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Familie und Bankhaus Seligmann in Koblenz und Köln

Familie Seligmann - jüdische Viehhändler und französische Citoyens, preußische Bankiers und 'jüdische Mischlinge'
BuchGebunden
474 Seiten
Deutsch
Sokrates & Freundeerschienen am15.02.20182. Aufl., überarbeitet
Die Arbeit präsentiert die bewegte Geschichte von sechs Generationen der Familie Seligmann in Zeiten sich wandelnder politischer Verfassungen Deutschlands. Sie zeichnet den sozialen Aufstieg der Familie Seligmann in die bürgerliche Gesellschaft von Koblenz und Köln nach.Der Ahnherr Moses Seligmann stammte aus einer jüdischen Viehhändlerfamilie in Oberbieber in der ehemaligen Grafschaft Wied. In spätkurfürstlicher Zeit verließ der junge Mann seinen Heimatort in Richtung Koblenz, damalige Residenzstadt der Kurfürsten von Trier. Hier heiratete er in die angesehene jüdische Familie Dahl ein und betätigte sich als Geldhändler. Zu Zeiten der französischen Herrschaft erhielten Juden wie Moses Seligmann die bürgerliche Gleichberechtigung und die Gewerbe- und Niederlassungsfreiheit, die jedoch durch Napoleons Schändliches Dekret (1808) bald wieder empfindlich eingeschränkt wurde. Im Rahmen der Nationalgüterversteigerung zwischen 1803 und 1813 war Moses Seligmann als Makler, Käufer und Verkäufer von Immobilien geschäftlich recht erfolgreich. Der preußische König Friedrich Wilhelm III. verlängerte das Schändliche Dekret auf unabsehbare Zeit. Im Kampf um die Abschaffung dieses Dekrets setzte sich die Familie Seligmann für die Judenemanzipation im Rheinland ein.Im Jahr 1811 erhielt der Sohn Leopold Seligmann sein erstes Handelspatent für einen Woll- und Textilhandel in Koblenz. Im Zuge der einsetzenden Industrialisierung spezialisierte er sich auf Geld- und Bankgeschäfte und eröffnete im Jahr 1844 eine Niederlassung seines Bankhauses in Köln. Die rheinische Wirtschaftsmetropole wirkte wie ein Magnet auf erfolgsorientierte junge Leute, so auch auf zwei seiner Söhne, die sich beruflich als Rechtsanwalt und als Arzt hier niederließen. Vier Söhne blieben lebenslang dem Judentum verbunden. Unter ihnen repräsentierte einer stärker den traditionell-orthodoxen Flügel des zeitgenössischen Judentums, während ein anderer eher dem liberalen Flügel zuneigte. Drei Brüder im Bankgeschäft blieben Junggesellen; mit ihnen ist der jüdische Zweig der Familie ausgestorben. - In der dritten Generation traten Angehörige der Familie Seligmann zum Protestantismus über.Der Enkel Gustav Seligmann heiratete die Tochter eines preußischen Offiziers. Mit ihr zog ein ausgeprägter preußischer Geist in die Familie ein, die inzwischen zum Koblenzer Wirtschaftsbürgertum gehörte. Sie pflegte persönliche Kontakte zum preußischen Prinzen- und späteren deutschen Kaiserpaar Wilhelm I. und Augusta und verstand sich als vollkommen preußisch. Der Substanzverlust des Bankhauses infolge der Zeichnung von Kriegsanleihen im Ersten Weltkrieg war die tiefere Ursache für die spätere Insolvenz. Nach einer längeren Phase wirtschaftlicher Instabilität musste das Bankhaus im Sommer 1932 seine Schalter für immer schließen. Zum geschäftlichen Unglück kam ein halbes Jahr später die Katastrophe des Nationalsozialismus über die Familie. Die sich ganz preußisch-vaterländisch verstehende Familie sah sich vom Diktum jüdische Mischlinge stigmatisiert und musste angesichts der sich ständig verschärfenden Entrechtung und Ausgrenzung von Juden aus der Gesellschaft um ihr Leben fürchten. Einige Nachfahren legten den traditionsreichen Familiennamen ab, andere emigrierten ins Ausland, einer tauchte unter der Arbeiterschaft einer Kölner Lackfabrik unter. Als Offiziere in der Wehrmacht machten andere sehr gegensätzliche Erfahrungen mit der Durchsetzung des Arier-Paragraphen . Die Taufbescheinigung ihrer Urgroßmutter verhalf zwei Nachfahren zu einem Arier-Nachweis . Obwohl manche Familienmitglieder von der Gestapo als jüdische Mischlinge ersten Grades registriert waren, sind die meisten von ihnen anscheinend unbehelligt geblieben. Die Arbeit verknüpft die Fakten aus der Geschichte der Familie und des Bankhauses Seligmann mit den politischen, wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und religiösen Verhältnissen im Wandel der Zeiten, um Anpassung und inneren Widerstand von Angehörigen dieser Familie in ihrer je eigenen Zeit zu verstehen.mehr

