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Die Nacht ist unser Haus

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am11.03.2019
Manchesters Unterwelt ist hart, unnachgiebig und wird seit jeher von Männern dominiert. In dieser feindseligen Umgebung muss Donna einen kühlen Kopf bewahren - für sich und für ihre Gang. Doch als ihre beste Freundin erschossen wird und eine kleine Tochter hinterlässt, steht Donna plötzlich vor der Entscheidung: Was wird sie geben, um Carlas Tod zu sühnen?

Jules Grant lebt in Manchester. Sie hat in London Kreatives Schreiben studiert und als Rechtsanwältin gearbeitet, bevor sie mit 'Die Nacht ist unser Haus' ihren ersten Roman veröffentlichte.
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Produkt

KlappentextManchesters Unterwelt ist hart, unnachgiebig und wird seit jeher von Männern dominiert. In dieser feindseligen Umgebung muss Donna einen kühlen Kopf bewahren - für sich und für ihre Gang. Doch als ihre beste Freundin erschossen wird und eine kleine Tochter hinterlässt, steht Donna plötzlich vor der Entscheidung: Was wird sie geben, um Carlas Tod zu sühnen?

Jules Grant lebt in Manchester. Sie hat in London Kreatives Schreiben studiert und als Rechtsanwältin gearbeitet, bevor sie mit 'Die Nacht ist unser Haus' ihren ersten Roman veröffentlichte.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641215347
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum11.03.2019
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse848 Kbytes
Artikel-Nr.3400262
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

November 2008

Ich komme gleich zur Sache, weil, wie heißt es so schön? Gibt nichts Erbärmlicheres als Abschiedssex. Und ganz ehrlich, irgendwie tut´s mir immer noch leid; Louise kommt gerade erst schluchzend wieder runter, dabei bin ich schon halb zur Tür raus.

Als ich unten auf der Straße erleichtert ausatme, kommt aus der Gasse neben dem Haus plötzlich Mina angedackelt und steuert breit lächelnd auf mich zu.

He Donna, wie geht´s?

Ich bin kurz angebunden, he Mina, alles klar?, und dann mache ich mich auf den Weg, vorbei an dem ausgebrannten Fiesta, doch Mina geht mir hinterher, und als ich gerade den Glasscherben ausweiche, hakt sie sich einfach bei mir unter. An sich habe ich nichts dagegen, insgeheim finde ich´s sogar irgendwie süß, wie sie so zu mir hochschaut mit ihren großen, wilden Augen, aber sie geht mit Carla, zeitweise zumindest, und noch mehr Frauenstress kann ich momentan echt nicht gebrauchen.

Ich werfe extra keinen Blick über die Schulter, falls Louise uns beobachtet, aber ehrlich gesagt fühle ich mich schon wieder ganz gut - so, als würde gleich was passieren. Die kalte Luft brennt in meiner Lunge wie ´n Hustenbonbon. Mina lächelt, schöne Zähne hat sie, gerade und weiß. Ich greife nach ihrer Hand. Komm, sage ich, wir verschwinden.

Okay, geschickt ist das nicht, aber wir sind jetzt hinterm Fozzie´s im Hof zwischen den Mülltonnen, unter dem eisblau leuchtenden EXIT-Schild, und ich drücke sie gegen die Wand und beiße ihr in die Lippe, als könnte ich gar nicht genug kriegen von ihrer glatten, zarten Haut. Gerade denke ich mir noch, hör lieber auf, bevor das Ding aus dem Ruder läuft, da schiebt sie meine Hand zwischen ihre weichen, warmen Schenkel, der Magen sackt mir in die Kniekehlen, und mein Verstand setzt aus.

Hinterher steckt sie sich ´ne Kippe an und lehnt sich zurück, ihre Bluse steht offen. Mein Arm ist ganz taub, weil ich sie festhalten musste, und alles schmeckt noch immer nach ihrem Salz. Kein Wort zu Carla, sagt sie.

Wo denkt die Kleine hin?

Und eigentlich schulde ich ihr keine Erklärung, aber irgendwie muss sich dieser Tag doch wieder auf Spur bringen lassen, also weiche ich ihrem Blick aus und starre auf den Boden. Keine Angst, Babygirl, war nur ´n Ausrutscher.

Dann hebe ich den Kopf, sie schaut mir in die Augen, und da hinten am Horizont braut sich ein Sturm zusammen, der geradewegs Kurs auf mich nimmt.

