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Die Mücke im Fell des Bären

Mit e. Vorw. v. Michail Gorbatschow - Mit Lesebändchen
BuchGebunden
572 Seiten
Deutsch
Lau-Verlagerschienen am11.03.2020
Fritjof Meyer beschreibt romanhaft sein bewegtes Leben und gibt tiefe Einblicke in seine aufregende journalistische Tätigkeit als Leitender Redakteur für Ost- und Außenpolitik beim Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL. Fast sein ganzes Leben widmete Fritjof Meyer dem politischen Journalismus, wobei ein großer Teil seiner aktiven Tätigkeit in die Jahre des »Kalten Krieges« fiel. Dabei bereiste er über 100-mal die Sowjetunion, veröffentlichte 108 Titelgeschichten, führte Interviews mit den wichtigen Ostblock-Führern und chinesischen Spitzenleuten und knüpfte engen Kontakt zu Michail Gorbatschow. Doch besser befriedigte seine Neugier die Begegnung mit den Machtlosen. Er wurde eine der Autoritäten für Europas sogenannten »Osten«.Mit einem Vorwort von Michail Gorbatschow.mehr

Produkt

KlappentextFritjof Meyer beschreibt romanhaft sein bewegtes Leben und gibt tiefe Einblicke in seine aufregende journalistische Tätigkeit als Leitender Redakteur für Ost- und Außenpolitik beim Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL. Fast sein ganzes Leben widmete Fritjof Meyer dem politischen Journalismus, wobei ein großer Teil seiner aktiven Tätigkeit in die Jahre des »Kalten Krieges« fiel. Dabei bereiste er über 100-mal die Sowjetunion, veröffentlichte 108 Titelgeschichten, führte Interviews mit den wichtigen Ostblock-Führern und chinesischen Spitzenleuten und knüpfte engen Kontakt zu Michail Gorbatschow. Doch besser befriedigte seine Neugier die Begegnung mit den Machtlosen. Er wurde eine der Autoritäten für Europas sogenannten »Osten«.Mit einem Vorwort von Michail Gorbatschow.
Details
ISBN/GTIN978-3-95768-213-0
ProduktartBuch
EinbandartGebunden
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum11.03.2020
Seiten572 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht859 g
Artikel-Nr.47919944

