Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

WHEN IS NOW

Der neue Kunstkatalog von Gerhard Kaiser
BuchGebunden
170 Seiten
Deutsch
STEINVERLAG GmbHerschienen am03.02.2015Neuauflage
Für jemanden, der das Werk des Künstlers Gerhard Kaiser seit dessen Studienanfängen aufmerksam verfolgt hat, ist faszinierend, welchen Weg der Konsequenz, des Bleibens bei sich selbst in einer ungewöhnlichen Einheit von Leben und Werk der nunmehr knapp 60Jährige beschritten hat. Konzepte permanenter Veränderung sowie stetige künstlerische Richtungswechsel zeichnen Gerhard Kaisers Arbeit aus. Das dialogische Zusammenwirken von Objekt, Grafik, Malerei und Fotografie erklärt den multidisziplinären Ansatz Kaisers Kunst, die in ihrem installativen Charakter einerseits Raum zur Verfügung stellt, andererseits auch in Besitz nimmt. Beim Umlaufen Kaisers Arbeit wähnen sich die Betrachter in einer Art Endlosschleife der Bilder. Es scheint keinen Anfang und kein Ende zu geben. Die an der vorderen Stirnseite Kaisers Arbeit auf den Fußboden projizierte Eingangssituation, die das Kommen und Gehen der Besucher als Livebild dokumentiert, steht für die Realität im Hier und Jetzt. Die auf eine Wandnische projizierte Sentenz Images Never End auf der gegenüberliegenden Seite der Installation hingegen visualisiert das Trügerische des Bildbegriffs generell: Die Trägerfläche der Projektion ist nämlich nicht die Wandnische an sich, sondern eine applizierte Fototapete ihrer selbst: Das Bild also als optische Reproduktion subjektiv gestalteter Wirklichkeit.mehr

Produkt

KlappentextFür jemanden, der das Werk des Künstlers Gerhard Kaiser seit dessen Studienanfängen aufmerksam verfolgt hat, ist faszinierend, welchen Weg der Konsequenz, des Bleibens bei sich selbst in einer ungewöhnlichen Einheit von Leben und Werk der nunmehr knapp 60Jährige beschritten hat. Konzepte permanenter Veränderung sowie stetige künstlerische Richtungswechsel zeichnen Gerhard Kaisers Arbeit aus. Das dialogische Zusammenwirken von Objekt, Grafik, Malerei und Fotografie erklärt den multidisziplinären Ansatz Kaisers Kunst, die in ihrem installativen Charakter einerseits Raum zur Verfügung stellt, andererseits auch in Besitz nimmt. Beim Umlaufen Kaisers Arbeit wähnen sich die Betrachter in einer Art Endlosschleife der Bilder. Es scheint keinen Anfang und kein Ende zu geben. Die an der vorderen Stirnseite Kaisers Arbeit auf den Fußboden projizierte Eingangssituation, die das Kommen und Gehen der Besucher als Livebild dokumentiert, steht für die Realität im Hier und Jetzt. Die auf eine Wandnische projizierte Sentenz Images Never End auf der gegenüberliegenden Seite der Installation hingegen visualisiert das Trügerische des Bildbegriffs generell: Die Trägerfläche der Projektion ist nämlich nicht die Wandnische an sich, sondern eine applizierte Fototapete ihrer selbst: Das Bild also als optische Reproduktion subjektiv gestalteter Wirklichkeit.
