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Herrin vom See

tolino mediaerschienen am01.07.2022
'Ein Traum aus Gold und salziger Sehnsucht ...' In einem verwunschenen Wald in der Bretagne pflegen Mönche einen rätselhaften Krieger. Er ist der Mann ohne Namen. Der Mann ohne Erinnerung. Denn nachdem er in einer Schlacht verwundet wurde, hat er sein Gedächtnis verloren. Eines Nachts erscheint ihm im Traum eine geheimnisvolle Frau. »Komm zurück zu mir!«, bittet sie ihn, und ihre Worte wecken bruchstückhafte Erinnerungen: Sie ist die Frau, die er einst geliebt hat - die Herrin seines Herzens. Mit dem Wenigen, das er weiß, macht er sich auf die Suche nach ihr. Aber ist sie wirklich eine Erinnerung ... oder vielleicht doch nur eine Illusion?

Ob leidenschaftlicher Liebesroman oder romantisches Märchen - Cat Taylor entführt ihre Leser in vergangene Zeiten und zu faszinierenden Orten. Zu ihren Geschichten lässt sie sich auf Reisen um die ganze Welt inspirieren, am liebsten schreibt sie aber in der Abgeschiedenheit der schottischen Highlands. Bei einer guten Tasse Earl Grey entstehen Cats mitreißende Geschichten über edle Ritter, freche Normannen und heldenhafte Nixenschwestern.
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Produkt

Klappentext'Ein Traum aus Gold und salziger Sehnsucht ...' In einem verwunschenen Wald in der Bretagne pflegen Mönche einen rätselhaften Krieger. Er ist der Mann ohne Namen. Der Mann ohne Erinnerung. Denn nachdem er in einer Schlacht verwundet wurde, hat er sein Gedächtnis verloren. Eines Nachts erscheint ihm im Traum eine geheimnisvolle Frau. »Komm zurück zu mir!«, bittet sie ihn, und ihre Worte wecken bruchstückhafte Erinnerungen: Sie ist die Frau, die er einst geliebt hat - die Herrin seines Herzens. Mit dem Wenigen, das er weiß, macht er sich auf die Suche nach ihr. Aber ist sie wirklich eine Erinnerung ... oder vielleicht doch nur eine Illusion?

Ob leidenschaftlicher Liebesroman oder romantisches Märchen - Cat Taylor entführt ihre Leser in vergangene Zeiten und zu faszinierenden Orten. Zu ihren Geschichten lässt sie sich auf Reisen um die ganze Welt inspirieren, am liebsten schreibt sie aber in der Abgeschiedenheit der schottischen Highlands. Bei einer guten Tasse Earl Grey entstehen Cats mitreißende Geschichten über edle Ritter, freche Normannen und heldenhafte Nixenschwestern.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783754656891
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum01.07.2022
Seiten120 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse291
Artikel-Nr.9386535
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 1

 

Der Wald von Brekilien, Bretagne - Im Jahr 1066 n.Chr.

 

 

Mit einem Ruck fuhr er aus dem Schlaf.

Wild trommelte sein Herz, drückte ihm gegen die Brust und übertönte beinahe das Wispern, das die Schatten erfüllte.

Komm zurück zu mir ... Vergiss mich nicht ...

Verwirrt schüttelte er den Kopf und rieb sich die Augen. Wo war er? Gerade noch hatte er im weichen Sand gelegen, unter einem blinkenden Sternenhimmel, ihr warmer, goldener Körper an ihn geschmiegt.

Doch jetzt umgab ihn Düsternis. Kälte, die von klammen, engen Wänden herankroch. Panik wollte in ihm aufsteigen, als er es nicht schnell genug schaffte, sich zu orientieren.

Wo bin ich? Wie bin ich hierhergekommen?

Seine Gedanken jagten durch graue Leere. Verfingen sich in Nebeln, die wie undurchdringliche Mauern in seinem Geist aufragten. Und eine weitere Frage formte sich, grausam und erschreckend: Wer bin ich?

Allmählich gewöhnten sich seine Augen an das Dämmerlicht, Umrisse schälten sich aus den Schatten. Es mochte nur Sekunden dauern, doch es fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Gefangen in den Nebeln in seinem Verstand, die zugleich Chaos und Nichts waren.

Komm zurück zu mir ... wisperte es noch einmal. Süßes Flehen, zartes Flüstern, das ihn herauslocken wollte aus diesem Nebelreich. Vergiss mich nicht ...

Im nächsten Moment wusste er wieder, wo er war.

Dieser winzige, kalte Raum war seine Schlafkammer. Selbst im Dämmerlicht wirkte die Einrichtung karg, die Pritsche mit der Strohmatratze, daneben ein Schemel, ein Krug Wasser. Ein Fenster, kaum groß genug, um hinauszublicken. Und ein Holzkreuz über der Tür.

