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Neue Werte in den Führungsetagen

Kontinuität und Wandel in der Wirtschaftselite
BuchKartoniert, Paperback
270 Seiten
Deutsch
Evangelische Akademie Badenerschienen am15.05.2011
Verstärkt durch die Finanz- und Wirtschaftskrise hat das Interesse an den Werten in den Führungsetagen von Unternehmen Hochkonjunktur. Die Medien zeichnen von der Wirtschaftselite ein Bild, dass weithin geprägt ist von Gier und Karrieredenken. Sind die Manager von heute tatsächlich gewissenlose Profiteure? Die Dokumentation einer Akademietagung in Bad Herrenalb setzt sich mit Karrieren, Perspektiven und Wert-vorstellungen von Managern auseinander.mehr

Produkt

KlappentextVerstärkt durch die Finanz- und Wirtschaftskrise hat das Interesse an den Werten in den Führungsetagen von Unternehmen Hochkonjunktur. Die Medien zeichnen von der Wirtschaftselite ein Bild, dass weithin geprägt ist von Gier und Karrieredenken. Sind die Manager von heute tatsächlich gewissenlose Profiteure? Die Dokumentation einer Akademietagung in Bad Herrenalb setzt sich mit Karrieren, Perspektiven und Wert-vorstellungen von Managern auseinander.
Details
ISBN/GTIN978-3-89674-565-1
ProduktartBuch
EinbandartKartoniert, Paperback
Erscheinungsjahr2011
Erscheinungsdatum15.05.2011
Reihen-Nr.64
Seiten270 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht450 g
Artikel-Nr.16634711

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Vorwort; Gert Schmidt: Unser Wirtschaftssystem und die Wirtschaftselite im gesellschaftlichen Meinungsbild Markus Pohlmann / Stefan Bär: Familie, soziale Herkunft und Karrieren der Spitzenmanager in Deutschland;Michael Hartmann: Die Herkunft von Topmanagern im europäischen Vergleich; Markus Pohlmann: Welche Werte in den Führungsetagen? Darstellungsmuster und Geltungsgründe von Moral im deutschen Top-Management; Tanja Münch: Wertemanagement in Unternehmen - eine Kampfansage an Werteverfall und Korrruption? Julian Klinkhammer: Korruption powered by Siemens. Alte, korruptionsaffine Wertorientierungen in den Führungsetagen des Geschäftsbereichs Power Generation;Markus Huppenbauer: Ethikkompetenz und Führungsverantwortung; Christoph Deutschmann: Manager und Eigentümer im Finanzmarkt-Kapitalismus;Hermann Kotthoff: Der Kapitalismus und seine Leistungsträger;Gert Schmidt: Top-Manager im Globalisierungs/d/st/ress;Matthias Klemm: Manager im Globalisierungsstress. Eine empirische Fallstudie zum Wandel globaler Führungsideale im Rahmen einer erfolgreichen Unternehmensübernahme; Julia Friedrichs: Gestatten: Elite. Beobachtung von jungen Eliten ;Tomke König: Werte und Orientierungen der Gattinnen;Verfassermehr
Vorwort
Nicht nur angesichts der Finanz- und Wirtschaftskrise hat die Frage nach den Werten in den Führungsetagen von Unternehmen Hochkonjunktur. Das Bild der Wirtschaftselite in den Medien ist weithin geprägt durch die Skandalisierung von Gier und der Verantwortung für die aktuelle Krise. Sind die Manager von heute tatsächlich gewissenlose Darwinisten, die zuerst die eigene Karriere und den Profit ihres Unternehmens im Blick haben? Das Bild der Manager in den Medien ist sehr konjunkturabhängig. Der vorliegende Tagungsband soll diesem medialen Bild eine wissenschaftlich fundierte Perspektive von Managern, ihren Karrieren und ihren Wertvorstellungen in der Führung gegenüberstellen.Den Ausgangspunkt bildet eine Studie zur Werteorientierung von deutschen Topmanagern, die in einem Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft gemeinsam von den beiden Instituten für Soziologie an den Universitäten Heidelberg und Erlangen von 2006 bis 2009 erstellt wurde. Vorstandsmitglieder der 100 größten deutschen Unternehmen wurden in qualitativen Interviews und in schriftlichen Befragungen