Details
ISBN/GTIN978-3-901392-54-2
ProduktartBuch
EinbandartGebunden
FormatGenäht
ErscheinungslandÖsterreich
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum03.02.2015
AuflageNeuauflage
Seiten170 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht770 g
Artikel-Nr.33739624
Rubriken

Inhalt/Kritik

Vorwort
Economy of Language - Oswald OberhuberWhat does this say about Gerhard Kaiser and his statements about art? It would be possible to debate this question, his artistic artificialities or the construction of synthesis. It may be complex and lead us to reflect, yet it is an opposition that one could refer to as a harmony of mutually perfect differences.That is to say that Gerhard Kaiser has a great deal of emotion and is nevertheless subject to the outward effect of the unpleasantly blurred, which generally manages to prevail and is decisive. He juxtaposes this, however, with utopian constructions that override every expression of emotion.This is only one aspect of his experiments and outlooks that suggest his multiplicity.What is to be said must be felt and communicated in each individual object. Every reflection or description is subject to the subjectivity of the moment.What do I say ? when I say itWhat do I show ? when I show itWhat do I mean ? when I mean itThen it?s over and yet nothing has been said-shown-meantmehr
Leseprobe
Ökonomie der Sprache, Oswald Oberhuber Was sagt das über Gerhard Kaiser und seine Kunstaussagen aus? Diese Frage kann man zur Diskussion stellen, seine künstlerischen Künstlichkeiten oder die Konstruktion der Vermischung. Das ist zwar kompliziert und lässt uns nachdenken, ist aber in der Folge ein Gegeneinander, das man als eine Harmonie der gegenseitigen vollkommenen Unterschiede bezeichnen kann. Das heißt Gerhard Kaiser hat viel Gefühl und unterliegt trotzdem nicht dem äußeren Effekt des unangenehm Verschwommenen, der sich meistens durchsetzten kann und bestimmend ist. Dem setzt er aber utopische Konstruktionen gegenüber, die jede Gefühlsäußerungen aufheben. Das ist nur ein Teil seiner Versuche und Ausblicke, die seine Vielfalt zeigt. Was zu sagen ist, muss sich im jeweiligen Objekt erfühlen und vermitteln. Jede Reflexion oder Beschreibung unterliegt der Subjektivität des Augenblicks. Was sage ich-wem ich es sage Was zeige ich-wenn ich es zeige Was meine ich-wenn ich es meine Dann ist es zu Ende und doch nicht gesagt-gezeigt-gemeint - - - - Gerhard Kaiser - The Images are always by your Side Florian SteiningerGerhard Kaiser begreift Kunst als offenes, medienübergreifendes System, das ausufert und unseren Raum okkupiert. Bekräftigt durch seinen ehemaligen Professor Oswald Oberhuber - als Verfechter der permanenten Veränderung in der Kunst - praktiziert Kaiser schon bald stil- und medienübergreifend, nach einer kurzen Phase der neoexpressionistischen Malerei in den frühen 1980er-Jahren. Es folgen vornehmlich aus Plastikmaterialien geschaffene Arbeiten, teils objekthaft, abgewandelte Readymades, teils bildbezogen an der Wand appliziert. Entscheidend ist stets die Distanz zur persönlichen Handschrift, zur wilden schöpferischen Geste, die seine Malerkollegen damals so forcierten. Konzept und Aneignung von bereits Vorhandenem - ob aus dem Arsenal der Bilder oder der Sprache - sind zentrale Qualitäten dafür. Dabei wären Gerwald Rockenschaub, Heimo Zobernig oder auch Franz Graf als nächststehende Positionen zu nennen. Trotz all der konzeptuell konstruktiven Werkaspekte, wandelt Kaiser im Laufe der 2000er-Jahre seinen Stil hin zu mehr malerischen Kriterien in seiner Kunst. Das Tafelbild steht wieder mehr im Fokus - als vielschichtiger