Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Das Weihnachtsmarktwunder

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
144 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am30.10.20151. Auflage
Damals, als noch richtig Weihnachten war ... Ein kleines, verschneites Dorf im Erzgebirge zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Der 15-jährige Martin freut sich in diesem Jahr besonders auf das bevorstehende Weihnachtsfest: Er darf zum ersten Mal mit nach Dresden fahren, wo ein Händler das kunstvoll geschnitzte Holzspielzeug der Familie auf dem sagenhaften Striezelmarkt verkauft. Doch der Händler erreicht das entlegene Dorf in diesem Jahr nicht, und Martins Vater liegt krank darnieder. Eine Katastrophe für die Familie: Nur auf dem Weihnachtsmarkt in der Stadt kann die Arbeit eines ganzen Jahres Käufer finden. Da fasst Martin einen mutigen Entschluss: Er macht sich mit vollbeladenem Schlitten alleine auf den Weg nach Dresden ... Eine herzerwärmende Geschichte, die ein traditionsreiches Handwerk und eine der schönsten Städte Deutschlands in weihnachtlichem Licht erstrahlen lässt.

Ralf Günther wurde 1967 in Köln geboren. Als Buch- und Drehbuchautor entwickelte er Kinderserien fürs Fernsehen und schrieb historische Romane. «Der Leibarzt», sein Debüt, wurde ein Bestseller. Es folgten unter anderem «Das Weihnachtsmarktwunder» sowie «Als Bach nach Dresden kam». Ralf Günther lebt in der Nähe von Dresden.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDamals, als noch richtig Weihnachten war ... Ein kleines, verschneites Dorf im Erzgebirge zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Der 15-jährige Martin freut sich in diesem Jahr besonders auf das bevorstehende Weihnachtsfest: Er darf zum ersten Mal mit nach Dresden fahren, wo ein Händler das kunstvoll geschnitzte Holzspielzeug der Familie auf dem sagenhaften Striezelmarkt verkauft. Doch der Händler erreicht das entlegene Dorf in diesem Jahr nicht, und Martins Vater liegt krank darnieder. Eine Katastrophe für die Familie: Nur auf dem Weihnachtsmarkt in der Stadt kann die Arbeit eines ganzen Jahres Käufer finden. Da fasst Martin einen mutigen Entschluss: Er macht sich mit vollbeladenem Schlitten alleine auf den Weg nach Dresden ... Eine herzerwärmende Geschichte, die ein traditionsreiches Handwerk und eine der schönsten Städte Deutschlands in weihnachtlichem Licht erstrahlen lässt.

Ralf Günther wurde 1967 in Köln geboren. Als Buch- und Drehbuchautor entwickelte er Kinderserien fürs Fernsehen und schrieb historische Romane. «Der Leibarzt», sein Debüt, wurde ein Bestseller. Es folgten unter anderem «Das Weihnachtsmarktwunder» sowie «Als Bach nach Dresden kam». Ralf Günther lebt in der Nähe von Dresden.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644313514
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum30.10.2015
Auflage1. Auflage
Seiten144 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1620 Kbytes
Artikel-Nr.1699462
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Seit dem Beginn der Adventszeit schlüpfte Martin mit einem Messer und einem Holzstecken ins Bett. Der Stecken war ein Kerbholz. Das war seine Art, die Tage bis zum Fest zu zählen. Doch an diesem Abend tastete er vergeblich nach dem Holz.

Martin suchte unter den Decken und in den Ritzen des Rahmens, suchte zwischen den Sägespänen, mit denen der Bettkasten gefüllt war, und auch unter dem Bett. Er überlegte, wo er den Stecken verloren haben könnte. Auf seinem Gang durchs Dorf, als er die Butter vom Bauern geholt hatte? Oder in der Werkstatt? Durchs Dorf konnte er jetzt, bei Nachtwind und Wintersturm, ohnehin nicht mehr laufen. Also blieb nur die Werkstatt zum Nachschauen.

Mit knöchellangem Nachthemd bekleidet, hüpfte Martin die Holzstufen hinunter. Die Dielen knarrten bei jedem Schritt. Aus der Stube hörte er die Stimmen seiner Eltern. Die Tür stand einen Spaltbreit offen, und Martin rührte sie nicht an. Die Eltern wären nur unnötig besorgt, wenn er ihnen sagte, dass er noch einmal hinausging. Und warum sollte er, schließlich war er «fast schon groß», wie es seine kleine Schwester Line auszudrücken pflegte. Er schlüpfte in die Holzpantinen des Vaters, die, noch viel zu groß für Martins Füße, an der Türschwelle standen. Dann löste er den hölzernen Riegel und schob die Tür auf. Mit ganzer Kraft musste er sich dagegenstemmen, denn der Wind tobte über die schneebedeckten Erzgebirgshänge, bog die Wipfel der Fichten so weit hinab, dass sie sich vor Martin zu verbeugen schienen, und hämmerte, als begehrte er Einlass, mit geballter Faust gegen die windschiefen Häuser des Dorfes. Das Hemd flatterte um Martins Körper, die Schneeböen umwirbelten ihn, und er lief, so schnell es in den Holzschuhen und über den Eisboden nur ging, hinüber zur Werkstatthütte.

