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Narratives Verstehen

Entwurf eines narrativen Schemas
BuchGebunden
220 Seiten
Deutsch
Velbrückerschienen am15.10.2010
Narrativität - so die Ausgangsthese dieser Arbeit - istnicht eine Eigenschaft von Texten, sondern einer Artvon Verstehensprozessen. Was Romane und Comics,Hörspiele und TV-Serien, mündliche Erzählungen undDramen, Kurzgeschichten und Balladen gemeinsamhaben, ist, dass sie narrativ verstanden werden. WelcheKonsequenzen diese These hat, wenn sie ernst genommenwird, loten die drei Kapitel dieser Arbeit aus: siemodellieren narratives Verstehen.Denn dass es bei einer überwältigenden Zahl von Texteneinen Konsens darüber gibt, sie einer gemeinsamenKlasse narrativer Texte zuzuordnen, dass es andererseitsaber außerordentlich schwierig scheint, eine Definitionfür 'narrativ' zu finden, spricht dafür, dass es weit verbreitetesimplizites Wissen über die Gemeinsamkeitendieser Texte gibt. Und diese Gemeinsamkeiten sind nichteine Kernmenge übereinstimmender Textmerkmale,sondern eine gemeinsame Art, verstanden zu werden.Diese Arbeit versucht also nicht, die Klasse der 'narrativen' Texte neu zu definieren; vielmehr geht es darum,die Intension dieser relativ stabilen Klasse von Texten zuexplizieren.Die Verwendung des kognitionspsychologischenSchemabegriffs - so argumentiert das erste Kapitel - erlaubtes, verschiedene Verstehensprozesse als voneinanderunterscheidbare und miteinander vergleichbare Aktezu beschreiben; das ist eine notwendige Voraussetzung,um überhaupt sinnvoll von narrativem Verstehen alseiner Art von Verstehensprozessen sprechen zu können.Ziel des ersten Kapitels ist es, ausgehend von kognitionspsychologischenBetrachtungen von Minsky, Schank/Abelson und Rumelhart einen soliden Schemabegriff zuentwickeln, der eine Basis für die Beschreibung narrativenVerstehens bilden kann. Dafür wird einerseits aufÜberlegungen von Kant, Schütz und der Gestaltpsychologiezurückgegriffen, um den Schemabegriff allgemeinzu schärfen, der andererseits in der Auseinandersetzungmit existierenden erzähltheoretischen Vorschlägen u.avon Branigan, Wolf und Fludernik den Bedürfnissender spezifisch narratologischen Fragestellung angepasstwird. Das erste Kapitel entwickelt so einen Schemabegrifffür die Narratologie.Das zweite Kapitel veranschaulicht an einem Fallbeispiel,wie die Modellierung eines narrativen Verstehensprozesseseines 'narrativen' Textes - hier C. S. Lewis The Lion, the Witch and the Wardrobe - auf der Basisdes entwickelten Schemabegriffs aussehen kann. Einedetaillierte Analyse konzentriert sich darauf, an diesemkonkreten Beispiel diejenigen Elemente und Dynamikenherauszuarbeiten, die spezifisch narrativem Verstehenzuzurechnen sind, und die ein Modell narrativen Verstehensentsprechend beschreiben können muss.Das dritte Kapitel verallgemeinert, systematisiert undbegründet diese am Beispiel angestellten Überlegungen.Ziel des dritten Kapitels ist es, ein allgemeines narrativesSchema zu entwerfen, das dazu verwendet werden kann,alle individuellen narrativen Verstehensprozesse zu modellierenund so über die Beschreibung des allgemeinenSchemas und damit der Gemeinsamkeiten der individuellenAkte narrativen Verstehens eine Explikation von'narrativ' zu liefern. Die entwickelte Beschreibungzeigt, wie die einzelnen Aspekte systematisch zusammenwirken;gerade durch dieses spezifische Zusammenspielwird narratives Verstehen charakterisiert. DieseÜberlegungen münden in folgende Explikation:Narratives Verstehen wird geleitet von einem flexiblen,aber nicht beliebigen Schema, das genau dreiKlassen von Elementen - Regeln, Charaktere/Objekteund Ereignisse - und bestimmte Arten von Relationenzwischen einzelnen dieser Elemente erwartet und schonzu Beginn des Verstehensprozesses eine - unterdefinierte- Gestalt als dessen Ziel projiziert; die Differenz zwischenjeweils aktueller und projizierter Instantiierungerzeugt eine gerichtete Dynamik des Verstehensprozesses.Diese Differenz, die die allgemeine Orientierungdes Verstehensprozesses von seinem Ende her erzeugt,wird durch Regeln mit spezifischen Erwartungen gefüllt:Regeln sind verknüpft zu einem Regelwerk, an das derAnspruch der Konsistenz gestellt wird und das die Möglichkeiten,Wahrscheinlichkeiten, Notwendigkeiten fürdie jeweils entworfene Welt ebenso wie mögliche Folgenbestimmter Ereignisse vorgibt und damit mögliche weitereEreignisse prognostiziert, die aber - unabdingbar- nie vollkommen sicher sein können. Das tatsächlichEintretende muss aber immer auf das Regelwerk zurückbeziehbarund regelhaft sein; andernfalls wird dasRegelwerk entsprechend angepasst oder ergänzt.Der Band dürfte sowohl für literaturwissenschaftlicheLeser als auch in breiteren geistes- und kulturwissenschaftlichenKontexten von wesentlichem Interesse sein.Das narrative Schema expliziert die implizite Grundlageeines Großteils narratologischer Forschung. Damitbietet diese vergleichsweise einfache Beschreibung narrativenVerstehens innerhalb der Narratologie eine neueBasis, um einzelne Aspekte komplexer narratologischerKonzepte darzustellen und eine gemeinsame Ebene zufinden, auf der sie zu vergleichen sind. Einige dieserMöglichkeiten werden in der vorliegenden Arbeit bereitsaufgezeigt; für weitere Untersuchungen sollte sie indieser Hinsicht besonders anschlussfähig sein.mehr

