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Der Tod kommt von See

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
272 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am20.07.2023
Sagenumwobenes Sylt Mysteriöse Morde, rätselhafte Legenden und geheimnisvolle Schauplätze. Nach mehreren Schicksalsschlägen will sich Katharina Weller, Spezialistin für deutsche Sagen, auf Sylt von der Welt zurückziehen. Doch als die Insel von grausamen Verbrechen heimgesucht wird, scheint sie die Einzige zu sein, die ein Muster erkennt: Alle Morde sind an regionale Legenden angelehnt und haben eine geheime Botschaft. Gemeinsam mit den Hauptkommissaren Janssen und Dahl jagt Katharina den Mörder - bis er sie mit seiner nächsten Tat zwingt, ihm ganz allein gegenüberzutreten ...

Helke Böttger arbeitete beim Sat.1-Frühstücksfernsehen, als sie den Sprung wagte und hauptberuflich Autorin wurde. Seitdem hat sie unter verschiedenen Pseudonymen mehr als fünfzig Romane veröffentlicht, mehrere davon landeten in den Top Ten der E-Book-Charts, zwei wurden BILD-Bestseller. Wenn sie nicht gerade am nächsten Buch schreibt, reist sie gern und entdeckt interessante Menschen und Geschichten für ihre Romane.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextSagenumwobenes Sylt Mysteriöse Morde, rätselhafte Legenden und geheimnisvolle Schauplätze. Nach mehreren Schicksalsschlägen will sich Katharina Weller, Spezialistin für deutsche Sagen, auf Sylt von der Welt zurückziehen. Doch als die Insel von grausamen Verbrechen heimgesucht wird, scheint sie die Einzige zu sein, die ein Muster erkennt: Alle Morde sind an regionale Legenden angelehnt und haben eine geheime Botschaft. Gemeinsam mit den Hauptkommissaren Janssen und Dahl jagt Katharina den Mörder - bis er sie mit seiner nächsten Tat zwingt, ihm ganz allein gegenüberzutreten ...

Helke Böttger arbeitete beim Sat.1-Frühstücksfernsehen, als sie den Sprung wagte und hauptberuflich Autorin wurde. Seitdem hat sie unter verschiedenen Pseudonymen mehr als fünfzig Romane veröffentlicht, mehrere davon landeten in den Top Ten der E-Book-Charts, zwei wurden BILD-Bestseller. Wenn sie nicht gerade am nächsten Buch schreibt, reist sie gern und entdeckt interessante Menschen und Geschichten für ihre Romane.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783987070839
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum20.07.2023
Seiten272 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3312 Kbytes
Artikel-Nr.12164790
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Der Tod kam an einem Dienstagmorgen im August nach Sylt.

Der Himmel im Osten wechselte von Dunkelblau zu Türkis, als Hagen Koog seinen Arbeitsplatz als Wachmann im Hafen von Hörnum verließ und sich auf sein Fahrrad schwang. Die Masten der Segelschiffe schimmerten zart im Licht des zaghaft erwachenden Tages, das Wasser im Hafen glitzerte bei jeder Welle. Hagen Koog liebte diese Zeit, wenn die Menschen noch im Tiefschlaf lagen, während die Natur bereits erwachte. Wenn Lerchen in die Lüfte aufstiegen und Fische im Wasser plätscherten, als würden sie das Leben feiern. Die Luft roch nach Salzwasser und der Frische der Nacht. Die penetranten Duftstoffe von Sonnenmilch und Parfüms hingegen, die die Tagesbrise beherrschten, waren verflogen. Tief sog er die klare Luft ein und radelte vom Hafengelände hinunter und Richtung Norden, am Golfclub vorbei, wo ein Rasensprenger leise zischte.

Er spürte die Müdigkeit in seinem Körper. Das Treten der Pedale fiel ihm schwer, obwohl der Weg kaum Steigung aufwies. Ihm saßen neun Stunden Arbeitszeit in den Knochen; mit seinen neunundvierzig Jahren steckte er die Nachtarbeit nicht mehr so locker weg wie früher, als er den Job angefangen hatte. Da war er frisch vom Wehrdienst gekommen, hatte bei einer Sicherheitsfirma angeheuert und gedacht, er könne die Sylter Promis beschützen. Dass er seine Lebenszeit damit verbringen würde, einen Hafen zu bewachen, hätte er sich damals nicht träumen lassen. Inzwischen fühlte er sich wie ein alter Mann und benötigte ständig Kaffee, um seinem Posten als Wachmann gerecht zu werden. Hin und wieder kam er sich trotzdem eher wie ein Schlafmann vor. Aber die Tagschicht wollte er nicht übernehmen. Zu viel Ärger mit den Menschen, außerdem würde er die Nachtzuschläge vermissen. Immerhin machten sie jeden Monat mehrere hundert Euro mehr auf seinem Konto aus.

