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TaschenbuchKartoniert, Paperback
116 Seiten
Deutsch
Knabe Verlag Weimarerschienen am19.10.2020

Lasst euch entführen in eine fantastische Welt voller zauberhafter Märchen rund um geheimnisvolle Wälder. Begegnet nicht nur Waldfeen, Geistern und Moosleuten, sondern nehmt euch auch in Acht vor der bösen Binsenhexe, dem garstigen Wechselbalg und dem schaurigen Gnomenvolk. Durchstreift gemeinsam mit den mutigen Mädchen und tapferen Jungen die dunklen Wälder und Berge auf der Suche nach Geheimnissen. Oder begleitet abenteuerlustige Tiere, die schnell feststellen müssen, dass Geborgenheit mehr wert ist als Ruhm und Ehre.

Wally Eichhorn-Nelson führt uns mit ihren Märchen und Sagen in die Tiefen des Thüringer Waldes.
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Produkt

Klappentext
Lasst euch entführen in eine fantastische Welt voller zauberhafter Märchen rund um geheimnisvolle Wälder. Begegnet nicht nur Waldfeen, Geistern und Moosleuten, sondern nehmt euch auch in Acht vor der bösen Binsenhexe, dem garstigen Wechselbalg und dem schaurigen Gnomenvolk. Durchstreift gemeinsam mit den mutigen Mädchen und tapferen Jungen die dunklen Wälder und Berge auf der Suche nach Geheimnissen. Oder begleitet abenteuerlustige Tiere, die schnell feststellen müssen, dass Geborgenheit mehr wert ist als Ruhm und Ehre.

Wally Eichhorn-Nelson führt uns mit ihren Märchen und Sagen in die Tiefen des Thüringer Waldes.
Details
ISBN/GTIN978-3-940442-38-3
ProduktartTaschenbuch
EinbandartKartoniert, Paperback
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum19.10.2020
Seiten116 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht162 g
Illustrationenschwarz-weiß illustriert
Artikel-Nr.49042340

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Waldmärchen


Im Bergwald, gleich hinterm Hochmoortümpel, sollte bald eine Hochzeit stattfinden. Das Moosweiblein Willewinchen, das seit ein paar hundert Jahren in der Gegend wohnte, hatte einen Mann gefunden, einen Moosmann selbstverständlich. Er hieß Knorz Putzerich und sah auch so aus. Er hatte einen prächtigen graugrünen Fichtenmoosbart, der ihm bis zum Gürtel hing, und war fast tausend Jahre älter als Willewinchen, die noch im jugendlichen Alter von etwa fünfhundert Jahren stand. Darum war ihr Haar auch noch hellgrün und leicht wehend wie Birkengezweig im Frühling, und ihre Bäckchen waren rot und prall wie Preiselbeeren im Herbst.

Der anderthalbtausendjährige Rauschebart hatte seine helle Freude an seiner blanken, jungen Braut, und der Altersunterschied war beileibe nicht so groß, wie er im ersten Moment aussieht. Knorz Putzerich war durchaus noch kein Greis, sondern stand im besten Mannesalter - Moorleute können über dreitausend Jahre auf dem Buckel haben, ehe sieverhutzeln und verdorren und zerfallend zur Walderde werden, aus der sie kamen.

Auch Willewinchen liebte ihren graugrünen, spindeldürren Bräutigam inniglich, und im Mai sollte die Hochzeit sein. Grillen und Heuhüpfer waren schon bestellt zwecks Fiedelns und Trillerns bei der Tanzmusik. Auch der Fink wollte mitschmettern und Hauben- und Tannenmeisen und Goldhähnchen mit Zärpen und Zwitschern dazu beitragen, dass eine rechte Hochzeitsmusik zustande käme, und sogar die Singdrossel hatte zugesagt, mit ihrer herrlichen Flötenstimme eine Arie vorzutragen. Voraussichtlich würde auch der Birkensaft um diese Zeit die richtige Reife haben, sodass also für Ohr und Kehle gleichermaßen gesorgt war und es an fröhlicher Stimmung nicht fehlen würde.

