Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Europäische Öffentlichkeit durch Öffentlichkeitsarbeit?

E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
323 Seiten
Deutsch
VS Verlag für Sozialwissenschaftenerschienen am20.08.20082008
Ausgangspunkt dieses Buches ist das Vermittlungsproblem EU: Die europäische Integration ist ein Elitenprojekt geblieben, dem viele Bürger mit Unverständnis begegnen. Abhilfe wird von der Entwicklung einer europäischen Öffentlichkeit erwartet. Die Genese eines solchen Kommunikationsforums zwischen Bürgern und EU zu fördern ist daher erklärtes Ziel der EU-Kommission. Sie begreift Kommunikation als den Gegenstand einer neu zu entwickelnden Policy. Europäische Öffentlichkeit durch Öffentlichkeitsarbeit? Michael Brüggemann hat Ansprüche und Realitäten der neuen Informationspolitik der EU-Kommission gegenübergestellt und erklärt die Diskrepanz. Er entwickelt ein aussagekräftiges Konzept von Informationspolitik und schlägt eine Brücke zu normativ anspruchsvollen Modellen von Öffentlichkeit.

Dr. phil. Michael Brüggemann forscht und lehrt zu Fragen internationaler und transnationaler Kommunikation am gemeinsam von Jacobs University und Universität Bremen getragenen Sonderforschungsbereich 'Staatlichkeit im Wandel'.
mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR64,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR49,99

Produkt

KlappentextAusgangspunkt dieses Buches ist das Vermittlungsproblem EU: Die europäische Integration ist ein Elitenprojekt geblieben, dem viele Bürger mit Unverständnis begegnen. Abhilfe wird von der Entwicklung einer europäischen Öffentlichkeit erwartet. Die Genese eines solchen Kommunikationsforums zwischen Bürgern und EU zu fördern ist daher erklärtes Ziel der EU-Kommission. Sie begreift Kommunikation als den Gegenstand einer neu zu entwickelnden Policy. Europäische Öffentlichkeit durch Öffentlichkeitsarbeit? Michael Brüggemann hat Ansprüche und Realitäten der neuen Informationspolitik der EU-Kommission gegenübergestellt und erklärt die Diskrepanz. Er entwickelt ein aussagekräftiges Konzept von Informationspolitik und schlägt eine Brücke zu normativ anspruchsvollen Modellen von Öffentlichkeit.

Dr. phil. Michael Brüggemann forscht und lehrt zu Fragen internationaler und transnationaler Kommunikation am gemeinsam von Jacobs University und Universität Bremen getragenen Sonderforschungsbereich 'Staatlichkeit im Wandel'.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783531910581
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatPDF
Format Hinweis1 - PDF Watermark
FormatE107
Erscheinungsjahr2008
Erscheinungsdatum20.08.2008
Auflage2008
Seiten323 Seiten
SpracheDeutsch
IllustrationenXII, 323 S.
Artikel-Nr.1010360
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
1;Vorweg ein Dank an alle, die mir dabei geholfen haben!;6
2;Inhalt;8
3;I Einleitung;14
3.1;1 Forschungsinteresse;15
3.2;2 Grundbegriffe;17
3.3;3 Forschungslücke;18
3.4;4 Aufbau der Arbeit;21
4;II. Vermittlungsproblem EU;24
4.1;1 Die drei Ebenen des Vermittlungsproblems;25
4.2;2 Europäische Öffentlichkeit als Lösung des Problems;36
5;III Modell europäischer Informationspolitik;40
5.1;1 Demokratisches Regieren und Öffentlichkeit im Wandel;40
5.2;2 Informationspolitik zwischen Politik und Öffentlichkeit;63
5.3;3 Das Ethos einer europäischen Informationspolitik;91
6;IV Methodik;109
6.1;1 Untersuchungsdesign;110
6.2;2 Untersuchungsmethoden;112
7;V Geschichte und Gegenwart europäischer Informationspolitik;120
7.1;1 Kurze Geschichte der Informationspolitik der EU;121
7.2;2 Akteure der Informationspolitik im Mehrebenensystem;128
7.3;3 Die Informationspolitik der Kommission nach der Jahrtausendwende;140
7.4;4 Instrumente und Ressourcen der PR;151
7.5;5 Das Transparenzregime der EU;166
8;VI Fallstudie: PR für die EU-Erweiterung;178
8.1;1 Das politische Projekt Erweiterung und seine Vermittlung;179
8.2;2 Konzeption und Strukturen der PR für die EU-Erweiterung;190
8.3;3 Die PR-Aktivitäten: Wie die Erweiterung zu den Bürgern kam;200
8.4;4 Die Vermittlungsprobleme der Kommission;242
9;VII Resümee und Ausblick;265
9.1;1 Europäische Öffentlichkeit durch Öffentlichkeitsarbeit?;265
9.2;2 Paradigmenwandel europäischer Informationspolitik?;283
9.3;3 Informationspolitik und Öffentlichkeit: Potenzial und Grenzen;288
9.4;4 Agenda für die Forschung;293
10;VIII Literaturverzeichnis;298
11;IX Anhang;318
11.1;1 Dokumentation der Experteninterviews;318
11.2;2 Dokumentation der Umfragen;322
11.3;3 Dokumentation der Dokumentanalyse;325
mehr
Leseprobe
III Modell europäischer Informationspolitik (S. 39-40)