Ja genau, sagt sie. Und lächelt noch mal breit.

Erst später, als wir im Fozzie´s Scotch trinken, Hähnchen futtern und kichernd dabei zusehen, wie Marta sich an eine Gooch-Schnitte ranmacht, schaut Carla mich an und fragt: Und?

Ich weiß, das heißt, komm erzähl, was war los - ich hoffe nur, sie meint mit Louise. Vorbei, sage ich, den Mund voller Dumplings.

O Mann, sagt Carla, war bestimmt ´n Drama.

Ich zucke mit den Schultern, aber dann muss ich wieder an Mina denken, wie glitschig sie war und wie lange sie gezittert hat und dass ich ihr den Mund zuhalten musste, damit sie nicht losschreit. Ich trete gegen die Fußleiste. Ich will nicht drüber reden, brumme ich.

Carla lächelt und zwinkert jemandem hinter mir zu. Ich drehe mich um. Marta lehnt sich gerade vor, mit dem Rücken zu uns, ein neues Opfer zwischen sich und der Bar. Das Mädel bemerkt Carlas Zwinkern und lächelt zurück.

Im selben Moment runzelt Carla die Stirn. Was ´s denn los mit dir?

Doch bevor ich etwas erwidern kann, haut sie mir auf die Schulter, und ich folge ihrem Blick zum Eingang, wo auf einmal Fatboy und dieses fette Schwein Mouse im Türrahmen stehen. Instinktiv taste ich nach meinem Messer und weiß, dass Carla gerade dasselbe tut. Was soll der Scheiß?

Aber Carla hört gar nicht hin. Was will der Wichser hier, zischt sie kaum hörbar, ohne den Blick von der Tür abzuwenden.

Da kommt Fatboy mit großen Schritten auf uns zu, Hände in den Jackentaschen, und zieht eine Fresse, als hätte gerade jemand seine Alte in den Arsch gefickt. Ich werfe Carla aus dem Augenwinkel einen Blick zu. Du hast doch nicht ...?

Aber es bleibt keine Zeit für Diskussionen, denn während ich noch überlege, was das mit der Jacke soll, fährt Fats eine knochige Hand aus und packt Carla unsanft am Shirtkragen. Ich schnelle hoch und ziehe mein Messer.

Carla weicht zurück, und ihr Stuhl kippt um, wie aus dem Nichts erscheinen Sonn und Lise, und dann bauen wir uns zu viert vor Fats auf.

In dem Moment mischt Deej sich ein: He Ladys, seid doch so gut und klärt das vor der Tür.

Als Fats ihr daraufhin einen giftigen Blick zuwirft, schnappe ich mir seine Hand und verdrehe ihm ruckzuck den Arm hinterm Rücken, mit der anderen Hand halte ich ihm die Klinge direkt unters Auge. Sein Messer trete ich zur Seite, und dann bin ich ganz nah an seinem Ohr. Da hat sich wohl jemand verirrt, sage ich mit einem Grinsen.

Wenn´s Girl-on-Girl-Stress gibt, hört alles auf Carla und mich, also sagen meistens auch wir an, was läuft. Ansonsten sollen die Männer ihr eigenes Ding machen, und abgesehen von den Darts, die uns seit Operation Balboa die Stange halten, gehen wir einander aus dem Weg. So lauten die Regeln, und im Großen und Ganzen halten sich auch alle dran. Wenn also zwei Cheetahs einfach so in ´ner Darts-Bar aufkreuzen, geht das absolut nicht in Ordnung. Wer´s drauf ankommen lässt, ist zum Abschuss freigegeben, da kennen wir nichts. Sogar, wenn eine von uns tatsächlich deine Alte geknallt hat, und langsam frage ich mich ernsthaft, was Carla sich bei der Nummer gedacht hat.

Jedenfalls liegt das Fozzie´s in Ashton, und Ashton gehört ganz klar zu unserem Einzugsgebiet. Fatboy muss also gewusst haben, worauf er sich einlässt, als er sich hier auf die Suche nach Carla gemacht hat. Am liebsten würde ich ihm eins mit der Klinge verpassen, direkt unterm Auge, zum Andenken. Verstohlen riskiere ich einen Blick nach hinten, aber die Tür ist nur noch ein großes Loch, das hinaus in die Nacht führt, und von dem Volltrottel Mouse fehlt jede Spur.

Was fällt dir ein, dich hier blicken zu lassen?, frage ich.

