Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.
BuchGebunden
140 Seiten
Deutsch
euregioverlagerschienen am16.11.2011
Der vorliegende Sammelband widmet sich Leben und Wirken des großen Kasseler Philosophen Franz Rosenzweig (1886-1929). In zwölf reich bebilderten Beiträgen von Myriam Bienenstock, Micha Brumlik, Regina Burkhardt-Riedmiller, Benyamin Maoz, Reinhold Mayer, Ephraim Meir, Ursula Rosenzweig, InkenRühle, Wolfdietrich Schmied-Kowarzik, Stefan Schreiner, Eva Schulz-Jander sowie Josiah und Jules Simon wird sein Schaffen facettenreich aufgefächert. Die Autorinnen und Autoren aus drei Kontinenten gehen auf die Geschichte der Familie Rosenzweig in Kassel ein, beleuchten Rosenzweigs Liebesbeziehungzu Margrit Rosenstock-Huessy, der Ehefrau seines Freundes Eugen Rosenstock, und schildern die letzten sieben Jahre seiner Totallähmung, die ihn nicht nur ans Krankenlager fesselte, sondern ihm auch die Sprechfähigkeit raubte.Im Zentrum der Artikel stehen seine bedeutenden, impulsgebenden Werke: Zum einem Der Stern der Erlösung, der weltweit als ein herausragendes religionsphilosophisches Hauptwerk anerkannt ist. Rosenzweig entwarf dessen Grundzüge auf Feldpostkarten als deutscher Soldat an der Balkanfront in denletzten Tagen des Ersten Weltkrieges. Zum anderen seine gemeinsam mit Martin Buber begonnene Verdeutschung der Schrift, mit der sie versuchten, dem assimilierten Judentum die sprachliche Besonderheit und Schönheit des hebräischen Bibeltextes zugänglich zu machen.Weitere Themen sind Rosenzweigs Neubestimmung des Judeseins in der Moderne, seine Bildungstheorie und ihre praktische Umsetzung im Freien Jüdischen Lehrhaus in Frankfurt am Main sowie schließlich seine Vision einer gegenseitigen Anerkennung von Juden und Christen in ihren bleibenden Glaubensdifferenzen.mehr

Produkt

KlappentextDer vorliegende Sammelband widmet sich Leben und Wirken des großen Kasseler Philosophen Franz Rosenzweig (1886-1929). In zwölf reich bebilderten Beiträgen von Myriam Bienenstock, Micha Brumlik, Regina Burkhardt-Riedmiller, Benyamin Maoz, Reinhold Mayer, Ephraim Meir, Ursula Rosenzweig, InkenRühle, Wolfdietrich Schmied-Kowarzik, Stefan Schreiner, Eva Schulz-Jander sowie Josiah und Jules Simon wird sein Schaffen facettenreich aufgefächert. Die Autorinnen und Autoren aus drei Kontinenten gehen auf die Geschichte der Familie Rosenzweig in Kassel ein, beleuchten Rosenzweigs Liebesbeziehungzu Margrit Rosenstock-Huessy, der Ehefrau seines Freundes Eugen Rosenstock, und schildern die letzten sieben Jahre seiner Totallähmung, die ihn nicht nur ans Krankenlager fesselte, sondern ihm auch die Sprechfähigkeit raubte.Im Zentrum der Artikel stehen seine bedeutenden, impulsgebenden Werke: Zum einem Der Stern der Erlösung, der weltweit als ein herausragendes religionsphilosophisches Hauptwerk anerkannt ist. Rosenzweig entwarf dessen Grundzüge auf Feldpostkarten als deutscher Soldat an der Balkanfront in denletzten Tagen des Ersten Weltkrieges. Zum anderen seine gemeinsam mit Martin Buber begonnene Verdeutschung der Schrift, mit der sie versuchten, dem assimilierten Judentum die sprachliche Besonderheit und Schönheit des hebräischen Bibeltextes zugänglich zu machen.Weitere Themen sind Rosenzweigs Neubestimmung des Judeseins in der Moderne, seine Bildungstheorie und ihre praktische Umsetzung im Freien Jüdischen Lehrhaus in Frankfurt am Main sowie schließlich seine Vision einer gegenseitigen Anerkennung von Juden und Christen in ihren bleibenden Glaubensdifferenzen.
Details
ISBN/GTIN978-3-933617-47-7
ProduktartBuch
EinbandartGebunden
Erscheinungsjahr2011
Erscheinungsdatum16.11.2011
Seiten140 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.16761978
Rubriken

