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Soziogenese der Normativität

Zur Emergenz eines neuen Modus der Sozialorganisation
BuchGebunden
380 Seiten
Deutsch
Velbrückerschienen am26.04.2012
Nach soziologischem Verständnis sind nur Menschen inder Lage - über Denken und Sprache vermittelt - geistigkonstruierte soziokulturelle Formen und Welten auszubilden,die im Modus der Normativität stabilisiertund abgesichert werden. Im neuzeitlichen, naturwissenschaftlichgeprägten antimetaphysischen Weltverständniskann die normative Verfasstheit humangesellschaftlicherkultureller Organisationsformen als Distinktionsmerkmalder conditio humana aber nur als Anschlussorganisationan einen naturgeschichtlichen Vorlauf begriffen werden.Normativität als im Fokus soziologischen Erkenntnisinteressesstehend bedarf mithin einer prozessualen, soziogenetischenRekonstruktion und Begründung aus vorwegliegendenevolutiv entstandenen Bedingungslagen. Lassensich soziologische und biologische Argumentationsmusteralso miteinander vermitteln, ohne zu Reduktionismen zuführen?Diese Aufgabenstellung erfordert einerseits eine kritischeRe-Analyse tradierter geistes- und sozialwissenschaftlicherNatur-Kultur-Modelle, andererseits sowohleine intensive Beschäftigung als auch erkenntniskritischeAuseinandersetzung mit Forschungsergebnissen dermodernen Evolutionsbiologie. Insbesondere das der normativenVerfasstheit menschlicher Figurationen und gesellschaftlicherVerhältnisse zugrunde gelegte Konstruktivitätsvermögenals Kennzeichen der conditio humanawird von der modernen Evolutionsbiologie äußerst kritischhinterfragt. Wohl stellt sie die sozialgestalterischenFreiheitsgrade nicht grundsätzlich in Frage, limitiert aberdas konstruktive Potential durch Betonung einer evolutionärenKontinuitätslinie, die den Gestaltungsmöglichkeitenin der Ausbildung soziokultureller Organisationsformenstrukturelle Vorgaben und Begrenzungen setzt.Diese Arbeit verfolgt das Ziel, die Soziogenese derNormativität als einen evolutionär neu emergierten sozialintegrativenModus zu erörtern. Dabei sucht sie die denqualitativen Bruch mit evolutionär älteren sozialorganisatorischenPrinzipien betonende soziologische Perspektivemit der die evolutionäre Kontinuität hervorhebenden evolutionsbiologischenPerspektive systematisch zu verknüpfen;auf diese Weise soll der Anschluss an das aktuelle naturwissenschaftlicheWissen hergestellt, gleichzeitig aberauch das Besondere der conditio humana herausgearbeitetwerden. In Form eines interdisziplinären und theorienintegrierendenMehrebenenmodells wird eine Brückezwischen den heute meist unverbunden nebeneinanderexistierenden 'Wissenschaftskulturen' geschlagen, umdas Verhältnis zwischen naturaler und kultureller Ebeneneu zu justieren. Nur so kann die Genese des sozialorganisatorischenModus der Normativität im Spannungsfeldvon Natur und Kultur, von evolutionärer Kontinuität undqualitativ Neuem als ein emergentes Geschehen einertheoriegeleiteten und gleichzeitig empirisch sachhaltigensoziologischen Erklärung näher gebracht werden.In Umsetzung dieser Programmatik werden soziologische,sozialpsychologische, anthropologische, sozialphilosophische,rechtswissenschaftliche, evolutionsbiologischeund ethologische Theorien, Modelle und Forschungsergebnissedaraufhin untersucht, wie sie denÜbergang von der Natur zur Kultur für die Erklärungder Normativitätsgenese konzeptualisieren, welche Lösungsvorschlägesie anbieten und wo der Erklärungsanspruchjeweils an Grenzen stößt. Für die Rekonstruktionund den Vergleich der Theorieansätze wird dabei voneinem Wechselwirkungszusammenhang zwischen biologischen,psychologischen und soziokulturellen Prozessenausgegangen. Auf diese Art und Weise werden zumeinen bedenkenswerte Argumente herausgearbeitet, zumanderen monokausal argumentierende reduktionistischeErklärungen offengelegt und als unzulänglich zurückgewiesen.Inwieweit - so die Kernfrage - wird in den untersuchtenTheorien und Modellen dem wechselseitigenVerweisungszusammenhang von Phylogenese, Ontogeneseund Kulturevolution Rechnung getragen, welche Faktorenwerden als wirkmächtig gekennzeichnet und welcheVorschläge werden für die Verbindung der Ebenenentwickelt?Heuristisch wird die Soziogenese der Normativitätals eines neuartigen sozialorganisatorischen Prinzips imRahmen der von Günter Dux entwickelten prozessualargumentierenden historisch-genetischen Theorie rekonstruiert.Im Verlauf der Arbeit wird dabei die Theoriearchitektursowohl evolutionstheoretisch als auch durchArgumente aus anderen Theorieansätzen erweitert undmodifiziert. Auf der Sachebene wird die Normativitätsgenesedamit einem vertieften Verständnis jenseits einesjeweils vereinseitigenden Biologismus oder Kulturalismuszugeführt, was neue Einsichten für die soziologische Analysehumaner Vergesellschaftungsformen wie auch für dasmenschliche Selbstverständnis nach sich zieht.mehr

