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Ende der Märchenstunde

Wie die Industrie die Lohas und Lifestyle-Ökos vereinnahmt
BuchGebunden
383 Seiten
Deutsch
Blessingerschienen am12.10.2009
Die Chance der Krise - ein grüner New Deal?

Sie sind gebildet, vermögend und bestens gelaunt. Denn sie wissen, dass man durch qualitätsbewussten Konsum die Welt verbessert: Indem sie es sich richtig gut gehen lassen, retten die Lohas uns alle.

Früher prägten gesellschaftliche Ereignisse und Revolten eine Generation. Das hat sich spätestens in den Neunzigerjahren verändert: Die Heranwachsenden bezogen ihre Identität nicht mehr aus kollektiven Protesterlebnissen, sondern aus dem Konsum von Marken. Daher zielt die öffentlich wahrnehmbare Sehnsucht heute nicht mehr auf eine bessere Welt, sondern auf bessere Produkte. Aus gesellschaftlichen Bewegungen sind bloße Stilgemeinschaften geworden. Deren wichtigste ist die der Lohas. Sie glauben, Hedonismus und Moral, Egoismus und Gesellschaftsveränderung verbinden zu können: im politischen Akt des richtigen Shoppens. Kein Wunder, dass immer mehr Menschen Lohas werden.

Ob die Welt auf diese Weise besser werden könnte, ist eine ganz andere Frage. Denn die Industrie hat die Kaufkraft und Meinungsmacht der Lifestyle-Ökos längst erkannt, die Werbung auf sie abgestellt und die Produktpaletten grün bestrichen. Dem Glauben, durch Konsum die Welt schmerzfrei verändern zu können, rückt Kathrin Hartmann mit hart recherchierten Fakten und bestechenden Analysen zu Leibe. Wir drucken sie auf FSC-zertifiziertem Papier. Denn dieses Buch braucht die Welt wirklich.

- Wie aus einer Protestbewegung eine Stilgemeinschaft wurde
- Bio = gut für uns und die Umwelt. Aber die Rechnung geht nicht auf
- Beschreibt kritisch und humorvoll das Lebensgefühl einer ganzen Generation
mehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR16,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR13,99

Produkt

KlappentextDie Chance der Krise - ein grüner New Deal?

Sie sind gebildet, vermögend und bestens gelaunt. Denn sie wissen, dass man durch qualitätsbewussten Konsum die Welt verbessert: Indem sie es sich richtig gut gehen lassen, retten die Lohas uns alle.

Früher prägten gesellschaftliche Ereignisse und Revolten eine Generation. Das hat sich spätestens in den Neunzigerjahren verändert: Die Heranwachsenden bezogen ihre Identität nicht mehr aus kollektiven Protesterlebnissen, sondern aus dem Konsum von Marken. Daher zielt die öffentlich wahrnehmbare Sehnsucht heute nicht mehr auf eine bessere Welt, sondern auf bessere Produkte. Aus gesellschaftlichen Bewegungen sind bloße Stilgemeinschaften geworden. Deren wichtigste ist die der Lohas. Sie glauben, Hedonismus und Moral, Egoismus und Gesellschaftsveränderung verbinden zu können: im politischen Akt des richtigen Shoppens. Kein Wunder, dass immer mehr Menschen Lohas werden.

Ob die Welt auf diese Weise besser werden könnte, ist eine ganz andere Frage. Denn die Industrie hat die Kaufkraft und Meinungsmacht der Lifestyle-Ökos längst erkannt, die Werbung auf sie abgestellt und die Produktpaletten grün bestrichen. Dem Glauben, durch Konsum die Welt schmerzfrei verändern zu können, rückt Kathrin Hartmann mit hart recherchierten Fakten und bestechenden Analysen zu Leibe. Wir drucken sie auf FSC-zertifiziertem Papier. Denn dieses Buch braucht die Welt wirklich.

- Wie aus einer Protestbewegung eine Stilgemeinschaft wurde
- Bio = gut für uns und die Umwelt. Aber die Rechnung geht nicht auf
- Beschreibt kritisch und humorvoll das Lebensgefühl einer ganzen Generation
Details
ISBN/GTIN978-3-89667-413-5
ProduktartBuch
EinbandartGebunden
Verlag
Erscheinungsjahr2009
Erscheinungsdatum12.10.2009
Seiten383 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht480 g
Artikel-Nr.11650731
Rubriken

