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Kirwatanz

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
304 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am21.09.2017
Ein Nordlicht ermittelt in Bayernskernigster Region. Als auf der bekanntesten Kirwa im Landkreis eine Leiche im Gülletank gefunden wird, muss Versicherungsdetektivin Agathe Viersen tief in die kriminelle Vergangenheit der Oberpfälzer Kleinstadt eintauchen. Der Zufall führt sie mit dem Musikanten Gerhard Leitner zusammen - und geradewegs in ein dunkles Geflecht aus Erpressung, Drogen und Intrigen ...

Fabian Borkner, 1976 in Rosenheim geboren, schlug nach dem Abitur eine Laufbahn als Unterhaltungskünstler ein und tritt bis heute als Sänger mit seiner Gitarre auf. Er schrieb und produzierte mehrere Comedy-Shows für den Rundfunk und arbeitet als freier Redakteur. Er ist Preisträger des BLM-Hörfunkpreises für die beste Comedy und Unterhaltung.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextEin Nordlicht ermittelt in Bayernskernigster Region. Als auf der bekanntesten Kirwa im Landkreis eine Leiche im Gülletank gefunden wird, muss Versicherungsdetektivin Agathe Viersen tief in die kriminelle Vergangenheit der Oberpfälzer Kleinstadt eintauchen. Der Zufall führt sie mit dem Musikanten Gerhard Leitner zusammen - und geradewegs in ein dunkles Geflecht aus Erpressung, Drogen und Intrigen ...

Fabian Borkner, 1976 in Rosenheim geboren, schlug nach dem Abitur eine Laufbahn als Unterhaltungskünstler ein und tritt bis heute als Sänger mit seiner Gitarre auf. Er schrieb und produzierte mehrere Comedy-Shows für den Rundfunk und arbeitet als freier Redakteur. Er ist Preisträger des BLM-Hörfunkpreises für die beste Comedy und Unterhaltung.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960412632
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum21.09.2017
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3757 Kbytes
Artikel-Nr.3313660
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Dienstag

»Wie Sie sehen, kann man den Leichnam nicht mit blankem Auge identifizieren«, sagte Hauptkommissar Deckert. »Dafür ist der Verwesungsprozess schon zu weit fortgeschritten.«

Agathe blätterte mit kühler Effizienz die grausigen DIN-A4-großen Fotos durch. Der Leichnam war aus allen möglichen Blickwinkeln abgelichtet worden. Die Gerichtsmediziner hatten offensichtlich versucht, den Toten so weit wie möglich zu reinigen, dennoch bestanden das Gesicht wie auch der übrige Körper nur noch aus zerfressenen Fleischfetzen.

»Wir haben nicht nur den Schädel, sondern auch den Rest vom Schützenfest in dem Tank gefunden, aber das hilft uns momentan auch nicht weiter. Kein besonders hübscher Kerl, was?«

Agathe hielt Leitner die Fotos hin.

»Geh, tun Sie das weg«, winkte er angewidert ab. »Mir hat´s gestern schon gereicht.«

Agathe warf die Bilder auf den Schreibtisch. »Und wer war er nun, unser Toter?«

Hauptkommissar Deckert griff nach einer Akte und klappte deren Deckel auf. »Männlich, um die vierzig, leicht adipös, hat wahrscheinlich seit mehreren Wochen im Gülletank gelegen. Die schwankenden Außentemperaturen der letzten Zeit machen eine genauere Bestimmung des Todeszeitpunkts unmöglich.«

»Und die Todesursache?«, wollte Agathe wissen.

Deckert kratzte sich etwas unsicher am Kinn. »Eigentlich sind Sie hier, um mir einige Fragen zu beantworten, nicht umgekehrt.«

Wie auf Kommando lehnten sich Agathe und Leitner zurück und musterten den Bürokratie gewohnten Kriminalbeamten mit durchdringenden Blicken.

»Aber wenn man bedenkt, dass Sie die Leiche gefunden haben ...«, lenkte Deckert ein. »Also, als Todesursache kommen Ersticken, Ertrinken und Vergiftung in Frage. Am Schädel sind keinerlei Traumata nachweisbar. Vermutete Spuren eines Kanals im Brustbereich, möglicherweise hervorgerufen durch eine Schuss- oder Stichverletzung, jedoch nicht sehr tief, wenn man das überhaupt noch beurteilen kann. Die Bakterien haben einfach schon zu viel Zeit mit unserem Kameraden verbracht.«

»Das heißt also, wir wissen nicht, wer der Tote ist?«, meldete sich Leitner zu Wort.

