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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
224 Seiten
Deutsch
riva Verlagerschienen am08.11.2022
Bushido ist ein Mythos. Ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil der deutschen Popkultur. Er erschuf die Blaupause für modernen Gangstarap und hält sich seit über 20 Jahren an der Spitze des Genres. Bushido wird geliebt und gehasst, bewundert und gefürchtet. Aber das Leben des Anis Mohammed Ferchichi, das Leben des Mannes hinter der Kunstfigur bleibt für viele noch immer ein Mysterium. In seiner Autobiographie erzählt Ferchichi nun seine ungeschönte Geschichte - losgelöst von der Kunstfigur, die er bis zuletzt für viele Menschen noch immer verkörperte. Ferchichi erzählt schonungslos offen, wie er werden konnte, was er heute ist, berichtet von seinen Ängsten und Fehlern, die ihn zu einem Menschen haben werden lassen, den er selbst verabscheute. Und die ihn in ein Leben trieben, das bis heute von Bedrohung, Hass und Polizeischutz geprägt ist.

Anis Ferchichi, 1978 als Sohn einer deutschen Mutter und eines tunesischen Vaters in Bonn geboren, wuchs in Berlin-Neukölln auf. Mit einer Vielzahl an Goldenen und Platin-Schallplatten sowie millionenfach verkauften Tonträgern ist er heute unter dem Namen Bushido der erfolgreichste deutsche Rapper aller Zeiten. Ferchichi ist verheiratet und lebt mit seiner Familie in Berlin. Dennis Sand, geboren 1985 in Bonn, ist Journalist und arbeitet für die WELT-Gruppe. Zuvor hat er für überregionale Medien wie Die Zeit, den Stern, die Süddeutsche Zeitung und das Rolling Stone Magazine geschrieben. Als Ghostwriter veröffentlichte er mehrere Bücher, die sich monatelang auf den Bestsellerlisten hielten. Sand lebt in Berlin und Hamburg.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR20,00
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Produkt

KlappentextBushido ist ein Mythos. Ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil der deutschen Popkultur. Er erschuf die Blaupause für modernen Gangstarap und hält sich seit über 20 Jahren an der Spitze des Genres. Bushido wird geliebt und gehasst, bewundert und gefürchtet. Aber das Leben des Anis Mohammed Ferchichi, das Leben des Mannes hinter der Kunstfigur bleibt für viele noch immer ein Mysterium. In seiner Autobiographie erzählt Ferchichi nun seine ungeschönte Geschichte - losgelöst von der Kunstfigur, die er bis zuletzt für viele Menschen noch immer verkörperte. Ferchichi erzählt schonungslos offen, wie er werden konnte, was er heute ist, berichtet von seinen Ängsten und Fehlern, die ihn zu einem Menschen haben werden lassen, den er selbst verabscheute. Und die ihn in ein Leben trieben, das bis heute von Bedrohung, Hass und Polizeischutz geprägt ist.

Anis Ferchichi, 1978 als Sohn einer deutschen Mutter und eines tunesischen Vaters in Bonn geboren, wuchs in Berlin-Neukölln auf. Mit einer Vielzahl an Goldenen und Platin-Schallplatten sowie millionenfach verkauften Tonträgern ist er heute unter dem Namen Bushido der erfolgreichste deutsche Rapper aller Zeiten. Ferchichi ist verheiratet und lebt mit seiner Familie in Berlin. Dennis Sand, geboren 1985 in Bonn, ist Journalist und arbeitet für die WELT-Gruppe. Zuvor hat er für überregionale Medien wie Die Zeit, den Stern, die Süddeutsche Zeitung und das Rolling Stone Magazine geschrieben. Als Ghostwriter veröffentlichte er mehrere Bücher, die sich monatelang auf den Bestsellerlisten hielten. Sand lebt in Berlin und Hamburg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783967750577
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum08.11.2022
Seiten224 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1614 Kbytes
Artikel-Nr.8450378
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