Produkt

KlappentextNach soziologischem Verständnis sind nur Menschen inder Lage - über Denken und Sprache vermittelt - geistigkonstruierte soziokulturelle Formen und Welten auszubilden,die im Modus der Normativität stabilisiertund abgesichert werden. Im neuzeitlichen, naturwissenschaftlichgeprägten antimetaphysischen Weltverständniskann die normative Verfasstheit humangesellschaftlicherkultureller Organisationsformen als Distinktionsmerkmalder conditio humana aber nur als Anschlussorganisationan einen naturgeschichtlichen Vorlauf begriffen werden.Normativität als im Fokus soziologischen Erkenntnisinteressesstehend bedarf mithin einer prozessualen, soziogenetischenRekonstruktion und Begründung aus vorwegliegendenevolutiv entstandenen Bedingungslagen. Lassensich soziologische und biologische Argumentationsmusteralso miteinander vermitteln, ohne zu Reduktionismen zuführen?Diese Aufgabenstellung erfordert einerseits eine kritischeRe-Analyse tradierter geistes- und sozialwissenschaftlicherNatur-Kultur-Modelle, andererseits sowohleine intensive Beschäftigung als auch erkenntniskritischeAuseinandersetzung mit Forschungsergebnissen dermodernen Evolutionsbiologie. Insbesondere das der normativenVerfasstheit menschlicher Figurationen und gesellschaftlicherVerhältnisse zugrunde gelegte Konstruktivitätsvermögenals Kennzeichen der conditio humanawird von der modernen Evolutionsbiologie äußerst kritischhinterfragt. Wohl stellt sie die sozialgestalterischenFreiheitsgrade nicht grundsätzlich in Frage, limitiert aberdas konstruktive Potential durch Betonung einer evolutionärenKontinuitätslinie, die den Gestaltungsmöglichkeitenin der Ausbildung soziokultureller Organisationsformenstrukturelle Vorgaben und Begrenzungen setzt.Diese Arbeit verfolgt das Ziel, die Soziogenese derNormativität als einen evolutionär neu emergierten sozialintegrativenModus zu erörtern. Dabei sucht sie die denqualitativen Bruch mit evolutionär älteren sozialorganisatorischenPrinzipien betonende soziologische Perspektivemit der die evolutionäre Kontinuität hervorhebenden evolutionsbiologischenPerspektive systematisch zu verknüpfen;auf diese Weise soll der Anschluss an das aktuelle naturwissenschaftlicheWissen hergestellt, gleichzeitig aberauch das Besondere der conditio humana herausgearbeitetwerden. In Form eines interdisziplinären und theorienintegrierendenMehrebenenmodells wird eine Brückezwischen den heute meist unverbunden nebeneinanderexistierenden 'Wissenschaftskulturen' geschlagen, umdas Verhältnis zwischen naturaler und kultureller Ebeneneu zu justieren. Nur so kann die Genese des sozialorganisatorischenModus der Normativität im Spannungsfeldvon Natur und Kultur, von evolutionärer Kontinuität undqualitativ Neuem als ein emergentes Geschehen einertheoriegeleiteten und gleichzeitig empirisch sachhaltigensoziologischen Erklärung näher gebracht werden.In Umsetzung dieser Programmatik werden soziologische,sozialpsychologische, anthropologische, sozialphilosophische,rechtswissenschaftliche, evolutionsbiologischeund ethologische Theorien, Modelle und Forschungsergebnissedaraufhin untersucht, wie sie denÜbergang von der Natur zur Kultur für die Erklärungder Normativitätsgenese konzeptualisieren, welche Lösungsvorschlägesie anbieten und wo der Erklärungsanspruchjeweils an Grenzen stößt. Für die Rekonstruktionund den Vergleich der Theorieansätze wird dabei voneinem Wechselwirkungszusammenhang zwischen biologischen,psychologischen und soziokulturellen Prozessenausgegangen. Auf diese Art und Weise werden zumeinen bedenkenswerte Argumente herausgearbeitet, zumanderen monokausal argumentierende reduktionistischeErklärungen offengelegt und als unzulänglich zurückgewiesen.Inwieweit - so die Kernfrage - wird in den untersuchtenTheorien und Modellen dem wechselseitigenVerweisungszusammenhang von Phylogenese, Ontogeneseund Kulturevolution Rechnung getragen, welche Faktorenwerden als wirkmächtig gekennzeichnet und welcheVorschläge werden für die Verbindung der Ebenenentwickelt?Heuristisch wird die Soziogenese der Normativitätals eines neuartigen sozialorganisatorischen Prinzips imRahmen der von Günter Dux entwickelten prozessualargumentierenden historisch-genetischen Theorie rekonstruiert.Im Verlauf der Arbeit wird dabei die Theoriearchitektursowohl evolutionstheoretisch als auch durchArgumente aus anderen Theorieansätzen erweitert undmodifiziert. Auf der Sachebene wird die Normativitätsgenesedamit einem vertieften Verständnis jenseits einesjeweils vereinseitigenden Biologismus oder Kulturalismuszugeführt, was neue Einsichten für die soziologische Analysehumaner Vergesellschaftungsformen wie auch für dasmenschliche Selbstverständnis nach sich zieht.
ZusammenfassungWas den Menschen vom Tier eindeutig unterscheidet, schien lange Zeit klar zu sein: Selbstbewusstsein, kognitive Leistungsfähigkeit und Intelligenz, Ausbildung von Kultur u.a.m. Neuere ethologische und evolutionsbiologische Forschungsergebnisse haben diese Vorstellung zunehmend in Frage gestellt.
Wie aber steht es um die Tatsache, dass Menschen in durch Normen und Moral sittlich geordneten Verhältnissen leben, die nicht genetisch vorcodiert sind? Ist Normativität ein Alleinstellungsmerkmal der conditio humana? Und wie ist dieses Organisationsprinzip des Sozialen evolutiv entstanden? Diese Frage nach der Soziogenese der Normativität bildet das Zentrum der Untersuchung von Heinz-Jürgen Niedenzu. Das Buch verknüpft den aktuellen Diskussionsstand in den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften zur Frage des Übergangs von der Natur zur Kultur mit Erkenntnissen der Naturwissenschaften, um sowohl den Entstehungsprozess, die stammesgeschichtliche Kontinuität als auch das Spezifische dieses neuartigen Organisationsprinzips humansozialer Lebensweise herauszuarbeiten. So wird ein umfassenderes Verständnis der Soziogenese der Normativität gewonnen, das neue Einsichten für die soziologische Theoriebildung und deren Analyse humaner Vergesellschaftungsformen mit sich bringt und darüber hinaus auch neue Horizonte für das menschliche Selbstverständnis eröffnet.
Details
ISBN/GTIN978-3-942393-27-0
ProduktartBuch
EinbandartGebunden
Verlag
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum26.04.2012
Seiten380 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht614 g
Artikel-Nr.17120405

