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Die Räuberbande

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
267 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am11.11.20131. Auflage
Dieser Erstling ist unverwüstlich - Die Räuberbande: Schillers rebellisches Jugendstück ist ihr Kultbuch, und von Karl May haben sie ihre Decknamen. Eine Gruppe Würzburger Jungen lebt ihre Träume von Freiheit und Unabhängigkeit aus - mit kleinen Beutezügen durch die königlichen Weinberge und sehr viel Phantasie. Für seinen sensationellen Debütroman erhielt Leonhard Frank 1914 den Fontane-Preis. Spannende Handlung, eine zupackende Sprache und das verblüffende Ineinander von Komik und Tragik machen ihn zum Dauerbrenner.


Leonhard Frank wurde am 4. September 1882 in Würzburg geboren. Sein Vater war Schreiner, er selbst ging zu einem Schlosser in die Lehre, arbeitete als Chauffeur, Anstreicher, Klinikdiener. Talentiert, aber mittellos, begann er 1904 ein Kunststudium in München. 1910 zog er nach Berlin, entdeckte seine erzählerische Begabung und verfaßte seinen ersten Roman, 'Die Räuberbande', für den er den Fontane-Preis erhielt. Im Kriegsjahr 1915 mußte er in die Schweiz fliehen: Er hatte Zivilcourage gezeigt und handgreiflich seine pazifistische Gesinnung kundgetan. Hier schrieb er Erzählungen gegen den Krieg, die 1918 unter dem berühmt gewordenen Titel 'Der Mensch ist gut' erschienen. Von 1918 bis 1933 lebte er wieder in Berlin, nun schon als bekannter Autor. 1933 mußte er Deutschland erneut verlassen, diesmal für siebzehn Jahre. Die Stationen seines Exils waren die Schweiz, England, Frankreich, Portugal und zuletzt Hollywood und New York. 1952, zwei Jahre nach seiner Rückkehr aus den USA, veröffentlichte er den autobiographischen Roman 'Links wo das Herz ist'. Leonhard Frank, 'ein Gentleman, elastisch, mit weißen Haaren, der in seinem langen Leben alles gehabt hat: Hunger, Entbehrung, Erfolg, Geld, Luxus, Frauen, Autos und immer wieder Arbeit' (Fritz Kortner), starb am 18. August 1961 in München.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR23,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextDieser Erstling ist unverwüstlich - Die Räuberbande: Schillers rebellisches Jugendstück ist ihr Kultbuch, und von Karl May haben sie ihre Decknamen. Eine Gruppe Würzburger Jungen lebt ihre Träume von Freiheit und Unabhängigkeit aus - mit kleinen Beutezügen durch die königlichen Weinberge und sehr viel Phantasie. Für seinen sensationellen Debütroman erhielt Leonhard Frank 1914 den Fontane-Preis. Spannende Handlung, eine zupackende Sprache und das verblüffende Ineinander von Komik und Tragik machen ihn zum Dauerbrenner.


Leonhard Frank wurde am 4. September 1882 in Würzburg geboren. Sein Vater war Schreiner, er selbst ging zu einem Schlosser in die Lehre, arbeitete als Chauffeur, Anstreicher, Klinikdiener. Talentiert, aber mittellos, begann er 1904 ein Kunststudium in München. 1910 zog er nach Berlin, entdeckte seine erzählerische Begabung und verfaßte seinen ersten Roman, 'Die Räuberbande', für den er den Fontane-Preis erhielt. Im Kriegsjahr 1915 mußte er in die Schweiz fliehen: Er hatte Zivilcourage gezeigt und handgreiflich seine pazifistische Gesinnung kundgetan. Hier schrieb er Erzählungen gegen den Krieg, die 1918 unter dem berühmt gewordenen Titel 'Der Mensch ist gut' erschienen. Von 1918 bis 1933 lebte er wieder in Berlin, nun schon als bekannter Autor. 1933 mußte er Deutschland erneut verlassen, diesmal für siebzehn Jahre. Die Stationen seines Exils waren die Schweiz, England, Frankreich, Portugal und zuletzt Hollywood und New York. 1952, zwei Jahre nach seiner Rückkehr aus den USA, veröffentlichte er den autobiographischen Roman 'Links wo das Herz ist'. Leonhard Frank, 'ein Gentleman, elastisch, mit weißen Haaren, der in seinem langen Leben alles gehabt hat: Hunger, Entbehrung, Erfolg, Geld, Luxus, Frauen, Autos und immer wieder Arbeit' (Fritz Kortner), starb am 18. August 1961 in München.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841207036
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum11.11.2013
Auflage1. Auflage
Seiten267 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1329293
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Zweites Kapitel