I

Ich stelle mir oft die Frage, warum die Menschen so sind, wie sie sind. Warum sie all diese schlechten und falschen Dinge machen, von denen sie doch eigentlich wissen, dass sie schlecht und falsch sind. Warum tun wir anderen Menschen weh? Warum streben wir nach Geld und Besitz? Warum lügen und betrügen wir? Warum begehen wir Verbrechen? Ich hatte zu verschiedenen Zeitpunkten in meinem Leben ganz unterschiedliche Antworten auf diese Frage. Heute glaube ich, dass wir alle diese Dinge nur aus einem einzigen Grund tun. Weil wir Anerkennung wollen. Weil wir irgendwo dazugehören wollen. Der Mensch kann nicht alleine durch die Welt gehen. Wenn ich heute auf mein Leben zurückschaue, dann erkenne ich, dass ich diese Zugehörigkeit niemals hatte. Ich war fünf Jahre alt und zitterte am ganzen Körper. »Aufmachen!«, hörte ich einen Mann brüllen. »Sofort die Tür aufmachen!« Die Stimme war laut und aggressiv. Ängstlich schaute ich mich in meinem Zimmer um. Es war stockdunkel. Wahrscheinlich war es schon weit nach Mitternacht. Ich hatte wirklich absolut keine Ahnung, was hier gerade passierte. Dann wieder Schläge gegen die Tür. Pam-pam-pam. Pam-pam-pam. Ich zuckte jedes Mal zusammen und zog mir die Bettdecke über meinen Kopf. Was geschah da gerade? Ich kniff mir selbst in den Arm. Ich hoffte einfach nur, dass das hier ein böser Traum war. Dass ich jetzt einfach aufwachen würde und alles wieder gut wäre. Aber dann waren die Stimmen wieder da. »Wir wissen, dass Sie zu Hause sind! Öffnen Sie sofort die Tür! Das ist die letzte Warnung!« Ich verspürte nur noch Angst. Mein Körper war wie gelähmt. Dann hörte ich hektisch Schritte in unserem Flur. Ich hörte Mamas Stimme. Und die Stimme von meinem Stiefvater. Sie flüsterten. Was sollte ich jetzt tun? Ich hatte das Gefühl, der Situation völlig ausgeliefert zu sein. Ich faltete meine Hände unter der Decke und fing an zu beten. »Lieber Gott, bitte mach, dass uns nichts Schlimmes passiert«, flüsterte ich ganz leise vor mich hin.

Am liebsten wäre ich jetzt einfach verschwinden. »Letzte Warnung!«, erklang die Männerstimme wieder. »Öffnen Sie die Tür oder wir brechen sie auf!« Ein paar Sekunden vergingen. Dann wurde irgendein Gegenstand gegen unsere Haustür geschlagen. Ich zog mir wieder die Decke über den Kopf. Ich spürte, wie mir die Tränen über die Wangen liefen. Es sollte aufhören. Es sollte einfach nur aufhören. Aber es hörte nicht auf. Und es war auch kein Traum.

Komm schon, Anis, sprach ich mir selber Mut zu. Reiß dich zusammen! Sei jetzt tapfer. Sei ein großer Junge. Ich atmete dreimal tief durch. Dann nahm ich all meinen Mut zusammen, zog vorsichtig die Decke weg, stieg langsam, ganz langsam aus meinem Bett und tapste auf Zehenspitzen durch mein Kinderzimmer in Richtung Tür. Ich musste einfach wissen, was da los war. Ich hielt die Luft an. Bloß kein Geräusch machen. Bloß nicht auffällig werden. Durch das Schlüsselloch drang Licht aus dem Flur in mein Zimmer.

Langsam näherte ich mich der Tür, drückte die Klinke ganz vorsichtig und lautlos herunter und öffnete sie einen kleinen Spalt. Ich sah Mama, wie sie den Flur entlangging. Richtung Haustür. Wieder hörte ich das laute Geräusch und zuckte zusammen. Es war, als würde jemand mit einem Baumstamm gegen die Haustür schlagen.

»Ich komme ja schon!«, rief meine Mutter. »Ich bin gleich da.«

Ich sah, wie sie sich noch ein letztes Mal umschaute und ihren Bademantel fest zusammenband. Dann öffnete sie die Tür. Mein Herzschlag setzte für einen kurzen Moment aus. Es waren nur Sekunden, aber sie fühlten sich wie eine Ewigkeit an. Was würde jetzt passieren? Alles schien in Zeitlupe vor mir abzulaufen. Die Tür wurde von außen aufgedrückt. Ich sah, wie ein großer Mann mit schwarzen Klamotten in die Wohnung drängte und meine Mama gegen die Wand drückte. Zwei weitere Männer kamen hinterher. Sie waren alle komplett schwarz gekleidet. Ich hörte meine Mutter schreien.

»Wo ist Ihr Mann?«

Mama schüttelte nur den Kopf und brachte kein Wort raus. In dem Moment kamen weitere Männer hereingestürmt. Vier, fünf, sechs Kerle. Sie verteilten sich in der ganzen Wohnung und riefen sich irgendwelche Dinge zu, die ich nicht verstand. Zwei von ihnen kamen den Flur entlang, direkt auf mein Kinderzimmer zu. Ich zitterte am ganzen Körper. Was sollte ich jetzt tun? Mich irgendwo verstecken? Im Schrank vielleicht? Unter meinem Bett? Die Männer kamen näher. Ich versuchte mich von der Tür loszureißen, aber meine Angst lähmte mich. Ich war nicht mehr in der Lage, mich zu bewegen. Absolute Schockstarre. Ich sah, wie der erste Kerl immer näher und näher kam. Dann riss er die Tür auf. Ich taumelte ein paar Schritte zurück.