Inhalt/Kritik

Vorwort
EinleitungIn vielen deutschen Städten wie Hamburg und Berlin, München und Frankfurt am Main lebten einst auch in Kassel wohlhabende jüdische Bürger. Namen wie Aschrott, Blumenfeld, Gotthelft, Nußbaum und Rosenzweig zeugen davon. Sie alle haben bis in die dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts hinein wesentlich mitgewirkt am wirtschaftlichen, kulturellen, politischen und sozialen Reichtum Kassels. Sie waren hier zu Hause. Aber was bedeutet das? Kann man deutsch-jüdische Geschichte bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten unter einem positiven Blickwinkel betrachten, wirft doch die Shoah ihren dunklen Schatten nicht nur bis in unsere Zeit hinein, sondern auch auf die ihr vorausgehende und stellt die eindrucksvollen Leistungen, die selbst der aufkommende Antisemitismus noch nicht ernsthaft behindern konnte, noch nachträglich in Frage. Dennoch sollten wir die beachtlichen Beiträge jüdischer Industrieller, Politiker, Wissenschaftler, Kulturschaffender und Intellektueller nicht nur im Lichte des Scheiterns betrachten, sondern ihre Mitwirkung bei der Entwicklung der deutschen Gesellschaft entsprechend würdigen. Galt doch die deutsch-jüdische Geschichte im europäischen Kontext bis zum Aufkommen des Nationalsozialismus durchaus als eine Erfolgsgeschichte. Zwei Namen, wie es Schalom Ben-Chorin 1986 in seiner öffentlichen Ansprache aus Anlass des ersten Internationalen Franz-Rosenzweig Kongresses ausdrückte, markieren Anfang und Ende dieser Erfolgsgeschichte : Moses Mendelssohn und Franz Rosenzweig. Steht Moses Mendelssohn (1729-1786) im aufklärerischen 18. Jahrhundert für den Eintritt der Juden in die deutsche Gesellschaft, so steht Franz Rosenzweig (1886-1929), am Vorabend des Nationalsozialismus, für ihr furchtbares Ende. Gewissermaßen können wir Leben und Wirken eines der letzten Vertreter des deutschen Judentums als Spiegelbild deutsch-jüdischer Geschichte ansehen. Durchschritt er doch in der kurzen Spanne seines nur 43 Jahre währenden Lebens die Stufen dieses fragilen Gebildes. Wie viele seiner Zeitgenossen verspürte auch er die Anziehungskraft der deutschen Kultur, die Versuchung des Christentums, die Unzufriedenheit mit dem oberflächlichen religiösen jüdischen Leben, wie er es kennen gelernt hatte. Der vorliegende Band versucht, diesen Weg aufzufächern.Er wird eröffnet durch Ursula Rosenzweigs Nachzeichnung der Geschichte der Familie Rosenzweig. Isaak Rosenzweig, Stammvater der Kasseler Rosenzweigs, kam etwa 1815 als Lehrer nach Kassel. Wie so viele jüdische Familien in Deutschland waren auch sie den Weg von Ost nach West gegangen, von einem jüdisch gelebten Leben hinein in ein assimiliertes Leben in Deutschland, in dem das Judentum, reduziert zum Lippenbekenntnis, für die Lebensführung von nur noch geringer Bedeutung war. Franz Rosenzweig wurde in eine solche assimilierte und erfolgreiche Familie 1886 hinein geboren, verehrte die deutsche Kultur und ging schließlich einen anderen Weg. Myriam Bienenstock zeichnet diesen geistigen Weg nach, der ihn vom deutschen Idealismus über Schopenhauer und Nietzsche hinführt zum neuen Denken, das sich bewusst aus dem Judentum speist und sich der Herausforderung der religiösen Sinnfragen stellt. Rosenzweig studierte Geschichte und Philosophie und erfuhr, wie viele andere junge Juden seiner Zeit, den Reiz der deutschen Kultur, die überragende Denker wie Kant, Schleiermacher und Hegel aufzuweisen hatte. An ihnen musste er sich abarbeiten, ehe er zu seinem innersten Kern finden konnte. Jules und Josiah Simon zeigen in ihrem Beitrag, wie Rosenzweigs Auseinandersetzung, ja sein Ringen mit Hegel und den damals geläufigen Hegel-Interpretationen ihm einen Platz unter den Hegel-Kennern sicherte, ihm aber auch eine Folie war, um zum eigenen Denken zu finden. Dieses gipfelt in Rosenzweigs Hauptwerk Der Stern der Erlösung, auf das Wolfdietrich Schmied-Kowarzik näher eingeht. Jüdisches Leben und Denken fand in einem christlich geprägten Umfeld statt, und es gab so etwas wie die Verführung des Christentums, für uns heute kaum nachvollziehbar. So waren sein enger Freund Eugen Rosenstock und sein Vetter Hans Ehrenberg zum Christentum übergetreten. Nicht alle Juden, die zum Christentum konvertierten, taten dies, um mit Heine zu sprechen, für ein Entrée-Billet zur deutschen Gesellschaft, sie taten es aus tiefer Überzeugung. So