Das war plötzlich gekommen. Mit den Räubern gleichalterige vierzehnjährige Lehrjungen hatten aus der Kneipe der Witwe Benommen heraus über die Bande gelacht, die geschlossen vorbeigegangen war. Der Schreiber machte den Vorschlag, auch in die Kneipe zu gehen, was bis jetzt für verächtlich und der Räuber unwürdig gegolten hatte, jedoch einem schon lange zurückgedrängten Wunsche entgegengekommen war. Seitdem hatten die Räuber viele Stunden in den Kneipen verbracht, und es galt für eine Ehre, betrunken zu sein. Des Schreibers Ansehen wuchs, denn er war mit ganzer Seele dabei und immer betrunken. Die Zusammenkünfte im »Zimmer« wurden zum Entsetzen Oldshatterhands nicht mehr ganz regelmäßig eingehalten.

Die Räuber lagen auf dem Schloßbergrasen in der Sonne und warteten auf den Bleichen Kapitän. Winnetou kaute nachdenklich Gras.

Der Bleiche Kapitän stieg langsam den Schloßberg hinauf; er hatte ein schmutziges Karl-May-Buch ohne Einbanddecke in der Hand. Eine Weile blickte er schweigend und gespannt auf die Räuber hinunter. »Was glaubt ihr, das passiert ist? Das hätt ich niemals gedacht Winnetou ist erschossen worden.«

»Oh, halt doch's Maul.«

»Da hockt er ja«, sagte der Schreiber lachend und deutete auf Winnetou.

»Ich meine doch den wirklichen Winnetou in den Karl-May-Büchern«, rief der Bleiche Kapitän wütend.

»Winnetou ist tot?« fragte Winnetou leise. »Das ist nicht möglich. Wie soll denn das passiert sein?«

»No, ein paar hundert ich glaub, gegen fünfhundert Siouxindianer gegen Winnetou allein! Er ist halt in einer Höhle überrascht worden, die nur einen Ausgang hatte Von sechzig bis siebzig Pfeilen ist er tödlich getroffen worden, weil die Feigling nur immerzu in die Höhle geschossen ham. Hinein hat sich ja keiner getraut.«

»Ja, aber wo war denn Oldshatterhand derweil? Wie konnt er denn in so einem Augenblick nit da sein?« fragte Winnetou erregt.

Oldshatterhands Blicke und die aller anderen Räuber waren auf den Bleichen Kapitän geheftet.

»Das ist's ja! Der war grad gefangen. Er hat aber schon so was geahnt und hat sich befreit vom Marterpfahl Und dann hat er eine ganz unglaubliche Leistung vollbracht, sag ich euch Tag und Nacht ist er in einem fort geritten Er ist überhaupt schon nimmer geritten, sondern geflogen auf seinem Rih. Und ist halt doch grad um ein paar Augenblick zu spät gekommen. In Oldshatterhands eigenen Armen ist Winnetou ein paar Minuten danach gestorben Die letzten Worte Winnetous müßt ihr les Ich mag ja gar nix sag Es heißt: Hundertmal hast du mir das Leben gerettet, mein roter Bruder Winnetou, und jetzt muß ich zu spät kommen Oldshatterhand hat sogar geweint.«

Die Räuber saßen stumm, mit glänzenden Augen, die den Wilden Westen sahen, die Höhle, in der Winnetou verschieden war.

Oldshatterhand sah eine endlose Reihe wildbemalter Siouxindianer durch die sonnenfunkelnde Prärie galoppieren aber am äußersten Ende, da wo Prärie und Himmel sich berührten, stand die Räuberbande, ein kleiner, schwarzer Punkt schußbereit.

»Da kann man jetzt nix mehr mach«, sagte der Bleiche Kapitän und reckte sich auf. »Aber fürchterliche Rache hat er geschworen.«

»Leih mir das Buch bis morgen«, bat Winnetou.

»Das geht auf kein Fall. Ich hab's selber noch nit ausgelesen«, wehrte der Bleiche Kapitän ab.