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Einleitung
I. Der Modus der Normativität. Soziologische und
anthropologische Rahmungsversuche
II. Normativität als Anschlussproblem. Evolutionstheoretische
Perspektivierungen
III. Naturgeschichte und das Problem der Evolution des
Normativen
IV. Grundlegungen einer individualistischen Sozialtheorie
V. Rationale Akteure und Normativität
VI. Normativität in struktureller und prozessualer Perspektive
VII. Phylogenese, Ontogenese und Normativität: George
Herbert Meads sozialtheoretischer Entwurf
VIII. Soziogenese der Normativität. Die Perspektive der
historisch-genetischen Theorie
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Autor

Heinz-Jürgen Niedenzu ist außerordentlicher Universitätsprofessor am Institut für Soziologie der Universität Innsbruck. Studium der Soziologie, Politikwissenschaft und Erziehungswissenschaft an der Universität Freiburg sowie der Sozialanthropologie an der Universität Uppsala. Promotion (1982) und Habilitation (2011) im Fach Soziologie. Seine Forschungsinteressen liegen primär im Bereich der Soziologischen Theorie, mit Schwerpunkt auf Fragen nach den anthropologischen Grundlagen der Sozialtheorie, der Entwicklung einer Theorie sozio-kultureller Evolution sowie von Modellen des langfristigen Wandels gesellschaftlicher Strukturen. Themeneinschlägige Veröffentlichungen u.a.: The new evolutionary social science: human nature, social behaviour and social change, Boulder; London: Paradigm Publishers, 2008 (Hg. gem. mit Tamás Meleghy und Peter Meyer); Soziale Evolution. Die Evolutionstheorie und die Sozialwissenschaften. Sonderband 7 der Österreichischen Zeitschrift für Soziologie, Wiesbaden: Westdeutscher Verlag, 2003 (Hg. gem. mit Tamás Meleghy).