Keine Antwort. Null. Nada. In dem Moment weiß ich Bescheid: Diese Aktion hat niemand abgesegnet, und man sieht Fatboy an, dass ihm auf einmal die Düse geht. Unwillkürlich muss ich lachen. He Girls, auf geht´s.

Die Old Road runter, und da kommt auch schon der Parkplatz bei der Mühle, regennass und überwuchert von Unkraut. Der Lieferwagen holpert über die Schlaglöcher, Carla hält vor dem Eingang, und ich steige aus. In der Ferne blinken die Straßenlampen und hört man die Autos im Regen dahinrauschen. Ich strecke der Nacht das Gesicht entgegen, die Tropfen schmecken nach Rauch.

Als wir Fats die Treppe raufwuchten, fängt er leise an zu fluchen. Oben angekommen muss er sich auf den Rücken legen, dann zurren wir seine Hände an der Heizung fest und binden ihm die Füße zusammen. Sonn wirft den Scheinwerfer an, ein Riesending mit ´ner Batterie so fett wie ganz Yorkshire. Ich gehe rüber zu den Brettern, da, wo eigentlich das Fenster sein sollte, und spähe durch die Spalten nach draußen. Der Himmel sieht aus wie nasser Samt, die Wolken jagen vorüber, kein Stern weit und breit. Dann greife ich zum Handy und versuche es noch mal bei Mikey, aber er geht nicht ran.

Auf einmal höre ich Fatboy hinter mir husten und spucken.

Als ich mich umdrehe, sitzt Carla schon auf ihm. Sie wischt sich mit dem Arm übers Gesicht und hält ihm das Messer ans Kinn. Dann reißt sie sein Hemd auf. Knebelt ihn lieber, sage ich.

Lise zieht ihr Höschen aus, rot mit Spitze am Saum, und stopft es ihm in den Mund. Dann nimmt Carla ihren Gürtel ab, den von Diesel, wickelt Fats den Riemen um den Kopf und schnallt ihn fest, damit der Knebel nicht verrutscht.

So, jetzt stechen wir dich ab, sagt Sonn fröhlich.

Carla ritzt Fats in die Brust; der Schnitt ist nicht tief, aber er quiekt sofort los. Dann lehnt sie sich zurück, klopft sich neckisch auf den Hintern wie in der Asda-Werbung und lässt ihren ganzen Charme spielen.

Was soll sie mit dir, du Hackfresse, wenn sie so was wie mich haben kann?

Aber hallo, sagt Sonn.

Ich setze mich mit einer Kippe ans Fenster und lasse Carla machen.

Paar Minuten später richtet sie sich wieder auf, deutet mit der Klinge auf Fats´ Bauch und wirft stolz einen Blick in die Runde. Na, was sagt ihr?

Alles tritt näher. Fats windet sich wie eine Kaulquappe. Auf seinem Bauch prangt dick und fett der Buchstabe C.

Wow, das reinste Kunstwerk, sagt Sonn.

Lise kneift die Augen zusammen. Steht das C für Carla?

Carla grinst. Nee, für Cunt.

Ich gebe ihr den Kugelschreiber. Sie beißt das Röhrchen auf, spuckt auf die Schnittwunde und massiert die Tinte ein, als wär´s Möbelpolitur. Dann zieht sie Fats den Knebel aus dem Mund und beugt sich vor.

Wenn du sie noch mal schlägst, du Arschloch, dann bring ich dich um, flüstert sie ihm ins Ohr.

Leck mich, du Lesbenfotze, sagt Fats. Und das ist sein nächster Fehler.

Carla stopft ihm das Höschen zurück in den Mund. Träum weiter. Sie greift ihm in den Schritt. Sag, hast du überhaupt ´n Schwanz?

Mit weit aufgerissenen Augen bäumt Fats sich auf und versucht, sie abzuwerfen.

Es reicht, sage ich.

Carla lässt los, und Fats sackt in sich zusammen, in seinem rechten Augenwinkel glänzt ein winziger feuchter Fleck. Typisch - wenn irgendwer ihre Oma aufhängt, vergießen diese Penner nicht eine Träne, aber wehe, man betatscht ihre Nudel, dann mutieren sie alle zu kleinen Mädchen. Zeit für sein Abschiedsgeschenk, sage ich mit einem Blick zu Lise.

Carla hält ihm das Messer ans Kinn. Los, mach die Augen zu.

Fats reißt sie nur noch weiter auf.

Also greift sie ihm noch...

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