Schleier von abstrakten Strukturen. Vornehmlich setzt der Künstler Schablonen mit ornamentalen Strukturen, ob floral oder geometrisch, sowie Vorhänge ein. Ein Wechselspiel aus Licht und Schatten entsteht, aus klarer Zeichnung der Motive und verschwommen Diffusem. Das schleierartige Bild hat seine eigene verborgene Sphäre, sein mentales Rückzugsgebiet. In den aktuellen Werken verwendet Kaiser vornehmlich Text, Zeichen und Bilder: scannt sie, druckt sie, verarbeitet sie mittels Schablonen auf Plexiglasträger - Schicht um Schicht. Er spricht selbst von einem Multisandwich des Informationsmaterials, das auf das Bild aufgetragen wird. Durch die Überlagerungen, oder kürzelhaften Wiedergaben, sowie verfremdete Kontexte entsteht ein dezidierter Abstraktionsprozess der Information, der nicht im konventionellen Sinn entschlüsselbar ist, obwohl uns all die Dinge vertraut erscheinen. Eine Art Implosion tritt ein, eine fragil prekäre Konfliktzone zwischen Wort und Bild. Nun löst der Künstler in seiner rezenten Installation The Images are always by your Side die Images und Informationen von der hermetischen Zone des Tafelbildes und lässt sie im Raum frei flottieren. Der Künstler hat einen objekthaften, acht Meter langen Parkour aufgebaut, bestehend aus Plexiglaskonstruktionen mit affichierten Folien sowie einer Filmprojektion. Darunter finden sich Schlagworte, die für die Wahrnehmung in der heutigen Zeit von großer Bedeutung sind: Schnelligkeit, Lautstärke. Alles ist mega und giga. So verwende ich zumeist in meinen Bildern grelle Signalfarben, die den Lebenslauf beschleunigen , so Kaiser. Ein vielschichtiger Bildlauf entsteht, in dem wir körperlich-räumlich involviert sind. - - - - Im Sog der BilderAlexandra SchantlGerhard Kaiser ist ein leidenschaftlicher Sammler von allen möglichen Dingen, die üblicherweise kaum jemandes Aufmerksamkeit erregen, ihm aber aus einem Impuls heraus interessant bzw. ästhetisch reizvoll erscheinen. Sein fast zwanghafter Drang zum Aufbewahren bezieht sich jedoch nicht allein auf Dinge der Warenwelt, sondern seit einiger Zeit auch auf Bilder, Grafiken und Texte, die er fotografiert oder scannt und auf Festplatten speichert. Dieses täglich gespeiste und somit stetig wachsende digitale Archiv stellt die Basis von Kaisers aktueller künstlerischer Arbeit dar. Es ist die unversiegbare Quelle seiner computergenerierten Bildkreationen, die entweder als digitale C-Prints auf Papier, mitunter auch auf Leinwand, oder mittels Siebdruck auf verschiedenen Trägermaterialien (Kunststoffplatten und -folien, Acrylglas) ausgeführt werden. Hat man Kaisers gesamtes Åuvre vor Augen, das bis vor wenigen Jahren vornehmlich auf Malerei und Plastik fokussiert war, fragt man sich, wodurch die Hinwendung zur digitalen Bildproduktion ausgelöst wurde. Es sei die Abneigung vor den klassischen Medien der Kunst gewesen, so die Antwort des ehemaligen Schülers von Oswald Oberhuber, dessen Prinzip der permanenten Veränderung , das mit der Ablehnung jeglicher Stilbildung einhergeht, für Kaisers künstlerisches Selbstverständnis seit jeher wegweisend war. Seine Begeisterung für die digitale Welt sei aber vor allem in der Transformationsmöglichkeit der Medien begründet. Eine analoge, auf Papier existierende Zeichnung etwa kann durch den Vorgang des Scannens digitalisiert und beispielsweise in Kombination mit digital aufgenommenen bzw. analog erzeugten, aber digital reproduzierten Fotografien letztlich auf Leinwand oder einen beliebigen anderen Bildträger gedruckt werden. Kaisers Vorgangsweise bei dieser speziellen Form der Bildfindung entspricht im Wesentlichen dem, was Claude Lévi-Strauss in