Die Priorei, erkannte er. Ich bin im Kloster Notre-Dame.

Er setzte sich auf, lauschte darauf, wie sein Herzschlag sich beruhigte, zu einem sanften Takt wurde. Und begriff, was ihn geweckt hatte.

Ich habe geträumt.

Ein seltsamer Traum ... Ein Traum, dessen Intensität in ihm nachhallte. Die Bilder waren derart lebendig gewesen. Der Strand im Sternenlicht ... der Salzgeruch des Meeres ... die goldene Frau in seinen Armen ...

Und eine stille Hoffnung regte sich. Vielleicht war es gar kein Traum gewesen? Vielleicht war es eine Erinnerung? Ein Blick in seine Vergangenheit? Die erste süße Erinnerung, die zurückkehrte, von all jenen verlorenen ...

Nein, sagte er sich stur. Nach all der langen Zeit brauche ich nicht mehr zu hoffen. Meine Erinnerungen sind fort. Verweht. Und sie kommen nicht zurück.

Das Licht im Raum veränderte sich, zarter Schein fiel durchs Fenster. Und eine Glocke begann zu läuten, treue Hüterin von Tag und Nacht, von Licht und Dunkelheit.

Die Prim. Ein neuer Tag beginnt.

Er erhob sich, spritzte sich Wasser ins Gesicht, ignorierte die Bartstoppeln, die zu lang geworden waren und seine rauen Fingerkuppen reizten. Ignorierte auch das Ziehen in seiner linken Hüfte, wo die Narbe saß. Schlüpfte in ein abgetragenes blaues Hemd, das die Brüder ihm überlassen hatten, Beinlinge und Stiefel dazu. Eine Mönchskutte trug er nicht, schließlich gehörte er nicht der Ordensgemeinschaft des Klosters an. Er galt als Gast der Priorei. Ein gerngesehener Gast, ein rätselhafter Gast. Ein Gast ohne Namen ...

Ich sollte den Brüdern ihre Güte vergelten, indem ich heute am Morgengebet teilnehme. Und ich muss der Dame meine Aufwartung machen. In letzter Zeit bin ich dem Gottesdienst zu oft ferngeblieben.

Leise verließ er die kleine Kammer und tauchte ein in den Sommermorgen, der sich mit Macht über dem Kloster entfaltete. Die frische Luft war wie Balsam für sein aufgewühltes Gemüt, ebenso die scharfen Aromen, die von den Beeten des Kräutergartens aufstiegen. Lavendel, Salbei, Eisenkraut. Unzählige Singvögel zwitscherten in den Büschen entlang der gepflegten Fußpfade und wetteiferten mit ihren Artgenossen im nahen Wald, wer das schönere Lied sang. Über den Baumwipfeln kündigte rosiges Schimmern den Sonnenaufgang an. Nach allen Seiten hin breitete der Wald von Brekilien sich aus, so weit das Auge reichte. Ein geheimnisvoller Beschützer, der über das Kloster und den See wachte.

Anstatt auf direktem Weg zur Kirche zu gehen, verließ er den gekiesten Fußpfad und bog in den Obstgarten ab, schritt andächtig durchs taufeuchte Gras, um einen Blick auf den See zu werfen. Das Ufer war ganz nahe, der Garten grenzte unmittelbar ans Wasser, doch letzte Nebelschleier verwehrten ihm die Sicht. Sie waberten zwischen den Apfelbäumen, wirkten wie Feen, die sich wiegten und tanzten, zum Gesang der Vögel und zum Flüstern des Waldes.

Feen ... Träume ... ein Mann ohne Erinnerung ...

Der Zauber des Morgens lullte ihn ein. Zögernd blieb er stehen, die hellen Nebel streiften ihn, lockten ihn mit sich. Anstatt in die Kirche könnte er zum Seeufer hinuntergehen. Zusehen, wie sich die Oberfläche des Sees im Morgenlicht veränderte, es in hundertfache Farbnuancen brach. Sternenspiegel wurde der See genannt, ein Name wie aus einem Märchen. Ein Versprechen von Zuflucht und Frieden.

Wie viele Stunden hatte er bereits dort am Seeufer verbracht? Hatte die Wellen beobachtet und die Reflexionen des Waldes. Hatte sich vom Anblick des Sees besänftigten lassen, wenn er zu sehr ins Grübeln geriet. Wenn er verbissen Antworten suchte auf Fragen, die er nicht verstand. Und ihn die Fetzen seiner Vergangenheit quälten, mit den immer gleichen sinnlosen Bildern.

Aber da erklang noch einmal die Glocke, hell und kraftvoll, und mahnte ihn an sein Vorhaben.

Die Prim. Die Dame .

Seufzend riss er sich los von den tanzenden Nebelfeen, wandte sich zur Kirche und schob sich durchs Eingangsportal.