Er gähnte und bog nach Westen ab. Ein Lachen war zu hören, dann der Ruf einer Frau. Die Geräusche schienen vom Jugendgästehaus zu kommen. Die Kids machten wohl wieder die Nacht zum Tage, genau wie er. Nur dass ihre Körper überhaupt keine Probleme damit hatten.

Erneut ertönte ein Lachen, nun sah er auch, von wem es kam. Eine junge Frau sprang mit ausgebreiteten Armen vor ihm auf den Weg. Hagen Koog bremste, um langsamer an ihr vorbeizufahren, doch sie blockierte die Stelle, an der er sie passieren wollte.

»Wo willst du denn hin, Sexy?« Sie lachte ihn an und drehte sich einmal um sich selbst, bevor sie sich wieder mit ausgebreiteten Armen vor ihn hinstellte.

»Nach Hause. Also geh aus dem Weg!« Koog war zu müde für Höflichkeitsfloskeln. Immerhin verkniff er sich das unflätige Wort, das ihm auf der Zunge lag.

»Warum? Der Morgen ist so schön! Du verpasst was.«

Sie war hübsch. Blonde Haare, die im Morgenwind in ihr Gesicht wehten. Zarte, reine Haut und eine schlanke Silhouette. Er schätzte sie auf achtzehn oder neunzehn Jahre.

»Die Nacht war lang, lass mich vorbei.«

»Kannst du auch bitte sagen, Fremder?« Sie flirtete mit ihm, übermütig und unbeschwert wie eine Möwe, die über dem Meer schwebt und im Wasser nach Beute Ausschau hält.

»Bitte geh mir aus dem Weg«, knurrte Koog. Sie wich allerdings immer noch nicht zur Seite, sondern tanzte vor seinem Rad, als würde sie Musik hören, die nur in ihrem Kopf existierte. Inzwischen war es heller geworden, sodass er genau erkennen konnte, dass sie keinen BH trug. Die frische Brise schien ihre Brüste zu streicheln, die Knospen waren unter dem dünnen Stoff ihres Kleides deutlich zu sehen.

»Willst du was gegen deine schlechte Laune?«, fragte sie. »Mein Freund kann dir was geben.«

»Nein danke.« Koog zog in Erwägung, sie bei der Polizeidienststelle wegen Drogenbesitzes anzuzeigen. Aber das würde bedeuten, dass er weitere kostbare Zeit verlöre, die er besser mit Schlafen verbringen sollte. Also schob er den Gedanken beiseite. Er löschte ihn nicht sofort aus seinem Gehirn, sondern legte ihn auf Halde, für den Fall, dass sie ihn noch weiter nervte. »Gehst du jetzt bitte zur Seite?«

»Was machst du denn hier?« Ein junger Mann kam über die Düne gelaufen und stürmte auf das Mädchen zu. Er war nur wenig älter als sie, groß und schlaksig, mit langen Haaren, die er in einem Knoten auf dem Hinterkopf trug.

Koog verzog verächtlich den Mund. Der Typ war eindeutig ein Weichei, ein Jüngelchen, das nie ein echter Mann werden würde.

»Bändelst du mit dem da an? Der ist viel zu alt für dich«, sagte das Weichei, als es sie erreichte.

»Er ist aber süß.« Die junge Frau warf Koog einen Luftkuss zu. »Ein bisschen mürrisch, aber süß.«

»Ich muss nach Hause«, sagte Koog etwas sanfter.

»Willst du mich mitnehmen?« Neckisch legte sie ihren Kopf zur Seite. »Hättest du Lust auf mich?«

Auf Koogs Gesicht entfaltete sich ein halbes Lächeln. »Vielleicht.«

»Ich glaube, wir hätten Spaß miteinander. Du hast mit Sicherheit Erfahrung. Das würde mir gefallen.«

In Koogs Kopf blitzten auf einmal Bilder auf, die er seit seiner Scheidung nur noch aus einschlägigen Filmen kannte. Die Hauptrolle in seinem persönlichen Streifen spielte die junge Frau vor ihm, deren Brüste sich immer deutlicher unter dem T-Shirt abzeichneten, je heller es wurde. Er konnte inzwischen jede Einzelheit des Warzenhofes ausmachen.

»Bist du irre?« Der junge Mann wollte sie zur Seite ziehen. »Komm mit und lass den Alten in Ruhe. Wir bumsen am Strand, wenn du willst.«

Sie lächelte Koog immer noch an und nahm endlich die Arme runter, damit er vorbeifahren konnte. Offenbar reichte ihr Sex am Strand mit dem Weichei völlig aus.

»Viel Spaß noch.« Koog schwang sich wieder auf sein Fahrrad, sie trat zur Seite und ließ ihn passieren. »Räumt hinterher alles weg«, rief er den beiden nach und versuchte, die Enttäuschung runterzuschlucken, die sich auf einmal in seinen Eingeweiden breitmachte. Das Mädchen war ausgesprochen hübsch. Und er war noch nicht wirklich ein alter Mann, selbst wenn er sich manchmal so fühlte. Er hatte schon viele graue Haare, ein weiterer Nachteil der Nachtarbeit, aber er zählte noch längst nicht zum alten Eisen.