Bezug auf das mythische Denken als Bricolage oder intellektuelle Bastelei bezeichnet hat: Jener Bastler hat bei seinen Vorhaben ein Instrumentarium zur Hand, dessen einzelne Werkzeuge und Materialien nicht zielgerichtet, sondern nach der Devise das kann man immer noch brauchen angesammelt werden. Geht er an die Realisierung eines konkreten Projektes, muss er mit dieser Gesamtheit in eine Art Dialog treten [â¦]. Alle diese heterogenen Gegenstände, die seinen Schatz bilden, befragt er, um herauszubekommen, was jeder von ihnen bedeuten könnte. So trägt er dazu bei, ein Ganzes zu bestimmen, das es zu verwirklichen gilt, das sich aber am Ende von der Gesamtheit seiner Werkzeuge nur durch die innere Disposition der Teile unterscheiden wird. 1 Andererseits zieht die Freiheit, die der Bastler in der Wahl seiner Mittel hat, eine vollständige Neuorganisierung der Struktur nach sich [â¦], die weder der andeutungsweise vorgestellten noch irgendeiner anderen, die ihr hätte vorgezogen werden können, jemals entsprechen wird. 2 Auf Gerhard Kaisers Arbeit gemünzt, bedeutet Bricolage also die Reorganisation von Bilddaten zu immer neuen Strukturen, wobei er die unendlich vielen Optionen, die dieser Schöpfungsprozess mit sich bringt, als ebenso lustvoll wie belastend empfindet. Die Unmöglichkeit, das gesamte Archiv im Blick zu behalten, verursacht ein latentes Unbehagen, das durch den Umstand, dass potentiell jedes einzelne Bild mit allen anderen zusammenhängt, verstärkt wird. Er ist sozusagen in einen Sog der Bilder geraten, der ihn immer weitertreibt und ihm gleichzeitig das Gefühl vermittelt, stets nur etwas Unfertiges festhalten zu können. Kaiser thematisiert in seinen aktuellen Arbeiten somit ein Phänomen, das der deutsche Kunsthistoriker Gottfried Boehm als bildnerisches Kontinuum beschrieben hat. Gemeint ist damit jener Zustand der Moderne, der durch die technische Reproduzierbarkeit von Bildern - beginnend mit den alten Drucktechniken über die analoge Fotografie bis hin zu den digitalen Medien - herbeigeführt wurde und in der jeder Quadratzentimeter der sichtbaren Welt, fast alles, was irgendwo sichtbar ist oder sichtbar gemacht werden kann, [â¦] auch ein möglicher Gegenstand für ein Bild [ist]. 3 Dadurch wird die Oberfläche der Welt identisch [â¦] mit einem bildnerischen Kontinuum. Es setzt das freie Gleiten über das Sichtbare oder sichtbar Gemachte voraus, das sich an jeder Stelle zu einem Bild manifestieren kann. 4 Dadurch kommt es nicht nur zu einer Entgrenzung der klassischen Medien, sondern auch zu einer Aufhebung der Ordnung der Bilder , was mitunter durch die zahlreichen Versuche moderner Künstler, den Rahmen des traditionellen Tafelbildes zu sprengen, belegt wird.Auch in den Werken von Gerhard Kaiser ist der Rahmen ein wiederkehrendes und geradezu bildbestimmendes Motiv, das mitnichten der Eingrenzung dient. Vielmehr handelt es sich oft um mehrere, übereinander gelagerte rahmenähnliche Elemente, die einen Durchblick gewähren auf darunterliegende Schichten von Bildern. Es sind beispielhafte, dem bildnerischen Kontinuum entrissene Ausschnitte, die insofern an die aus der Computersprache bekannten Frames erinnern, als sie scheinbar auf Inhalte verweisen, die auf einer weiteren Ebene aufgerufen werden können. Da naturgemäß im Falle von Kaisers Bildern die in den Frames enthaltenen Informationen statisch, d.h. nicht mit Hyperlinks versehen sind, bleiben sie bedeutungsoffen und verweisen letztlich nur darauf, dass sich hinter den Bildern noch mehr Bilder verbergen. Wäre dem nicht so, wären also Kaisers Werke tatsächlich dynamisch bzw. interaktiv, würde sich ihr Betrachter mit jedem Klick mehr im Sog der Bilder verlieren. 