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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
144 Seiten
Deutsch
Bibellesebund Verlagerschienen am11.03.2020
24 ausgewählte Weihnachtsgeschichten, die zu Herzen gehen. Sie wollen die Leser in der Weihnachtszeit begleiten und auf das Christfest einstimmen. Einige der Geschichten sind beim Bibellesebund bereits als Karten erschienen. Ideal zum Selberlesen und Verschenken. Die Geschichten stammen von Monika Büchel, Roland Werner, Dieter Theobald, Karin Ackermann-Stoletzky, Claudia Filker und vielen anderen. Besonderes Extra: Am Schluss des Buches sind zu jeder Geschichte der Inhalt, das Thema, Bibelstellen sowie die Lesezeit angegeben. Eine große Hilfe für alle, die in der Gemeinde mitarbeiten.

Monika Büchel war von 1980 bis zu ihrer Pensionierung 2017 Redakteurin, Schriftleiterin und Projektkoordinatorin beim Bibellesebund. Sie liebt es, Geschichten zu erzählen, in denen Menschen die Größe Gottes erfahren, zählt Bildhauen zu ihren Hobbies und lebt in Gummersbach, wo sie sich auch in ihrer Kirchengemeinde und in der Flüchtlingshilfe engagiert. Für den Bibellesebund hat sie zahlreiche Bücher mit Geschichten herausgegeben und auch selber etliche geschrieben.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR11,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

Klappentext24 ausgewählte Weihnachtsgeschichten, die zu Herzen gehen. Sie wollen die Leser in der Weihnachtszeit begleiten und auf das Christfest einstimmen. Einige der Geschichten sind beim Bibellesebund bereits als Karten erschienen. Ideal zum Selberlesen und Verschenken. Die Geschichten stammen von Monika Büchel, Roland Werner, Dieter Theobald, Karin Ackermann-Stoletzky, Claudia Filker und vielen anderen. Besonderes Extra: Am Schluss des Buches sind zu jeder Geschichte der Inhalt, das Thema, Bibelstellen sowie die Lesezeit angegeben. Eine große Hilfe für alle, die in der Gemeinde mitarbeiten.

Monika Büchel war von 1980 bis zu ihrer Pensionierung 2017 Redakteurin, Schriftleiterin und Projektkoordinatorin beim Bibellesebund. Sie liebt es, Geschichten zu erzählen, in denen Menschen die Größe Gottes erfahren, zählt Bildhauen zu ihren Hobbies und lebt in Gummersbach, wo sie sich auch in ihrer Kirchengemeinde und in der Flüchtlingshilfe engagiert. Für den Bibellesebund hat sie zahlreiche Bücher mit Geschichten herausgegeben und auch selber etliche geschrieben.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783955683566
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum11.03.2020
Seiten144 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1046 Kbytes
Artikel-Nr.4898007
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Der König mit den leeren Händen
Die Löcher im Himmel
Die "Versuchung"
Gott kommt zum Zug
Der Wirt, der Platz hatte
Jessicas Geschenk
Beckers Bethlehem
Eine leere Krippe
Weihnachtsbaum-Nostalgie
Große Freude
Einladung für Magaly
Wonach Weihnachten für mich riecht
Der Katzen-Engel
Tannenbäume, so viel ihr wollt
Das Weihnachtslicht
Winternacht in den Ardennen
Wo ist Risto?
Mein Weihnachten in der Wüste
Die ganz kurze Weihnachtspredigt
Die neue Krippenfigur
Mister Larrybees Leuchtturm
Macht hoch die Tür
Schinken im Brotteig
Franziska
Hinweise für Gruppenstunden
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Leseprobe

Die Versuchung

nach einer Erzählung von R. Sprung

Es war im Winter 1946, am ersten Advent. Meine Frau hatte unseren letzten Damastbezug mit zwei Kopfkissen bei einer Fahrt aufs Land eingetauscht. Ein Pfund Mehl, ein viertel Liter Öl und eine Handvoll Zucker waren davon noch übrig. Sie hatte mir nichts davon gesagt. Es sollte eine Überraschung werden. Und es wurde eine. Allerdings anders, als wir es uns beide gedacht hatten. Ich wog damals ganze 104 Pfund und litt beständig an einem nagenden Hungergefühl.

