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Kobra und der Herr Genosse Präsident

BuchGebunden
548 Seiten
Deutsch
Dagyelierschienen am15.06.2023Erstausgabe
Seltsame Geister tauchen auf, ein Lämmchen macht einem Geizkragen obszöne Avancen, ein von Vorahnungen geplagter Landarbeiter verliert seinen Kopf. Wer sich an Episoden aus Bulgakows »Meister und Margarita« erinnert fühlt, liegt ganz richtig. Doch Ak Welsapar, in Schweden lebender turkmenischer Schriftsteller, legt noch eine Schippe drauf. Eine Kobra will sich an den Menschen rächen, die ihren Lebensraum auf der Jagd nach Öl und Gas vernichten. Kobra, der Schlangerich, nimmt Menschengestalt an. Dank seiner Wendigkeit gelingt es ihm, in den höchsten Machtzirkel aufzusteigen, wo er Antwort auf seine Fragen zu finden hofft. Dort residiert der Herr Genosse Präsident, gottgleicher Herrscher über ein hungriges Volk. Er beschenkt sein Volk mit Visionen und Strafen, die Ausländer mit Rennpferden und Hoffnungen auf gute Geschäfte. Kobra verheddert sich in den Palastintrigen und sucht den entscheidenden Kampf. Doch dabei erlebt er eine böse Überraschung.Welsapar hat mit »Kobra« eine turbulente, beißende Satire auf die neuen Diktatoren »des demokratischen Postkommunismus« geschaffen, deftige Szenen wechseln zu slapstickartiger Herrscherlyrik; und doch ist das kein orientalisches Märchen. »Eine großartige Lektüre für jeden, der sich für die Psychologie von Despoten interessiert«, urteilt »World Literature Today«. Auch in Russland (2005) und der Ukraine (2021) wurde der Roman von der Kritik gefeiert. In Turkmenistan sind Welsapars Werke verboten, seit 2022 auch seine Romane in Russland.mehr

Produkt

KlappentextSeltsame Geister tauchen auf, ein Lämmchen macht einem Geizkragen obszöne Avancen, ein von Vorahnungen geplagter Landarbeiter verliert seinen Kopf. Wer sich an Episoden aus Bulgakows »Meister und Margarita« erinnert fühlt, liegt ganz richtig. Doch Ak Welsapar, in Schweden lebender turkmenischer Schriftsteller, legt noch eine Schippe drauf. Eine Kobra will sich an den Menschen rächen, die ihren Lebensraum auf der Jagd nach Öl und Gas vernichten. Kobra, der Schlangerich, nimmt Menschengestalt an. Dank seiner Wendigkeit gelingt es ihm, in den höchsten Machtzirkel aufzusteigen, wo er Antwort auf seine Fragen zu finden hofft. Dort residiert der Herr Genosse Präsident, gottgleicher Herrscher über ein hungriges Volk. Er beschenkt sein Volk mit Visionen und Strafen, die Ausländer mit Rennpferden und Hoffnungen auf gute Geschäfte. Kobra verheddert sich in den Palastintrigen und sucht den entscheidenden Kampf. Doch dabei erlebt er eine böse Überraschung.Welsapar hat mit »Kobra« eine turbulente, beißende Satire auf die neuen Diktatoren »des demokratischen Postkommunismus« geschaffen, deftige Szenen wechseln zu slapstickartiger Herrscherlyrik; und doch ist das kein orientalisches Märchen. »Eine großartige Lektüre für jeden, der sich für die Psychologie von Despoten interessiert«, urteilt »World Literature Today«. Auch in Russland (2005) und der Ukraine (2021) wurde der Roman von der Kritik gefeiert. In Turkmenistan sind Welsapars Werke verboten, seit 2022 auch seine Romane in Russland.
Details
ISBN/GTIN978-3-935597-59-3
ProduktartBuch
EinbandartGebunden
Verlag
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum15.06.2023
AuflageErstausgabe
Seiten548 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht861 g
Artikel-Nr.51601016
Rubriken

