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Heilen und Helfen mit der Kraft der Magie

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
184 Seiten
Deutsch
AT Verlagerschienen am14.03.20231. Auflage
Es gibt nicht bloss eine Art von Magie. Magie wächst aus verschiedenen Quellen und wird für unterschiedliche Zwecke eingesetzt. Mal entspringt sie Pflanzen oder Gesängen, mal einer rituellen Gemeinschaft, Träumen oder einer Trance. Welche Formen es gibt und in welchen Zusammenhängen und Kulturkreisen sie angewendet werden, das erzählt der Autor dieses Buches. Aus Sicht der Parapsychologie, der Anthropologie und der Ethnologie betrachtet er die »andere Wirklichkeit«. Übersinnliche Erscheinungen studiert er sowohl in der Literatur über Naturvölker wie auch in eigenen Forschungen vor Ort mit Sinti, norwegischen Samen und Navajo-Indigenen. Er wurde Augenzeuge vieler Zeremonien und hat Medizin-Sänger, eine Kräuterheilerin und Traditionalisten interviewt. Für den europäisch-westlichen Kulturbereich hat er sich intensiv mit der Biografie des Geistheilers Theo Bullinger und einem aufsehenerregenden Fall in Deutschland auseinandergesetzt. Eine Sammlung von faszinierenden Erzählungen über das magische Erbe der Menschheit.

Prof. em. Dr. phil., Ethnopädagoge und Biografieforscher, lehrte an den Universitäten Koblenz-Landau und Erfurt. Zahlreiche regionale und fremdkulturelle Projekte und Publikationen im Bereich Biografieforschung und Ethnopädagogik.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR27,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR21,99

Produkt

KlappentextEs gibt nicht bloss eine Art von Magie. Magie wächst aus verschiedenen Quellen und wird für unterschiedliche Zwecke eingesetzt. Mal entspringt sie Pflanzen oder Gesängen, mal einer rituellen Gemeinschaft, Träumen oder einer Trance. Welche Formen es gibt und in welchen Zusammenhängen und Kulturkreisen sie angewendet werden, das erzählt der Autor dieses Buches. Aus Sicht der Parapsychologie, der Anthropologie und der Ethnologie betrachtet er die »andere Wirklichkeit«. Übersinnliche Erscheinungen studiert er sowohl in der Literatur über Naturvölker wie auch in eigenen Forschungen vor Ort mit Sinti, norwegischen Samen und Navajo-Indigenen. Er wurde Augenzeuge vieler Zeremonien und hat Medizin-Sänger, eine Kräuterheilerin und Traditionalisten interviewt. Für den europäisch-westlichen Kulturbereich hat er sich intensiv mit der Biografie des Geistheilers Theo Bullinger und einem aufsehenerregenden Fall in Deutschland auseinandergesetzt. Eine Sammlung von faszinierenden Erzählungen über das magische Erbe der Menschheit.

Prof. em. Dr. phil., Ethnopädagoge und Biografieforscher, lehrte an den Universitäten Koblenz-Landau und Erfurt. Zahlreiche regionale und fremdkulturelle Projekte und Publikationen im Bereich Biografieforschung und Ethnopädagogik.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783039021994
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum14.03.2023
Auflage1. Auflage
Seiten184 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3572 Kbytes
Artikel-Nr.11217590
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

PERSÖNLICHE ANNÄHERUNG

»In Ihrem früheren Erdenleben waren Sie ein Indianer«, sagte Ende der 1960er-Jahre mein anthroposophisch geprägter Schulleiter im Brustton des Wissenden zu mir - basierend auf seiner Erfahrung, dass mir die Faszination des Fremden in Gestalt des Indianers, des Blickes über den kulturellen Zaun ein Lehr- und Lebensthema zu sein schien. Seine Erfahrungen mit mir in dieser Hinsicht bezogen sich auf mehrere Ereignisse: auf meine zweite Lehramtsprüfung, in der ich Hemingways Kurzgeschichte »Indianerlager« einem neunten Schülerjahrgang präsentierte, auf Ursula Wölfels Kinderbuch »Fliegender Stern«, mit dem ich in einer vierten Primarschulklasse Furore gemacht hatte, auf das Buch des Ethnologen Julius Lips »Zelte in der Wildnis« mit der darin geschilderten schamanistischen Exekution eines Pelztierfallen-Betrügers, die mein Thema im gemeinsamen privaten Literaturzirkel gewesen war. Mein Interesse an kulturell Fremdem hatte mein damaliger Rektor als Reinkarnation vorgängigen Lebens gedeutet. Meine erste Verblüffung hielt sich in Grenzen, denn ich kannte die Grundlinien des anthroposophischen Weltbildes mit dem Merkmal der Wiedergeburt. Nicht unbekannt war mir auch, mit welcher Selbstsicherheit die Anhänger Rudolf Steiners seine Thesen auslegten.

