Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Sonntag im Park mit Jo

TaschenbuchKartoniert, Paperback
160 Seiten
Deutsch
Verlag Margarete Tischlererschienen am28.07.2021Neuauflage
Jo und Franziska wohnen in derselben Straße, sind zusammen in den Kindergarten gegangen und sitzen jetzt nebeneinander in der 2b-Klasse im Schottenringgymnasium in Wien. Sie sind beste Freundinnen. Die beiden Mädchen ergänzen sich: Franziska ist die Ruhige und Jo die Lebhafte. Jo zieht Franziska mit in ihre Fantasie. Ein einfacher Spaziergang wird zum Abenteuer, weil Jo am laufenden Band Geschichten erfindet und mit Franziska in verschiedene Rollen schlüpft. Als Detektive beobachten sie eine Mutter mit Kinderwagen und sehen in ihr eine Drogendealerin, hinter einem Sandler sehen sie einen heimlichen Millionär, Bäume werden zu gruseligen Geistern. Der Sonntag endet in einem Regen und Franziska wird krank.Bettina Wagner packt Themen, über die alle Kinder nachdenken, in ein Buch, das Emotionen hautnah erfahren lässt. Es ist unterhaltsam und macht Freude beim Lesen.mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,49

Produkt

KlappentextJo und Franziska wohnen in derselben Straße, sind zusammen in den Kindergarten gegangen und sitzen jetzt nebeneinander in der 2b-Klasse im Schottenringgymnasium in Wien. Sie sind beste Freundinnen. Die beiden Mädchen ergänzen sich: Franziska ist die Ruhige und Jo die Lebhafte. Jo zieht Franziska mit in ihre Fantasie. Ein einfacher Spaziergang wird zum Abenteuer, weil Jo am laufenden Band Geschichten erfindet und mit Franziska in verschiedene Rollen schlüpft. Als Detektive beobachten sie eine Mutter mit Kinderwagen und sehen in ihr eine Drogendealerin, hinter einem Sandler sehen sie einen heimlichen Millionär, Bäume werden zu gruseligen Geistern. Der Sonntag endet in einem Regen und Franziska wird krank.Bettina Wagner packt Themen, über die alle Kinder nachdenken, in ein Buch, das Emotionen hautnah erfahren lässt. Es ist unterhaltsam und macht Freude beim Lesen.
Details
ISBN/GTIN978-3-903370-07-4
ProduktartTaschenbuch
EinbandartKartoniert, Paperback
FormatMass market (rack) paperback
Erscheinungsort7122 Gols
ErscheinungslandÖsterreich
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum28.07.2021
AuflageNeuauflage
Seiten160 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.49917876
Rubriken

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1Es war Sonntag, und mir war langweilig. Mir ist immer langweilig, wenn ich allein zu Hause bin. Aber meine Leute waren wieder in einen Tierpark gefahren, und ehrlich, jedes Wochenende in einen Tierpark, das ist einfach zu viel. Weil ich nicht so recht wusste, was ich anfangen sollte, beschloss ich, Jo anzurufen und zu fragen, ob sie Lust hatte, mit mir Mittag zu essen.Jo ist meine beste Freundin. Wir beide kennen uns schon ewig. Wir wohnen in derselben Straße, sind zusammen in den Kindergarten gegangen, und jetzt sitzen wir nebeneinander in der 2b-Klasse im Schottenringgymnasium in Wien. Ein Mädchen aus unserer Klasse hat einmal zu uns gesagt: Ihr zwei seid eigentlich schon ziemlich lange beisammen , und Jo hat geantwortet: Ja, aber heiraten werden wir trotzdem nicht. Jos Name ist eigentlich Johanna - Johanna Maria Horvath - aber seit sie vorigen Sommer in den USA war und ihre Verwandten in Baton Rouge besucht hat, macht sie gerne auf Amerikanisch.Jo ist sehr intelligent. Sie ist bestimmt das intelligenteste Mädchen in unserer Klasse. Sie hat sogar eine Eins in Mathematik. Wenn jemand Jo fragt, was sie später einmal werden will, sagt