stand auch Rosenzweig selbst, nach langen intensiven Gesprächen mit den christlichen Freunden, an der Schwelle zur Konversion, ehe er sich für eine bewusste jüdische Existenz entschied. Aus dieser Entscheidung - Ich bleibe also Jude - erwuchsen für ihn zwei Konsequenzen, die Notwendigkeit einer Erneuerung jüdischen Lebens und eines intensiven Gesprächs zwischen Juden und Christen auf gleicher Augenhöhe, aus dem jeweiligen jüdischen und christlichen Selbstverständnis heraus - wie Inken Rühle darlegt und wie es Reinhold Mayer an den Liebesbriefen Rosenzweigs an Gritli Margrit Rosenstock-Huessy, der jungen Ehrefrau seines Freundes Eugen Rosenstock, konkretisiert. Rosenzweigs Auseinandersetzung mit dem deutschen Idealismus führte ihn heraus aus dem theoretischen, akademischen Denken hin zu einem Denken, das existentiell und dialogisch genannt werden kann, in anderen Worten: zum konkreten Leben. So war es nur schlüssig, dass die Erneuerung jüdischen Lebens in einer pädagogischen Arbeit geschehen müsse, die Lehrende und Lernende zusammenführt, darauf gehen mit unterschiedlich sich ergänzenden Akzenten Regina Burkhardt-Riedmiller und Ephraim Meir ein. Die Art wie Franz Rosenzweig dies für das Freie Jüdische Lehrhaus in Frankfurt am Main entwarf, ist eine imminent jüdische Entscheidung. Daß zur rechten Lektüre der Tora die Notwendigkeit gehört, das Gelernte zu lehren, ist keine Trivialität. [.] Wenn man die Tora jedoch lehren muß, um sie weiterzutragen, so ist es wahrscheinlich auch nötig, daß der Schüler Fragen stellt. schreibt Emmanuel Levinas in seinen Talmudlektüren, und genau dies war das Konzept Franz Rosenzweigs für das Freie Jüdische Lehrhaus in Frankfurt am Main, ein reger dialogischer Austausch zwischen Lehrenden und Lernenden, um beide in eine bewusste jüdische Existenz zu führen. Sehr bald nachdem er das Freie Jüdische Lehrhaus gegründet hatte, machte sich seine schreckliche Totallähmung bemerkbar, die ihn nicht nur ans Krankenlager fesselte, sondern ihm auch die Sprechfähigkeit raubte. Wie Rosenzweig trotzdem im Gespräch mit seiner Mitwelt blieb, berichtet Benyamin Maoz. Es war ein physisches Sterben, dem sich ein reger und kreativer Geist entgegenstämmte. Sieben Jahre währte sein Krankenlager. Dieses langsame Sterben vergleicht Schalom Ben-Chorin mit dem zehn Jahre danach einsetzenden gewaltsamen Sterben des europäischen Judentums. Moses Mendelssohn hatte einst den Pentateuch aus dem Hebräischen ins Deutsche übersetzt, um den Juden, die der deutschen Sprache nicht mächtig waren, den Zugang zu dieser Sprache und damit zur deutschen Gesellschaft zu erleichtern. Am Ende seines Lebens, schon gezeichnet von der Krankheit, ging Rosenzweig den umgekehrten Weg, er versuchte, gemeinsam mit Martin Buber, mit der Verdeutschung der Schrift dem assimilierten Judentum, dem der Originaltext fremd geworden war, die ganze sprachliche Besonderheit und Schönheit des hebräischen Textes - wie Stefan Schreiner aufzeigt - wieder zugänglich zu machen. Im vorletzten Beitrag betrachtet Micha Brumlik das Denken Rosenzweigs im Lichte unserer Zeit, sein Verhältnis zum Zionismus und der Idee eines jüdischen Staates, so wie die Weiterführung seines Denkens durch Emmanuel Levinas. Der letzte Beitrag von Eva Schulz-Jander geht den Spuren Rosenzweigs in Kassel und den Auswirkungen seines Denkens im internationalen Rahmen nach. So ist dieser Band die Heimholung Franz Rosenzweigs in seine Geburtsstadt Kassel, zeigt aber auch, dass die Gedanken des jüdische Religionsphilosophen aus Kassel in die Welt hinaus gingen und heute noch hinaus wirken.Das vorliegende Buch vereint zum ersten Mal in dieser Reihe Autoren und Autorinnen aus drei Kontinenten, ihnen allen sei gedankt für die termingerechte Abgabe ihrer Manuskripte und für die gute Zusammenarbeit. Herrn Dr. Alexander Link vom Stadtmuseum Kassel möchten wir danken für die freundliche Unterstützung bei der Beschaffung zahlreicher Abbildungsvorlagen. Unser Dank geht ebenso an Sabine Kemna und Renate Matthei vom euregioverlag, die unsere Arbeit über das übliche Maß hinaus begleiteten und unterstützten. Raymond Hussey ist zu danken für die Bereitstellung von bisher unveröffentlichten Fotos von Gritli Margrit Rosenstock-Hussey. Abschließend gilt unser Dank der Kasseler Sparkasse für die Ermöglichung dieser Publikation.Eva Schulz-Jander Wolfdietrich Schmied-Kowarzikmehr

Autor