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Das neue Heilsversprechen - Weltrettung mit guter Laune und ohne VerzichtWenn man heute seinen Einkaufswagen durch die G?e eines gew?hnlichen Supermarkts schiebt, k?nnte man auf die Idee kommen, die Weltrettung st?nde unmittelbar bevor: Wer einen Kasten Krombacher-Bier kauft, rettet einen Quadratmeter Regenwald. Der Mineralwasserhersteller Volvic spendiert Brunnenwasser f?r die Sahelzone, Ritter Sport zahlt pro Tafel 1,4 Cent f?r Schulmaterial in Afrika, Blend-a-med einen Cent f?r ein Gesundheitszentrum in einem SOS-Kinderdorf. Mit Dosenmilch kann man B?n retten, mit Klobrillen Delfine, mit Putzschw?en die Artenvielfalt, und mit dem richtigen Waschmittel kann man Energie sparen. Selbst Lidl, Plus und Aldi haben Bio im Regal stehen, und wer einige der j?lich von Iglo (!) hergestellten 500 Millionen (!!) Fischst?hen (!!!) isst, tr? zum Schutz der Meere bei.Wer Bionade trinkt, trinkt nicht nur einen ?o-Sprudel aus der Rh?n, sondern das "offizielle Getr? einer besseren Welt" - und d?rfte sich angesichts der mehr als 200 Millionen verkauften Flaschen pro Jahr schon fast im Paradies w?en. Mit Holzskiern aus nachwachsenden Rohstoffen kann man in einem "klimaneutralen" Skiort nachhaltig die Berge kaputt fahren, und Wedding-Planer bieten "gr?ne Hochzeitsfeiern" an: Bei diesen ist das Kleid aus nachwachsenden Rohstoffen, das Essen ?ko, die Einladung auf Recyclingpapier gedruckt - das passt besonders gut, wenn man seinen Partner in einem "Green"- oder "Ethical Dating"-Portal gefunden hat. Und selbst ein Grillabend ist praktizierter Klimaschutz, sofern die richtige Bratwurst auf dem Rost liegt, denn, Achtung: "Superwurst rettet die Welt", hurra, es gibt die erste "klimaneutrale" Bio-Bratwurst, und damit muss auch niemand mehr seinen nicht nur ethisch, sondern auch ?kologisch fragw?rdigen Fleischverzehr ?berdenken.Wird jetzt endlich alles gut? Immerhin, dass der Kunde begreift, unter welchen Bedingungen seine Produkte hergestellt werden und was das nun wieder f?r Mensch, Umwelt und Klima bedeutet, darauf arbeiten Umweltschutz- und Menschenrechtsorganisationen ja schon seit Jahrzehnten hin - um mithilfe kollektiver ?ffentlicher Emp?rung auf Unternehmen und Politik Druck auszu?ben, verbindliche soziale und ?kologische Standards zu entwickeln und diese per Gesetz zu installieren und ihre Einhaltung zu ?berpr?fen. Haben sie es jetzt also endlich begriffen, Unternehmen wie Kunden?Lifestyle of Health and Sustainability, kurz: LOHAS, hei? der neogr?ne Shopping-Trend, der sich selbst als "gesellschaftliche Ver?erungsbewegung" feiert und seine Mitglieder als "moralische Hedonisten" und "pragmatische Idealisten": Je nach Studie sind zehn bis drei?g Prozent der Deutschen diesem Lebensstil zugetan. Aber leider ist diese neue ?o-Welle keine politische Bewegung, sondern lediglich eine Auffrischung des Konsumgedankens. Sie hat nichts zu tun mit Boykott oder Kampagnen und schon gar nichts mit Verzicht. Es handelt sich nicht um eine homogene Gruppe, die nach verbindlichen Grunds?en agiert. Sondern um eine, laut Marktforschungsstudien stetig gr??r werdende, Anzahl von Menschen aus den besser verdienenden Schichten, die es als ihren gesellschaftlichen Beitrag ansehen, ihren Konsum zumindest zeitweise nach individuellen Vorstellungen ?kologisch zu gestalten.Auf den ersten Blick scheint es den LOHAS zu gelingen, Unvereinbares zusammenzubringen: "Der Lebensstil des Sowohl-als-auch schmiedet Allianzen zwischen Lebensbereichen, Stilen, ?erzeugungen und Formen des Genusses, die bislang als unvereinbar galten. Am Ende der Ideologien steht eine neue Lebenslust, Unvoreingenommenheit und Spontaneit?, definieren Anja Kirig und Eike Wenzel vom Zukunftsinstitut in ihrem Buch LOHAS. Bewusst gr?n - alles ?ber die neuen Lebenswelten diese neue Philosophie nach dem "Ende der Ideologien" und der "Entweder-oder-Schemata". Wenzel hat den US-Trend mit der Studie Zielgruppe LOHAS. Wie der gr?ne Lifestyle die M?te erobert 2007 in Deutschland popul?gemacht.Die "Verantwortungs- und Genusselite" habe gro? Sehnsucht nach "Gesundheit UND Genuss, Verantwortung UND Vergn?gen, Individualit?UND Gemeinsinn, Natur