So wie der Morgen ihn begrüßt hatte, so tat es nun der alte Kirchenbau mit der ihm eigenen Aura. Es war kühl im Inneren und roch intensiv nach Weihrauch, aber auch nach feuchtem Mauerwerk und dem siedenden Talg zahlloser Lichtlein. Trotz der Talglichter herrschte rätselhafte Düsternis in der Kirche. Schatten waberten über Wände und Nischen, durchtränkt von Gebeten und Gesängen. Hoffnungen. Verlorenen Gedanken. Nur vorn in der Apsis ließen zwei schmale Rundbogenfenster ein wenig Tageslicht ein. Das Mosaik über dem Altar gleißte golden im Morgenschein.

Die frommen Brüder waren bereits versammelt. In ihren schwarzen Kutten wirkten sie selbst wie Schatten. Müde stierten sie vor sich hin, aus zu kurzem Schlaf gerissen, mit der Aussicht auf einen weiteren Tag voller Arbeit und Gebet. Die meisten von ihnen arbeiteten im Skriptorium, wo sie von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang Texte kopierten, mit kunstfertigen Illuminationen versahen, in ihren Manuskripten das Gedächtnis der Zeiten bewahrten. Stumm war ihre Welt der Bücher und Schriften, ihr Dasein dem Schweigegelübde unterworfen, das der Heilige Benedikt einst geboten hatte. Allein im Gebet ertönten ihre Stimmen, wann immer die Glocke sie in die Kirche rief, selbst mitten in der Nacht. Dem Herrn und der Jungfrau Maria zum Wohlgefallen.

Jetzt begannen die Mönche zu singen, und es klang ebenso herrlich wie das Lied der Vögel in den Apfelbäumen. Die Stimmen der Brüder vereinten sich zu einer einzigen. Erfüllten die Kirche, ließen das Gemäuer vor Wohlklang vibrieren. Schwangen sich empor zu dem heiligen Wandbild über dem Altar.

Das Mosaik zeigte das Antlitz einer Frau.

Es war alt, dieses Bild. Vielleicht älter als der Kirchenbau selbst. Viele der Steinchen hatten sich im Laufe der Zeit gelöst und Narben in das Gesicht der Frau geschlagen, doch hatte sie dadurch nichts von ihrer Anmut eingebüßt.

Notre Dame nannten die Brüder die Frau auf dem Bild und beteten in ihr die Jungfrau Maria an. Unsere liebe Dame. Manche nannten sie gar Herrin vom See.

Er versank völlig im Anblick der Dame. So wie der Sternenspiegel ihn anzog, ihn beständig lockte, tat es auch das Mosaik. Die Dame trug Sterne in ihrem Haar wie eine Krone. Ihre Augen schimmerten golden und schienen seinen Blick zu erwidern.

Weshalb faszinierte ihn das Bild derart? Erinnerte ihn die Dame an etwas aus seinem früheren Leben? An etwas, das er einmal verehrt hatte? Geliebt hatte? Etwas, dass er vergessen hatte?

So wie er alles vergessen hatte. Alles, was ihn je ausgemacht hatte ...

Die Dame lächelte ihm zu, geheimnisvoll, so als ob sie seine Sorgen kennen würde. Die goldenen Mosaiksteine strahlten heller und heller in der aufgehenden Sonne.

Glich sein Gedächtnis nicht auch einem zerbrochenen Mosaik? Einem Bild aus Myriaden winziger Steinchen, in alle Winde zerstreut. Verloren. Unauffindbar. Und die wenigen Steinchen, die an ihrem Platz geblieben waren, waren gerade genug, um ihn am Leben zu erhalten. Um ihn nicht den letzten Rest seines Verstandes verlieren zu lassen.

Erinnere dich, schien die Dame mit ihrem Lächeln zu sagen. Suche die Steinchen und setze das Mosaik deiner Erinnerung wieder zusammen.

Das goldene Gleißen war kaum auszuhalten. Geblendet schloss er die Augen und antwortete ihr stumm: Ich schaffe es nicht. Es ist zu schmerzhaft.

Hab Vertrauen, wisperte sie. Ließ ihre Worte durch den Gesang der Mönche, durch Schatten und flackernde Flämmchen zu ihm wandern. Streichelte ihn mit ihrem Trost.

Aber er schüttelte beschämt den Kopf. Er hatte es versucht, viele vergebliche Male. Bruder Ignaz hatte ihn angeleitet, ihn angespornt, gütig und geduldig. Hatte ihm versichert, dass die Erinnerungen zurückkehren würden, eines Tages. Wenn er sich nur genug anstrengte. Wenn er nur fest genug daran glaubte.

Doch sein Gedächtnis war leer geblieben. Kein Steinchen war...
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