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KlappentextDie Arbeit präsentiert die bewegte Geschichte von sechs Generationen der Familie Seligmann in Zeiten sich wandelnder politischer Verfassungen Deutschlands. Sie zeichnet den sozialen Aufstieg der Familie Seligmann in die bürgerliche Gesellschaft von Koblenz und Köln nach.Der Ahnherr Moses Seligmann stammte aus einer jüdischen Viehhändlerfamilie in Oberbieber in der ehemaligen Grafschaft Wied. In spätkurfürstlicher Zeit verließ der junge Mann seinen Heimatort in Richtung Koblenz, damalige Residenzstadt der Kurfürsten von Trier. Hier heiratete er in die angesehene jüdische Familie Dahl ein und betätigte sich als Geldhändler. Zu Zeiten der französischen Herrschaft erhielten Juden wie Moses Seligmann die bürgerliche Gleichberechtigung und die Gewerbe- und Niederlassungsfreiheit, die jedoch durch Napoleons Schändliches Dekret (1808) bald wieder empfindlich eingeschränkt wurde. Im Rahmen der Nationalgüterversteigerung zwischen 1803 und 1813 war Moses Seligmann als Makler, Käufer und Verkäufer von Immobilien geschäftlich recht erfolgreich. Der preußische König Friedrich Wilhelm III. verlängerte das Schändliche Dekret auf unabsehbare Zeit. Im Kampf um die Abschaffung dieses Dekrets setzte sich die Familie Seligmann für die Judenemanzipation im Rheinland ein.Im Jahr 1811 erhielt der Sohn Leopold Seligmann sein erstes Handelspatent für einen Woll- und Textilhandel in Koblenz. Im Zuge der einsetzenden Industrialisierung spezialisierte er sich auf Geld- und Bankgeschäfte und eröffnete im Jahr 1844 eine Niederlassung seines Bankhauses in Köln. Die rheinische Wirtschaftsmetropole wirkte wie ein Magnet auf erfolgsorientierte junge Leute, so auch auf zwei seiner Söhne, die sich beruflich als Rechtsanwalt und als Arzt hier niederließen. Vier Söhne blieben lebenslang dem Judentum verbunden. Unter ihnen repräsentierte einer stärker den traditionell-orthodoxen Flügel des zeitgenössischen Judentums, während ein anderer eher dem liberalen Flügel zuneigte. Drei Brüder im Bankgeschäft blieben Junggesellen; mit ihnen ist der jüdische Zweig der Familie ausgestorben. - In der dritten Generation traten Angehörige der Familie Seligmann zum Protestantismus über.Der Enkel Gustav Seligmann heiratete die Tochter eines preußischen Offiziers. Mit ihr zog ein ausgeprägter preußischer Geist in die Familie ein, die inzwischen zum Koblenzer Wirtschaftsbürgertum gehörte. Sie pflegte persönliche Kontakte zum preußischen Prinzen- und späteren deutschen Kaiserpaar Wilhelm I. und Augusta und verstand sich als vollkommen preußisch. Der Substanzverlust des Bankhauses infolge der Zeichnung von Kriegsanleihen im Ersten Weltkrieg war die tiefere Ursache für die spätere Insolvenz. Nach einer längeren Phase wirtschaftlicher Instabilität musste das Bankhaus im Sommer 1932 seine Schalter für immer schließen. Zum geschäftlichen Unglück kam ein halbes Jahr später die Katastrophe des Nationalsozialismus über die Familie. Die sich ganz preußisch-vaterländisch verstehende Familie sah sich vom Diktum jüdische Mischlinge stigmatisiert und musste angesichts der sich ständig verschärfenden Entrechtung und Ausgrenzung von Juden aus der Gesellschaft um ihr Leben fürchten. Einige Nachfahren legten den traditionsreichen Familiennamen ab, andere emigrierten ins Ausland, einer tauchte unter der Arbeiterschaft einer Kölner Lackfabrik unter. Als Offiziere in der Wehrmacht machten andere sehr gegensätzliche Erfahrungen mit der Durchsetzung des Arier-Paragraphen . Die Taufbescheinigung ihrer Urgroßmutter verhalf zwei Nachfahren zu einem Arier-Nachweis . Obwohl manche Familienmitglieder von der Gestapo als jüdische Mischlinge ersten Grades registriert waren, sind die meisten von ihnen anscheinend unbehelligt geblieben. Die Arbeit verknüpft die Fakten aus der Geschichte der Familie und des Bankhauses Seligmann mit den politischen, wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und religiösen Verhältnissen im Wandel der Zeiten, um Anpassung und inneren Widerstand von Angehörigen dieser Familie in ihrer je eigenen Zeit zu verstehen.