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Wäre das Schlangengeschlecht fähig zu weinen, hätten jetzt Tränen in den Augen der Kobra gestanden - in Au­gen, von denen die Menschen behaupteten, es läge nur Grabeskälte darin. Bittere Tränen würden es sein, dick­ flüssig wie zwei Tropfen von goldbraunem Harz. Doch weinen konnte sie nicht, darum zeigte sie ihre abgrund­ tiefe Trauer so, wie es bereits ihre Ahnen und Urahnen getan hatten: Sie reckte ihren Körper empor, spreizte mit aller Macht den Hut und zischte zornig. Aus ihrer Kehle drang jener grässliche Laut, der jedem, der ihresgleichen zu kränken wagte, den alsbaldigen Tod verhieß ...Die Kobra hatte noch nicht entschieden, wohin ihr Weg führen würde. Sie wusste nur: Die Wüste war nicht länger ihr Zuhause. Der Wunsch, zu erfahren, was hinter dem elenden Zustand ihrer sandigen Heimat steckte, vielleicht sogar etwas dagegen zu unternehmen und das Verder­ben aufzuhalten, trieb sie unaufhaltsam der lauten, ab­ stoßenden Zusammenrottung von Menschen entgegen. Sie spürte, sie würde sich ihrem Drang nach der Wahr­heit nicht entgegenstemmen können, und während sie weiter ihr unnachahmliches Muster in den Sand zeich­nete, fand sie schließlich ihr Ziel: die alte Stadt mit ihren düsteren, feuchten Kellern. Sollte es ihr nicht gelingen zu erfahren, was sie wissen wollte, so würden sich ihr we­nigstens genug Gelegenheiten bieten, diese Schwach­köpfe für ihre Taten zu bestrafen, durch die sie nicht nur die Wüste, sondern auch sich selbst zerstörten...Um sich auf den Markt zu begeben, verließ die Kob­ra zunächst die Stadt und kroch zu den uralten Ruinen, die aus der Zeit der alten Griechen, der Römer oder ih­rer blutrünstigen Feinde - der stolzen Herrscher dieser Weiten, der orientalischen Sultane des Mittelalters - üb­riggeblieben waren. Ehe sie sich unter den Menschen zeigte, musste sie ihre Haut abwerfen und lernen, wie ein Mensch zu laufen. Das war keine leichte Aufgabe, erst recht nach dem erschöpfenden Überwintern in den modrigen Kellern. Um unter den Menschen zu leben und keinen Verdacht zu erwecken, musste sie sich ihnen we­nigstens äußerlich anverwandeln. Hier, in den Ruinen, wo die Kobra sich sicher fühlte, wand sie sich heftig und rieb sich an den Saxaulsträuchern und Dornbüschen, und als die Haut nachgab, stützte sie sich auf ihren Schwanz, reck­te den Kopf in die Höhe und schlüpfte aus der für ihren Leib zu eng gewordenen Hülle, schwankte und... nahm menschliche Gestalt an.Der hagere hochaufgeschossene Mann, der urplötzlich an diesem verlassenen Ort erschien, stand eine Weile unschlüssig da. Er hatte ein rundes Gesicht mit breitem Kinn und vorspringendem Unterkiefer, war fast kahl, und die eng sitzenden kleinen runden Augen unter den spärlichen Brauen blickten durchdringend kalt. Sein Körper vollführte seltsam schlängelnde Bewegungen, als wüsste er nicht, ob und wohin der erste Schritt zu tun sei.Nachdem seine Beine, soeben erst dem Körper ent­ wachsen, Standfestigkeit erlangt hatten, blickte der frisch­ geschlüpfte Menschling sich um, lüftete seinen schicken Hut, fuhr sich einige Male mit den langen Fingern über den kümmerlich bewachsenen Schädel, schloss die Knöpfe des nagelneuen Jacketts und lockerte den un­gewohnten Knoten der teuren ausländischen Krawatte, damit diese ihn nicht erwürgte. Um die unangenehmen Empfindungen in seinem Leib endgültig loszuwerden, zwang er sich, die Füße fester aufzusetzen und bewegte sich unauffällig vorwärts. Schon bald flößte sein Gang, trotz seiner Unbeholfenheit, den wenigen Passanten ein unbewusstes Vertrauen ein. Dieser elegante Herr, sorg­fältig nach der neuesten Mode gekleidet, mit sorgenvoll aufmerksamer Miene, wirkte wie ein Mann mit großer Zu­kunft. Zweifellos würden sich genügend Willige finden, die diesen energischen, zielstrebigen Menschen unter­stützten, der so offensichtlich von der Richtigkeit des ein­ geschlagenen Weges überzeugt war. Nicht wenige pfle­gen starken und ehrgeizigen Menschen vorsichtshalber umgehend ihre Hilfe anzubieten und sie nach Kräften zu fördern, auch wenn sie instinktiv eine tiefe Abscheu ge­gen ihren Protegé hegen, weil eine dunkle Ahnung ihnen sagt: So einer kann seinen Wohltäter jederzeit erwürgen, aus Langeweile oder einer Nichtigkeit wegen. Sie tun das vermutlich, weil sie wissen, dass Typen von der Sorte mit bemerkenswerter Regelmäßigkeit die Höhen der Macht erklimmen, wo sie ungehindert und unter beliebigen po­litischen Konstellationen ihren dunklen Geschäften nach­ gehen ...mehr

Autor

Ak Welsapar, geb. 1956, schrieb als Journalist über die gigantischen ökologischen Probleme in Turkmenistan. Daraufhin wurde er zum Staatsfeind erklärt und emigrierte 1993 nach Schweden, wo er zum Ehrenmitglied des PEN International ernannt wurde. In Turkmenistan wurden seine Bücher verbrannt. Er arbeitet für Svenska Dagbladet, ist ein Experte für die Geschichte der Sowjetunion und postsowjetischen Politik, hat mehr als zwanzig Bücher mit Erzählungen, Romanen und Gedichten veröffentlicht. Seine Werke wurden ins Englische, Russische, Ukrainische, Türkische u.v.m. übersetzt, er erhielt zahlreiche Literaturpreise und ist Mitglied des schwedischen Schriftstellerverbandes.