zu ihrem Selbstverständnis befragt, zugleich wurden die Daten des familialen Kontextes, des Bildungsganges und der Karriereverläufe erhoben. Dadurch konnten äußere Daten und eigenes Selbstverständnis in Verbindung gebracht werden. Ob sich nun in der Beobachtung der ökonomischen Elite im gesellschaftlichen Wandel tatsächlich ein Wertewandel konstatieren lässt, war Gegenstand der Tagungsdiskussion.Die Diskussion treffe auf einen virulentes, vielleicht sogar vermintes Feld in der gesellschaftlichen Debatte. Nicht erst, aber erst recht seit der im Herbst 2008 ausgebrochenen globalen Finanzkrise stehe die ökonomische Elite unter dem Beschuss der öffentlichen bzw. der veröffentlichten Meinung. Gert Schmidt, einer der beiden Projektleiter des DFG-Projektes, weist darauf hin, dass die Zustimmung zum Wirtschaftssystem in der deutschen Gesellschaft dramatisch gesunken sei, von 1995 mit 54 % auf nur noch 25 % im Jahr 2005. 79 % der Befragten würden der Aussage zustimmen, dass das Ansehen der Manager sich verschlechtert habe. Dieser Befund öffne einer neuerlichen Wertorientierung alle Türen in den Führungsetagen. Dabei sei aber noch nicht ausgemacht, ob sich eine Stabilisierung alter Werte oder eine Avantgarde Neuer Werte abzeichnen könnte.Von Markus Pohlmann und Gert Schmidt, den beiden Projektleitern, und den Mitarbeitenden Stefan Bär und Matthias Klemm werden in ihren Beiträgen die Grundlinien der Studie und ihre Ergebnisse vorgestellt. Nach 240 Anfragen an Vorstandsmitglieder konnten bei einem Rücklauf von knapp 50 % schließlich 89 Interviews mit Vorstandsvorsitzenden, Vorstandsmitgliedern und Unternehmern durchgeführt und ausgewertet werden. Darüber hinaus wurden noch weitere schriftliche Befragungen ausgewertet. Die Ergebnisse wurden zunächst im Blick auf die Karriereverläufe unter dem Stichwort Aufstiegsmobilität charakterisiert. Bei den Topmanagern zeigt sich im Zusammenhang von vier Generationen eine direkte Statusreproduktion von 7,5 %, bei Unternehmern von 37,5 %. Von einer direkten Elitenreproduktion könne daher in diesem Zusammenhang, so Markus Pohlmann in seinem Beitrag zu den Karriereverläufen, nicht gesprochen werden. Überwiegend würden sich eine Aufstiegs- und Abstiegsmobilität innerhalb eines gehobenen beruflichen Status zeigen, ohne einen direkten Zugang zu den Spitzenpositionen. Die Befunde sprächen deutlich gegen eine Positionselite im engeren Sinne, die sich ganz aus sich selbst heraus reproduzieren würde. Allerdings sei auch keine direkte Öffnung der Karriereverläufe im Sinne eines gleichen Zugangs für alle erkennbar. Insbesondere Frauen sei der Zugang zu den Top-Positionen fast gänzlich verschlossen, in der Vorstandsetage sind sie kaum vertreten. Hier herrsche (noch) die klassische familiäre Rollenteilung. Aus den Ergebnissen der Studie zeigt Markus Pohlmann weiterhin das Muster einer temporären Internationalisierung der Manager, die noch nicht für einen tatsächlichen internationalen Markt für die Besetzung von Top-Positionen spreche. Eine Weltklasse des Internationalen Managements sei nicht in Sicht, die Rekrutierung für Spitzenpositionen folge weitgehend dem weiterhin dominanten Muster der Hauskarriere. Die Insider stehen für Bestandssicherung und soziale Rationalität, wodurch Vertrauen, Loyalität und der Sozialpakt gesichert würden.Der Elitenforscher Michael Hartmann bringt gegenüber dieser vorsichtig optimistischen Einschätzung seine kritische Sicht zur Geltung, nach der die Spitzenmanager in Deutschland zu mehr als 50 % eine großbürgerliche und zu einem weiteren Drittel eine gutbürgerliche Herkunft aufweisen. Demnach stammen sie zu etwa 85 % aus einer Schicht, die lediglich einen Anteil von unter 4 % der Gesamtbevölkerung bilde. Für dieses Abschließen würden in Deutschland