1 Claude Lévi-Strauss: Das wilde Denken , Frankfurt am Main 1973, S. 312 Ebd., S. 323 Gottfried Boehm: Wie Bilder Sinn erzeugen. Die Macht des Zeigens , Darmstadt 2010, S. 1684 Ebd., S. 170- - - - MALEREI ENDET NIE Approximatives zu neuen Arbeiten von Gerhard KaiserCarl AignerJedes Bild kommt von einem anderen Bild.Roy LichtensteinÜberblickt man einigermaßen das umfangreiche Oeuvre von Gerhard Kaiser, kommt man nicht umhin, ihm zuzustimmen: Ich kann mich nicht festlegen - bin Grafiker, Maler, Zeichner, Plastiker, Objektkünstler⦠Als jemand, der der Generation des Anything goes eines Paul Feyerabends angehört, war sein Studium an der damaligen Hochschule für Angewandte Kunst bei Oswald Oberhuber eine nachdrückliche Prägung seines künstlerischen Selbstverständnisses. Weniger das Credo einer permanenten Veränderung war und ist dabei bestimmend, als vielmehr das Moment des Pluralen, welches einer derartigen Haltung per se innewohnt. Ein myzelisch-prozesshaftes Werkverständnis, könnten wir formulieren, wird zur Signifikanz seines Arbeitens, bei dem immer wieder einzelne bildnerische Möglichkeiten auftauchen, wieder hintangestellt werden, um in neuen Zusammenhängen wieder virulent zu werden.Dies gilt auch für den Bereich der Malerei, die, unwillkürlich an Sigmund Freuds Psychoanalyse denkend, gewissermaßen eine Wiederkehr des Verdrängten bildnerisch manifestiert. Es hat mich in den frühen 1980er Jahren auch mit der Malerei erwischt , äußert sich Kaiser auf die diesbezügliche Frage fast etwas entschuldigend. Entstanden sind einige umfangreiche expressiv-gestische-figurative Malzyklen zum Thema der Apokalypse oder eine 74 Einzelwerke umfassende Reflexion der Göttlichen Komödie von Dante (Tempera auf Leinwand). In fast wellenartigen Prozessen finden sich derart mannigfaltige transgressive Spuren der Malerei in seinem Werk, ob Grafik, Zeichnung, Plastik oder Objekte. Dabei kann kunsthistorisch nur bedingt von extended painting gesprochen werden, da Malerei von ihm seit den 1990er Jahren nie per se thematisiert wurde, sondern immer in einer Verwobenheit mit anderen bildnerischen Materialien und Medien gesehen werden muss. So finden sich Spuren einer Materialmalerei ebenso wie konzeptuelle Gebrauchsweisen oder abstrakte Einzelsetzungen von Farben als Gestus der Malerei.In den neuen Bild-Werken konstituiert sich die Malerei vor allem unter dem Aspekt einer bildapparativen Fundierung, welche zu einer Neuformulierung auch seines Bildbegriffes führt. Im Spannungsfeld von konstruktivistischer, gegenständlicher und abstrakter Bildgestaltung, die in konzeptueller Weise eine Strategie der Verrätselung impliziert, entziehen sich die Werke einer eindeutigen thematischen Definition. Dies begründet sich auch in ihrer bildnerischen Architektur , die in verschiedener Hinsicht auf Photoapparativem basiert: Den Photoapparat habe ich immer bei mir , so Kaiser. Er fungiert als Instrument visueller, bildnerischer Spurensuche und -sicherung. So wie auch im Objektbereich ist er mit der Photographie ein Materialsammler für später entstehende Werke. Dabei geht es nicht um ein intentionales Suchen, als vielmehr um ein assoziativ-intuitives Finden. Dadurch wird auch die Fülle seiner Werksujets und das scheinbar Willkürliche seiner Bildsetzungen nachvollziehbar.Die verschiedenen Entstehungsphasen werden zu archäologischen Bildschichten, die sowohl durch die photographischen Recherchen als auch durch deren Selektion und in der Folge ganz wesentlich durch digitale Weiterbearbeitung, durch mehrere Scanprozesse etwa, geschaffen werden. Als Digitaldrucke auf