UND Hightech, Urlaub, der luxuri?s ist UND ethisch korrekt". Mit anderen Worten: Der luxusaffine und extrem individualistische "Green Glamour" sucht vor allem nach der Vers?hnung des Alltagshandelns mit dem hohen Konsumanspruch, denn: "Wohlf?hlen bedeutet f?r die LOHAS: keine Kompromisse!"Ihr Konsum ist in Wahrheit aber nichts anderes als ein Kompromiss: weiter Fleisch essen, aber aus dem Bio-Supermarkt, Bionade statt Spezi trinken, sich nicht mehr Nivea-Creme, sondern nach echten Blumen riechende Naturkosmetik ins Gesicht streichen. Sich freuen, dass dieses fesche Designer-T-Shirt auch noch aus ?o-Baumwolle ist. Mit dem Billigflieger ?bers Wochenende nach Barcelona jetten, dabei aber neuerdings ein schlechtes Gewissen haben. Vom gesparten Geld dann ein Flugkompensationszertifikat kaufen, das den CO2-Aussto?irgendwo auf der Welt einsparen soll. Und, wenn man sich's leisten kann, ein Hybrid- oder Dreiliterauto kaufen so wie die Stars in Hollywood (die allerdings, wie George Clooney, nebenbei noch einen Privatjet besitzen), am besten bei einem Autoh?ler, der daf?r einen Baum pflanzen l?t. Damit dann am Wochenende zum Hofladen drau?n vor der Stadt fahren, der so authentisch ist und mitten in idyllischer Natur gelegen.Die neuen ?os ketten sich nicht an Schienen und B?e. Weder blockieren sie Werktore, noch stellen sie ersch?tternde Bilder gequ?er Tiere vor Pelzgesch?en auf. Sie tragen stattdessen "?o-Pelz". Die Lifestyle-?os sind keine stilvolle, lustbetonte Variante der klassischen ?os der 70er und 80er Jahre. Deren Anspruch war es ja nie, dass sich Ethik, Coolness und gutes Aussehen vereinen lassen m?ssen. Und sie h?en auch nicht im Zweifelsfall die Ethik der ?thetik untergeordnet.Der echte ?o suchte nicht nach Kompromissen, sondern verweigerte sich f?r alle sichtbar bestimmten Bereichen des Konsums und koppelte daran unmissverst?lich die politische Forderung nach einer gerechten Wirtschaftsordnung. Leider hat ihm das bis heute den Ruf des h?lichen, ungewaschenen, M?sli und schrumpeliges Gem?sem?mmelnden, moralin?bers?rten, genussunf?gen Wollsockentr?rs eingebracht. Und zwar vonseiten jener gut gelaunten Hedonisten, die auf einmal ethisch korrekten Konsum propagieren."Die Zeiten, in denen ein Paar ?os mit Ringelsocken M?sli essend und verbissen durch die Welt gerannt sind, die sind vorbei", sagt Johannes B. Kerner, Moderator der gleichnamigen ZDF-Sendung, am 12. M? 2009 in die Kamera, "mittlerweile wei?jeder: Umweltschutz ist wichtig." Schau an, denkt man sich, jetzt auch noch der Herr Kerner, ausgerechnet, w?end der derweil so tut, als versuche er, sein verschmitztes Grinsen der Vorfreude im Zaum zu halten. Denn diese 1111. Sendung soll besonders werden, besonders ?ko. Im Studio sitzen Bundesumweltminister Sigmar Gabriel, der Klimaforscher Mojib Latif, T?bingens gr?ner Oberb?rgermeister Boris Palmer und Claudia Langer, Ex-Werbeagenturchefin und Gr?nderin der Utopia AG, des Online-Portals f?r "strategischen Konsum", die das ZDF zu diesem ?o-Event und "dem bislang einzigartigen Experiment im deutschen Fernsehen" (ZDF-Homepage) angestiftet hat.mehr
Kritik
"Hin und wieder hat ein Spielverderber auf die Probleme hingewiesen, aber selten so bissig ..." KulturSPIEGELmehr

Autor

Kathrin Hartmann, geboren 1972 in Ulm, studierte in Frankfurt/Main Kunstgeschichte, Philosophie und Skandinavistik. Nach einem Volontariat bei der »Frankfurter Rundschau« war sie dort Redakteurin für Nachrichten und Politik. Von 2006 bis 2009 arbeitete sie als Redakteurin bei »Neon«. 2009 erschien bei Blessing »Ende der Märchenstunde. Wie die Industrie die Lohas und Lifestyle-Ökos vereinnahmt«, 2012 erregte ihr Buch über die neue Armut - »Wir müssen leider draußen bleiben« - großes Aufsehen (»In den USA gäbe es dafür einen Pulitzer-Preis.« Deutschlandradio Kultur). »Die grüne Lüge« (2018) wurde sowohl als Film (zusammen mit Regisseur Werner Boote) wie auch als Buchveröffentlichung ein großer Erfolg. Hartmann schreibt regelmäßig für den »Freitag« und die »Frankfurter Rundschau«. Zuletzt erschien ihr Buch »Öl ins Feuer: Wie eine verfehlte Klimapolitik die globale Krise vorantreibt« (2024). Kathrin Hartmann lebt und arbeitet in München.