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Die pragmatische Jean

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
360 Seiten
Deutsch
Haffmans & Tolkemitterschienen am02.11.20121. Auflage
Jean Vale Horemarsh ist mit ihrem Leben in Kotemee, einer netten kleinen Stadt in der Nähe von New York, soweit ganz zufrieden; mit ihrem Job als halberfolgreiche Keramik-Künstlerin mit eigenem Laden, ihren engen und treuen Freundinnen (wenn da nur nicht vor Jahren dieses schreckliche Zerwürfnis mit Cheryl gewesen wäre!) und mit ihrer Ehe mit dem eher langweiligen Milt. Aber der qualvolle Tod ihrer Mutter zeigt ihr, was ihre eigentliche Berufung ist: das Leiden derjenigen zu verhindern, die sie liebt. Jeder, der das Gleiche wie sie erlebt hätte, würde sicher ähnlich handeln, jeder pragmatische, praktisch veranlagte Mensch. Oder nicht? Und so bringt Jean eine ihrer besten Freundinnen nach der anderen um die Ecke. Aus Nächstenliebe. Als Gesellschaftssatire und Krimi in einem dreht sich 'Die pragmatische Jean' doch um ein ernstes Thema: das Altern und was wir dagegen tun können. Ein feinhumoriges Buch, das extrem unterhält. Ein Diamant, sowohl für Krimiliebhaber als auch für Freunde der literarischen Hochkomik.

Der in Kanada als einer der vielversprechendsten jungen Autoren gefeierte Trevor Cole wurde 1960 in Toronto geboren. Nach 15 Jahren bei der Globe and Mail, in denen er neun nationale Journalistenpreise gewann, wandte er sich ab 2000 ganz dem Schreiben zu. Seine ersten beiden Romane Norman Bray (2004) und The Fearsome Practicles (2006) waren beide für den Governor General's Award nominiert. Heute lebt Cole in Hamilton, Ontario, wo er auch seinen dritten Roman Practical Jean schrieb, der 2011 in Kanada die Leacock Medal for Humour gewonnen hat.
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Produkt

KlappentextJean Vale Horemarsh ist mit ihrem Leben in Kotemee, einer netten kleinen Stadt in der Nähe von New York, soweit ganz zufrieden; mit ihrem Job als halberfolgreiche Keramik-Künstlerin mit eigenem Laden, ihren engen und treuen Freundinnen (wenn da nur nicht vor Jahren dieses schreckliche Zerwürfnis mit Cheryl gewesen wäre!) und mit ihrer Ehe mit dem eher langweiligen Milt. Aber der qualvolle Tod ihrer Mutter zeigt ihr, was ihre eigentliche Berufung ist: das Leiden derjenigen zu verhindern, die sie liebt. Jeder, der das Gleiche wie sie erlebt hätte, würde sicher ähnlich handeln, jeder pragmatische, praktisch veranlagte Mensch. Oder nicht? Und so bringt Jean eine ihrer besten Freundinnen nach der anderen um die Ecke. Aus Nächstenliebe. Als Gesellschaftssatire und Krimi in einem dreht sich 'Die pragmatische Jean' doch um ein ernstes Thema: das Altern und was wir dagegen tun können. Ein feinhumoriges Buch, das extrem unterhält. Ein Diamant, sowohl für Krimiliebhaber als auch für Freunde der literarischen Hochkomik.

Der in Kanada als einer der vielversprechendsten jungen Autoren gefeierte Trevor Cole wurde 1960 in Toronto geboren. Nach 15 Jahren bei der Globe and Mail, in denen er neun nationale Journalistenpreise gewann, wandte er sich ab 2000 ganz dem Schreiben zu. Seine ersten beiden Romane Norman Bray (2004) und The Fearsome Practicles (2006) waren beide für den Governor General's Award nominiert. Heute lebt Cole in Hamilton, Ontario, wo er auch seinen dritten Roman Practical Jean schrieb, der 2011 in Kanada die Leacock Medal for Humour gewonnen hat.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783942989268
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum02.11.2012
Auflage1. Auflage
Seiten360 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse5200 Kbytes
Artikel-Nr.3042648
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
PROLOG

