassen worden sind und - z.B. im Zuge der Tendenzen einer postmodernen Rationalitätskritik - sogar ein neues Interesse an der Existenzphilosophie aufgekommen ist. [â¦] Zunächst gilt es, in einem ersten Teil die systematischen und methodischen Grundzüge von Jaspers Philosophie der Existenz und Vernunft - von den in der Philosophie von 1932 entwickelten Grundbestimmungen über eine Aufklärung der ethischen Dimension der Existenzerhellung bis hin zu den transzendentalen Erhellungen der philosophischen Logik - in Vernunft und Existenz (1935) und Von der Wahrheit (1948) - aufzuzeigen und intern zu erörtern. Dabei werden auch entsprechende Korrekturen am sehr oft verkürzten und verzerrten Bild der Jaspers schen Philosophie vorgenommen. Dieser Teil verfährt primär immanent darstellend und interpretierend. Die kritische Erörterung, auch mit Bezug auf die z.T. bereits angedeuteten eigenen kritischen Fragen, erfolgt in den kritischen Diskursen . Der zweite Teil enthält zudem eine Reihe thematisch bezogener kritischer Diskurse zwischen Jaspers und jeweils sachlich-kritisch relevanten anderen Positionen der zeitgenössischen Philosophie. Zum Teil lassen sich diese Diskurse an begonnene Diskussionen anschließen - so zwischen Jaspers und Bultmann, Heidegger - oder an, wenn auch zumeist spärliche, wechselseitige Bezugnahmen - zwischen Jaspers, Heidegger und Sartre - bzw. einseitige - von Bloch, Plessner, Habermas aus. Aber die Bezugnahmen tragen nicht weit. Um einen sachlich-kritischen Diskurs in Gang zu bringen, bedarf es einer Rekonstruktion der Problemkonstellation, die sich aus den differenten Ansichten der problematischen Sache ergibt und die eine korrektive Diskussion möglich und nötig macht. Der Notwendigkeit, die Philosophie von Jaspers in solche zeitgenössischen Diskussionszusammenhänge zu bringen, um sie darin zu prüfen und zu bewähren, wird hier an einigen, aber - wie mir scheint - besonders aufschlussreichen und wichtigen Verhältnissen entsprochen, auch wenn man das Bezugsfeld gewiss erweitern könnte: etwa auf Ludwig Wittgenstein, in dessen (frühem) Denken Jaspers eine ähnliche Grenzreflexion zwischen Wissenschaft, Philosophie, den Lebensproblemen und dem Mystischen am Werke sah, oder auch, zumindest was Parallelen in der Art des dialektischen Denkens angeht, auf Adornos Negative Dialektik . Im dritten Teil wird die politische Philosophie von Jaspers rekonstruiert: von den Ansätzen - vor 1933 - über die durch die Erfahrung des Nationalsozialismus bewirkte Wendung zu einer ebenso umfassend angelegten wie politisch konkret werdenden Philosophie von Vernunft und Existenz, im Hinblick auf die politisch-gesellschaftlichen Bedingungen menschlicher Freiheit und einer Weltfriedensordnung angesichts der atomaren Bedrohung bis hin zur interkulturellen und weltgesellschaftlichen Bedeutung der Philosophie kommunikativer Vernunft. [â¦]. (Aus der Einleitung)mehr

Produkt

KlappentextWürde man allein nach der Wirkungsgeschichte und der gegenwärtigen Resonanz urteilen, so dürfte es schwer fallen, das Werk von Karl Jaspers heute als eine wirksame Philosophie unserer Zeit anzusehen. Schon zu Jaspers Lebzeiten und während der Dominanzphasen der Existenzphilosophie , also nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, war sein Einfluss auf die philosophische Diskussion deutlich geringer als etwa derjenige Martin Heideggers, jedenfalls im Bereich der - von Jaspers freilich auch wenig geschätzten - akademischen Schulphilosophie . Und als dann seit den 1960er Jahren analytische Philosophie und marxistische