Rekrutierungsmuster für Führungskräfte sorgen, die am Sozialkapital persönlicher Souveränität orientiert seien, im Gegensatz zu der Bedeutung von Elitehochschulen etwa in Frankreich und in anderer Weise in Großbritannien. Ein anderes Muster lasse sich dagegen in Skandinavien finden, wo der Konsens der Bevölkerung stärker die Rekrutierungsformen präge und zu einer weitergehenden Integration der Eliten in der Gesellschaft beitrage. Für die deutsche Gesellschaft spricht Hartmann daher von einer Klassenreproduktion der wirtschaftlichen Elite.In seinem Beitrag zu Darstellungsmustern und Geltungsgründen von Moral im deutschen Top-Management zeigt Markus Pohlmann Tendenzen eines Wertewandels im Führungsverständnis auf. Bei einer gegenüber der älteren zwar abnehmenden, aber weiterhin hohen Konfessionsbindung auch in den jüngeren Generationen zeige sich aber eine deutliche Tendenz zu einer stärker säkularisierten, von den Kirchen unabhängigen Ausdrucksform. Die jüngere Generation sei deutlich weniger im Milieu innerkirchlicher Praxis (etwa des Gottesdienstbesuches) verhaftet. Ein Wertewandel zeichne sich wenigstens in zwei Punkten deutlich ab. Die jüngere Generation verstehe sich durchweg als Teamplayer und verfolge daher einen ausgeprägt kollegialen Führungsstil, anders als die Führungsfiguren der älteren Generation. Ihre Vorstellung von sozialer Verantwortung folge nicht mehr der Vorstellung einer Moralischen Ökonomie wie bei der älteren Generation, sondern einem ethischen Relativismus. Darin würde Moral als Kalkül des Wirtschaftens in Form von Corporate Social Responsibility und Good Governance in der Unternehmensorganisation etabliert und mit Private Charity im persönlichen Bereich verbunden.Im Zusammenhang mit dem Korruptionsproblem zeigen Tanja Münch und Julian Klinkhammer anhand von Fallstudien, welche Rolle dabei Wertemanagement spiele. Es diene dazu, einen strukturellen Konflikts zwischen den Wertsphären in der Organisation, beispielsweise wirtschaftlicher Erfolg und Regel-Compliance, auf einer kulturellen Ebene (Glaubwürdigkeit, Reputation, Vertrauen) zu thematisieren, ohne aber immer die konkrete Handlungs- und Entscheidungsebene der Akteure in der Organisation zu erreichen.Unter dem Titel Ethikkompetenz von Führungsverantwortlichen thematisiert der Philosoph und Theologe Markus Huppenbauer die Kompetenz, moralische Probleme identifizieren und Formen ihrer Bearbeitung nutzen und lancieren zu können. Für die Führungsverantwortlichen bestehe die ethische Kompetenz insbesondere in der Fähigkeit, moralische Integrität nicht nur selbst als kohärente Persönlichkeit zu verkörpern, sondern auch für die Implementierung eines Rahmens von moralischer Autonomie in die Organisationskulturen zu sorgen. Ethik im Sinne von Neuen Werten wie Loyalität, Respekt, Gerechtigkeit, Fairness oder auch empathy, originality, integrity, courage, könne nur in wirtschaftlichen Organisationen wirksam werden, wenn sie als ethik-sensible Kontexte fungierten.Die Soziologen Christoph Deutschmann und Hermann Kotthoff beleuchten aus unterschiedlicher Perspektive Auswirkungen des globalisierten Finanzmarktes auf das Management und seine Selbststeuerungsmöglichkeiten. Deutschmann weist vor allem darauf hin, dass es im Rahmen der Investor Relations darauf ankomme, die symbolische Selbstdarstellung des Topmanagements in Erfolgsgeschichten (Company Narratives) zu sichern, während die diesen Geschichten zugrunde gelegten Restrukturierungen keine echten nachhaltigen oder innovativen Effekte hätten. Die Entscheidungsspielräume in der Selbststeuerung würden durch die abnehmende Fähigkeit, interne Ressourcen zu bilden, zunehmend eingeschränkt. Die Außensteuerung werde auf der Ebene der Finanzen, der Kommunikation und der Persönlichkeit