Am Abend vor dem ersten Advent sagte meine Frau beim Schlafengehen: Morgen backe ich einen Kuchen. Sie lachte dabei, und ich dachte, sie scherzte nur. Aber in der Nacht träumte ich vom Kuchen. Als ich am Morgen erwachte, war das Bett neben mir leer und - die ganze Wohnung roch nach frisch gebackenem Kuchen. Ich lief zur Küche hinüber. Da stand das Wunderwerk auf dem Tisch, braun und knusprig, und meine Frau stand daneben und strahlte übers ganze Gesicht. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich mich sogleich hingesetzt und den Kuchen angeschnitten. Aber davon wollte sie nichts wissen. Frauen haben vom Feiern so ihre eigenen Vorstellungen. Nachmittags wollte sie den Tisch mit Tannengrün schmücken, die erste Kerze anzünden, das gute Geschirr aus dem Schrank nehmen und schwarzen Tee kochen, den sie ebenfalls eingehandelt hatte. Und dazu sollte es den Kuchen geben. Zum Frühstück gab es Maisbrot mit Rübenmarmelade und schwarzer Kaffeebrühe. Danach zogen wir unsere Mäntel an und gingen zum Gottesdienst.

Vor der Kirchentür trafen wir mit den Müllers zusammen. Wir hatten die Müllers im vergangenen Winter in der Bibelstunde kennengelernt und sie seitdem nur einige Male von weitem gesehen. Eine flüchtige, oberflächliche Bekanntschaft. Sie hatten nie besonders gut ausgesehen, aber an jenem Morgen glichen sie, blass und abgemagert, Schwindsüchtigen im letzten Stadium. Der Hunger schien ihnen übel mitgespielt zu haben. Wahrscheinlich ging meiner Frau der Anblick der beiden Elendsgestalten ebenso zu Herzen wie mir, denn sie sagte sogleich, kaum dass wir uns die Hände geschüttelt hatten: Besuchen Sie uns einmal. Aber recht bald. Sie würden uns eine große Freude damit machen. Die Augen in Frau Müllers magerem Gesicht begannen zu strahlen, und Herr Müller lächelte. Sie nahmen die Einladung dankend an.

Während der Predigt wurden meine Gedanken mit magnetischer Kraft zum Kuchen gezogen. Hunger ist wie eine Krankheit. Ich versuchte, mich zu konzentrieren, aber ich kam einfach nicht vom Kuchen los.

Zu Mittag gab es Kartoffelsuppe: rohe Kartoffeln in kochendes Wasser gerieben. Der zweite Gang bestand aus einem Klecks weißer Taube - mit Wasser angerührter Magermilchquark und einer aufgelösten Süßstofftablette darüber. Nach dem Essen sagte meine Frau, ich solle mich ein Stündchen hinlegen. Sie wolle inzwischen die Stube ein wenig herrichten und mich rufen, sobald alles fertig sei.

Endlich war es dann so weit. Die Stube roch nach Kerzen und Tannengrün. Das gute Geschirr stand auf dem blütenweißen Damasttuch und der Tee kochend heiß unter der Haube. Meine Frau nahm das Messer, um den Kuchen anzuschneiden - da schrillte die Klingel. Wir saßen sekundenlang erstarrt. Dann, als es zum zweiten Mal klingelte, erhob sich meine Frau, schlich auf Zehenspitzen zur Tür und warf einen verstohlenen Blick durch den Spion.