»Morgen früh geb ich dir's wieder zurück.«

»Morgen früh muß ich's ja schon abliefern, sonst muß ich vier Pfennig mehr Leihgebühr bezahl Höchstens müßt du's gleich les Wir gehn jetzt in die Weinwirtschaft Zum Lochfischer. Kommst halt nach, wennst's ausgelesen hast.«

Winnetou griff nach dem Buch.

Die Räuber stiegen den Schloßberg hinunter. Die Sonne war untergegangen.

Der Schreiber trug unter jedem Arm einen hohen Röhrenstiefel, die Herr Widerschein vorgeschuht hatte. Bei dem Hause des säbelbeinigen Polizeiwachtmeisters blieb er stehen. »Ich muß erst die Stiefel vom Wachtmeister nauf trag. Wartet halt auf mich. Ich bin gleich wieder da Geh mit«, sagte er zum König der Luft.

»Hn!«

»Der frißt dich doch nit.«

»Also hopp. Also wenn du meinst.«

»Glaubst du, daß von den Siouxfeiglingen noch ein paar übrig sind, bis wir nüberkommen?« fragte der König der Luft auf der Treppe.

Der Schreiber schubste die Röhrenstiefel höher zur Achselhöhle. »Das ist fraglich Mein Lieber, wenn Oldshatterhand einmal blutige Rache geschworen hat, dann wird sicher höchstens einer von den Sioux übrigbleiben Du weißt ja, wie das bei Karl May immer war.«

» Verlangst du mehr für die Stiefel?«

»Sei doch still.«

Der Wachtmeister öffnete selbst die Türe. Er hatte sich's bequem gemacht. Sein Uniformrock hing über dem Stuhle, die meterlange Pfeife lehnte in der Kanapee-Ecke. Der blaue Tabakrauch stieg vom Mundstück weich in die Höhe zum säbelschwingenden Türken zu Pferd, der goldgerahmt über dem Kanapee hing.

»Grüß Gott, Herr Wachtmeister. Mein Vater hat gesagt, drei Mark neunzig kosten die Stiefel.«

Der König der Luft war bei der Türe stehengeblieben und schnalzte nervös mit den Daumen.

»Schon fertig?« Der Wachtmeister trat aus dem Pantoffel, stieg in die lange Röhre hinein und zog und zerrte an den Stulpen. Sein Gesicht lief blaurot an. Dabei preßte er hervor: »Drei Mark neunzig?«

»Ja, soviel kosten sie, hat mein Vater gesagt.« Der König der Luft blickte starr vor sich hin.

Der Wachtmeister ging, an einem Fuß den Pantoffel, am andern den Röhrenstiefel, im Zimmer auf und ab und blickte prüfend zur Decke, schlenkerte das bestiefelte Bein, beugte sich hinab, drückte mit dem Daumen auf das Oberleder. »Die sind wieder fest beisammen Richt einen schönen Gruß aus an dein Vater«, sagte er und zog den Geldbeutel.

»Jetzt muß ich erst die drei Mark vierzig heimtrag«, sagte der Schreiber auf der Treppe. »Die fünfzig Pfennig mehr schaden dem nix Er is ja Junggesell. Der hat sogar Geld auf der Sparkasse.«

»Warum hast denn nit noch zwanzig Pfennig mehr verlangt.«

»Was glaubst denn, da wär er drauf komme.«

»Hättst halt sag soll, dei Vater hätt dir aufgetragen, die Füß vom Wachtmeister seien zu groß da brauchet man mehr Leder.«

»Ich hab doch heut schon vier Paar Stiefel fortgetragen Im ganzen hab ich eine Mark siebzig dran verdient.«

»Hn!«

»Eine Mark siebzig.«

»Eigentlich ein ganz schöner Verdienst.«

»Geb halt das Geld erst später dein Vater«, drängte der Bleiche Kapitän vor dem Hause. » Du mußt von vorne anfangen, dann siehst du selber, daß eine Rettung absolut nit möglich war«, sagte er zu Winnetou, der stehend las. »Also, jetzt gehen wir zum Lochfischer Komm aber, wennst's ausgelesen hast!« rief er Winnetou nach, der »Ja, ja, sicher!« rief und weiterlesend langsam in der Richtung seiner Wohnung ging.

Vor seiner Haustüre schob Winnetou das Buch zwischen Hemd und Brust und wollte in sein Zimmer schleichen.

Die Mutter öffnete die Türe der guten Stube und rief streng: »Da komm mal her!« Sie war eine hagere Frau mit dunklen Augen. Ein silberner Christus baumelte an ihrer Brust.