Theorie, Strukturalismus und Systemtheorie die Existenzphilosophie in den Hintergrund drängten, schien deren Zeit überhaupt vorbei zu sein. [â¦] Seit einiger Zeit sind wir allerdings in einer Phase, in der die politischen Fronten der 1960er und 70er Jahre z.T. aufgelöst bzw. verlassen worden sind und - z.B. im Zuge der Tendenzen einer postmodernen Rationalitätskritik - sogar ein neues Interesse an der Existenzphilosophie aufgekommen ist. [â¦] Zunächst gilt es, in einem ersten Teil die systematischen und methodischen Grundzüge von Jaspers Philosophie der Existenz und Vernunft - von den in der Philosophie von 1932 entwickelten Grundbestimmungen über eine Aufklärung der ethischen Dimension der Existenzerhellung bis hin zu den transzendentalen Erhellungen der philosophischen Logik - in Vernunft und Existenz (1935) und Von der Wahrheit (1948) - aufzuzeigen und intern zu erörtern. Dabei werden auch entsprechende Korrekturen am sehr oft verkürzten und verzerrten Bild der Jaspers schen Philosophie vorgenommen. Dieser Teil verfährt primär immanent darstellend und interpretierend. Die kritische Erörterung, auch mit Bezug auf die z.T. bereits angedeuteten eigenen kritischen Fragen, erfolgt in den kritischen Diskursen . Der zweite Teil enthält zudem eine Reihe thematisch bezogener kritischer Diskurse zwischen Jaspers und jeweils sachlich-kritisch relevanten anderen Positionen der zeitgenössischen Philosophie. Zum Teil lassen sich diese Diskurse an begonnene Diskussionen anschließen - so zwischen Jaspers und Bultmann, Heidegger - oder an, wenn auch zumeist spärliche, wechselseitige Bezugnahmen - zwischen Jaspers, Heidegger und Sartre - bzw. einseitige - von Bloch, Plessner, Habermas aus. Aber die Bezugnahmen tragen nicht weit. Um einen sachlich-kritischen Diskurs in Gang zu bringen, bedarf es einer Rekonstruktion der Problemkonstellation, die sich aus den differenten Ansichten der problematischen Sache ergibt und die eine korrektive Diskussion möglich und nötig macht. Der Notwendigkeit, die Philosophie von Jaspers in solche zeitgenössischen Diskussionszusammenhänge zu bringen, um sie darin zu prüfen und zu bewähren, wird hier an einigen, aber - wie mir scheint - besonders aufschlussreichen und wichtigen Verhältnissen entsprochen, auch wenn man das Bezugsfeld gewiss erweitern könnte: etwa auf Ludwig Wittgenstein, in dessen (frühem) Denken Jaspers eine ähnliche Grenzreflexion zwischen Wissenschaft, Philosophie, den Lebensproblemen und dem Mystischen am Werke sah, oder auch, zumindest was Parallelen in der Art des dialektischen Denkens angeht, auf Adornos Negative Dialektik . Im dritten Teil wird die politische Philosophie von Jaspers rekonstruiert: von den Ansätzen - vor 1933 - über die durch die Erfahrung des Nationalsozialismus bewirkte Wendung zu einer ebenso umfassend angelegten wie politisch konkret werdenden Philosophie von Vernunft und Existenz, im Hinblick auf die politisch-gesellschaftlichen Bedingungen menschlicher Freiheit und einer Weltfriedensordnung angesichts der atomaren Bedrohung bis hin zur interkulturellen und weltgesellschaftlichen Bedeutung der Philosophie kommunikativer Vernunft. [â¦]. (Aus der Einleitung)
Details
ISBN/GTIN978-3-89376-175-3
ProduktartBuch
EinbandartGebunden
Verlag
ErscheinungsortMössingen
ErscheinungslandDeutschland
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum16.06.2018
Reihen-Nr.81
Seiten392 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht500 g
Artikel-Nr.45509812

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
