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Der Philosoph und die Lust

Eine Anthologie
BuchGebunden
202 Seiten
Deutsch
xenomoi Verlagerschienen am17.05.2016
Was weiß der Philosoph über die Lust? - Natürlich alles. Und deshalb hält er sie in der Distanz, beobachtet, qualifiziert, stellt Lusthierarchien auf, lässt, wenn überhaupt, nur die als sittlich geltenden Arten von Lust (Aristoteles) für den Menschen zu. Der Weise würde seine Souveränität und Würde verlieren, wenn sich der Unrat der Sinneslust wie Kehricht im Hause seiner Seele festsetzte (Plutarch). Als Stimme des Fleisches oder des Versuchers haben christliche Denker des Mittelalters die Lust bekämpft.Aber auch lustfreundlichere Denker wie Epikur melden sich zu Wort. Mit der Rehabilitierung der Sinnlichkeit im neuzeitlichen Rationalismus werden dann die Zügel merklich gelockert. Lustverherrlicher wie la Mettrie und de Sade bleiben aber weiterhin krasse Außenseiter. Vernunft und Tugend stehen wachsam auf ihrem Posten, und das aus gutem Grund. Denn eine Gesellschaft, in der das Prinzip ungebändigter Lustbefriedigung herrscht, wäre nicht lebensfähig. Moderne Theorien wie die von Herbert Marcuse schließlich, der das gesellschaftliche Leistungsprinzip durch das Lustprinzip ersetzen wollte, haben zwar das Verhalten der Menschen in der Massendemokratie beeinflusst, ver- mochten das System aber nicht aus den Angeln zu heben.Bei Nietzsche, der wie de Sade Lust und Macht zusammenbringt, deuten sich Zusammenhänge an, über die der Philosoph nicht sprechen kann oder darf. Denn indem er die Bändigung tierischer Lust durch die Ethik betreibt, partizipiert der Philosoph an der höheren Lust: der Erhaltung und Erweiterung der Macht. Geistige Lust steht schon des- halb höher als sinnliche Lust, weil Geist in seinen tiefsten Tiefen Macht und Machtstreben ist. Die Ethik muss diese Zusammenhänge allerdings bestreiten, da sie sonst ihre soziale Funktion nicht mehr ausüben kann.Mit Beiträgen von: Demokrit, Platon, Aristoteles, Kyrenaiker, Epikur, Marus Tullius Cicero, Lucius Annaeus Seneca, Plutarch, Jakobus, Aurelius Augustinus, Thomas von Aquin, Cosma Raimondi, Lorenzo Valla, Thomas Hobbes, Voltaire, David Hume, Pierre de Maupertuis, Julien Offray de la Mettrie, Marquis de Sade, Immanuel Kant, G. W. F. Hegel, Jeremy Bentham, John Stuart Mill, Henry Sidgwick, George E. Moore, Friedrich Nietzsche, Gilbert Ryle, Herbert Marcuse und einer Einleitung von Panajotis Kondylis als Herausgeber.mehr