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KlappentextNarrativität - so die Ausgangsthese dieser Arbeit - istnicht eine Eigenschaft von Texten, sondern einer Artvon Verstehensprozessen. Was Romane und Comics,Hörspiele und TV-Serien, mündliche Erzählungen undDramen, Kurzgeschichten und Balladen gemeinsamhaben, ist, dass sie narrativ verstanden werden. WelcheKonsequenzen diese These hat, wenn sie ernst genommenwird, loten die drei Kapitel dieser Arbeit aus: siemodellieren narratives Verstehen.Denn dass es bei einer überwältigenden Zahl von Texteneinen Konsens darüber gibt, sie einer gemeinsamenKlasse narrativer Texte zuzuordnen, dass es andererseitsaber außerordentlich schwierig scheint, eine Definitionfür 'narrativ' zu finden, spricht dafür, dass es weit verbreitetesimplizites Wissen über die Gemeinsamkeitendieser Texte gibt. Und diese Gemeinsamkeiten sind nichteine Kernmenge übereinstimmender Textmerkmale,sondern eine gemeinsame Art, verstanden zu werden.Diese Arbeit versucht also nicht, die Klasse der 'narrativen' Texte neu zu definieren; vielmehr geht es darum,die Intension dieser relativ stabilen Klasse von Texten zuexplizieren.Die Verwendung des kognitionspsychologischenSchemabegriffs - so argumentiert das erste Kapitel - erlaubtes, verschiedene Verstehensprozesse als voneinanderunterscheidbare und miteinander vergleichbare Aktezu beschreiben; das ist eine notwendige Voraussetzung,um überhaupt sinnvoll von narrativem Verstehen alseiner Art von Verstehensprozessen sprechen zu können.Ziel des ersten Kapitels ist es, ausgehend von kognitionspsychologischenBetrachtungen von Minsky, Schank/Abelson und Rumelhart einen soliden Schemabegriff zuentwickeln, der eine Basis für die Beschreibung narrativenVerstehens bilden kann. Dafür wird einerseits aufÜberlegungen von Kant, Schütz und der Gestaltpsychologiezurückgegriffen, um den Schemabegriff allgemeinzu schärfen, der andererseits in der Auseinandersetzungmit existierenden erzähltheoretischen Vorschlägen u.avon Branigan, Wolf und Fludernik den Bedürfnissender spezifisch narratologischen Fragestellung angepasstwird. Das erste Kapitel entwickelt so einen Schemabegrifffür die Narratologie.Das zweite Kapitel veranschaulicht an einem Fallbeispiel,wie die Modellierung eines narrativen Verstehensprozesseseines 'narrativen' Textes - hier C. S. Lewis The Lion, the Witch and the Wardrobe - auf der Basisdes entwickelten Schemabegriffs aussehen kann. Einedetaillierte Analyse konzentriert sich darauf, an diesemkonkreten Beispiel diejenigen Elemente und Dynamikenherauszuarbeiten, die spezifisch narrativem Verstehenzuzurechnen sind, und die ein Modell narrativen Verstehensentsprechend beschreiben können muss.Das dritte Kapitel verallgemeinert, systematisiert undbegründet diese am Beispiel angestellten Überlegungen.Ziel des dritten Kapitels ist es, ein allgemeines narrativesSchema zu entwerfen, das dazu verwendet werden kann,alle individuellen narrativen Verstehensprozesse zu modellierenund so über die Beschreibung des allgemeinenSchemas und damit der Gemeinsamkeiten der individuellenAkte narrativen Verstehens eine Explikation von'narrativ' zu liefern. Die entwickelte Beschreibungzeigt, wie die einzelnen Aspekte systematisch zusammenwirken;gerade durch dieses spezifische Zusammenspielwird narratives Verstehen charakterisiert. DieseÜberlegungen münden in folgende Explikation:Narratives Verstehen wird geleitet von einem flexiblen,aber nicht beliebigen Schema, das genau dreiKlassen von Elementen - Regeln, Charaktere/Objekteund Ereignisse - und bestimmte Arten von Relationenzwischen einzelnen dieser Elemente erwartet und schonzu Beginn des Verstehensprozesses eine - unterdefinierte- Gestalt als dessen Ziel projiziert; die Differenz zwischenjeweils aktueller und projizierter Instantiierungerzeugt eine gerichtete Dynamik des Verstehensprozesses.Diese Differenz, die die allgemeine Orientierungdes Verstehensprozesses von seinem Ende her erzeugt,wird durch Regeln mit spezifischen Erwartungen gefüllt:Regeln sind verknüpft zu einem Regelwerk, an das derAnspruch der Konsistenz gestellt wird und das die Möglichkeiten,Wahrscheinlichkeiten, Notwendigkeiten fürdie jeweils entworfene Welt ebenso wie mögliche Folgenbestimmter Ereignisse vorgibt und damit mögliche weitereEreignisse prognostiziert, die aber - unabdingbar- nie vollkommen sicher sein können. Das tatsächlichEintretende muss aber immer auf das Regelwerk zurückbeziehbarund regelhaft sein; andernfalls wird dasRegelwerk entsprechend angepasst oder ergänzt.Der Band dürfte sowohl für literaturwissenschaftlicheLeser als auch in breiteren geistes- und kulturwissenschaftlichenKontexten von wesentlichem Interesse sein.Das narrative Schema expliziert die implizite Grundlageeines Großteils narratologischer Forschung. Damitbietet diese vergleichsweise einfache Beschreibung narrativenVerstehens innerhalb der Narratologie eine neueBasis, um einzelne Aspekte komplexer narratologischerKonzepte darzustellen und eine gemeinsame Ebene zufinden, auf der sie zu vergleichen sind. Einige dieserMöglichkeiten werden in der vorliegenden Arbeit bereitsaufgezeigt; für weitere Untersuchungen sollte sie indieser Hinsicht besonders anschlussfähig sein.
Details
ISBN/GTIN978-3-938808-99-3
ProduktartBuch
EinbandartGebunden
Verlag
Erscheinungsjahr2010
Erscheinungsdatum15.10.2010
Seiten220 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht414 g
Artikel-Nr.11335644
Rubriken

