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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
368 Seiten
Deutsch
Berenberg Verlag GmbHerschienen am24.08.2022
Zeitenwende? Höllenritt?? Jedenfalls mit Unterhaltungswert für die Nachgeborenen: Lotte Lenya verkauft das ­letzte Schmuckstück, das sie sich erschlafen hat; ­Bertolt Brecht fällt dreimal durch und wird berühmt; Kurt ­Tucholsky wird ­Banklehrling; in Thüringen und Sachsen ist Revolution; Adolf Hitler probt die Machtergreifung; ­Pianist George ­Antheil kauft sich für Konzerte eine ­Pistole; Franz Kafka spaziert in Steglitz. Und das Geld?? Ach, das Geld ... ­Peter Süß erzählt in Rückblenden - unglaublich, so wie das ganze unvorstellbare Jahr. »1923 (...) dieses ?tolle Jahr? ist heute halb vergessen, aber es war das erregendste von vielen aufregenden Jahren, die Deutschland (...) durchlebt hat.« Sebastian Haffner »Ein Buch wie ein Film. Was passierte noch alles, und nicht nur im Kintopp, als Hitler im ­Bürgerbräu­keller putschte? Deutschlands Schicksalsjahr in rasant ­erzählten Geschichten, mit Witz und Augenzwinkern. Und großartig geschrieben.« Dieter Kosslick

Peter Süß, geboren 1964, studierte Geschichte, Politikwissenschaften, ­Ger­ma­nistik und Publizistik in Wuppertal und Berlin. Dr. phil. Die letzten Jahrzehnte war er Chefautor und Produzent mehrerer Daily ­Soaps und Tele- bzw. Dailynovelas. Daneben schrieb er Sachbücher und ein Theater­stück. Süß lebt in Berlin.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR21,99

Produkt

KlappentextZeitenwende? Höllenritt?? Jedenfalls mit Unterhaltungswert für die Nachgeborenen: Lotte Lenya verkauft das ­letzte Schmuckstück, das sie sich erschlafen hat; ­Bertolt Brecht fällt dreimal durch und wird berühmt; Kurt ­Tucholsky wird ­Banklehrling; in Thüringen und Sachsen ist Revolution; Adolf Hitler probt die Machtergreifung; ­Pianist George ­Antheil kauft sich für Konzerte eine ­Pistole; Franz Kafka spaziert in Steglitz. Und das Geld?? Ach, das Geld ... ­Peter Süß erzählt in Rückblenden - unglaublich, so wie das ganze unvorstellbare Jahr. »1923 (...) dieses ?tolle Jahr? ist heute halb vergessen, aber es war das erregendste von vielen aufregenden Jahren, die Deutschland (...) durchlebt hat.« Sebastian Haffner »Ein Buch wie ein Film. Was passierte noch alles, und nicht nur im Kintopp, als Hitler im ­Bürgerbräu­keller putschte? Deutschlands Schicksalsjahr in rasant ­erzählten Geschichten, mit Witz und Augenzwinkern. Und großartig geschrieben.« Dieter Kosslick

Peter Süß, geboren 1964, studierte Geschichte, Politikwissenschaften, ­Ger­ma­nistik und Publizistik in Wuppertal und Berlin. Dr. phil. Die letzten Jahrzehnte war er Chefautor und Produzent mehrerer Daily ­Soaps und Tele- bzw. Dailynovelas. Daneben schrieb er Sachbücher und ein Theater­stück. Süß lebt in Berlin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783949203466
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum24.08.2022
Seiten368 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse5482 Kbytes
Artikel-Nr.9804851
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Aufblende

Als Adolf Hitler an diesem kalten und trüben Donnerstagmorgen in seinem Münchner Pensionszimmer erwacht, plagen ihn heftige Kopf- und Zahnschmerzen.1 Aber für Ärzte ist heut keine Zeit. Denn Hitler plant nichts weniger als einen Putsch gegen die Reichsregierung der jungen Weimarer Republik, die seit ihrem Beginn, fünf Jahre zuvor, von einer Krise in die andere taumelt.

Gegen neun Uhr ruft er seinen Sekretär an, den ihm blind ergebenen Rudolf Heß, der sofort zum »Führer« eilt. Heute ist der Tag, auf den Hitler seit Monaten hingearbeitet hat.

Es ist der Morgen des 8. November 1923.

Vor zwei Tagen hat der bayerische Diktator Gustav von Kahr für den Abend zu einer Rede in den Bürgerbräukeller geladen, und kaum annonciert, fasst Hitlers den Entschluss, diese Gelegenheit beim Schopf zu packen.