»Anis!«, hörte ich meine Mutter schreien. Der Mann schaute mich von oben an. Ich war wie gelähmt vor Angst. Wer waren diese Leute? Was wollten sie hier? Ich begriff das alles nicht. Der fremde Mann beugte sich zu mir runter. »Wo ist er?«, brüllte er mich an. »Sag schon!«

Ich bekam kein Wort raus. In dem Moment kam meine Mutter in mein Zimmer gestürmt, riss mich hoch und nahm mich schützend auf ihren Arm. »Er ist nicht hier! Lassen Sie meinen Sohn in Ruhe!«, schrie sie den Kerl an. Ich klammerte mich an Mamas Hals fest und versteckte meinen Kopf hinter ihrem Haar. Der Albtraum hörte einfach nicht auf. Ein zweiter Mann kam jetzt in mein Zimmer und die beiden fingen an, alles zu durchsuchen. Sie rissen die Türen von meinem Schrank auf, schmissen die Bettdecke auf den Boden und schauten unter meinem Bett nach, ob dort irgendwas war. Das Ganze ging eine gute halbe Stunde. Dann sprachen die schwarz gekleideten Männer noch einmal kurz mit Mama und verließen die Wohnung endlich wieder.

Als sie weg waren, setzte sich Mama an den Küchentisch und fing an zu weinen. Ich war noch immer völlig aufgelöst, aber ich ging zu ihr und versuchte sie zu trösten.

»Mama«, sagte ich. »Bitte nicht weinen«

Sie nahm mich in den Arm und küsste mich auf den Kopf. »Nein, mein Schatz«, sagte sie und wischte sich die Tränen weg. »Ich weine nicht. Es ist alles in Ordnung. Mach dir keine Sorgen.«

»Wer waren diese Männer? Und was wollten sie?«

Mama zuckte nur mit den Schultern. »Es ist kompliziert«, sagte sie. »Aber jetzt sind sie weg und alles ist wieder gut.«

Als sie sich beruhigt hatte, fingen wir gemeinsam an, die Wohnung wieder aufzuräumen. Vorsichtig wanderte ich von Raum zu Raum. Die Männer hatten ein einziges Chaos hinterlassen. Als ich dann in unserem Flur stand, sah ich, dass sich plötzlich der große Wandteppich bewegte, der dort hing. Ich bekam den Schock meines Lebens. »Mama!«, brüllte ich. »Der Teppich!«

Aber Mama blieb ganz entspannt und zog den Teppich herunter. Dahinter war ein riesiges Loch, das anscheinend in die Wohnung nebenan führte. Und aus diesem Loch kam mein Stiefvater herausgestiegen. Krass. Seit ich denken konnte, hing da dieser Teppich. Und nie hatte ich geahnt, dass irgendwas dahinter war. Mein Stiefvater lächelte mich an. »Na, kleiner Mann«, sagte er. »Hast du hier die Stellung gehalten?«

Erst sehr viele Jahre später begriff ich, was in dieser Nacht eigentlich passiert war. Mein Stiefvater war türkischer Kurde und hatte in seinen ersten Jahren in Berlin irgendwelche Probleme mit seinem Aufenthaltsstatus. Die Männer, die in unsere Wohnung eingedrungen waren, waren von den Behörden, die hinter ihm her waren. Sein Leben damals war eine permanente Flucht. Und für mich wurde die Angst, dass irgendwann wieder fremde Menschen vor meiner Tür stehen konnten, zum Alltag.

***

»Anis«, hörte ich die Stimme meiner Mutter. »Anis, du musst aufwachen.« Ich öffnete meine Augen und sah, wie Mama neben mir am Bett saß und mir über mein Gesicht strich. Seitdem die Behörden unsere Wohnung gestürmt hatten, war eine Woche vergangenen und unser Leben ging einfach weiter wie bisher. »Ich muss gleich los«, flüsterte Mama. »Wenn du weiterschlafen möchtest, dann kannst du einfach liegen bleiben.« Ich schaute auf den Wecker, der neben meinem Bett stand. Es war 4.45 Uhr. »Welcher Tag ist heute?«, fragte ich noch müde. »Es ist Mittwoch«, lächelte Mama. Mittwoch. Das war ein besonderer Tag. »Nein Mama«, sagte ich und zog die Bettdecke von meinem Körper. »Ich komme mit.« Ich ging in das Badezimmer und machte mich fertig. Als ich mich fertig gemacht hatte, frühstückte ich noch kurz, dann nahm ich Mamas Hand und wir gingen gemeinsam los. Draußen war es noch dunkel. Nur am Horizont sah man die Sonne langsam aufgehen. Ich mochte es, zu dieser Zeit unterwegs zu sein. Es schien, als würde die große Stadt noch schlafen....
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