Plötzliche Stille empfing ihn, als er die Tür aufschob. Nur die Schindeln auf dem Dach klapperten, wenn eine Windböe hineinfuhr. Obwohl hier die Arbeit eines Jahres lagerte, war die Tür nicht verschlossen. Die Dorfbewohner vertrauten einander. Hier oben, im kargen Gebirge, wo es nicht viel mehr zum Leben gab als die Hand in den Mund, rückten die Menschen eng zusammen.

An der langen Seite stand - furchterregend und doch harmlos wie ein ausgestopfter Wachhund - die Drechselbank. Den ganzen Sommer über hatte ihr Lied hier geklungen, das rhythmische Stampfen und Bollern des Schwungrads, begleitet vom leisen Sirren des Spans, wenn der Vater ihn mit sachtem Fingerdruck aus dem Holz grub. Für Martin grenzte es immer noch an Zauberei, wie sich ein daumenbreites Stück Holz, gespalten von einem kreisrunden, glatten Reifen, in den der Vater nur ein paar umlaufende Rillen geschnitten hatte, plötzlich in ein Pferd verwandelte. Oder in eine Kuh, eine Ziege, ein Schaf. Oder - und das war hier im Dorf die größte Sensation - in einen Elefanten!

Wenn der Vater das Stück vom Drechselreifen gespalten hatte, musste das Tier zwar noch beschnitten und bemalt werden, aber seine Konturen waren bereits gut erkennbar. Seit ein paar Jahren schon durfte Martin beim Schnitzen helfen, Line und die Mutter hingegen waren geschickte Malerinnen. Diesen Sommer hatten sie sogar damit begonnen, die Holztiere mit kleinen Stoffstücken und echtem Fell zu verzieren. Das war Lines Idee gewesen. So klein sie auch war, Ideen hatte sie, das musste man ihr lassen. Die Tiere sahen nun noch lebensechter aus. Auf einige Pferde hatten sie mit Leim kleine Sättel und Zaumzeug geklebt. Aus Lederabfällen vom Dorfschuster. Martin liebte ihre Spielzeugfiguren. Am liebsten hätte er sie allesamt behalten ...

Er spürte, wie ihm allmählich kälter wurde. Der Schutz vor dem Wind hatte die Bretterhütte im ersten Moment warm und heimelig erscheinen lassen, tatsächlich war es hier so kalt wie draußen. Der Atem zeichnete Wölkchen in die Luft. Seit dem späten Herbst hatte der Vater die Arbeit in die Stube des Wohnhauses verlegt. Zwei Gebäude zu heizen, dafür langte das Holz nicht. Martin ließ den Blick über die Spankisten gleiten. Drei Dutzend, gestapelt bis unter die Decke. Nachdem die Farbe getrocknet war, hatte der Vater das Spielzeug in Kisten gepackt und Martin die Hohlräume mit Spänen ausgestopft. Der Geruch war ihm seit frühesten Kindertagen vertraut. Es war nicht der trockene, harzige der Fichten, den man aus dem Wald kennt, sondern ein süßlicher. Das Fichtenholz musste gewässert werden, damit man es zu kreisrunden Reifen biegen und in die Drechselbank einspannen konnte. So lagen die Stämme im Mühlteich, wochenlang, monatelang. Das machte den Geruch süß wie Honig und auch ein wenig faulig. Die Kräuselspäne, die wie Schnee von der Drechselbank rieselten, waren Martin schon als Kind das Liebste gewesen. Und das singende Schleifgeräusch, wenn der Vater sie mit dem Beitel vom Holz schnitt. Man konnte sie ins Bett legen, um weicher zu liegen, man konnte sich mit Leim einen Schnurrbart daraus ankleben, man konnte versuchen, sie gerade zu ziehen. Doch ebenso gut konnte man versuchen, den Mond mit einem Stein zu treffen. Die gekräuselten Drechselspäne waren - einmal trocken - einfach nicht mehr zu entkräuseln. An Winterabenden konnte man die Öfen damit zum Glühen bringen, denn im trockenen Zustand brannten sie wie Zunder. Und mit den breiten Streifen, die vom Hobeln übrig blieben, bauten sie Kisten und Kästen. Diese Spankisten waren so leicht, dass man sie an einem Finger tragen konnte.

Bündeln, Binden, Stapeln - das war die Arbeit dieses Tages gewesen, damit der Handelsagent sie am nächsten ohne große Mühe mitnehmen konnte. Doch nicht nur die Kisten würde er in diesem Jahr auf sein Fuhrwerk laden. Der Vater hatte seinem Sohn im letzten Jahr ein Versprechen gegeben, und das war der Grund, warum Martin sein Kerbholz jetzt so arg vermisste. Er kniff die Augen zusammen, um im Dunkeln besser sehen zu können, und suchte den Boden ab.