Der junge Kaplan, mit gesundroten Flecken unter den hervorstehenden Backenknochen, saß, wie immer in seiner freien Zeit, auf dem Kanapee neben der blassen, schönen Schwester Winnetous. Kaffee, Kuchen, Likör standen auf dem Tisch.

»Wo hast du das Buch!« rief die Mutter. Winnetou blickte verwirrt auf die Heiligenbilder, die an allen Wänden hingen.

»Weißt du nicht, was man zu tun hat, wenn man eintritt!«

Winnetou ging zum Weihwasserkessel bei der Türe, tauchte die Finger ein und schlug das Kreuz.

»Nun?«

Zögernd ging er zum Kaplan und gab ihm die Hand. »Gelobt sei Jesus Christus.«

»In Ewigkeit, Amen Was ist es denn für ein Buch?« fragte der Kaplan und nippte vom Likör.

» Wirst du dem Herrn Kaplan Antwort geben! Hochwürden verzeihen.« Sie tastete Winnetou ab und zog das Buch hervor.

Der Kaplan blätterte im Buch und las vor: »Oldshatterhands Eisenfaust hatte die Rothaut getroffen. Ohne einen Laut von sich zu geben, sank der rote Mann tot zu Boden.«

Winnetous blasse Schwester sah still vor sich hin.

»Solche Lektüre darf man Kindern nicht in die Hände geben, Frau Steinbrecher Denken Sie an die entwendete Schultinte.«

Frau Steinbrecher wurde blutrot. »Von wem hast du das Buch!«

»Vom Bleichen von Oskar Benommen.«

Die Mutter legte das Buch neben die Mutter Gottes auf die gehäkelte Decke, welche über die polierte Kommode gebreitet war. »Morgen gehe ich mit dem Buch zu Frau Benommen Vorwärts!«

Winnetou sah seine Mutter entsetzt an.

»Wird's bald!«

Langsam ging er zur Kommode, nahm aus der Schublade ein Lineal aus Eichenholz und reichte es der Mutter. Scham verdunkelte Winnetou den Blick; das Blut war ihm hinter die Augen getreten, als er die Hand vorstreckte.

»Jetzt komm!« rief die Mutter nach der Züchtigung und führte ihn am Arm hinaus, hinauf in sein Zimmer. Ihr Gesicht war weiß, die Augen schwarz geworden. Plötzlich schlug sie Winnetou ins Gesicht und verließ wortlos das Zimmer. Die Türe verschloß sie hinter sich.

Der Kaplan spielte mit den weißen Fingern von Winnetous Schwester, die zart errötend ihm die Hand überließ.

Als die Mutter eintrat, nippte er vom Likör.

Winnetou saß auf dem Bett, seine Scham hatte sich zu Entsetzen gesteigert. Zugleich empfand er so heftigen...
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Leonhard Frank wurde am 4. September 1882 in Würzburg geboren. Sein Vater war Schreiner, er selbst ging zu einem Schlosser in die Lehre, arbeitete als Chauffeur, Anstreicher, Klinikdiener. Talentiert, aber mittellos, begann er 1904 ein Kunststudium in München. 1910 zog er nach Berlin, entdeckte seine erzählerische Begabung und verfaßte seinen ersten Roman, "Die Räuberbande", für den er den Fontane-Preis erhielt. Im Kriegsjahr 1915 mußte er in die Schweiz fliehen: Er hatte Zivilcourage gezeigt und handgreiflich seine pazifistische Gesinnung kundgetan. Hier schrieb er Erzählungen gegen den Krieg, die 1918 unter dem berühmt gewordenen Titel "Der Mensch ist gut" erschienen. Von 1918 bis 1933 lebte er wieder in Berlin, nun schon als bekannter Autor. 1933 mußte er Deutschland erneut verlassen, diesmal für siebzehn Jahre. Die Stationen seines Exils waren die Schweiz, England, Frankreich, Portugal und zuletzt Hollywood und New York. 1952, zwei Jahre nach seiner Rückkehr aus den USA, veröffentlichte er den autobiographischen Roman "Links wo das Herz ist". Leonhard Frank, "ein Gentleman, elastisch, mit weißen Haaren, der in seinem langen Leben alles gehabt hat: Hunger, Entbehrung, Erfolg, Geld, Luxus, Frauen, Autos und immer wieder Arbeit" (Fritz Kortner), starb am 18. August 1961 in München.