Inhalt/Kritik

Vorwort
VorwortFast sein ganzes Leben widmete er dem politischen Journalismus, wobei ein großer Teil seiner aktiven Tätigkeit in die Jahre des »Kalten Krieges« fiel. Was es heißt, ein Zeuge dieser unfassbaren Zeit zu sein, als die Welt in zwei feindliche Lager geteilt war - wir wissen das sehr gut. Viele der schreibenden Zunft, vor allem nicht mehr Lebende, waren gefangen in der Logik jener Zeit. Gerade jene Periode brachte eine Fülle von Artikeln, Essays, Büchern, gestützt auf oberflächliche Informationen, Stereotypen, Klischees. Das war typisch für den Osten wie den Westen, aber als Bilanz empfingen die Leser, was im Volksmund ein Moosbeeren-Geflecht genannt wird. Anzunehmen, dass die Mehrheit der schreibenden Kollegen in Übereinstimmung mit ihren eigenen Überzeugungen das nicht wollten, doch alles als Brennholz in den Sumpf des Kalten Krieges schoben.Eine Minderheit, zu der ich Fritjof Meyer zähle, handelte anders. Sie nutzte alle möglichen und unmöglichen Methoden, um exakte Informationen zu erlangen. Die Geheimdienste der Welt, so heißt es, beziehen 80 Prozent aller nicht gängigen Nachrichten aus offenen Publikationen. Das lässt sich auch - mit noch größerem Gewicht - über Journalisten sagen. Doch aus der damaligen sowjetischen Presse ­wichtige Fakten herauszuziehen - kein leichtes Brot. Fritjof Meyer halfen seine vorausgegangenen Erfahrungen als Analytiker. Er lernte an mehreren Studienanstalten, darunter dem Osteuropa-Institut der Freien Universität in Westberlin. Danach arbeitete er an diesem Institut als Wissenschaftlicher Assistent der Rechtsabteilung. Wahrscheinlich war die Gewohnheit systematischer Recherche bestimmt von dem schwierigen Zugang zum Sammeln von Fakten. Das erlaubte Meyer rasch, einen passenden Platz in einem der wichtigsten Nachrichtenmagazine Europas einzunehmen - der Zeitschrift Spiegel. In die Redaktion wurde er als Experte für Fragen des Kommunismus aufgenommen, als verantwortlicher Redakteur für eine Beleuchtung der »östlichen« Thematik.Natürlich, die Auswahl der Fakten würde selbst bei äußerster Sorgfalt nicht genügen. Meyer stützte sich auch auf seine persönliche Erfahrung. Er ist in Magdeburg geboren, im Ostteil Deutschlands, der nach dem Zweiten Weltkrieg sowjetische Besatzungszone wurde. In jenen Tagen lag Magdeburg in Trümmern. Sofort nach dem Krieg trat Meyer der Magde­burger Gruppe der antifaschistischen Jugend bei. Das war die Reaktion eines noch ganz jungen Menschen auf die Folgen des unmenschlichen Krieges, dessen Anstifter Deutschland war. Meyer war aktiv, entschieden in seinen Ansichten, ­unabhängig. Beim Studium der Grundlagen des Marxismus ging er kritisch damit um. Die ostdeutschen Machtverhältnisse waren allemal nicht nach seinem Geschmack. Er siedelte nach Westberlin über, aber auch dort änderte sich nicht seine antifaschistische Überzeugung, er schloss sich der Jugendorganisation der Sozialdemokraten an.In seiner journalistischen Arbeit war er stets nicht allein an der trockenen Analyse interessiert, sondern auch an den gesellschaftlichen Verhältnissen. Bei der Beurteilung der Lage in der UdSSR oder einem beliebigen anderen Land musste er herausbekommen, wie die gewöhnlichen Leute leben, was für Probleme sie haben und welche Hoffnungen. Fritjof Meyer veröffentlichte seine Artikel in vielen Publikationen, doch im Mittelpunkt seines Lebens stand die Arbeit in der Spiegel-Redaktion, die Ausarbeitung von Materialien, die sich den Ländern des Sozialistischen Lagers widmeten, welche als Titel-Themen der Zeitschrift taugten. Er wurde eine der Autoritäten für Europas sogenannten »Osten«.Wenn sich ein Mensch lange und guten Gewissens mit einem Problem beschäftigt, entwickelt sich mit der Zeit eine Gabe der Prognose. Im Jahre 1984, am Vorabend der »Perestroika«, kam in Bertelsmann-Verlag sein Buch »Weltmacht im Abstieg« heraus, versehen mit dem Untertitel »Der Untergang der Sowjetischen Union«. Das Buch enthielt ­einen politischen Abriss des Zustands der UdSSR nach der »­Breschnew-Ära« samt des kurzfristigen Regiments Andropows und Tschernenkos. Wenn man in die Details eindringt, kann man sich wahrscheinlich über viele Punkte streiten. Doch grundsätzlich und hauptsächlich liefert er die Wahrheit: Er zog die Schlüsselprobleme und Sackgassen-Situationen des Sowjetlebens ans Licht, die seit Jahrzehnten glühten, von unserer Propaganda kleingeredet, doch von dort verschwanden sie nicht ins Nirgendwo. Im Kern waren es dieselben ­Probleme, die immer mehr denkende Menschen in der UdSSR beunruhigten und im Verlauf des ganzen Jahres die Initiatoren der »Perestroika« zwangen, öffentlich zu proklamieren: »So kann man nicht leben.« Es folgten die Anfänge der grundlegenden Umbildung unter allen Aspekten.Unter den vielen »Sowjetologen« der nicht so fernen Vergangenheit verfolgte allein Fritjof Meyer seine Linie: Er bemühte sich, das eigentliche Wesen, den Kern der beschriebenen Probleme zu ergründen, die Motive für das Verhalten der Politiker wie der einfachen Leute zu enträtseln. In dem Buch wie in seinen anderen Arbeiten empfindet er nicht nur aufrichtige Sympathie mit dem russischen Volk, sondern auch ein tiefes Verständnis für die Rolle Russlands in ­Europa und in der Welt. Es versteht sich, dass er die Wichtigkeit guter russisch-deutscher Beziehungen begreift - nicht nur für die Russen und die Deutschen, sondern für alle. Belegt wird dieser Gedankengang mit den Schlusspassagen des genannten ­Buches:»Anders als Völker an fernen Küsten« - schreibt der ­Autor - »können die Deutschen nicht gleichsam von der ­Galerie den Untergang eines großen Reiches betrachten, dessen Soldaten an der Elbe stehen. Die Deutschen sind ­Betroffene, die Russen gehören jener Familie an, zu der Europa zusammenwächst und unter deren Mitgliedern Streitigkeiten nicht mehr, wie allein noch im Ostblock, mit Gewalt ausgetragen werden können, ohne dass die ganze Familie ausgelöscht wird. Wenn einer der Brüder sich selbst beharrlich in seinem eigenen Fortkommen hemmt, beeinträchtigt er das Wohlbefinden aller seiner Geschwister. Es ist höchste Zeit, Wege zu finden und auszuprobieren, die dem russischen Volk seinen angestammten Platz innerhalb der europäischen Völkerfamilie bereiten - gleichberechtigt, angesehen, saturiert. Die Nachbarn wollen die Russen nicht als Rakettschiki und Invasoren, sondern als Touristen und Kaufleute sehen, auf den Straßen von London und in den Museen von ­Paris, in den Fabriken und Diskotheken von Düsseldorf und den Geschäften von Zürich, an den Stränden Italiens, in den Fernsehprogrammen und im Sport­stadion: Kommt nach Europa, wo ihr hingehört.«Dieser Ruf wurde im Jahre 1984 von der Mehrheit gewiss als Utopie aufgenommen. Heute kann man ihn als Prophetie bezeichnen: Vieles von dem, worüber Meyer schreibt, ist Wirklichkeit geworden.Doch das Leben ist nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick aussieht. Heute sehe ich mit Besorgnis, wie hier und dort in Europa, womöglich unsichtbar, neue Mauern entstehen - ökonomische, psychologische, militärische. Ich sehe, wie wenig sich im Sinne eines Zugangs Russlands zu einem großen Europa vollzieht, in der Rolle eines »gleichberechtigten, angesehenen, saturierten« Mitglieds der Völkerfamilie. Bisweilen fällt es schwer, sich von dem Eindruck zu lösen, dass irgendjemand die Schwäche Russlands in der Übergangsperiode ausnutzen will, um es in den Hinterhof zu drängen. Dazu gehört auch die Belebung isolationistischer Kräfte in Russland selbst ... Das Ziel einer neuen Weltordnung - menschlicher, solidarischer, gerechter -, dafür müssen wir alle umdenken, die Politiker, die Handelsleute, die Intelligenzler, das »einfache Volk«. Diese Aufgabe bewältigen wir nicht ohne die energische, zielorientierte Unterstützung durch die Journalisten. Und besonders von hochprofessionellen, kompetenten, zu deren Kreis Fritjof Meyer gehört, ein Mensch, der verstehen will und kann. Dafür habe ich einen überzeugenden Fall in einer schweren Stunde meines Lebens.Im Jahre 1999 lebte ich an die zwei Monate in Deutschland. In Münster befand sich in der Klinik wegen ihrer schweren, offenbar unheilbaren Erkrankung meine Frau Raissa Maximowna. Ich stand ihr bei, wie ich nur konnte, lebte aber selbst in einem Zustand tiefer Erschütterung. Ich wollte niemanden sehen. Viele Freunde aus Deutschland wie aus Russland waren bereit zu kommen, um mich zu stützen, aber ich bat fast alle, sich zu enthalten. Kontakte beschränkten sich auf Begegnungen mit zufälligen Fußgängern auf dem Weg zur Klinik und zurück. Die Einwohner von Münster bemühten sich sehr höflich, ohne Zudringlichkeit, Zeichen der Achtung, des Mitgefühls und der Unterstützung zu entwickeln.Von Journalisten kamen viele Bitten um ein Treffen, fast alle schlug ich ab. War eine Absage nötig, meine Situation zu verstehen, beharrten sie nicht weiter darauf.Fritjof Meyer wies ich nicht zurück. Er kam extra aus Hamburg. Wir saßen einige Stunden zusammen. Redeten über schwierige Dinge, über Raissas Krankheit, über Hoffnungen und Probleme des Heilungsverlaufs. Über die Krankheiten Russlands, die Zickzacks und Sackgassen der Reform nach der Perestroika. Darüber, wie schwierig es ist, sogar die bereits errungene Freiheit, eine wirklich freie ­Gesellschaft zu bewahren. Ja, das Gespräch war nicht einfach, aber eine wunderbare Sache, an seinem Schluss erfuhr ich so etwas wie Erleichterung, als ob es für mich ein inneres Bedürfnis war, gerade mit diesem Menschen zu reden. Und siehe, jetzt war sie zufrieden.Wie kam das? Ich glaube deshalb, weil ich fühlte: Er will mich verstehen, er versteht mich, er versteht Russland. Das ist, wie man bei uns sagt, den höchsten Preis wert.Michail GorbatschowAus: Die ganze Welt zu gewinnen. Festschrift für den deutschen ­Publizisten Fritjof Meyer (russ.), Hrsg. Jörg. R. Mettke, Moskau 2002, S. 13â-â18.mehr
Kritik
"Es wird kaum einen anderen Redakteur im SPIEGEL geben, mit dem ich enger und länger zusammengearbeitet habe." Rudolf Augstein (ehemaliger Herausgeber des Spiegel)mehr