»Leider nicht.«

»Was ist mit Gentests, mit DNA und so?«

Hauptkommissar Deckert lehnte sich in seinem Dienstsessel zurück. »Das funktioniert nur, wenn der Tote zu Lebzeiten schon mal erkennungsdienstlich behandelt oder seine DNA sonst irgendwie digital gespeichert wurde. Bei einer Operation beispielsweise.«

»Und die Zähne?«, brummte Leitner. »Das Gebiss kann man doch auch irgendwie -«

»Dafür gilt das Gleiche: Wenn seine Gebissdaten oder -aufnahmen irgendwo gespeichert sind, haben wir eine Chance auf Identifizierung. Bei den örtlichen Zahnärzten wurden schon entsprechende Hilfsanfragen gestellt. Aber wenn der Tote natürlich nicht aus Wirkendorf stammt oder jemand ist, der nie zum Zahnarzt gegangen ist, dann ...« Deckert hob hilflos die Hände.

»Wenn der da schon seit Wochen in der Jauche gelegen hat, besteht wahrscheinlich auch keine Hoffnung auf Spuren auf dem Boden rund um das Silo, oder?«, mischte Agathe sich ein.

Verwundert horchte Leitner auf. Die Fremde hörte sich fast selbst schon an wie eine Polizistin.

»Leider ist das so. In den vergangenen Wochen - und wir reden hier durchaus von der Zeit bis zum Spätsommer - haben dort zig Auto-, Traktor- und Hängerreifen ihre Spuren hinterlassen und jeweils die vom Vorgänger platt gewalzt. Wir haben also leider nicht viel. Außer unserem E.T.« Deckert zeigte auf die Fotos.

»Und die Konservenbüchsen?«, fragte Agathe. »Was war in den Konservenbüchsen?«

»Das ist in der Tat merkwürdig«, raunte Deckert und suchte auf seinem Schreibtisch den entsprechenden Bericht hervor. »Insgesamt haben wir sechs Stück sichergestellt. Je zwei mit Sauerkraut und Heringen in Tomatencreme und je eine mit roten Kidneybohnen und Thunfisch in Olivenöl. Daraus macht man keinen leckeren Eintopf, nicht wahr?« Er sah auf und erkannte, dass sein Scherz weniger Vergnügen als vielmehr Abscheu in seinen beiden Zuhörern hervorgerufen hatte. Er räusperte sich dezent. »Aber gut, wir tun unser Möglichstes. Jetzt brauchen wir nur noch Ihre Personalien. Ihre, Frau Viersen, haben wir ja gestern schon notiert. Und bei Ihnen, Herr Leitner ... Das Geburtsdatum haben wir bereits ... 12. August 1980 ... Geburtsort?«

»Weiden.«

Der Kommissar schrieb es nieder. »Und Beruf?«

»Selbstständig. Ich habe einen PA-Verleih.«

»PA?«

»Personal Announcement. Ich verleihe Lautsprecherboxen, Mischpulte, Mikrofone, Lichttraversen, Scheinwerfer und so Zeug. Für Konzerte.«

Deckert winkte ab. »Selbstständig. Gut. Von unserer Seite wäre es das dann erst mal. Ihre Kontaktdaten haben wir. Wenn sich noch etwas ergibt, werden wir uns bei Ihnen melden.«

»Den Satz habe ich schon zur Genüge gehört«, sagte Leitner zu Agathe, als sie vor der Polizeistation standen.

»Welchen Satz?«

»Na, dieses: Wenn sich was ergibt, melden wir uns bei Ihnen! Sie hören von uns! Das kenne ich aus meinem Geschäft, wenn ich Angebote an Festivals und Organisatoren schicke.«

»Wie heißt denn Ihr Geschäft?«

» Leit(ner) «, er malte Anführungszeichen beim letzten Wortteil in die Luft, » and Sound .«

»Originell.« Agathe verlagerte ihr Gewicht auf das andere Bein. »Herr Leitner, ich will offen mit Ihnen sein. Ich habe der Polizei nicht die ganze Wahrheit gesagt.«

»Wobei?«

»Als mich der Kommissar gefragt hat, warum ich nach Wirkendorf gekommen bin, habe ich geantwortet, dass ich einmal bei der berühmten Kirwa dabei sein wollte.«

»Und das waren Sie doch auch. Wir können schließlich nichts dafür, dass der Kirwamontag so rasch ein Ende gefunden hat.«

»Das habe ich auch nicht gemeint ...« Sie verstummte, weil sie sah, wie Leitners Miene gefror. Seine Augen schienen über ihre Schultern hinweg jemanden zu fixieren. Agathe drehte sich um und sah einen Mann Mitte fünfzig mit einem kleinen Kind an der Hand. Das Mädchen riss sich los und lief auf Leitner zu.

