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KlappentextAnlass des Erscheinens dieses Sammelbandes ist der 100. Jahrestag der Gründung des Deutschen Monistenbundes (mittlerweile umbenannt in Freigeistige Aktion für humanistische Kultur e.V.), verbunden mit einer kritischen Würdigung seiner inhaltlichen Beiträge für eine wissenschaftlich fundierte Weltanschauung.Anlässlich der sich am in diesem Jahr zum 100. Male jährenden Gründung des Monistenbundes wird ein Sammelband herausgegeben, dessen Beiträge sich mit der Situation um 1900, den Entwicklungen bis zum Jahre 1933 (und danach) sowie der Zeit nach 1945 bis heute auseinandersetzen. Im Vordergrund stehen dabei freigeistig-humanistische Anliegen, die Herausbildung einer monistischen Weltanschauung sowie die Entwicklung des Verhältnisses von Philosophie und Wissenschaften bis in die heutige Zeit.Das Buch stellt die Vielschichtigkeit des Monistenbundes in den 100 Jahren anhand der agierenden Personen sowie die inhaltlichen und organisatorischen Verflechtungen mit Freidenkern und Freireligiösen dar. Die persönlichen Monismen der handelnden Natur-, Gesellschafts- und Geisteswissenschaftler erscheinen als Stärke. Sie spiegeln die durch die Aufklärung entstandene geistige Situation wider (undogmatisches Denken, gegenseitige Befruchtung von Wissenschaft und Philosophie, Pluralität auch in der freigeistigen Bewegung bzw. innerhalb der freien Weltanschauungen usw.).Wie schon das durch Ludwig Feuerbach repräsentierte Ende (und Erbe) der klassischen deutschen Philosophie die stürmische Entwicklung der Natur-, Gesellschafts- und Geisteswissenschaften erkennen lässt, kann man konkret seit Ernst Haeckel und den anderen Monisten nachvollziehen, dass die sich wandelnde Welt, mit den dadurch entstandenen Fragen, dringend neuer Antworten bedurfte. Die Entwicklungslehre erfuhr mit Darwin und Haeckel allgemeine Geltung.
ZusatztextKaum ein anderer Naturforscher wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland so verehrt und gehasst wie Ernst Haeckel. Denn der Jenaer Zoologe war ein überzeugter Anhänger Darwins und kämpfte in Wort und Schrift für die Verbreitung einer ausschließlich naturwissenschaftlich fundierten Weltanschauung. Die internationale Vereinigung der Freidenker kürte ihn 1904 auf einem Kongress in Rom sogar zum »Gegenpapst«. Zwei Jahre später wurde auf Haeckels Initiative hin im Zoologischen Institut der Universität Jena der Deutsche Monistenbund (DMB) gegründet, zu dessen Mitgliedern so berühmte Leute gehörten wie der Schriftsteller Wilhelm Bölsche, der Architekt Henry van de Velde, der Sexualforscher Magnus Hirschfeld und der Publizist Carl von Ossietzky. Wenn auch nicht alle die gleichen politischen Anschauungen vertraten, stimmten sie zumindest darin überein, dass Natur und Geist von einem einheitlichen Weltprinzip durchdrungen sind (daher Monismus).1910 übernahm Chemie-Nobelpreisträger Wilhelm Ostwald den Vorsitz des Bundes, der sich nun besonders in der Kirchenaustrittsbewegung engagierte, aber auch eine kulturelle und sozialreformerische Tätigkeit entfaltete, die in ganz Deutschland für lebhafte Diskussionen sorgte. Von den anfänglichen Erfolgen gleichsam berauscht, verkündete Ostwald schon im Jahr 1911 den Beginn des »monistischen Jahrhunderts«, das jedoch 1933 ein jähes Ende fand: Die Nazis lösten den Deutschen Monistenbund auf. Doch bereits 1946 wurde er in den Westzonen neu gegründet und beschäftigt sich heute unter dem Namen »Freigeistige Aktion für humanistische Kultur« vornehmlich mit aktuellen Fragen: Werteunterricht in der Schule, Ethik und Genforschung, Verhältnis von Religion und Naturwissenschaft, um nur einige zu nennen. In einem kürzlich erschienenen Sammelband haben namhafte Wissenschaftler nun die wechselvolle Geschichte des Deutschen Monistenbundes nachgezeichnet und überdies die Frage zu beantworten versucht: Was ist Monismus überhaupt, und wie ist er historisch zu bewerten? Dem Leser werden dabei zahlreiche interessante Details geboten, die in der Literatur ansonsten kaum Erwähnung finden. Allein aus diesem Grund ist die Lektüre des Buches ein wahres Bildungserlebnis.Festzuhalten jedoch bleibt: Vieles, was Haeckel sich vor 100 Jahren erträumt hat, ist so nicht wahrgeworden. Und dennoch: Die Tatsache, dass kaum noch jemand den Deutschen Monistenbund kennt, könnte auch ein Indiz dafür sein, schreibt der Philosoph Eckhart Pilick, dass das Anliegen des Bundes hierzulande auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Nicht zuletzt die großen Kirchen geben sich im Dialog mit denNaturwissenschaften heute deutlich liberaler.Martin Koch (Neues Deutschland)
Details
ISBN/GTIN978-3-933037-56-5
ProduktartBuch
EinbandartKartoniert, Paperback
Verlag
ErscheinungsortNeustadt/Rbge.
ErscheinungslandDeutschland
Erscheinungsjahr2006
Erscheinungsdatum20.10.2006
Auflage1., Aufl.
Seiten359 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht485 g
Illustrationen19 s/w Abbildungen
Artikel-Nr.16363444
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