Womöglich werden Sie unsere Geschichte für grauenhaft und pervers halten. Aber das liegt nur daran, dass Sie ein netter Mensch sind. Die Dinge, die in unserer Geschichte passieren, würden netten Menschen nicht mal im Traum einfallen. Aber das ist nur so allgemein dahergesagt und letztlich konventioneller Mist, da in unserer Story jede Menge netter Leute vorkommen; und trotzdem könnte das, was passiert ist, nicht schauderhafter sein. Aber unsere heutige Zeit ist ja fürwahr nicht arm an absurden Phänomenen.

Alles begann, als Jean Vale Horemarsh sich um ihre Mutter Marjorie kümmern musste, die unheilbar erkrankt war. Eins ihrer inneren Organe war von einem schrecklichen Krebs befallen, möglicherweise Bauchspeicheldrüse oder Leber. Gebärmutter, Lunge, Knochen oder Brust waren jedenfalls nicht betroffen. Jean hat die Krebsart nie genau benannt, doch wenn sie über den Zustand ihrer Mutter und ihre Schmerzen sprach, bewegte sie die Hand stets ein wenig seitlich von ihrer Körpermitte. Und wenn die Leute sahen, wie sie vage die Bauchgegend beschrieb, wussten sie im Großen und Ganzen ja auch schon Bescheid.

Sie hätten Jean gemocht. Daran besteht kein Zweifel, da alle Jean mochten. Sie war wirklich eine ungemein sympathische Frau, die stets lächelte, einem in die Augen sah und sich danach erkundigte, wie es denn der Familie und den Kindern ging. Ihr Lieblingsadjektiv war »goldig« - à la »Das ist aber goldig!« oder »Wie goldig von Ihnen!». Auch benutzte sie gern das Wörtchen »köstlich«, wenn es um leckere Speisen oder eine besonders angenehme Situation ging. »Die Party war einfach köstlich«, pflegte Jean beispielsweise zu sagen. Die Leute fanden sie reizend.

Wegen der Vergangenheitsform denken Sie vielleicht, Jean wäre tot. Aber das stimmt nicht. Tatsächlich sind die Menschen hier in Kotemee bloß auf Distanz zu ihr gegangen.

Übrigens, die Aussprache lautet Ko-teh-me, nicht Ko-teh-me oder Ko-teh-meee. Viele Ausflügler und TV-Reporter aus der Stadt kriegen es einfach nicht hin. Letzten Mai hätte der Gemeinderat um ein Haar beschlossen, die Aussprache auf unserem »Willkommen-in-Kotemee«-Schild am Highway 18 zu verewigen. Aber der Antrag wurde mit gerade mal zwei Stimmen Mehrheit abgelehnt. Manche Menschen tun sich eben schwer mit Veränderungen.

Jean hatte - hat - rötlichblondes Haar, das sie wegen ihrer Töpfer- und Porzellanarbeiten stets kurz geschnitten trug, und jenen schönen blassen, sommersprossigen Teint, der Menschen mit rötlichem Haar häufig eigen ist. Viele Hollywood-Schauspielerinnen haben so eine Haut, was man jedoch nur auf Fotos in Zeitschriften erkennt, aber nie im Film, wo die Sommersprossen entweder überschminkt oder im Scheinwerferlicht nicht zu sehen sind. Was eigentlich schade ist. Außerdem bekam sie mit zunehmendem Alter leichte Gewichtsprobleme. Trotzdem konnte man sie nicht als dick bezeichnen; sie war einfach nur ein bisschen dicker, als ihr lieb war. Gleichzeitig aber war sie knapp 1,80 Meter groß, so dass sich alles gut verteilte. Sie hatte eine hübsche, feste Kinnpartie, und wenn sie unter Leute ging, trug sie schmal geschnittene Pullover oder Leinenjacken, die ihre Proportionen besser hervorhoben. Und wenn man mit ihr plauderte, hielt sie den Arm beiläufig vor die Bauchgegend, als hätte sie ein Glas Weißwein in der Hand, obwohl sie für gewöhnlich gar nichts zwischen den Fingern hielt. Es war einfach so eine Angewohnheit. Wäre man böswillig gewesen, hätte man es als affektiertes Getue gezeichnet.