»Onkel Gerhard!«, rief sie und wäre auf dem letzten Meter fast gestolpert, hätte Leitner sie nicht aufgefangen.

»Wo kommst du denn her, meine Süße?«, rief er und wirbelte seine Nichte einmal um die eigene Achse, bevor sie sich mit Schwung wie ein kleiner Affe an seine Schultern klammerte.

»Wir waren spazieren«, erklang die nüchterne Stimme des Mannes.

»Servus, Vater.« Leitner nickte kühl in dessen Richtung.

»Guten Tag«, grüßte Agathe freundlich, während der Mann sie misstrauisch beäugte.

»Werner Leitner«, stellte er sich vor. »Gibt es schon irgendetwas Neues?« Er blickte in Richtung der Polizeistation.

»Leider nicht.« Agathe sah auf die Kleine und vermied das Wort Leiche. »Sie ... wissen noch nicht, um wen es sich handelt.«

Werner Leitner brummte kurz als Antwort und wandte sich zu seinem Sohn um. »Die Kirwa war recht schön. Abgesehen von dem Fund.«

Leitner schien mit den Worten seines Vaters nicht gut umgehen zu können, bemerkte Agathe, und dabei hatte sie keine Ahnung, dass die Bewertung durch »recht schön« bei einem Oberpfälzer der Verleihung eines Oscars gleichkam.

Der Mann hob das Mädchen von Leitners Schultern und stellte es auf den Boden. »Ich war vorhin noch auf der Sparkasse. Das mit deinem Kredit müsste in Ordnung gehen.«

Leitner sah peinlich berührt zu Agathe. »Das ist lieb von dir.«

»Wenn du diese technische Ausrüstung unbedingt brauchst, muss ich halt als Bürge einspringen.«

»Das ist wirklich so. Ich habe schon den Auftrag für die Fat Burners, und für deren Auftritt müssen die Boxen schon über ein paar Watt mehr verfügen.«

»Für mich ist das sowieso keine Musik. Bei denen tät´s nicht schaden, wenn man die nicht so laut aufdreht.«

»Trotzdem danke, Vater.«

Werner Leitner zuckte theatralisch mit den Schultern. »Was bleibt mir denn anderes übrig? Einen gescheiten Beruf hast du ja nicht lernen wollen. Deshalb musst du jetzt halt auf den Bühnen herumtingeln.«

»Ich denke, dieses Thema haben wir bereits lang und breit besprochen.«

»Dein Leben hat mich zwei Herzinfarkte gekostet.«

Leitner atmete tief durch. »Dann reg dich bitte nicht auf, einen dritten können wir wirklich nicht gebrauchen.«

Der Senior hatte seinem Unmut über den Beruf seines Sohnes anscheinend ausreichend Raum verschafft. »Wie geht es heute bei dir weiter, Gerhard?«, fragte er wieder ruhiger.

»Ich muss ins Krankenhaus. Zum Roland.«

Werner Leitner richtete sich auf. »Aha.«

Agathe erschauerte bei der Kälte, die in den drei Buchstaben mitschwang. Als wäre plötzlich eine Mauer zwischen den beiden Männern errichtet worden, standen sie sich steif gegenüber.

»Na, dann gehen wir wieder heim zur Oma«, sagte der Ältere schließlich. »Die hat uns bestimmt schon was Feines zum Kaffee hergerichtet.«

»Au ja!«, ließ sich das Mädchen vernehmen, das dem Anschein nach die Backkünste seiner Oma sehr zu schätzen wusste, und machte sich mit seinem Opa auf den Weg.

Agathe sah den beiden nach und wandte sich dann wieder dem Musiker zu. »Herr Leitner?«

»Bitte?« Er kehrte aus seinen Gedanken zurück.

»Ich wollte vorhin sagen, dass ich hier bin, um etwas in Erfahrung zu bringen. Und dazu brauche ich die Hilfe von jemandem, der sich in Wirkendorf auskennt.«

»Aha«, brummte Leitner verständnislos und ohne Interesse.

Als er auch nach einigen langen Sekunden nichts weiter hatte verlauten lassen, ergriff Agathe die Initiative: »Ich würde mich gern etwas ausführlicher mit...
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Fabian Borkner, 1976 in Rosenheim geboren, schlug nach dem Abitur eine Laufbahn als Unterhaltungskünstler ein und tritt bis heute als Sänger mit seiner Gitarre auf. Er schrieb und produzierte mehrere Comedy-Shows für den Rundfunk und arbeitet als freier Redakteur. Er ist Preisträger des BLM-Hörfunkpreises für die beste Comedy und Unterhaltung.