Das Hochzeitskleid war bei der fleißigen Spinne Webeline bestellt, und für den Brautkranz versprachen die Preiselbeeren auf der sonnigen Schneise zur Zeit zu blühen.

Also war alles gut vorbereitet und im Gange, wie es sich gehört für solch großartige Waldhochzeit. Sind doch die Moosleute die ältesten Familien und haben die längste Lebensdauer. Gegen sie sind alle anderen lebendigen Waldgeschöpfe rechte Eintagsfliegen. Darum wird diesen kleinen knorzeldürren Leutchen auch ein großer Respekt entgegengebracht, von allem was da kreucht und fleucht in den dunklen Bergwäldern, und so war jedermann gern bereit, sein Bestes zu tun zum guten Gelingen des Festes.

Ja, so weit war alles in Ordnung, und man wartete nur noch auf den Vollmond, der etwa in der Mitte des Maimonats erscheinen würde, denn es sollte recht hell sein. Knorz konnte sein junges Weibchen sehen lassen, ho, ho - und das wollte er auch!

Aber - da war die Witwe Moosina. Auch noch in den besten Jahren, so um zwölfhundert herum. Die hatte schon seit einigen Jahrhunderten ein Auge auf den flotten Junggesellen Putzerich geworfen und war außer sich, als sie von der plötzlichen Freierei dieses ansonst bedachtsamen und vernünftigen Mannes hörte.

Sie war eine habliche Witwe mit einer herrlichen Wohnung im untersten Stock einer hohlen Tanne mit wunderbaren Kellern darunter, die stets mit Vorräten gefüllt waren. Generationen von Wald- und Haselmäusen hatten ihr schon gedient und trugen Bucheckern, Tannenzapfensamen, Hagebutten und von der Sonne getrocknete Ebereschenbeeren in die Vorratskammern. Bissige Laufkäfer rannten dauernd vor dem Eingang auf und ab als Wächter, jedermann wie böse Hunde anfallend, der etwa in die Nähe kam. Manche unschuldige Raupe, die gar nichts von den Kellern der Moosfrau wusste und wirklich keine schlimmen Absichten hatte, musste ihr Leben lassen unter den wütenden Bissen der grüngoldenen Läufer. Auch alle Spinnen im Umkreis webten nur für die raffige Witwe, die nicht genug kriegen konnte. Zarte Gardinen für die Fensterlöcher, die einst der Specht herausgemeißelt, dichte Gewebe für Kopftücher und Schürzen. Davon hatte sie schon eine ganze Ecke voll liegen, hoch aufgestapelt, aber immer noch trieb sie die armen, abgehetzten Spinnen an, dass sie kaum Zeit hatten, für ihres Lebens Notdurft zu sorgen.

So war Moosina eine reiche Frau geworden. Was war dagegen solch Schneckelfetzchen, solch leichtlebiges Sausewindchen wie Willewinchen, das noch nicht einmal eine anständige Wohnung besaß - an Vorratsräume schon gar nicht zu denken. Und Wäscheaussteuer - du lieber Himmel! Hatte der Bräutigam schon das Brautkleid bestellen müssen, weil sich das Fräulein Tralala noch nie um eine tüchtige Weberin bekümmert hatte. Ja, nicht einmal Gardinen hingen vor dem winzigen Spechtloch, das sie bewohnte. Sie hatte ja keine Ruhe, immer fuhr sie heraus und hinein, sodass sich ja auch nie ein anständiger Vorhang bilden konnte, auch wenn eine gutmütige Spinne noch so fleißig webte. Es war bekannt, dass sie einmal schon fast der wilde Jäger erwischt hätte, der Todfeind der Moosleute, wenn nicht die alte Fichte mitleidig einen dichten Zweig über die offene Tür Willewinchens gebreitet hätte. Ha, und dieser leichtsinnigen und lächerlich jungen Person sollte Moosina, die stattliche, den Mann, den sie sich seit fast dreihundert Jahren so sehr wünschte - als jenes zwirbelige Huschewindchen noch in den Windeln lag - kampflos überlassen? Nein, da kannte man die tüchtige Witwe schlecht! Sie würde diesem sträflichen Leichtsinn Putzerichs schon einen Damm ziehen!