verstärkt. Kotthoff thematisiert die zunehmende Distanz zwischen Topmanagement und dem mittleren Management der Fach- und Führungskräfte. Im mittleren Management verstärke sich, im Zuge der Veränderungen durch Hierarchieauflösung und die Zunahme von Experten, ein Zug zur Nivellierung von deren Status: Zukünftige Führungskräfte würden schon kurz nach ihrem Berufseintritt als High Potentials identifiziert, die übrig bleibenden Experten würden sich zunehmend in die Rolle der rückzugsreifen Realisten begeben, die den Unternehmen ihre fachlichen Ressourcen zur Verfügung stellen aber ihre Energie stärker in den Lebensraum außerhalb der Karriere verlagern. Die Art der Führung durch das Topmanagement entscheide dann darüber, ob sich im mittleren Management eine inspirierte oder eine anomische Hochleistungskultur entwickelt und durchsetzt. Hier könnte, in der Gestaltung der internen Sozialbeziehungen, ein Ansatz für eine Neue Wertekultur liegen. Diese Aufgabe werde, nach Einschätzung von Gert Schmidt, durch den Globalisierungsstress noch verschärft, unter den das Topmanagement gerät. Durch die Anforderungen globaler Präsenz gerieten die Manager an die Grenzen ihres Selbst-managements und einer ausreichenden Verankerung im (lokalen) Sozialraum der Organisation. Im Rahmen organisationsinterner Globalisierungsprozesse seien, wie Matthias Klemm am Beispiel von VW und Skoda zeigt, Werthaltungen notwendig, die der Differenz und Diversity Raum geben und eine gemeinsame Strategie auf der Basis der Anerkennung von Unterschieden aufbauen. In der Erfahrung erfolgreicher Prozesse von differenz-sensiblen Transformationsprozessen könnte die Basis für eine neue Kultur der Wertschätzung und des Respekts gegen den Trend zur Vereinheitlichung von Führungsmodellen gefunden werden.Die Soziologin und Supervisorin Tomke König zeichnet aufgrund ihrer Interviews mit Ehefrauen von Spitzenmanagern ein aussagekräftiges Bild davon, welchen entscheidenden Beitrag sie zu der Reproduktion von deren Status leisten. Denn über Geld hinaus seien soziale und symbolische Ressourcen notwendig, um den Status der Lebensweise eines Topmanagers zu erhalten. In ihrer Rolle als Gattin sorgten sie für einen repräsentativen Familienkontext. Durch entsprechende Bildungs- und Kulturwerte (die insbesondere von Ihnen auch an die Kinder vermittelt werden) werde eine Basis für Selbstwertschätzung und die Zugehörigkeit zur Höheren Gesellschaft geschaffen. Mit dieser Zugehörigkeit werde die Verpflichtung zum sozialen Engagement auf der einen Seite, der Freiraum für Kultur und für sportliche Aktivitäten auf der anderen Seite verbunden. Beides wirke, so König, distinktionsfördernd auf die Heraushebung und Bedeutung der eigenen Person, insbesondere im Zusammenhang mit der öffentlichen Rolle des Topmanagers. König sieht daher eine enge Verbindung zwischen diesem stabilen Modell geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung und den weiterhin bestehenden Ansprüchen an den repräsentativen Status der Topmanager und dessen öffentlicher Darstellung, und die Statusprivilegien, die daraus resultieren.Aus den Erfahrungen ihrer Recherche in den elitären Bildungseinrichtungen berichtet die Journalistin und Autorin Julia Friedrichs, die mit ihrem Buch Gestatten: Elite 2008 einen Bestseller landen konnte. Ihre Eindrücke in den Privathochschulen und Internaten, die sich mit dem Etikett Elite versehen, zeigen, dass es dort im Gegensatz zum oft geäußerten Anspruch keine klare Bestimmung für ein Eliten-Selbstverständnis gibt. Während die Ansprüche, eine Leistungs- und Verantwortungselite bzw. eine Akademische Elite heranzubilden, ihrer Einschätzung nach nicht eingelöst würden, sah sie in diesem Zusammenhang die (verdeckte) Fortschreibung einer Herkunfts- und Machtelite, die