InhaltVorwort Einleitung: Karl Jaspers - Philosophie für unsere Zeit und Zukunft? I. Systematische und epistemische Grundzüge der Philosophie menschlicher Existenz und Vernunft 1. Ontologischer Ansatz und Umriss: Dasein/Welt - Existenz/Transzendenz 2. Das philosophische Grundwissen 3. Die ethische Dimension menschlicher Existenz II. Jaspers Philosophie im Kontext und Diskurs 1. Philosophische Existenzerhellung und theologische Existenzmitteilung - Jaspers, Bultmann 2. Transzendenz - Metaphysik - Jaspers, Bloch 3. Für und wider den Transzendenzbezug menschlicher Existenz - Jaspers, Sartre 4. Existenzerhellung und philosophische Anthropologie - Jaspers, Plessner 5. Kommunikative Vernunft - Jaspers, Habermas III. Zeitanalyse, Politik und Philosophie der Vernunft 1. Zeitanalyse, Politik und Philosophie der Vernunft - vor 1933 2. Politische Philosophie - nach dem Nationalsozialismus Literatur Zur Person Helmut Fahrenbachmehr
Leseprobe
"Die Sichtung des Erbes müsste insbesondere mit Bezug auf die großen Philosophen des 20. Jahrhunderts vorgenommen werden, die dem philosophischen Denken im Bewusstsein der geschichtlichen Situation noch einmal eine historisch und systematisch umfassende und zugleich auf die konkreten Probleme unserer Zeit bezogene neue Gestalt gegeben haben. Dass zu diesen Philosophen - neben Albert Schweitzer, Ernst Bloch, Jean-Paul Sartre, Bertrand Russell - auch Karl Jaspers zu zählen ist, kann angesichts seines Werkes keinem Zweifel unterliegen. Vielleicht ist es unter diesem Gesichtspunkt sogar naheliegend, das Werk von Karl Jaspers in einem ausgezeichneten Sinn als universelle Philosophie anzusehen. Denn der sachliche und auch der zeitgeschichtlich reflektierte Bedeutungs- und Wahrheitsgehalt einer Philosophie - der nicht nur im zeitgemäßen , sondern mindestens ebenso sehr im zeitkritischen Bezug liegt - ist keine einfache Funktion ihrer Wirkung, zumal nicht ihrer unmittelbaren zeitgenössischen Resonanz und Anerkennung.[â¦]""Dennoch bleibt festzuhalten: Erstens, der Kreis derer, die sich - unter verschiedenen Interessensgesichtspunkten - mit Jaspers befassen und auseinandersetzen, war und ist vergleichsweise eng, und die Zahl derer, die systematisch an die Philosophie von Jaspers anschließen noch geringer. Zweitens hat der systematisch und methodisch grundlgend-umfassende Rahmen der transzendental-logischen Erhellungen des Umgreifenden - in Seins-, Bewusstseins- und Wahrheitsweisen -, dessen Grundbestimmungen Jaspers im Prinzip die Geltung eines allgemeingültig kommunikablen philosophischen Vernunft- und Grundwissens (diesseits von philosophischem Glauben und wissenschaftlichem Wissen) zuspricht, trotz seiner einsichtigen strukturellen Bedeutung bislang immer noch keine breitere systematische und methodologische Auswirkung gehabt. Und schließlich bleibt drittens ein wesentliches Desiderat, dass gerade für die Bedeutung des Jaspers schen Denkens aufschlussreiche Versuche, es in themen- und problembezogene kritische Diskurse mit anderen wichtigen Positionen der zeitgenössischen Philosophie zu ziehen, um darin seine kritische und produktive Relevanz zu prüfen und zu bewähren, noch kaum in Gang gekommen sind." [...] Die zwischen Karl Jaspers und Rudolf Bultmann geführte Diskussion um das Problem der Entmythologisierung hat deutlicher als zuvor gezeigt, dass der Streit um diese Frage nicht im zunächst augenfälligen Bereich ihrer Programmatik und Folgen, sondern allein im Rückgang auf die ihr zugrunde liegenden systematischen Probleme angemessen ausgetragen werden kann. Denn die Entmythologisierung ist selbst begründete Folge und