Die Müllers , sagte sie erbleichend, hätten wir doch heute Morgen ⦠- Vielleicht gehen sie wieder weg , gab ich zu bedenken, obwohl ich nicht daran glaubte. Beim dritten Klingelton schlich ich auf Strümpfen zur Tür. Sie sind nicht zu Hause , hörte ich Frau Müller sagen. Ihre Stimme klang so enttäuscht, dass es mir ins Herz schnitt. Ich hielt den Atem an. Die Stimme erstickte in leisem Schluchzen. Nun wein doch nicht, Lottchen , versuchte Herr Müller zu trösten, vielleicht wird noch alles gut. Ein kurzes Schnäuzen, dann erleichtert: Du hast recht. Wir wollen noch etwas warten. Wenn sie weggegangen sind, werden sie sicher bald zurückkommen.

Ich spürte das Blut vom Hals herauf ins Gesicht steigen. Ich schämte mich vor mir selbst. Aber ich war viel zu gierig, um auch nur die Möglichkeit zu erwägen, den Kuchen mit den beiden Ärmsten zu teilen. Ich schlich ins Zimmer zurück und sagte ratlos zu meiner Frau: Sie gehen nicht weg. Was sollen wir denn jetzt tun?

In diesem Augenblick drang von draußen Frau Müllers Stimme in freudiger Erregung. Du, da hat sich drinnen was bewegt.

Jetzt war Eile geboten. Schnell, schieb den Kuchen unters Sofa , sagte meine Frau. Mit raschem Handgriff beförderte sie Messer und Kuchenteller in den Schrank. Dann ging sie hinaus, um zu öffnen. Ich heftete mich an ihre Fersen. Die Freude der Müllers war rührend.

Entschuldigen Sie bitte, dass wir Sie warten ließen , sagte meine Frau. Wir hatten uns nach dem Mittagessen etwas hingelegt. Die beiden entschuldigten sich wortreich über die Störung. Alles wäre gut gegangen, wenn sie nur ihren Spitz nicht mitgebracht hätten. Pfeilgeschwind schoss das kleine Ungeheuer durch meine Beine hindurch, über die Türschwelle in Richtung Sofa. Ich bekam ihn eben noch am Halsband zu fassen. Er gebärdete sich wie toll. Erst als Herr Müller ihn auf den Arm nahm, wurde er langsam wieder normal, ohne jedoch das penetrante Schnuppern einzustellen. Er hielt die kleine Schnauze steil in die Luft gestreckt und schnupperte mit aufreizender Nervosität. Inzwischen hatten die Müllers abgelegt. Wir haben den Tee gleich zu Mittag mitgekocht, um Kohle zu sparen , sagte meine Frau. Unser Gasherd ist nämlich kaputt. So reihte sich Lüge an Lüge. Eine gebar die nächste.

Der Tee wurde eingegossen und in jede Tasse eine Süßstofftablette gelegt, die auf der Oberfläche eine weiße Schaumkrone bildete. Man setzte sich. Ich sah gerade noch die gespannte Erwartung in Frau Müllers kleinem, verhungerten Gesicht einer fassungslosen Enttäuschung weichen, nahm ihre krampfhafte Bemühung wahr, die Tränen zurückzuhalten und sich nichts anmerken zu lassen, dann war es mit meiner Ruhe vorbei.

Herr Müller hatte den Spitz wieder auf den Fußboden gesetzt, und damit nahm das Unheil seinen Lauf. Ich hatte mich in weiser Voraussicht auf das kurze Sofa gesetzt, dessen Seitenteile zehn Zentimeter über dem Boden endeten. Der Hund schob seine Schnauze schnuppernd unter den schmalen Schlitz, und als er das Aussichtslose seiner Bemühungen einsah, ging er zum frontalen Angriff über. Er kroch unter den Tisch und versuchte, an meinen Beinen vorbeizukommen. Er benahm sich wie besessen, quietschte, jaulte, fauchte und knurrte, während er mit aller Kraft versuchte, meine Beine beiseite zu schieben. Das Müllersche Ehepaar, von dem Benehmen ihres Hundes peinlich berührt, entschuldigte sich vielmals und beteuerte wie aus einem Munde, dass der Spitz sonst eigentlich immer recht brav wäre, während meine Stirn sich fühlbar mit kaltem Schweiß bedeckte. Ich verwünschte den Kuchen, aber die Szene musste zu Ende gespielt werden.