Produkt

KlappentextWas weiß der Philosoph über die Lust? - Natürlich alles. Und deshalb hält er sie in der Distanz, beobachtet, qualifiziert, stellt Lusthierarchien auf, lässt, wenn überhaupt, nur die als sittlich geltenden Arten von Lust (Aristoteles) für den Menschen zu. Der Weise würde seine Souveränität und Würde verlieren, wenn sich der Unrat der Sinneslust wie Kehricht im Hause seiner Seele festsetzte (Plutarch). Als Stimme des Fleisches oder des Versuchers haben christliche Denker des Mittelalters die Lust bekämpft.Aber auch lustfreundlichere Denker wie Epikur melden sich zu Wort. Mit der Rehabilitierung der Sinnlichkeit im neuzeitlichen Rationalismus werden dann die Zügel merklich gelockert. Lustverherrlicher wie la Mettrie und de Sade bleiben aber weiterhin krasse Außenseiter. Vernunft und Tugend stehen wachsam auf ihrem Posten, und das aus gutem Grund. Denn eine Gesellschaft, in der das Prinzip ungebändigter Lustbefriedigung herrscht, wäre nicht lebensfähig. Moderne Theorien wie die von Herbert Marcuse schließlich, der das gesellschaftliche Leistungsprinzip durch das Lustprinzip ersetzen wollte, haben zwar das Verhalten der Menschen in der Massendemokratie beeinflusst, ver- mochten das System aber nicht aus den Angeln zu heben.Bei Nietzsche, der wie de Sade Lust und Macht zusammenbringt, deuten sich Zusammenhänge an, über die der Philosoph nicht sprechen kann oder darf. Denn indem er die Bändigung tierischer Lust durch die Ethik betreibt, partizipiert der Philosoph an der höheren Lust: der Erhaltung und Erweiterung der Macht. Geistige Lust steht schon des- halb höher als sinnliche Lust, weil Geist in seinen tiefsten Tiefen Macht und Machtstreben ist. Die Ethik muss diese Zusammenhänge allerdings bestreiten, da sie sonst ihre soziale Funktion nicht mehr ausüben kann.Mit Beiträgen von: Demokrit, Platon, Aristoteles, Kyrenaiker, Epikur, Marus Tullius Cicero, Lucius Annaeus Seneca, Plutarch, Jakobus, Aurelius Augustinus, Thomas von Aquin, Cosma Raimondi, Lorenzo Valla, Thomas Hobbes, Voltaire, David Hume, Pierre de Maupertuis, Julien Offray de la Mettrie, Marquis de Sade, Immanuel Kant, G. W. F. Hegel, Jeremy Bentham, John Stuart Mill, Henry Sidgwick, George E. Moore, Friedrich Nietzsche, Gilbert Ryle, Herbert Marcuse und einer Einleitung von Panajotis Kondylis als Herausgeber.
Details
ISBN/GTIN978-3-942106-43-6
ProduktartBuch
EinbandartGebunden
FormatLaminierter Einband
ErscheinungsortBerlin
ErscheinungslandDeutschland
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum17.05.2016
Seiten202 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht320 g
Artikel-Nr.38196096

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Panajotis Kondylis: Einleitung; Demokrit: Die Lust und das Maß; Platon: Seinsschichten und Lustarten; Platon: Die einzig annehmbare Mischung von Vernunft und Lust; Aristoteles: Die Lust und das höchste Gut; Kyrenaiker: Lustbefriedigung und ethischer Relativismus; Epikur: Lust als Seelenruhe; Marcus Tullius Cicero: Die Autonomie des Guten gegenüber der Lust; Lucius Annaeus Seneca: Die Gefahren des Hedonismus; Plutarch: Unstetigkeit und Unzulänglichkeit der Lust; Jakobus: Luststreben führt weg von Gott; Aurelius Augustinus: Die Versuchungen der Lust und die Schwäche des Fleisches; Thomas von Aquin: Die wahre Lust des Christen; Cosma Raimondi: Verteidigung Epikurs; Lorenzo Valla: Epikureismus im Christentum; Thomas Hobbes: Lust und Unlust als anthropologische Grundkonstanten; Voltaire: Die bürgerliche Paarung von Lust und Tugend: David Hume: Ethik auf der Grundlage der Lustgefühle; Pierre Louis Moreau de Maupertuis: Das ethische ¿juste-milieu¿ der bürgerlichen Aufklärung; Julien Offray de la Mettrie: Die Unschuld der Lust; Donatien-Alphonse-François Marquis de Sade: Lustbefriedigung als Naturgesetz; Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Lust und die Entwicklung des Selbstbewusstseins; Jeremy Bentham: Lust als Nützlichkeitskalkül; John Stuart Mill: Die ethische Verwässerung des Hedonismus; Henry Sidgwick: Die psychologische Einschränkung des Hedonismus; George E. Moore: Der Abschied vom Hedonismus; Friedrich Nietzsche: Lust und MachtHerbert; Gilbert Ryle:
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Autor

Panajotis Kondylis (1943 - 1998) lebte als Privatgelehrter in Athen und Heidelberg. Er zählt zu den bedeutendsten deutschsprachigen Sozialphilosophen des späten 20. Jahrhunderts. Seine bekanntesten Werke sind Die Aufklärung im Rahmen des neuzeitlichen Rationalismus (1981), Macht und Entscheidung. Die Hausbildung der Weltbilder und die Wertfrage (1984) und seine posthum erschienene Sozialontologie (1999).