Dieses Kapitel entwickelt ein Modell zur Analyse der Informationspolitik der EU. Mit den daraus abgeleiteten Kriterien lässt sich das Potenzial der Informationspolitik der EU evaluieren, zur Genese einer europäischen Öffentlichkeit beizutragen. Die Entwicklung eines solchen Modells erfordert eine Auseinandersetzung mit dem Begriff Öffentlichkeit (Abschnitt 1) und mit dem Begriff PR (Abschnitt 2). Auf diese Basis können dann konkrete Kriterienkataloge für die empirische Analyse entworfen werden (Abschnitt 3).

1 Demokratisches Regieren und Öffentlichkeit im Wandel

Was verbirgt sich hinter dem Begriff Öffentlichkeit empirisch und normativ? In welcher Beziehung stehen Politik und Öffentlichkeit und wie hat sich diese Beziehung im Rahmen der aktuellen Veränderungen von Staatlichkeit und Mediensystem entwickelt? Dieses Kapitel widmet sich den Grundbegriffen, die den Rahmen des Konzepts Informationspolitik bilden. Öffentlich ist zunächst einmal das, was nicht geheim und nicht privat ist (Peters 1994: 43, Kleinsteuber 2004c: 601, Gerhards/Neidhardt 1991: 32). Damit enthält der Begriff Öffentlichkeit das Prinzip der offenen Zugänglichkeit.

Dies ist ein notwendiges, aber nicht hinreichendes Kriterium. Auch öffentliche Toiletten seien offen zugänglich, merkt Luhmann polemisch an (Luhmann 2004 [1995]: 184). Öffentlichkeit ist ein allgemein zugängliches Kommunikationsforum für alle, die etwas sagen, oder das, was andere sagen, hören wollen" (Neidhardt 1994: 7). Dieses Forum wird zur politischen Öffentlichkeit, wenn dort Angelegenheiten verhandelt werden, denen Relevanz für die Allgemeinheit zugeschrieben wird. Es geht um Aktivitäten mit Folgen für andere Menschen. Es geht um die res publica . Politik bezeichnet seit Aristoteles die auf die Polis bezogenen Angelegenheiten, die die Bürger als Gemeinschaft angehen. Diese Angelegenheiten mit allgemeiner Relevanz wurden wiederum im Idealmodell der griechischen Demokratie öffentlich auf der Agora verhandelt - im Gegensatz zu den Privatangelegenheiten der Bürger. In der für alle zugänglichen offenen Beratung und Entscheidung über die allgemeinen Angelegenheiten realisiert sich Demokratie.

Demokratie wird daher zuweilen als Regierung durch Diskussion" bezeichnet (Barker 1948: 60, vgl. van den Daele/Neidhardt 1996: 12). Zwischen den aufeinander bezogenen Begriffen Demokratie, Öffentlichkeit und Politik ergeben sich die folgenden drei Relationen:

(1) Politik kann öffentlich, muss aber nicht öffentlich sein. Denn Politik kann grundsätzlich auch Arkanpolitik sein, die geheim verhandelt, beschlossen und umgesetzt wird. Politische Kommunikation läuft im Arkanbereich des politischen Systems und im Raum politischer Öffentlichkeit ab (Marcinkowski 2001: 246). Öffentlichkeit [...] ist der Ort, an dem die politische Kommunikation sichtbar wird, das politische Handeln aus dem Arkanbereich des Politischen heraustritt" (Beierwaltes 2000: 58). Je mehr sich politische Kommunikation aber nur im Arkanbereich abspielt, desto weniger demokratisch ist sie. Eine solche Politik mag aus Sicht der Akteure noch government for the people 29 sein, aber ein zentraler Mechanismus, der dies sicherstellt, die öffentliche Debatte über Politik, ist außer Kraft gesetzt. Undemokratische Politik unterdrückt Meinungs- und Medienfreiheiten und weitet den Arkanbereich politischen Entscheidens so weit wie möglich aus. Aber auch in Demokratien wird immer eine Lücke zwischen den politischen Prozessen im Arkanbereich und der öffentlichen Darstellung von Politik klaffen.

(2) Öffentlichkeit kann politisch, muss aber nicht politisch sein. Öffentliche Debatten sind dann politisch, wenn sie einen Bezug zur res publica haben. Eine Debatte über Fußball kann also öffentlich sein im Sinne von allgemein zugänglich. Sie ist aber nur dann politisch, wenn es beispielsweise um die allgemeine Regelung der Sicherheit in Stadien oder den Nutzen des Fußballs für die Erziehung der Jugend geht und nicht nur um persönliche Präferenzen für bestimmte Vereine oder Trainer. Auch die Diskussion über die Grenzen dessen, was Politik und nicht reine Privatsache ist, gehört zu den Diskussionsgegenständen einer politischen Öffentlichkeit. Bis heute wird darüber gestritten, wo der Oikos aufhört und die Polis anfängt.
mehr