Rasch arbeitet er mit Heß eine Verhaftungsliste aus, sehr praktisch, dass alle wichtigen Notablen anwesend sein werden, darunter zahlreiche Kabinettsmitglieder der bayerischen Staatsregierung. Von München soll ein Signal ausgehen für den Marsch auf Berlin, ähnlich wie es Benito Mussolini in Italien ein Jahr zuvor mit seinem »Marsch auf Rom« vorexerziert hat.

Um elf Uhr stürmt Hitler in die NSDAP-Zentrale an der Schellingstraße, angetan mit zerknittertem Trenchcoat, die Nilpferdpeitsche in der Hand, und will Hermann Göring sprechen. Doch der ist mal wieder spät dran. Dem Chefredakteur des Völkischen Beobachters, Alfred Rosenberg, und Ernst »Putzi« Hanfstaengl, einem wohlhabenden Deutsch-Amerikaner und frühen Förderer Hitlers, ruft er zu: »Heute Abend schlagen wir im Bürgerbräukeller während Kahrs Ansprache los.«2

Gustav Ritter von Kahr, bayerischer Generalstaatskommissar mit diktatorischen Vollmachten, bewegt sich seit seinem Eintritt in die Politik auf der äußersten rechten Seite des politischen Spielfeldes, wo man nur noch einen langen Strich hat, auf dem man gehen kann. Kahr ist ein biederer, bornierter Beamter, ein Mann, der noch im Sitzen stolziert, kein Politiker seinem Wesen nach.

Aber noch hat er was zu sagen, das herrschende »Triumvirat« besteht aus ihm selbst, dem Kommandanten der Reichswehr in Bayern, Otto von Lossow, sowie Polizeichef Hans von Seißer. Was haben sie vor? Vor allem, was beabsichtigt Kahr mit seiner Rede im Bürgerbräukeller, zu der die Münchner Oberschicht geladen ist? Plant er etwa, die Wittelsbacher Monarchie wieder einzusetzen, für Hitler degeneriertes Hofschranzentum?

Oder will sich Kahr nach langem Zögern, Hitler übergehend, an die Spitze der Bewegung gegen die verhasste Weimarer Republik stellen? Die rechte Hand weiß nicht, was die Hand noch weiter rechts von ihr plant, und umgekehrt.

Neben der Überlegung, möglichst viele Gegenspieler und Bremser eines Umsturzes auszuschalten, gesellt sich ein zweiter Grund für die Aktion, und den hat Hitler selbst zu verantworten: Die Geister, die er gerufen, er wird sie nicht mehr los! Über Monate hat er Putschgerüchte mal befeuert, mal dementiert, das letzte Mal vor ein paar Tagen. Doch die Wahrheit ist: Sein Stoßtrupp Hitler, Speerspitze der Attacke, will nicht mehr warten. Die Männer seiner Schutzgarde leiden materielle Not, seit Wochen ist vom »Losschlagen« die Rede, und werden Erwartungen ständig enttäuscht und nichts passiert, dann gehen Soldaten von der Fahne.

Hitler will das Überraschungsmoment nutzen. Durch den gewaltsamen Auftritt soll das Triumvirat unter Zugzwang gesetzt werden: »Wir müssen die Leute hineinkompromittieren, dann können sie nicht mehr zurück«,3 erklärt Hitler Hanfstaengl seine Absichten. Er will den drei Zauderern »einen kleinen Schubs geben«, auf »daß sie endlich in das ihnen zu kalt erscheinende Wasser«4 springen.

Kaum ist Hitler in der Schellingstraße eingetroffen, ergehen die Befehle zur Mobilisierung an die Führer der Nazi-Truppen, teilweise per Bote oder Fahrradkurier. Ein Problem: Hitler will den Kreis der Eingeweihten so klein wie möglich halten, damit nichts vorab durchsickert. Das führt dazu, dass Kampfverbände im Unklaren gelassen werden, was heute wirklich passieren soll, und einige bis zuletzt von einer Übung ausgehen.

Um 16 Uhr fährt Weltkriegsgeneral Erich Ludendorff bei Kahr vor. Eigentlich hat er den Termin gemeinsam mit Hitler wahrnehmen wollen, doch seit einiger Zeit schneidet Kahr Hitler. Das Ziel Ludendorffs ist, wie er später selber sagt, »von Kahr persönlich zu erfahren, welche Position er einnahm und was er zu tun gedachte«. Kahr wiederum will Ludendorff davon überzeugen, »daß die Zeit noch nicht reif war«. Im Prinzip wollen beide dasselbe: Die verhasste Berliner Regierung Ebert/Stresemann stürzen und ein neues nationalistisches Regime errichten, um Deutschlands »Ruhm und Ehre«5 wiederherzustellen. Wie frühere Besprechungen führt auch diese zu nichts, um 17 Uhr gehen beide auseinander.