Leinwand zitieren sie sowohl hinsichtlich des Trägermaterials als auch durch das Einbringen von Öl- und Acryllasuren Malerei als solche. Zu Recht schreibt Leopold Kogler von einem Zur-Schau-Stellen von Malerei bei Kaiser.Sie trassiert das digitale Bild in spurenhafter Weise (wie auch viele der Bilder spurenhaften Charakter aufweisen. Das Offenlassen, Unfertige im künstlerischen Arbeitsprozess ist mir wichtig , resümiert Gerhard Kaiser). Besonders deutlich wird diese Haltung in der bildnerischen Integration von Schrift und Text. Wiewohl einzelne Passagen bzw. Wörter lesbar sind, entziehen sie sich dennoch einer denotativen Lektüre und bilden einen weiteren assoziativ-thematischen Bildraum. So wird das Skripturale zum Pikturalen (und vice versa): ein Bild im Bild --wie überhaupt das Zitative einen Grundton des künstlerischen Arbeitens ausmacht, etwa in der Verwendung von Bildschablonen oder von Signalfarben wie Grün oder Rot-Orange. Gerhard Kaiser selbst spricht von (s)einem Kosmos Kunst , um die Komplexität seines Oeuvres zu skizzieren. Auch wenn man im ersten Moment versucht ist, sein Schaffen in den Kosmos eines Gesamtkunstwerkes einzuschreiben, greift dies zu kurz (oder zu weit, je nach Standpunkt). Wie immer auch die Bezogenheit der verschiedensten Werkpassagen ist, haben sie dennoch in sich eine ästhetische Autonomie und sollten nicht auf ihre Werkbezüglichkeiten selbst verkürzt werden, es sind trotz alledem Werke im Werk. - - - - Zu Gerhard KaiserManfred WagnerFür jemanden, der das Werk des Künstlers Gerhard Kaiser seit dessen Studienanfängen aufmerksam verfolgt hat, ist faszinierend, welchen Weg der Konsequenz, des Bleibens bei sich selbst, in einer ungewöhnlichen Einheit von Leben und Werk der nunmehr knapp 60-Jährige beschritten hat. Das Verhältnis von Leben und Werk ist in jedem Fall kompliziert und die Beschreibung gelingt grosso modo eigentlich nur in der Momentaufnahme der Korrelation eines Werkes oder einer Werkserie mit einer bestimmten Lebensphase, meistens schon gar nicht mehr in Bezug auf Werkgattungen oder gar auf das ganze bisherige Leben. Was hat Kaiser denn bewogen, auch die typisch österreichisch übliche äußere Expression in Farbe und Rahmenbild kurzfristig zu streifen, die auch den guten Kennern seines Werkes eher verborgen blieb? War es das Schielen auf den Markt oder der Eindruck einer spezifischen Ausstellung, war es das Nachahmen seiner Vorbilder oder für einen Moment seine Linie vergessen zu wollen oder sich dem Farbrausch einmal willfährig hinzugeben? Um diese Frage klären zu können, müssten Detailstudien, kunsthistorisch motivierte Dissertationen bemüht werden, die aber nichts, schon gar nichts an der Realität des Künstlerstatus von Gerhard Kaiser ändern würden. Nein, was für ihn relevant ist und die persönliche Koinzidenz von Sammler und Künstler mühelos erklärt, sind wahrscheinlich, wie so oft in der Biografik von Künstlern, seine Kindheitserfahrungen, die in der Regel von den Kunsthistorikern nicht aufgearbeitet werden, weil die Quellen zu verschüttet sind, die psychologischen Kenntnisse fehlen, die frühen Gestaltungsversuche aus welchen Gründen auch immer unbekannt bleiben.Gerhard Kaiser hat seine Sammlung vom Hausrat der Großeltern und Eltern, jedenfalls früherer Generationen, begonnen und dann beliebig weitergeführt, als Hauptargument für seine Arbeitsweisen angelegt. Seine Faszination gilt dem, was verborgen ist, was im Schatten liegt, was einerseits Geheimnis und schwer Durchschaubares bedeutet, andererseits aber auch Rückzug und Schutz verheißt. Deswegen kam es zur Entstehung der Plastikplastiken, wodurch das Material samt