Schlagworte

Autor

Fritjof Meyer ist 1932 in Magdeburg geboren. Der schiere Aberwitz, was er sich als Knabe vorgenommen hatte: Eines Tages begegne ich dem Fürsten dieser Welt in seiner Moskauer Burg, dem Kreml. Tatsächlich begegnete er später dem Mann im Kreml, der nun Breschnew hieß. Dessen Nachfolger Andropow wies ihn auf der Schwelle zurück. Gorbatschow trug er auf, was er auf dem Herzen hatte. Begegnete seinem Nachfolger Jelzin und dessen Favoriten Putin. In einer Höhle bei Jenan entdeckte er das Hochzeitsbett Maos. Vom Nachfolger Hua Guofeng wurde er in der Pekinger Großen Halle des Volkes empfangen.Fritjof Meyer war Leitender Redakteur für Ost- und Außenpolitik beim Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL. Fast sein ganzes Leben widmete Fritjof Meyer dem politischen Journalismus, wobei ein großer Teil seiner aktiven Tätigkeit in die Jahre des »Kalten Krieges« fiel. Dabei bereiste er über 100-mal die Sowjetunion, veröffentlichte 108 Titelgeschichten, führte Interviews mit den wichtigen Ostblock-Führern und chinesischen Spitzenleuten und knüpfte engen Kontakt zu Michail Gorbatschow.
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