nicht begründender Grund eines theologischen Gedankenganges; wie man sich auch sehr irrt, wenn man in ihr die Mitte der Theologie Bultmanns zu sehen meint und nicht begreift, dass sie lediglich die kritische Seite einer positiv begründeten theologischen Thematik darstellt, sofern aus dem Sinn von Offenbarung und Glaube existenziale Interpretation und aus deren Grund und Vollzug Entmythologisierung gefordert ist. [...] In meinen Arbeiten über Jaspers geht es mir immer auch darum, die m.E. zu wenig beachtete systematische und methodische Bedeutung der Philosophie von Karl Jaspers hervor zu heben und in zeitgenössischen Diskussionszusammenhängen zur Geltung zu bringen. Diese Intention gilt auch für die folgenden Ausführungen. Allerdings wird ihre Befolgung dadurch kompliziert, dass die hier zu erörternde Transzendenz-Thematik für mich den problematischsten Komplex der Jaspers schen Philosophie als Metaphysik darstellt, und ich in der Kontroverse über Existenz und Transzendenz auf der Seite Jean-Paul Sartres stehe. Gleichwohl muss diese Problematik - auch von einem nachmetaphysischen philosophisch-anthropologischen Standpunkt aus - erörtert werden, weil und soweit sie in die philosophisch-anthropologisch wesentliche Thematik der Existenzerhellung von Jaspers hineinragt. Im Folgenden geht es also nicht um eine Erörterung der Jaspers schen Chiffern-Metaphysik der Transzendenz als solcher, sondern um die immanent kritische und insbesondere geltungstheoretische Reflexion des von Jaspers behaupteten wesentlichen Transzendenzbezugs der Existenz als möglicher Freiheit, der Sartres Existenzanalyse mit der - im Jaspers schen Sinn transzendenzlosen - kontingenten Freiheit als existentialistisch-atheistische Gegenposition entgegensteht. [...] Zwar zählt Plessner - mit Max Scheler und Arnold Gehlen - zu deren Klassikern , und er kommt in entsprechenden Darstellungen auch neben den anderen zur Geltung. Aber schon die Verhältnisse zwischen den anthropologischen Positionen bleiben zumeist undiskutiert und entsprechend unklar. So ist manchem offenbar immer noch nicht klar, dass - gegenüber der auf eine Metaphysik des Absoluten zielenden Metaanthropologie Schelers, des vermeintlichen Gründungsvaters philosophischer Anthropologie, und der sich dezidiert empirisch-wissenschaftlich gebenden späteren Anthropologie Gehlens - Plessner als der eigentliche Begründer der nachmetaphysischen und gleichwohl philosophischen Anthropologie des 20. Jahrhunderts zu gelten hat. Diese Einsicht ist nicht zuletzt durch die vordergründigen Referenzen vor dem bekannteren Scheler und die Totschweigetaktik gegenüber Plessner von Seiten namhafter philosophischer Zeitgenossen - vor allem Heidegger und dann Gehlen - verbaut worden. [â¦]Wiederum ist es Plessner, der sie am ehesten kenntlich macht und eine kritische Beziehung herstellt, indem er sich mit Ansatz, Grundbestimmung und Methode vor allem der Daseinsanalyse Heideggers, aber auch der Existenzerhellung von Jaspers unter Gesichtspunkten der philosophischen Anthropologie auseinandersetzt. Die Auseinandersetzung mit Heidegger als dem eigentlichen daseinsanalytischen Konkurrenten der philosophischen Anthropologie - durch dessen Wirkung diese auch überlagert und verdrängt wurde - steht für Plessner gewiss im Vordergrund, während Jaspers, dem Plessner politisch und letztlich auch philosophisch weit näher stand, eine zwar weniger brisante, aber positivere Würdigung erfährt, auch wenn er in der Spannung zwischen philosophischer Anthropologie und Existenzphilosophie zur anderen Seite zählt.mehr