Hagen Koog drehte sich im Fahren kurz nach den beiden jungen Leuten um, die über die Düne zum Strand liefen und hinter dem Sandberg verschwanden, um ihren Trieben zu folgen. Dann fuhr er auf der menschenleeren Straße weiter nach Norden, auf Rantum zu, das noch im tiefen Schlummer lag, als er den Ort durchquerte. Autos mit fremden Kennzeichen standen vor fast jedem Haus, weil bei den meisten Bewohnern Feriengäste abgestiegen waren. Beim Bäcker brannte Licht, genau wie im einzigen Café des Ortes, das bereits ab fünf Uhr morgens Frühstück anbot und den treffenden Namen »Mörgenminske« trug. Zwei eifrige Frühaufsteher saßen darin und tranken frisch gepressten Orangensaft.

Hagen Koog stieg vor einem kleinen roten Haus mit Ziegeldach vom Fahrrad. Sein Auto, ein zwanzig Jahre alter Opel Corsa, stand in der Auffahrt. Er holte die Zeitung aus dem Briefkasten und ging hinein.

Die Diele lag im Dunkeln. Es gab eine Hintertür, die in den Garten führte, darin befand sich ein schmales Fenster, aber das reichte nicht aus, um den Raum zu erhellen. Rechts lag die Küche, links das Wohnzimmer. Koog ging in die Küche, um sich zwei Brote zu schmieren, dazu trank er ein Glas warme Milch mit einem ordentlichen Schuss Korn. Anschließend ging er zurück in die Diele, um zu seinem Schlafzimmer ins obere Geschoss hinaufzusteigen. Da fiel sein Blick auf die Holztür zum Keller. Sie war nur angelehnt. Er überlegte, wann er das letzte Mal im Keller gewesen war. Es musste vor drei Tagen gewesen sein, als er eine Ladung frischen Fisch von einem Freund bekommen und das Paket in die Tiefkühltruhe gelegt hatte. Seitdem war er nicht mehr unten gewesen. Hatte er vergessen, die Tür zu schließen? Wieso war ihm das nicht eher aufgefallen?

Er spürte ein unangenehmes Ziehen im Magen, als er auf die Tür zuging. Sie quietschte leise, als er sie komplett öffnete. Der Keller lag im Dunkeln. Zwei Stufen der Treppe konnte Koog erkennen, der Rest war schwarze Finsternis. Wie ein bodenloser Abgrund. Seine Hand tastete nach dem Schalter an der Wand. Sobald das Licht anging, wirkte der Keller alles andere als unheimlich. An den Wänden hingen Bilder seiner Kinder. Krakelige Zeichnungen, die früher am Kühlschrank gehangen, aber nun ihren Platz an diesen Wänden gefunden hatten. Auf einem Absatz standen künstliche Blumen in einer Vase. Die hatte Koogs Ex-Frau vor Jahren besorgt und darauf bestanden, das Heim mit Blumen zu schmücken, weil sie angeblich das Chi des Hauses verbesserten. Aber die fernöstlichen Tricks hatten nichts gebracht. Die Stimmung im Haus war von Jahr zu Jahr schlechter geworden, trotz Lilien und Orchideen aus Stoff und Plastik, bis die Familie endgültig auseinandergebrochen war.

Koog stieg die Stufen hinunter. Unten stand zu seiner Rechten ein zur Hälfte gefülltes Weinregal, daneben die Tiefkühltruhe. Links führte eine Tür in den Raum mit der Waschmaschine. Gegenüber befand sich hinter einer weiteren Tür die Heizung. In einem Verschlag stapelten sich Kisten mit alten Sachen seiner Kinder, die seine Frau nicht mitgenommen hatte. Er hatte eigentlich alles verkaufen wollen, aber noch nicht die Kraft dazu gehabt.

Er drehte sich einmal um seine eigene Achse und lauschte angespannt. Die Tiefkühltruhe gab einen leisen Brummton von sich, der Stromzähler an der Wand summte kaum wahrnehmbar, ansonsten war nichts zu hören. Doch! Da war ein Tropfen. Erschrocken drehte er sich zu dem kleinen Fenster oberhalb der Tiefkühltruhe um. Es war nicht geschlossen, weshalb Feuchtigkeit vom Rasensprenger der Nachbarn von der Scheibe tropfte.

Für einen...
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Helke Böttger arbeitete beim Sat.1-Frühstücksfernsehen, als sie den Sprung wagte und hauptberuflich Autorin wurde. Seitdem hat sie unter verschiedenen Pseudonymen mehr als fünfzig Romane veröffentlicht, mehrere davon landeten in den Top Ten der E-Book-Charts, zwei wurden BILD-Bestseller. Wenn sie nicht gerade am nächsten Buch schreibt, reist sie gern und entdeckt interessante Menschen und Geschichten für ihre Romane.
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