Durchscheinung und die auf ihm vollzogene Bedruckung räumliche Charaktere evozieren. Das Ausufern des Sehens wurde dadurch ebenso verlangt wie in allen Arbeiten Gerhard Kaisers.Es ist logisch, dass er vom Strich, der ersten Kindheitserfahrung der Gestaltung, der Zeichnung ausgeht, sie deswegen in seinen Werken präsent ist, ob man sie sieht oder nicht. Ebenso wird das Verhältnis von der Gefrorenheit des Textes und der Spontaneität des Bildes von ihm diskutiert. Das entsteht weniger aus der konsequenten Weiterverfolgung der künstlerischen Vorgaben des 20. Jahrhunderts, sondern aus der eigen gemachten Erfahrung des Nebeneinanders von Text und Bild im Alltag. Bei aufmerksamer Betrachtung dieser alltäglichen Erfahrung muss sie auf einen wirken und kann keine Verweigerung oder Ausschluss vorsehen. Daher erklärt sich auch immer wieder die Präsenz von Tierbildern oder -zeichen, nicht nur in der Erinnerung an die eigene Sozialisation in der frühkindlichen Erfahrung, sondern auch an seine unmittelbare Umgebung in der privaten Abgeschottetheit heute.Die Signalfarben, die bei ihm manchmal grell aufblitzen, könnten ein Zeichen dafür sein, dass er der expressionistischen Farbe zutiefst misstraut, sie als Kriterium der Konsumwelt versteht, der er ohnehin nur kritisch gegenüberstehen kann, weil sie das langsame Sehen, sein gefordertes Durchschauen verhindert und zu jener Verschnellerung beiträgt, die unsere gestörten Sehweisen zu einer nahezu visuellen Blindheit hinführt.Das heißt nicht eine Absage an die modernen Ergebnisse von Computerscan und Siebdruck, ist nicht ein Dementi des ornamentalen Musters, auch wenn Ornament hier möglicherweise als Ausdruck permanenten Wiederholens bis zur Unschärfe verstanden wird. Die Aufgabe der Schule des Sehens heißt bei ihm die Beibehaltung der alten Idee des Verborgenen, das nur durch langes Betrachten, wenn überhaupt, erhellt werden kann. Dieses Bestehen auf der Verdichtung durch Patina , wie Kaiser dies nennt, führt auch den Künstler zu langen Entstehungswegen. Zielsetzung ist aber keine Symbiose, wie manche meinen, sondern eher die Dokumentation einer Allianz oder biologisch gesprochen Protokooperation , wo die beteiligten Vorgänge, radikal formuliert, auch unabhängig voneinander passieren können. Ein Aspekt dieser Unabhängigkeit bleibt jedenfalls auch in der Totale bewahrt.Gerhard Kaiser konnte, vermutlich mit großer Energie und Verzicht auf bequemen Erfolg, bislang seine Vorstellungen von Kunsterschaffung durchsetzen. Die Ergebnisse sind nicht nur Lehrbeispiele für langsames Sehen, also für die Verlangsamung der Schauweisen, sondern auch die gesellschaftspolitisch wichtige Absage an visuellem Konsum, also an Konsum überhaupt mit allen seinen Begleiterscheinungen, was vermutlich den bequemlich verwöhnten Vernissagen-Besucher irritieren muss. Seine Konsequenz in der Integration von Kunst und Leben in seiner persönlichen Existenz, seiner Zurückgezogenheit irgendwo an der Peripherie, im Kreis seiner Familie, lassen ihn diesen Zustand erhalten. Daraus ist meiner Ansicht nach auch die Fruchtbarkeit seines Werkausstoßes zu erklären, weil jeder Bezug auf die Endlichkeit zu den Anfängen seines Sehens im Kindesalter zurückweist. Das bedeutet nicht nur Individualität, sondern auch Identität und wirkliche Kohärenz von Leben und Werk. - - - - Diskurs der Bilder - ein konzentrierter OrdnungsversuchHartwig KnackKonzepte permanenter Veränderung sowie stetige künstlerische Richtungswechsel zeichnen Gerhard Kaisers Arbeit aus. Das dialogische Zusammenwirken von Objekt, Grafik, Malerei und Fotografie erklärt den multidisziplinären Ansatz Kaisers Kunst, die in