ZusatztextRheinische Vierteljahrsblätter: Jahrgang 81, 2017 Friedrich-Ebert-Stiftung: Archiv für Sozialgeschichte: library.fes.de/pdf-files/afs/81844.pdf Familiengeschichten über einen längeren Zeitraum sind selten, noch seltener wenn sie sich nicht auf die reine Deszendenz beschränken, sondern in jeder Generation auch den weiteren Kreis der Geschwister und deren Kinder mit einschließen. Gerade dies ist bei der vorliegenden Geschichte der ursprünglich jüdischen Familie Seligmann als Bankiers in Koblenz und Köln der Fall, die sich auf diese Weise zu einer Gesellschaftsgeschichte vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in die nachnationalsozialistische Gegenwart hinein weitet und dabei über sechs Generationen geführt wird sowie in 17 einzelnen Familienbiographien (auch diese schon teilweise kumulativ) besteht. Es ist gleichzeitig eine Geschichte von Emanzipation, Assimilation, wirtschaftlichem Erfolg sowie wirtâ¢schaftlichem Zusammenbruch, Verfolgung, Identitätsaufgabe und Auswanderung. Das Bankhaus Seligmann und die sich darum gruppierende Familie hat nie zu den ganz großen Namen der Profession gehört. Es geht hier also nicht um die Oppenheim in Köln, die Rothschild in Frankfurt oder die Mendelssohn in Berlin, sondern um ein eher mittelständisches Unternehmen. Aber auch dies macht gerade den Reiz der Studie aus, indem sie in eine weniger bekannte Welt ursprünglich jüdischer Provinznotabilität des 19. Jahrhunderts einen näheren Einblick verschafft. In der ersten Generation kam der Sohn eines jüdischen Viehhändlers aus dem Neuwiedischen, Mose S. (1753-1842), Anfang der 1770er Jahre nach Ehrenbreitstein und konnte hier zehn Jahre später in die weitere Familie des kurfürstlichen Hofjuden Hirsch Dahl (â 1791) einheiraten. Er erwies sich als tüchtiger Geschäftsmann und gewann im Nationalgüter- und Getreidehandel ein gewisses Vermöâ¢gen1. In der zweiten Generation erhielt sein zweiter Sohn Leopold S. (1787-1857) 1811 ein französisches Handelspatent, zunächst noch für den Wollhandel, spezialisierte sich dann aber bald auf das Bankgeschäft. Im Jahre 1844 gründete er eine Filiale in Köln und beteiligte sich u.a. an der Finanzierung des Eisenbahnbaus. In Koblenz verlegte in der dritten Generation Bernhard S. (1815-1899) Wohnung und Geschäftsräume in repräsentative Häuser in der Neustadt gegenüber dem Schloss, war jahrzehntelang Mitglied des Koblenzer Gemeinderates und trat über seine niederländische Frau in gesellschaftlichen und persönlichen Kontakt zur preußischen Königin und späteren Kaiserin Augusta während ihrer regelmäßigen Aufenthalte in Koblenz. In der vierten Generation erweiterte Gustav S. (1849-1920) den Immobilienbesitz der Familie in die Neustadt und feierte 1911 das glanzvolle 100-jährige Bestehen der Firma. In Köln waren es in der dritten Generation Heinrich S. (1835-1909) und Moritz S. (1840-1915), die den Kölner Standort zur Hauptniederlassung machten und ihren Banksitz zu einem repräsentativen Häuserblock in der Casinostraße ausbauten, der noch kurz vor dem Ersten Weltkrieg eine um fasâ¢sende Modernisierung erfuhr. Während aber Heinrich zusammen mit seiner als Opernsängerin ausâ¢ge bildeten Ehefrau sich in der Kölner Musikszene engagierte, förderte sein jüngerer Bruder Moritz die Kunstsammlung der Familie und war wohl der hauptsächliche Leiter des Bankhauses, denn er war es, der 1902 auf dem ersten deutschen Bankierstag in Frankfurt/Main das Hauptreferat hielt. Dabei wies die Familie ein breites religiöses und kulturelles Spektrum auf. In den ersten beiden Generationen bekleideten die Familienvorstände Führungspositionen in der jüdischen Gemeinde in Koblenz. Während aber auch danach die unverheirateten Mitglieder der Familie noch beim jüdischen Glauben blieben und dabei auch der orthodoxen Richtung zuneigten, tendierten andere Familienâ¢mitglieder zur liberalen Richtung des Judentums und näherten