sie immer: Chefingenieur im ­NASA-Kontrollzentrum in Houston. Die meisten Leute lachen dann ziemlich blöd, entweder, weil sie ihr nicht glauben, oder weil sie nicht wissen, was das ist. Ich weiß es auch nicht genau, aber wenn Jo es sagt, dann bin ich sicher, dass sie es eines Tages schaffen wird, Chefingenieur im NASA-Kontrollzentrum in Houston zu werden. Sie erreicht immer, was sie sich vornimmt.Außerdem versteht sie sehr viel von diesen Dingen. Sie hat zu Weihnachten von ihrer Großmutter ein Buch über unser Planetensystem bekommen und darüber in Englisch ein Referat gehalten. Die ganze Klasse hat applaudiert, und unsere Englisch­professorin meinte, das wäre das beste Referat gewesen, das sie jemals gehört hätte. Ich bin sicher, das stimmt, obwohl ich unsere Englischprofessorin nicht unbedingt für maßgebend halte. Sie heißt Erika Krummbiegel, und mit so einem Namen möchte ich nicht einmal begraben werden.Was ich einmal werden will, weiß ich noch nicht so genau. Vielleicht Tierärztin oder Höhlenforscherin oder irgend so etwas. Ich wünschte, ich könnte mir auch so sicher sein wie Jo. Jo hat schon in der Volksschule gewusst, dass sie einmal Chefingenieur im NASA-Kontrollzentrum in Houston werden will.Ich überlegte, ob ich per Snapchat schreiben sollte, aber Jo hat die Angewohnheit, immer erst nach Stunden zurückzuschreiben, also rief ich sie lieber an. Ja? Hallo, ich bin s , sagte ich. Wie geht s dir? Geht so. Ich bin gerade erst aufgestanden, und das auch nur, weil mich meine Mutter geweckt hat. Ich habe geschlafen wie eine Tote. Das muss irgendetwas mit meinem Bio-Rhythmus zu tun haben. Vielleicht sollte ich es einmal mit kalten Duschen vor dem Schlafengehen versuchen. Was machst du heute so? , fragte ich. Nichts Besonderes. Warum? Bist du wieder allein? Soll ich rüberkommen? Was hältst du davon, wenn wir zusammen essen? Jede Menge. Könnte zur Idee des Tages erhoben werden. Soll ich irgendwas mitbringen? Was gibt s zu essen? Ich habe eine Pizza im Tiefkühlfach, die wollte ich mir machen ⦠Was für eine Pizza ist es? , fragte Jo. Mit Kapern? Du weißt, dass ich Kapern nicht vertrage. Davon bekomme ich immer diesen Ausschlag und dann ⦠Ich glaube nicht, dass Kapern drauf sind , sagte ich. Jo ist manchmal ein bisschen hysterisch. Aber wenn, dann können wir sie ja runtergeben. Habt ihr Tomaten? Nicht so wichtig. Ich bringe welche mit. Wenn du ein paar Eier kochst, mache ich uns einen Tomaten-Eier-Salat. Ich bin gleich drüben. 2 Zehn Minuten später stand Jo vor unserem Haus.Als ich sie an der Türe rumoren hörte, ging ich hin, um aufzumachen. Sie kniete auf dem Fußabstreifer und hielt eine verbogene Haarnadel in der Hand. Nein, nein, nein! , schrie sie. Nicht aufmachen! Nicht aufmachen! Ich hätte es beinahe gehabt! Sie betrachtete die Haarnadel von allen Seiten. Also ehrlich, ich weiß wirklich nicht, wie diese Geheimagenten und Privatdetektive es immer so schnell schaffen, eine verschlossene Tür zu öffnen. Ich brauche dazu mindestens eine halbe Stunde und mache außerdem einen Heidenlärm. Grüß dich, Fanny! Sie hob drei Tomaten auf, die neben ihr auf dem Fußabstreifer lagen, drückte sie mir in die Hand und ging an mir vorbei ins Wohnzimmer, wo sie sich in den erstbesten Sessel fallen ließ. Puh , keuchte sie. Ich bin fix und fertig. Dieser Sonntagmorgen war wieder die reine Hölle. Erst sagt mir meine Mutter, dass keine Milch für meinen Frühstückskakao da ist, und dann kann ich kein einziges gleiches Paar Socken finden. Zum Glück bin ich nicht empfindlich. Ein weniger widerstandsfähiger Mensch holt sich ohne