Da lag es! Beim Kistenstapeln musste es ihm am Nachmittag aus der Tasche gerutscht sein. Martin hob es auf und fuhr mit dem Finger über die Kerben. Bei achtzehn hörte er auf zu zählen. Ein wenig Platz war noch auf dem Holz. Er nahm das Messer heraus und schnitt die neunzehnte Kerbe. Neunzehn dieser düsteren Tage hatte der Dezember schon aufgezehrt. Bald war es so weit, und das heilige Fest würde die Dunkelheit aus den Häusern jagen. Doch vorher wartete noch ein großes Abenteuer auf ihn!

Am nächsten Morgen trat Vater Moscherosch mit besorgtem Blick vor die Tür. Seit dem November lag Schnee. Nicht viel, die Wege waren schon wieder freigetrampelt. Aber der richtige Winter stand ja noch bevor - wenn man an der Hangseite über den Misthaufen aus dem Haus kraxeln musste, weil der Wind den Schnee eine Nacht lang vor die Tür geblasen und aufgehäuft hatte.

Gedankenverloren stand er da und starrte auf das Geäst des Apfelbaums. Vor wenigen Monaten noch war der Baum gespickt gewesen mit herrlich rotwangigen Früchten. Nun stand er da wie tot. Wenn der Wind in die Äste fuhr, zitterten sie nur, so starr waren sie. Kein Vergleich zum Sommer, wo das Rauschen der Blätter niemals abebbte.

Der Vater wandte sich ab vom Baumgerippe und schlug sich mit den Armen die Kälte vom Leib. Dann hielt er die Nase in die Luft. Sah die Straße hinauf und hinunter. Grummelte etwas in seinen Vollbart, der an einigen Stellen schon ergraut war, dann kam er zurück in die Hütte. Gesenkten Kopfes trat er in die Stube und schloss die Tür. Den fragenden Blick der Mutter erwiderte er mit einem traurigen Kopfschütteln. Die Stimmung gefror.

Martin wusste, was die Eltern bedrückte. Vater hielt nach dem Handelsagenten Ausschau. Der hatte dafür zu sorgen, dass die kunterbunten Tiere, die sie übers Jahr hergestellt hatten, nach Dresden gelangten. In die Stadt, wo Holzspielzeug, das sich hier in jeder Hütte bis unter die Decke stapelte, etwas Seltenes und Wertvolles war - fast so wertvoll wie Diamanten. So jedenfalls stellte Martin sich das vor.

Dem Agenten fiel in diesem Handel eine ganz entscheidende Rolle zu. Er allein kannte den Weg durchs Gebirge - über Schneeberg und Dippoldiswalde, so hatte Martin gehört -, er allein kannte auch den Ort, wo die Stadtmenschen sich versammelten, um sich um das knappe Spielzeug zu zanken: den sagenhaften Dresdner Striezelmarkt!

Ohne den Agenten - das hatte selbst Line verstanden - ohne den Agenten waren sie nichts. Wer sonst sollte ihnen hier das Spielzeug abkaufen, wo jeder kistenweise davon herumstehen hatte? Und bevor Menschen aus der Stadt sich hierher verirrten, würde der Dorfbach anfangen bergauf zu fließen ...

Als der Vater in der frühen Abenddämmerung erneut vor die Hütte trat, um seine Blicke die Straße hinauf und hinunter wandern zu lassen, zog sich Martin die Fellweste über und gesellte sich zu ihm. Eine Weile schwiegen sie in stiller Eintracht. Dann holte Martin tief Luft. «Vater», sagte er bangend.

«Mmh», grummelte der Vater.

«Weißt du noch, was du mir versprochen hast? Im letzten Jahr?»

«Mmmmh.»

«Soll ich mein Bündel schon holen?»

Der Vater sah ihn lange an. «Du willst also unbedingt in die Stadt?»

Martin nickte tapfer.

Vater Moscherosch wandte sich um und sah mit leerem Blick die Straße hinauf, bis ans obere Ende des Dorfes. «Wenn er denn kommt», murmelte er.

Martin glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen. «Warum sollte er nicht kommen?»

Der Vater schwieg, und für Martin war diese Möglichkeit so unerhört, dass er etwas sagen musste, gegen die Leere in seinem Kopf. «Er muss doch kommen! Was sollen wir denn sonst mit...
mehr

Autor

Ralf Günther wurde 1967 in Köln geboren. Als Buch- und Drehbuchautor entwickelte er Kinderserien fürs Fernsehen und schrieb historische Romane. «Der Leibarzt», sein Debüt, wurde ein Bestseller. Es folgten unter anderem «Das Weihnachtsmarktwunder» sowie «Als Bach nach Dresden kam». Ralf Günther lebt in der Nähe von Dresden.