Die Konversation, von der allseitigen Enttäuschung gehemmt, schleppte sich träge dahin. Die Kinder hätten sie daheim gelassen, sagte Frau Müller, sie seien schon die dritte Woche erkältet. Kein Wunder bei den fehlenden Kohlen und der ungenügenden Ernährung. Ja, und den Spitz hätten sie auch schon längst abgeschafft, aber die Kinder hingen so an ihm, und sie hätten doch sonst weiter nichts, keinen Schlitten, kein Spielzeug. So teilten sie und ihr Mann immer ihr Essen mit ihm ⦠Dabei stand in ihren Augen die stumme Frage, ob wir nicht vielleicht was für ihn übrig hätten, eine kalte Pellkartoffel oder gar einen Knochen.

Währenddessen brachte sich der Spitz unter dem Tisch bald um. Ich versuchte durch allerhand Manöver, ihn von seinem Vorhaben abzubringen, schmeichelte ihm mit zärtlichen Ausdrücken, ohne Erfolg. Und während meine Beine akrobatische Kunststücke vollführten, schimpfte ich in Gedanken, auch das sei zu meiner Schande gesagt, in einer Art, die mir unter normalen Umständen nicht einmal im Traum eingefallen wäre. Elende Töle, knirschte ich, du altes verbiestertes Vieh.

Ist Ihnen nicht gut? , fragte Herr Müller teilnehmend. Das Kreuz , erwiderte ich, wir müssen anderes Wetter bekommen. Seit dem Krieg habe ich es mit dem Ischias. Und das war die dritte Lüge an diesem Tag.

Und dann war plötzlich alles aus. Ich bekam einen Krampf in beiden Unterschenkeln und spürte den Schmerz bis ins Kreuz hinauf. Vor meinen Augen tanzten feurige Kreise. Ich war am Ende meiner Kraft. Ich war vollkommen fertig. Wir waren erledigt. Aber daran dachte ich nur den Bruchteil einer Sekunde. Ich war an dem Punkt angelangt, wo einem alles gleichgültig wird. Mit letzter Kraft bückte ich mich, zog den Kuchen unterm Sofa hervor und stellte ihn auf den Tisch.

Wir haben einen Kuchen gebacken , sagte ich mit matter Stimme, ohne die Augen zu heben, und wir haben ihn vor euch versteckt, weil wir ihn allein essen wollten!

Ich ließ den Kopf auf den Tisch fallen und heulte. Ich kann mich nicht erinnern, als erwachsener Mensch jemals geweint zu haben, obwohl der Krieg genügend Anlass dazu geboten hätte. Aber dies hier war etwas anderes. Hier stand meine Habgier, hartherzige Gier gegen Hunger, Hoffnung und gläubiges Vertrauen in den christlichen Bruder.

Als ich mich gefasst hatte und den Kopf hob, bemerkte ich, dass die anderen drei ebenfalls verweinte Augen hatten. Die schmächtige Frau Müller schluckte tapfer die Tränen hinunter und durchbrach als Erste den Bann des Schweigens: Ich weiß, wie Hunger wehtut , sagte sie schlicht, ich hätte es wahrscheinlich genauso gemacht. Und plötzlich begannen wir zu...
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Monika Büchel war von 1980 bis zu ihrer Pensionierung 2017 Redakteurin, Schriftleiterin und Projektkoordinatorin beim Bibellesebund. Sie liebt es, Geschichten zu erzählen, in denen Menschen die Größe Gottes erfahren, zählt Bildhauen zu ihren Hobbies und lebt in Gummersbach, wo sie sich auch in ihrer Kirchengemeinde und in der Flüchtlingshilfe engagiert. Für den Bibellesebund hat sie zahlreiche Bücher mit Geschichten herausgegeben und auch selber etliche geschrieben.
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