Socken den Tod. Sie wackelte unter ihren gelben Stoffturnschuhen mit den Zehen. Sie trug eine rote Sommerhose und ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift Nice Girl , das sie aus Amerika mitgebracht hatte. Wie geht es deiner Großmutter? , fragte ich. Schon viel besser. Wir waren gestern bei ihr im Krankenhaus, da hat sie sogar schon wieder gelacht und war ganz munter. Der Arzt meint, wenn keine Komplikationen mehr eintreten, ist sie über den Berg. Ein Oberschenkelhalsbruch in ihrem Alter ist halt kein Spaziergang. Aber meine Großmutter ist hart im Nehmen. Das liegt bei uns in der Familie. Und deiner Mutter macht es bestimmt nichts aus, wenn du bei mir bleibst? I wo. Günther ist ja da. Jo verdrehte die Augen. Günther ist der neue Freund ihrer Mutter. Ihre Eltern sind nämlich geschieden. Denkst du, ich habe Lust, zuzusehen, wie er dauernd meine Mutter abknutscht? Elisabeth-Schatz, wo hast du mein Rasierwasser hingegeben? Elisabeth-Schatz, ist noch Bier im Kühlschrank? So geht das den ganzen Tag. Manchmal glaube ich, er denkt, meine Mutter heißt wirklich Elisabeth-Schatz, so wie andere Leute Eva-Maria heißen. Will deine Mutter Günther heiraten? , fragte ich neugierig. Ich finde das Privatleben der Horvaths äußerst aufregend. Bei uns ist alles so gewöhnlich. Bloß nicht! Jo sah mich entsetzt an. Dann wandere ich aus und ziehe mit meiner Großmutter in die Südsee. Oder nach Alaska. Sie überlegte. Naja, Mödling ginge auch! Was machen wir mit den Tomaten? , wollte ich wissen.Von der Aussicht auf Essen ließ sich Jo erfolgreich ablenken, und wir gingen in die Küche. Jo hält sich selbst für eine Meisterköchin. Sie riss sofort sämtliche Laden und Schränke auf, um nach einem Topf zu suchen. Oben rechts , sagte ich. Oben rechts! What does a stranger know , meinte Jo. Was weiß ein Fremder. Sie probierte ein halbes Dutzend Töpfe aus, bis sie endlich einen fand, der ihr genehm war, füllte ihn mit Wasser und stellte ihn auf den Herd. Weißt du übrigens, dass ich von meinem Vater einen Gaming-Computer bekommen habe? Als verfrühtes Geburtstagsgeschenk. Toll , sagte ich neiderfüllt. Wo hast du ihn hingestellt? Ich wäre auch gerne das Kind von geschiedenen Eltern. Erstens ist es irgendwie aufregend, aus einer zerrütteten Ehe zu stammen, und zweitens bekommt man zum Geburtstag und zu Weihnachten immer zwei Geschenke: von jedem Elternteil eines. Außerdem machen geschiedene Eltern ihren Kindern viel kostspieligere Geschenke als glücklich verheiratete. Das soll wohl eine Art von moralischer Wiedergutmachung sein, oder so. Ich hab ein bisschen umgebaut. Der Gaming PC steht neben dem Schreibtisch und der Laptop ist jetzt auf der kleinen Kommode neben meinem Nachttisch. He, das ist gut , sagte ich. Wenn du schon im Bett liegst, brauchst du gar nicht mehr aufzustehen, wenn du Youtube schauen willst. Eigentlich nicht , erwiderte Jo todernst. Ich müsste nur meinen Arm mit einer Prothese verlängern. Ich fand das gar nicht so komisch, aber Jo kugelte vor Lachen fast auf dem Boden, bis sie keine Luft mehr bekam und ein ganz rotes Gesicht hatte. Ich gab inzwischen die Eier ins Wasser und hantierte mit der Eieruhr. Was soll ich einstellen? fragte ich kühl. Zehn Minuten? Lass sie kochen , sagte Jo großmütig, mit ihrem krebsroten Gesicht. Lass sie kochen. Ich komme mit jedem Ei zurecht. Ich stellte die Eieruhr auf zehn Minuten ein. Ich bin sicher, dass Jo mit jedem Ei zurechtkommt, aber ich war mir nicht sicher, ob mein Magen das auch konnte. Wo sind übrigens deine Eltern? , fragte Jo. Sind sie wieder unterwegs â¦? Sie