Jean pflegte ihre Mutter, die unheilbar an Krebs erkrankt war. Während jener schweren Zeit wohnte sie wieder in ihrem Elternhaus in der Blanchard Avenue und schlief in jenem der drei Gästezimmer, das früher ihr Kinderzimmer gewesen war; die beiden anderen hatten ihren Brüdern gehört. Es war ein ziemlich großes Haus mit hübscher, olivgrüner Schindelverkleidung, das sich noch dazu in einer der schönsten Straßen von Kotemee befand. Marjorie und ihr Mann Drew waren hochangesehene Leute gewesen.

Ja, das Wörtchen »hochangesehen« passt zu Jeans Eltern wie die Faust aufs Auge. Marjorie Horemarsh war Tierärztin gewesen; mit ihren kastanienbraunen, zu einem Dutt gebändigten Haaren und dem weißen Kittel wirkte sie derart professionell und engagiert, dass man sich gern auch als Mensch von ihr hätte behandeln lassen. Und Jeans Vater Drew - er ist inzwischen seit sechs Jahren unter der Erde und war vor seinem Tod schon zwölf Jahre pensioniert - war der örtliche Polizeichef. Sein ältester Sohn, Andrew jr., trat alsbald in seine Fußstapfen und ist heute ebenfalls örtlicher Polizeichef. Womit ich keineswegs andeuten will, dass dabei Vetternwirtschaft im Spiel gewesen wäre; so läuft es einfach in einer Kleinstadt. Andrew jr. kam in vielerlei Hinsicht ganz nach seinem Vater, in seiner Statur und seinem zielbewussten Ehrgeiz. »Eines Tages bin ich hier Chief«, pflegte Andrew jr. zu sagen. »Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.« Und da Drew ihm nicht widersprach, ging jedermann davon aus, dass Andrew Horemarsh, jr. eines Tages Chef der dreiundzwanzig Mann und fünf Streifenwagen starken Truppe werden würde, und genauso geschah es dann auch. Sein Bruder Welland arbeitet beim Ordnungsamt - technisch gesehen unter ihm, aber die meisten Leute betrachten sie als gleichgestellte Kollegen.

Keiner der Brüder wollte seine Arbeit im Stich lassen, um Jean bei der Pflege ihrer sterbenskranken Mutter unter die Arme zu greifen - was keine große Überraschung war. Marjorie hätte sich problemlos eine Pflegerin leisten können, doch betrachtete sie es als Jeans Tochterpflicht, sich ihrer anzunehmen. Besuch gestattete sie auch nicht; sie bestand darauf, in aller Stille sterben zu wollen. Und so werkelte Jean allein in dem Riesenhaus vor sich hin, kümmerte sich um den Haushalt und die Betreuung ihrer Mutter. Drei lange, seelisch aufwühlende Monate kam sie all den Aufgaben nach, die von ihr erwartet wurden, weil sie als Einzige keiner geregelten Arbeit nachging. Jean bezeichnete ihren Job als Leidenschaft - andere sprachen von Zeitvertreib -, und alle waren der Meinung, dass sie ihre Passion für das Wohl ihrer Familie durchaus eine Zeitlang hintanstellen konnte. Ihre Töpferarbeiten. Und nun halten Sie sich fest, jetzt kommt nämlich die Geschichte von Jeans Keramiken. Es ist nicht die Hauptgeschichte, nur ein kleiner Nebenstrang. Trotzdem muss sie erzählt werden.