Über ihr, zwei Stock höher, wohnte die alte Eule Maruuh. Bei Tage hockte sie regungslos im Dunkel der dichten, schwerhängenden Fichtenzweige und knappte nur manchmal wie im Traum von fetter Beute mit dem dicken, krummen Schnabel. Nur nachts oder in der Abenddämmerung breitete sie die Schwingen aus, schwebte lautlos durchs Dunkel, nach Nahrung suchend. Dies fiel ihr nicht mehr leicht; so groß ihre Augen waren, sah sie nicht mehr gut, auch im Dämmerdunkelnicht, und kam oft noch hungrig von ihrem Flug zurück.

Das wusste das erfahrene Moosweiblein, denn es hatte schon viele Eulen gekannt, und gedachte, hier einzuhaken. So kroch Moosina eines Tages in der hohlen Tanne empor zu der alten Eule und wisperte lange mit ihr. Ein ganzes Mäusenest versprach sie ihr, mit fetten Jungen, auch ein Birkhuhngelege, alles nur für eine ganz kleine Gefälligkeit â¦

Gut, gut, Maruuh war einverstanden und knappte in Erwartung der kommenden Genüsse aufgeregt mit dem harten Schnabel. Ha, so ein knurzeldürres Moosfräulein beim Wickel nehmen und droben in ihre Kammer sperren und tagsüber bewachen, das sollte ihr nicht schwerfallen, zumal diese leichte Beute am Fuße ihrer Wohnung vorbeikommen würde. Bei gutem Licht, im Dämmern des Abends hatte die Witwe gesagt.

Ja, so eine war Moosina. Dabei suchte sie noch das geringe nackte Spechtloch Willewinchens auf und gratulierte ihr scheinheilig zur Verlobung. Bat auch das junge dumme Ding recht gleisnerisch freundlich um einen Besuch. Die Braut solle sich selbst ihr Verlobungsgeschenk holen und sich aussuchen, was ihr gefalle von den Decken und Gardinen der Witwe - für die künftige Wohnung bei Knorz - denn, hier lächelte sie noch süßer, man wisse ja, dass Männer darin gleichgültiger seien und weniger auf Schönheit gäben. Hihihi, nicht wahr? Da musste man einander helfen, als Frauen â¦

Willewinchen war erschüttert von der selbstlosen Güte Moosinas - was gab es doch für gute Leute - und versprach, gegen Abend zu kommen, worauf sich die Witwe empfahl â¦
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Schlagworte

Autor

Eichhorn-Nelson, Wally
Geboren und verstorben in Ernstthal a. R. Tochter eines Glasbläsers; ab 1933 Kunstgewerbevertreterin; Heimarbeiterin für die Glasbläserindustrie; seit 1945 freischaffend; vorwiegend Heimatromane und -erzählungen.Wiegandt, Hans
Geboren 1915 in Berlin, Kunststudium in Berlin und an der Kunstakademie Königsberg. Staatsexamen als Kunsterzieher 1939. Auf die erste Illustration eines Knabe-Jugendbuches folgte eine jahrelange enge Zusammenarbeit und eine tiefe Freundschaft mit Wolfgang Knabe. Insgesamt hat Prof. Wiegandt mehr als 70 Titel aus dem Verlagsprogramm illustriert. Prof. Hans Wiegandt verstarb am 19.11.2013
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