fing an, mit steifen Armen und Beinen durch das Zimmer zu wackeln wie ein Roboter. Lass das! , sagte ich. Ich mag es nicht, wenn jemand sich über meine Schwester lustig macht. Sie kann schließlich nichts dafür. Jo zuckte die Achseln. Tut mir leid. Sie kratzte sich hinter dem Ohr. Tut mir leid, ehrlich. Ich hab s nicht so gemeint. Aber - ich meine - ich verstehe nicht - was machen die immer im Zoo? Jeden Sonntag? Es ist nicht jeden Sonntag , sagte ich. Nur fast jeden. Annemarie mag halt Tiere. Wäre mir trotzdem langweilig. Sie streckte sich und gähnte. Weißt du, ich bin eigentlich ganz froh, dass ich keine Geschwister habe. Ein großer Bruder oder eine große Schwester wären ja vielleicht nicht so schlecht, obwohl sie sich bestimmt einbilden würden, mich herumkommandieren zu können, aber jüngere Geschwister sind absolut tödlich. Ich merke das an meinen kleinen Cousins und Cousinen. Alles, was sie sehen, wollen sie haben, ständig muss man irgendwelche blöden Spiele mit ihnen spielen, und wehe, man lässt sie nicht gewinnen! Ich tue das nie. Die Kinder müssen lernen, verlieren zu können. Das härtet sie ab fürs Leben. Was machen wir mit den Eiern, wenn sie fertig sind? , fragte ich. Ich mag nicht so gerne über dieses Thema reden. Wir schrecken die Eier ab , sagte Jo. Dazu heben wir ganz vorsichtig den Deckel an, und du steckst dein Gesicht in den Topf. Haha. Meiner Mutter tut Jo immer furchtbar leid, weil sie ein geschiedenes Kind ist. Die arme Kleine, sagt sie, wächst ganz ohne Vater, ohne richtige Familie auf. Es mangelt ihr an Liebe. Ich glaube nicht, dass es Jo an irgendetwas mangelt, ausgenommen vielleicht an Taktgefühl. Sie ist ja nicht einmal ein Schlüsselkind. Ihre Großmutter ist immer für sie da, oder jedenfalls war sie es, bevor sie sich das Bein gebrochen hat.Jo hängt sehr an ihrer Großmutter. Ich glaube, sie hängt mehr an ihr als an ihrer Mutter. Und mehr als an ihrem Vater sowieso. Wenn es nicht wegen ihres Geburtstags und Weihnachten wäre, würde sie sich vermutlich gar nicht um den Mann kümmern. Nachdem wir die Eier abgeschreckt hatten, ließen wir sie im Abwaschbecken stehen, damit sie auskühlen konnten. Jetzt telefonieren wir! , brüllte Jo. Wenn meine Mutter wüsste, was Jo alles treibt, während sie nicht da ist, würde sie ihr bestimmt nicht so leidtun. Jo nahm unser Telefon, wählte einfach irgendeine Nummer, die ihr gerade einfiel, und ließ es läuten. Ich hielt meinen Kopf dicht an das Gerät.Tuut, tuut, tuut, tuut. Ja? Hier ist Rita , sagte Jo mit einer ganz tiefen Stimme. Ist Bruno da? Wer? Bruno? Ist er da? Kann ich ihn sprechen? Hier ist kein Bruno , krächzte eine dünne Stimme im Hörer. Die alte Frau war bestimmt schon über achtzig. Ich musste mir die Nase zuhalten, um nicht loszulachen, aber Jo blieb todernst. Ich weiß nicht, wie sie das macht. Sie kann die schrecklichsten Dinge tun, ohne eine Miene zu verziehen. Ist er weggegangen? , fragte sie. Wissen Sie, wann er zurückkommen wird? Hier ist kein Bruno. Wer ⦠Könnten Sie ihm dann wohl etwas von mir ausrichten? Sagen Sie ihm, ich kann heute nicht. Sagen Sie ihm, Rita hätte angerufen und gesagt, sie könnte heute nicht. Oder nein, vielleicht sage ich ihm das doch lieber selbst. Ich versuche es später noch einmal. Dann legte sie ganz schnell auf, bevor wir beide vor Lachen platzten. Ich hätte so gerne ihr Gesicht gesehen , japste Jo, die völlig hilflos im Wohnzimmerfauteuil lag und alle viere von sich streckte. Ich gäbe was drum, wenn ich ihr Gesicht hätte sehen können. Nach dem Essen rufen wir noch mal an. Das wird ein Spaß! Jo macht