Der große Saal des Bürgerbräus an der Rosenheimer Straße fasst 3.000 Menschen und ist an diesem Abend voll besetzt. Tische und Stühle stehen so eng beieinander, dass die Kellnerinnen, die Masskrüge fest in den Händen, kaum durchkommen.

Hitlers roter Mercedes-Kompressor setzt sich von der Schellingstraße aus Richtung Innenstadt in Bewegung. Begleitet wird der Chef von seinem Leibwächter Ulrich Graf, Alfred Rosenberg und dem nichtsahnenden NSDAP-Gründer Anton Drexler. Am Bürgerbräu angekommen, eröffnet Hitler diesem, was er vorhat. Der verstimmte Drexler wünscht ihm viel Glück und zieht von dannen.

Inzwischen hat sich vor dem Gebäude eine beträchtliche Menschenmenge gebildet. Doch außer den Geladenen sowie Prominenz lässt die Polizei niemanden mehr rein. Im Saal selbst hat sich einerseits das Establishment der Stadt eingefunden, aber auch viele Nichteingeladene haben sich Zutritt verschafft, darunter auffällig viele von der NSDAP und Angehörige des Kampfbundes, des Zusammenschlusses der rechtsextremistischen Paramilitärs.6

Als Hitler das Gedränge vor dem Eingang sieht, ist er besorgt, dass er die eben begonnene Veranstaltung nicht werde stürmen können. Er wendet sich an einen Polizisten, den er kennt, und der Privatmann Adolf Hitler »befiehlt« diesem, den Bereich räumen zu lassen. Konrad Heiden, Hitlers erster Biograf, hat die Szene mit beißender Ironie kommentiert: »Die Polizei hat auf Hitlers Befehl den Weg für Hitlers Putsch freigemacht.«7

Mit seinem Gefolge begibt sich Hitler ins Brauhaus und lehnt sich an eine Säule ungefähr dreißig Meter entfernt vom Podium. Putzi Hanfstaengl schlendert mit einem Bündel großer Scheine zu einem Ausschank und kauft Bier. Aus dem Vorraum späht Hitler, innerlich aufs höchste erregt, immer wieder in den Saal. Es ist 20.15 Uhr. In wenigen Minuten sollen bewaffnete Sturmtruppen eintreffen.

Bereits anwesend ist das nichtsahnende Triumvirat. Ihr Anführer, der Diktator Gustav von Kahr, bewegt sich schwerfällig zum Podium. Er trägt einen altmodischen Gehrock, seine Schultern hängen, die Ärmel sind viel zu lang. Eher murmelnd denn flammend sprechend, beginnt er seine Rede.

Sehr bald verbreitet sich im Saal gähnende Langeweile, Kahrs aneinandergereihte hohltönende Phrasen über Marxismus, menschliche Trägheit und die faule Masse vermögen kein Feuer zu entfachen.

Hitler hat längst genug gehört. An der Garderobe entledigt er sich seines Trenchcoats, und nun kommt ein eigentümliches Gewand zum Vorschein: Er trägt eine dunkelgestreifte Hose sowie einen langen schwarzen Gehrock, und wäre nicht das angeheftete Eiserne Kreuz, man hielte ihn für einen Kellner, der gerade pausiert, oder für den Portier eines drittklassigen Hotels.

Draußen vor dem Bürgerbräu schiebt Wachtmeister Johann Bruckmeier den Kragen seines Mantels hoch, um sich vor der nassen Kälte zu schützen, und späht hinaus auf die vom fahlen Laternenlicht beleuchtete Rosenheimer Straße. Plötzlich rattern aus beiden Richtungen Konvois von Lastwagen mit Anhängern auf das Brauhaus zu. Vom Trittbrett des Wagens an der Spitze springt der beleibte Hermann Göring. Dutzende Schwerbewaffnete in Kampfausrüstung mit Gewehren, Pistolen und Handgranaten folgen ihm und stoßen auf das Gebäude vor, das komplett abgeriegelt wird.

Hitler wirft einen Blick auf seine Taschenuhr, es ist 20.30 Uhr, als Göring zusammen mit seinem Trupp im Vestibül auftaucht. Dieses Mal tatsächlich pünktlich.

»In nationalen Kreisen«, nuschelt Kahr, »glaubt man, es genüge die Wiederherstellung einer starken Staatsautorität. Auch der stärkste und mit der größten Macht ausgestattete Mann kann das Volk nicht retten ohne tatkräftige und von nationalem Geist...
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Autor

Peter Süß, geboren 1964, studierte Geschichte, Politikwissenschaften, ­Ger­ma­nistik und Publizistik in Wuppertal und Berlin. Dr. phil. Die
letzten Jahrzehnte war er Chefautor und Produzent mehrerer Daily ­Soaps und Tele- bzw. Dailynovelas. Daneben schrieb er Sachbücher
und ein Theater­stück. Süß lebt in Berlin.