ihrem installativen Charakter einerseits Raum zur Verfügung stellt, andererseits auch in Besitz nimmt.Mit der eigens für die Ausstellung im Kunsthaus Muerz entwickelten Arbeit Images are always by your side ist Gerhard Kaiser seinem Anspruch, Grenzen künstlerischer Gattungen aufzuheben, ein großes Stück näher gekommen. Die schwarzen, weißen und transparenten Plexiglasplatten spiegeln allein durch den Einfall des Lichts ihre Umgebung und bilden je nach Blickwinkel der Betrachter unendlich viele Bilder aus, ohne Malerei, ohne Zeichnung, ohne Fotografie zu sein.Immer wieder finden sich in der Technik des Siebdrucks ausgeführte Motive auf Teilen des etwa 8 Meter langen Plexiglasobjekts: Textfragmente, Wortfolgen, Printmedien entliehene Paparazzi- Fotos, einfache grafische Elemente und geometrische Figuren wie Kreise oder Rechtecke. Das Dargestellte ist dem hektischen Treiben des Alltags entnommen, es sind Motive, die als Bilder erkannt oder interpretiert werden. Das zwanzigste Jahrhundert gilt als das Jahrhundert der Bilder, das längst seine Fortführung im neuen Jahrtausend gefunden hat. Die tägliche Flut von Bildern, der wir alle nicht entkommen und die bewusst oder unbewusst auf unterschiedliche Weise wahrgenommen wird, prägt Vorstellungen von Realität. So entstehen unablässig - zum Teil sich widersprechende - Ideen und Definitionen von Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft. Gerhard Kaiser reflektiert allgemeine und auch ganz persönliche Erfahrungen in seiner künstlerischen Produktion, bringt sein eigenes Bewusstsein quasi mit ins Bild und erkennt Realität als politisch und gesellschaftlich veränderbar. Gleichzeitig versetzt der Künstler die interessierten Ausstellungsbesucher in eine Situation, die es ihnen nahezu unmöglich macht, aus dem Bild heraustreten zu können, ihrem im Kunstwerk gespiegelten Selbst den Rücken zu kehren. Jeder Schritt, der die Betrachter an Kaisers monumentalem Werk vorbeiführt, lässt sie in einem sich stetig neu konstituierenden Bild erscheinen. Mal befinden sich die Gespiegelten in der verzerrten Architektur des Ausstellungsraums, mal überlagert sich ihr Spiegelbild mit Reflexionen weiterer Besucher, mal sehen sie sich in die eingangs genannten geometrischen Figuren eingeschrieben oder aber Exponate der anderen Künstler dienen ihnen unvermittelt als Hintergrund. Grundsätzlich war es Gerhard Kaiser schon immer wichtig zu zeigen, was sich im Inneren seiner facettenreichen Plastiken abspielt. So haben wir es auch hier je nach Perspektive und Durchblick mal mit Verdichtungen, Reduktion oder aber mit Transparenz zu tun. Das Hinein- und Durchschauen, der Blick in die Tiefe und hinter die Dinge, das differenzierte Hinschauen ist dem Künstler nicht nur formal, sondern auch im übertragenen Sinne essenziell. Beim Umlaufen Kaisers Arbeit wähnen sich die Betrachter in einer Art Endlosschleife der Bilder. Es scheint keinen Anfang und kein Ende zu geben. Die an der vorderen Stirnseite Kaisers Arbeit auf den Fußboden projizierte Eingangssituation, die das Kommen und Gehen der Besucher als Livebild dokumentiert, steht für die Realität im Hier und Jetzt. Die auf eine Wandnische projizierte Sentenz Images Never End auf der gegenüberliegenden Seite der Installation hingegen visualisiert das Trügerische des Bildbegriffs generell: Die Trägerfläche der Projektion ist nämlich nicht die Wandnische an sich, sondern eine applizierte Fototapete ihrer selbst: Das Bild also als optische Reproduktion subjektiv gestalteter Wirklichkeit.mehr

Schlagworte

Autor

Weitere Artikel von
Michalski, Christian
Übersetzung
Weitere Artikel von
Leeb, Wolfgang
Fotografie