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All-Erlösung und All-Einheit

Studien zum »Buch des heiligen Hierotheos« und seiner Rezeption in der syrisch-orthodoxen Theologie
BuchGebunden
Deutsch
Reichert, Lerschienen am01.11.2002
Bei dem sogenannten Buch des heiligen Hierotheos handelt es sich um eine in syrischer Sprache abgefaßte Schrift, die den mystischen Aufstieg der Seele zur vollkommenen Vereinigung mit der Gottheit beschreibt.
Die Textanalysen führen in dem vorliegenden Werk zu einer differenzierten Antwort auf die traditionellen Einleitungsfragen nach der Person des Verfassers und dem geistesgeschichtlichen Umfeld, vor dessen Hintergrund die Aussagen des Buches erst völlig verständlich werden. Es wird gezeigt, daß das Buch mit großer Wahrscheinlichkeit in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts entstanden ist und von einem in der Forschung bisher nicht ausreichend beachteten Konflikt in der Theologie jener Epoche geprägt ist. Denn in dem besagten Zeitraum kommt es zur Begegnung zwischen der auf Origenes (3. Jh.) fußenden Theologie mit dem gerade bekannt werdenden Schrifttum des Pseudo-Dionysius Areopagita. Diese beiden Spielarten christlicher Mystik unterscheiden sich besonders in der Frage, ob die Seele des Menschen restlos aufgeht im All-Einen der Gottheit oder ob nicht vielmehr eine letzte Fundamentaldifferenz zwischen Schöpfer und Geschöpf gewahrt bleibt. Im Buch des heiligen Hierotheos stoßen in seiner uns vorliegenden Gestalt diese beiden Grundoptionen der Mystik aufeinander:
Eine von Pinggéra herausgearbeitete Grundschrift des Buches vertritt den radikal-origenistischen Standpunkt, eine wohl nur wenig später eingetragene Redaktionsschrift versucht diesen Standpunkt gegen die dazu in Widerspruch tretende areopagitische Theologie zu verteidigen. Damit gehört das Buch in das Umfeld jener namentlich in Palästina ausgetragenen Streitigkeiten um das Erbe des Origenes, die zur schicksalhaften Verurteilung dieses wohl größten griechischen Theologen der Alten Kirche auf dem V. Ökumenischen Konzil zu Konstantinopel (553) geführt haben.
Das Buch des heiligen Hierotheos wurde später von zwei herausragenden Theologen der syrisch-orthodoxen Kirche kommentiert (Patriarch Theodosius im 9. Jh. und Gregor Bar Hebraeus im 13. Jh.).
Das vorliegende Werk bietet erstmals Auszüge aus diesen beiden noch unedierten Kommentaren und zeigt, daß beide Autoren - entgegen der in der Forschung bisher gehegten Vermutung - die Absicht verfolgt haben, das Buch in rechtgläubigem Sinne umzuinterpretieren.
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KlappentextBei dem sogenannten Buch des heiligen Hierotheos handelt es sich um eine in syrischer Sprache abgefaßte Schrift, die den mystischen Aufstieg der Seele zur vollkommenen Vereinigung mit der Gottheit beschreibt.
Die Textanalysen führen in dem vorliegenden Werk zu einer differenzierten Antwort auf die traditionellen Einleitungsfragen nach der Person des Verfassers und dem geistesgeschichtlichen Umfeld, vor dessen Hintergrund die Aussagen des Buches erst völlig verständlich werden. Es wird gezeigt, daß das Buch mit großer Wahrscheinlichkeit in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts entstanden ist und von einem in der Forschung bisher nicht ausreichend beachteten Konflikt in der Theologie jener Epoche geprägt ist. Denn in dem besagten Zeitraum kommt es zur Begegnung zwischen der auf Origenes (3. Jh.) fußenden Theologie mit dem gerade bekannt werdenden Schrifttum des Pseudo-Dionysius Areopagita. Diese beiden Spielarten christlicher Mystik unterscheiden sich besonders in der Frage, ob die Seele des Menschen restlos aufgeht im All-Einen der Gottheit oder ob nicht vielmehr eine letzte Fundamentaldifferenz zwischen Schöpfer und Geschöpf gewahrt bleibt. Im Buch des heiligen Hierotheos stoßen in seiner uns vorliegenden Gestalt diese beiden Grundoptionen der Mystik aufeinander:
Eine von Pinggéra herausgearbeitete Grundschrift des Buches vertritt den radikal-origenistischen Standpunkt, eine wohl nur wenig später eingetragene Redaktionsschrift versucht diesen Standpunkt gegen die dazu in Widerspruch tretende areopagitische Theologie zu verteidigen. Damit gehört das Buch in das Umfeld jener namentlich in Palästina ausgetragenen Streitigkeiten um das Erbe des Origenes, die zur schicksalhaften Verurteilung dieses wohl größten griechischen Theologen der Alten Kirche auf dem V. Ökumenischen Konzil zu Konstantinopel (553) geführt haben.
Das Buch des heiligen Hierotheos wurde später von zwei herausragenden Theologen der syrisch-orthodoxen Kirche kommentiert (Patriarch Theodosius im 9. Jh. und Gregor Bar Hebraeus im 13. Jh.).
Das vorliegende Werk bietet erstmals Auszüge aus diesen beiden noch unedierten Kommentaren und zeigt, daß beide Autoren - entgegen der in der Forschung bisher gehegten Vermutung - die Absicht verfolgt haben, das Buch in rechtgläubigem Sinne umzuinterpretieren.

Schlagworte

Autor

Dr. Karl Pinggéra studierte Evangelische Theologie an den Universitäten Erlangen, München und Wien; daneben besuchte er zahlreiche Lehrveranstaltungen im Fach Philologie des Christlichen Orients. Nach dem Vikarsdienst und der Ordination in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern wurde er 2001 an der Philipps-Universität Marburg im Fach Kirchengeschichte promoviert. Von 2000 bis 2002 war er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-Projekt Iulius Africanus an der Universität Bonn beschäftigt. Im Juli wurde er zum Wissenschaftlichen Assistenten am Fachbereich Evangelische Theologie der Universität Marburg ernannt und wurde im Dezember 2002 ebenda zum Hochschuldozenten für Ostkirchengeschichte berufen.
Die Forschungsschwerpunke von Karl Pinggéra sind die altkirchlichen Dogmengeschichte unter besonderer Berücksichtung des Christlichen Orients sowie die Traditionen alt- und ostkirchlicher Spiritualität und Mystik.