sich im politischen Bereich nationalâ¢liberalen Anschauungen. Ab der dritten Generation begannen Übertritte zur evangelischen und katholischen Kirche, zunächst aus beruflichen Gründen, um Rechtsanwalt und Richter werden zu können, dann auch aus gesellschaftlichen Gründen, um in die preußischen Führungsschichten der höheren Verwal tung und besonders des Militärs einzuheiraten. Für die Bankfirma war das insofern von Bedeutung, als die Familie im Ersten Weltkrieg in hohem, wohl zu hohem Maße Kriegsanleihen zeichnete und dadurch in der schwierigen Nachkriegs zeit mit Beschlagnahmung des Stammhauses in Koblenz durch die Franzosen, Inflation und Wirtschafts krise nicht mehr über die nötige Substanz zur Fortsetzung ihrer Geschäfte verfügte. Die vierte Generation mit Leopold Heinrich S. in Köln (1886-1946) und die fünfte Generation mit Paul S. in Koblenz (1875- 1944) waren zwar noch vor dem Ersten Weltkrieg in Leitungsfunktionen der Bank eingetreten, konnten nach Kriegsende aber deren Zusammenbruch 1932 nicht verhindern, obwohl Verhand lungen über Stützungsaktionen schon Anfang der 1920er Jahren begonnen hatten, aber nicht ausreichend waren oder nicht zustande kamen. Hinzu kamen die Verfolgungen durch das NS-Regime. Mit dem Antisemitismus hatte sich die Familie schon früh auseinandersetzen müssen. Ging es in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch um die volle bürgerliche Gleichstellung der Juden, begannen in der zweiten Hälfte die Angriffe des politischen Antisemitismus, wozu auch das pikante Detail gehört, dass Gustav S. mit einer Lieberâ¢mann von Sonnenberg verheiratet war, die wahrscheinlich eine Verwandte des bekannten antisemiâ¢tischen Agitators Max mit dem gleichen Familiennamen (1849-1911) war. Einschneidender waren dann die NS-Maßnahmen. Zwar ist kein Familienmitglied deportiert worden und einige haben es sogar geschafft, einen Ariernachweis zu führen und Soldaten der Wehrmacht zu werden, aber zwei Familienzweige haben Namensänderungen für ihre Kinder durchgeführt, zwei sind ins Ausland gegangen und zwei haben sich gegen Ende des ,Dritten Reiches auch bei Freunden verstecken müssen. So handelt das Buch in der sechsten Generation nur noch von den Brüdern Schultze-Rhonhof, deren politische Karrieren zu der nicht ganz kleinen Zahl von unsauberen Personalfällen der Frühâ¢geschichte des Landes Rheinland-Pfalz gehören, wozu man gerne die bisher unbekannte Dar stellung aus der Sicht der Betroffenen liest. Die Studie kann sich nicht auf ein Familienarchiv stützen, das im Zuge der Liquidierung der Bank verloren gegangen ist. So konnte die Untersuchung nur bedingt zu einer Unternehmens geschichte werden. Umso mehr ist aufgrund der ausgedehnten und akribischen Suche nach den Gegenüberâ¢lieferungen, die den Verfasser in 16 Archive führte, mit einer noch größeren Zahl von Institutionen und Personen korrespondieren und eine Fülle vielfach entlegener Literatur erschließen ließ, eine detaillierte Sozialgeschichte der Großfamilie S. entstan den, die ihre soziale Stellung analysiert, ihr Engagement zunächst in der jüdischen Gemeinde, später in vielen kulturellen und karitativen Stiftungen und Mitgliedschaften nachzeichnet und gelegentlich auch politisches und wissenschaft liches Engagement aufzeigt, aber auch eine gewisse Distanz zum Vereinswesen der christlichen Kirchen erkennen lässt. So gewinnt das Bild lokaler jüdischer Honoratiorenfamilien in der preußischen Rheinprovinz durch die vorliegende Studie an Präzision. Wolfgang Hans Stein
Details
ISBN/GTIN978-3-9814234-9-5
ProduktartBuch
EinbandartGebunden
FormatUngenäht / geklebt
ErscheinungsortKoblenz
ErscheinungslandDeutschland
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum15.02.2018
Auflage2. Aufl., überarbeitet
Seiten474 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht828 g
Artikel-Nr.44507691
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