ständig solche Sachen. Wenn ich bei ihr anrufe, meldet sie sich immer mit Polizeipräsidium Alsergrund, ich verbinde oder Wien-Westbahnhof, Hauptstellwerk . Einmal meldete sich eine Stimme mit Bestattungsunternehmen Grün und Kleinlich , und ich sagte: Ich bin s, du blöde Gans. Dabei hatte ich wirklich ein Bestattungsunternehmen erwischt!Es war kurz nach elf, und wir hatten beide schon einen Riesenhunger. Wir warfen die Pizza ins Rohr - fünfzehn Minuten - und Jo machte sich auf der Arbeitsplatte breit, um ihren Salat vorzubereiten. Du schälst die Eier , sagte sie. Ich schneide inzwischen die Tomaten. Sie liebt es, andere herumzukommandieren und die Dreckarbeit machen zu lassen. Sie fing an, mit einem affektierten französischen Akzent herumzusäuseln. Isch versischere Ihnen, Madame, Sie werden begeistert sein. Isch abe für die größten Persönlischkeiten Frankreischs gegocht. Der Gönig war iiiingerissen von meinem Soufflé. Wie viele Eier brauchst du? , fragte ich kühl. Manchmal geht sie mir ein wenig auf die Nerven mit ihrem Getue. Das genügt, das genügt. Legen Sie sie einfasch ier in, Madame, und überlassen Sie alles mir. Widmen Sie sisch ganz Ihren Gästen. Ich decke inzwischen den Tisch , sagte ich. Jo theaterte furchtbar herum, tänzelte auf Zehenspitzen durch die ganze Küche und summte die Marseillaise . Sie riss sämtliche Gewürze aus dem Schrank, schnupperte daran, musste niesen und stellte sie irgendwo wieder hin. Franziska-ha! , flötete sie. Ich brauche eine Schüs-se-hel! Manchmal führt sie sich wirklich schwachsinnig auf. Ich brachte ihr die Schüssel, sie gab die kleingeschnittenen Tomaten und die kleingeschnittenen Eier hinein und zermantschte alles mit einem Löffel, bis es nur noch ein einziger rot-gelber Brei war. Es sah scheußlich aus. Schmeckt formidabel, du wirst sehen , versicherte Jo. Jetzt brauche ich nur noch - was brauche ich noch? Ein bisschen Salz, ein bisschen Öl, vielleicht ein bisschen Gewürz - so und so und so. Und schon sind wir fertig. Salat à la Horvath! Es sah immer noch scheußlich aus. Und das kann man essen? , fragte ich. Jo war beleidigt. Selbstverständlich kann man das essen. Stell dich nicht so an. Du immer mit deinem Wiener Schnitzel mit Pommes. Es wird Zeit, dass du dich an die Nouvelle Cuisine gewöhnst. Ich weiß zwar nicht, was die Nouvelle Cuisine ist, aber wenn sie so aussieht wie Jos Salat, dann kann sie nichts Besonderes sein.mehr

Schlagworte

Autor

Bettina Wagner wurde 1960 in Österreich geboren. Nach ihrem Englisch- und Publizistikstudium in Wien lebt und arbeitet sie nun in ihrem Heimatort Frankenburg am Hausruck, in der Nähe des Salzkammerguts. Die Autorin ist Mutter von zwei Kindern. Zu ihrem Haushalt zählen neben ihrer Familie auch ein Meerschweinchen und eine Ziehkatze.Bettina Wagner schreibt schon, seit sie schreiben kann. Anfang der Neunzigerjahre feierte sie erste Erfolge mit ihren Kinderbüchern, erschienen im St. Gabriel Verlag und im Verlag Herder: ¿Vom kleinen Känguru, das aus dem Beutel fiel¿ und ¿Stanislaus und ich¿. Ihre besondere Leidenschaft gilt den Geschichten für junge Leserinnen und Leser. So ist 2020 das Bilderbuch ¿Eine Maus ist im Haus¿ im net-Verlag erschienen. Ihr neues Kinderbuch ¿Sonntag im Park mit Jö wurde mit dem Arbeitsstipendium des österreichischen Kulturministeriums ausgezeichnet und ist im Sommer 2021 im Verlag Margarete Tischler erschienen. Als sehr aktive Autorin schreibt Bettina Wagner zusätzlich unter verschiedenen Pseudonymen Liebesromane sowie Kurzkrimis und Liebesgeschichten für Frauenzeitschriften.
Sonntag im Park mit Jo