Jeans Keramiken, die man in ihrem kleinen Laden mit angeschlossener Werkstatt - »Jean's Expressions« hieß er und befand sich am Ende der Hauptstraße von Kotemee - auch käuflich erwerben konnte, waren die aberwitzigsten Töpferarbeiten, die Sie oder irgendein anderer lebender Mensch je zu Gesicht bekommen werden. Jean hatte einen schweren Blätter-Tick, aber was für einen. Wenn man etwa einen hübschen Strauß Blumen geschenkt bekommen hatte und zu Jean sagte, »Schau dir mal diese hübschen Blumen an«, gab sie immer gleich etwas wie »Oh, sind die aber schön!« zurück, würdigte die Blüten aber nicht eines Blickes. Sie interessierte sich ausschließlich für die Blätter. Das Grünzeug. Es war unfassbar. Sie hielt die Handfläche unter die Blätter und betrachtete sie mit schief gelegtem Kopf, während sich ein geradezu träumerischer Schleier über ihren Blick legte. Und war es irgendeine Art von Blatt, die man nicht so häufig zu sehen bekommt, beugte sie sich vor und studierte die Adern, die Struktur und die Ränder, die sie »Säume« zu nennen pflegte. Und dann roch sie an den Blättern, als würden sie nach etwas duften.

Und genau diese Blätter spielten bei ihren Keramiken die entscheidende Rolle. Sie malte aber nicht einfach Blätter in hübschen Mustern auf die üblichen Teller, Tassen und Schüsseln. Nein, sie töpferte die Blätter selbst - samt Sprossen, Dornen, Ranken, Trieben, den üblichen Bestandteilen eben, aus denen sich ein Blatt für gewöhnlich zusammensetzt. Ihre Gebilde sollten genauso lebensecht, genauso zart und schwebend aussehen wie die echten Schöpfungen der Natur. Was zur Folge hatte, dass sie alle naselang in tausend Stücke zerbrachen.

Oft zersprangen sie schon im Brennofen, und jedes Mal vergoss sie heiße Tränen. Wenn sie aber heil aus dem Ofen kamen, zerbrachen sie beim Transport von der Werkstatt in den Laden. Und selbst wenn die Blätter diese paar Meter unbeschadet überstanden, gingen sie kaputt, wenn sie jemand kaufte, vom Laden zu seinem Wagen oder vom Wagen in seine Wohnung trug - oder sie zersplitterten einen Monat später, wenn irgendein Teenager nach Hause kam und die Tür lautstark hinter sich zuknallte.

Doch Jean ließ sich nicht beirren. Sie experimentierte mit verschiedenen Tonarten, Glasuren und Temperaturen, da sich die Leute natürlich immer wieder bei ihr beschwerten. Wenn jemand eine Keramiktasse kauft, will er schließlich nicht, dass der Henkel nach fünf Minuten abbricht, und dasselbe erwartet er selbstverständlich auch von anderen Töpferwaren. Der Kunde wünscht robuste Ware. Jean hatte jedoch nicht den Ehrgeiz, etwas Dauerhaftes zu erschaffen; sie wollte etwas Feines, Erlesenes herstellen, nur um sich selbst zu beweisen, dass sie dazu imstande war. Schon als Kind war sie so gewesen, ein Freigeist, eine Künstlerseele. Und da die meisten ihrer Verwandten in ehrlichen, grundsoliden Berufen wie Tierärztin oder Polizeibeamter tätig waren, stellte Jean innerhalb ihrer Familie eine Anomalie dar. Ihre Andersartigkeit ließ ihren Vater und ihre Brüder immer wieder staunen, während ihre Mutter zutiefst enttäuscht von ihr war. Wann immer Jean etwas tat oder sagte, das mit dem gesunden Menschenverstand der Familie nicht zu...
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Autor

Der in Kanada als einer der vielversprechendsten jungen Autoren gefeierte Trevor Cole wurde 1960 in Toronto geboren. Nach 15 Jahren bei der Globe and Mail, in denen er neun nationale Journalistenpreise gewann, wandte er sich ab 2000 ganz dem Schreiben zu. Seine ersten beiden Romane Norman Bray (2004) und The Fearsome Practicles (2006) waren beide für den Governor General's Award nominiert. Heute lebt Cole in Hamilton, Ontario, wo er auch seinen dritten Roman Practical Jean schrieb, der 2011 in Kanada die Leacock Medal for Humour gewonnen hat.