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
EinleitungErstes Kapitel: Entwicklung eines Schemabegriffs für die Narratologie1. Der kognitionspsychologische Schemabegriff2. Stabilisierung des kognitionspsychologischen Schemabegriffs3. Schemata zur Beantwortung narratologischer FragenZweites Kapitel: Fallbeispiel. C. S. Lewis The Lion, the Witchand the Wardrobe1. Eine erste Skizze des narrativen Schemas2. Der Anfang: Aktivierung des narrativen Schemas und erste Instantiierungen3. Abgrenzungen und Ausfaltungen4. Zeitfolgen5. Horizontale und vertikale Reflektionen6. Kampf um Regeln7. Übergang in eine neue Welt: Fehlende Schemata8. NeuperspektivierungenDrittes Kapitel: Entwurf eines Narrativen Schemas1. Kurzcharakteristik der drei Variablenkategorien2. Die triadische Beziehung der drei VariablenkategorienExkurs: Wo ist der Text?3. Horizontale Reflektion4. Vertikale Reflektion5. Abgrenzungen6. Regelwerk: Restriktion und Kontrolle7. (Wie) kommt es zum Ende?Exkurs: Und wo ist der ErzählerEine Explikation narrativen VerstehensLiteraturverzeichnismehr

Autor

Brigitte Rath studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft und Anglistik an der LMU München und der University of Sussex und wurde 2007 an der LMU München promoviert. Anschließend war sie dort wissenschaftliche Koordinatorin des Promotionsstudiengangs 'Literaturwissenschaft'. Seit 2009 lehrt und forscht sie als Universitäts-Assistentin an der Abteilung 'Vergleichende Literaturwissenschaft' der Universität Innsbruck.