sich durch den vererbten Habitus und mit ihrer Macht der Definition von Zugehörigkeit zur Elite behaupte. Die Ausbildung einer Elite nach ihrem eigenen Verständnis, die sich an den Neuen Werten Demut und Bescheidenheit, Bodenhaftung und Einsatz für Schwächere orientieren würde, wäre ihrer Überzeugung nach von den Elite-Einrichtungen kaum zu erwarten. Hier würde vielmehr das Elite-Etikett als ein Geschäftsprinzip benutzt, das auf eine gesellschaftliche Elite und deren Bedürfnis nach Karrierenutzen ziele.Zusammenfassend lässt sich der Eindruck formulieren, dass mit dem Generationenwechsel in den Führungsetagen auch ein Wandel in der Führungskultur und in einigen Aspekten der Werthaltung einhergehen dürfte. Das Bild einer inspirierenden Hochleistungskultur , das nach der Überzeugung von Hermann Kotthoff die Führungskultur insbesondere zwischen dem Top- und dem mittleren Management prägen könnte, spricht dafür, dass hier ein Wertebewusstsein für Respekt, Wertschätzung, Anerkennung und Kommunikationsfähigkeit integriert werden muss, um sie von einer anomischen Hochleistungskultur zu unterscheiden. Gleichwohl ist auch offenkundig geworden, dass Neue Werte weder über die Bildungsgänge noch durch die Karrieremechanismen und die Globalisierungsanforderungen quasi automatisch in die Führungsetagen einziehen. Vielmehr erscheint es, zumal aus einer verantwortungsethischen Perspektive, geboten, darauf aktiv einzuwirken. Das betrifft sowohl die Mitwirkung in Bildungsprozessen wie den gesellschaftlichen Diskurs. Im Dialog mit den Eliten sind daher neben den Kirchen alle gefordert, die sich als Agenten eines Wertewandels hin zu mehr sozialer Verantwortung, ökologischer Nachhaltigkeit und ökonomischer Fairness verstehen.Von den Eliten kann angesichts der gegenwärtigen ökonomischen und politischen Krise erwartet werden, dass sie sich dem Anspruch auf Reflexion und Orientierung stellen und sich nicht vom verantwortungsethischen Diskurs sei es gesellschaftlichen oder kirchlichen Zuschnitts dispensieren. Von kirchlicher Seite muss dieser Dialog dann aber auch verstärkt gesucht und geführt werden.Daran knüpft sich in der Evangelischen Akademie Baden der Anspruch, in diesem Dialog den Zusammenhang zwischen der Wertorientierung und der moralischen Integrität der Einzelnen und der Führungs- und Wertekultur der Unternehmensorganisation im Blick zu behalten. Der Anspruch richtet sich aber auch an die ökonomischen Eliten selbst. Nur in der Verbindung von beiden Ebenen können Neue Werte in den Führungsetagen für eine wirtschaftliche Erneuerung und Entwicklung im Sinne von Nachhaltigkeit, Innovation, Fairness und sozialer Gerechtigkeit wirksam werden. Dieser Anspruch betrifft auch die Forderung, die politische Rahmenordnung und das wirtschaftliche Handeln am Leitbild einer nachhaltigen sozialen Marktwirtschaft auszurichten, die dem Ziel verpflichtet sein muss, den Menschen heute zu dienen, ohne die Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen zu zerstören, und an einer Weltgesellschaft mitzuwirken, in der die Verbesserung der ärmsten und schwächsten Mitglieder die vorrangigste Aufgabe bildet. Für eine neue Werte-Kultur in diesem Sinne einzutreten, bildet den Kern eines verantwortungsethischen Eliten-Dialogs, der mit der Orientierung an sozialer und ökologischer Verantwortung in den Führungspositionen immer auch die Forderung nach einer Zugangsöffnung über die Breite der Gesellschaft zu diesen Führungspositionen verbindet - und sich in den Bildungsinstitutionen dafür einsetzt.Prof. Dr. Markus Pohlmann, Institut für Soziologie, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg;Dr. Georg Lämmlin, Evangelische Akademie BadenKarlsruhe, im April 2011mehr

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