Bei der Exekution des Pelztierfallen-Betrügers hatte ein Naskapi-Schamane aus Labrador (Kanada) ein Stammesmitglied gefunden und bestraft, das eine ausgelegte fremde Fallen-Linie ausgeraubt und den Eigentümer in Existenznot gebracht hatte. Der Schamane praktizierte das Ritual »Bebendes Zelt« (shaking tent), um den Übeltäter zu finden und zu bestrafen. Dazu wird ein konisches Zelt aufgebaut, in dem der Schamane die Geister ruft. Wenn sie erscheinen, beginnt das Zelt heftig zu schwanken. Betroffene und Stammesangehörige können von außerhalb zuschauen. Es gibt viele qualifizierte Zeugnisse über den rituellen Ablauf, wie ihn auch der Ethnologe Julius Lips schildert. Der Schamane erkennt den Übeltäter, tötet ihn aus der Ferne. Vier Tage später kam die Ehefrau des Diebes und erklärte, ihr kräftiger und starker Ehemann sei in der Nacht plötzlich unter großen Qualen gestorben. Sie brachte alles Gestohlene zurück, dazu einen großen Braten von Bärenfleisch.

Dieses magische Ritual hat mich schon damals überzeugt, im Übrigen auch die anderen Teilnehmer jener Literaturrunde, niemand hatte Zweifel daran, dass so etwas möglich sein könnte.

Als ich ein paar Jahre später in den Hochschuldienst wechselte und in Heidelberg Ethnologie studierte, verlor ich mich immer wieder in fremdkulturellen Studienfeldern. Zunächst faszinierte mich die Welt der Sinti in der pfälzischen Region. Mit Boko Winterstein ließ ich einen Musiker und Geigenbauer in einem Buch zu Wort kommen.1 Damit wollte ich ein Zeichen gegen diejenigen setzen, die es nicht lassen konnten, unseriöse Urteile über seine Volksgruppe zu verbreiten. In seiner Lebensgeschichte zeigte sich immer wieder, dass man den Sinti magische Fähigkeiten zuschrieb: »Sie können doch wahrsagen, können mir etwas sagen«, forderte man seine Mutter oft auf. Boko kommentiert das so: »Früher waren die dämonischen Sachen schlimmer.« Heute, mit den christlichen Gebeten, sei das vorbei, meint er.

Auf die Arbeiten des Arztes und Ethnologen Ludwig Kohl-Larsen2 bin ich eher zufällig gestoßen, entdeckte dann unsere gemeinsame Herkunft aus derselben Region. In der Folge wurde ich Verwalter seines Nachlasses im Stadtarchiv Landau in der Pfalz. Bekannt geworden ist Kohl-Larsen vor allem auch als Sammler von mündlichem Erzählgut afrikanischer Stämme in Tansania und der norwegischen Samen. Das Besondere an seiner Arbeit war, dass er Autobiografien wichtiger Erzähler aufgezeichnet hat. Das afrikanische Beispiel des Simbo Janira3 wurde zum Bestseller. Dass er auch von seinem samischen Gewährsmann eine Selbstbiografie erarbeitet hat, war in Vergessenheit geraten, bis ich Hinweise im Nachlass fand. Das Manuskript ruhte nicht weniger als 48 Jahre im Archiv des Röth-Verlags in Kassel. Dort habe ich es aufgestöbert und bei Campus in Frankfurt veröffentlicht. Darin habe ich das schier unglaubliche Ritual »Magie aus Branntwein« entdeckt.
Florian und Joe
Während meiner universitären Aufbauarbeit in Erfurt und Jena bekam unser ältester Sohn Andreas ein Austauschstipendium in der Universitätsstadt Chico nördlich von Sacramento, Kalifornien. So unternahmen wir endlich mal eine Reise in die USA. Es folgte eine Rundreise durch Kalifornien bis zur Grenze nach Oregon, dann hinunter bis San Diego, schließlich in östlicher Richtung nach Arizona. Diese Erfahrungen habe ich in einem Reisebericht »Auf den Spuren indigener Völker« niedergelegt.

In Arizona führte uns unsere Route nach Norden bis Monument Valley ins Grenzgebiet zu Utah. Dort ließen wir uns von einem jungen Navajo durch das spektakuläre Tal chauffieren. »My father is becoming a medicine man, right now«, sagte unser 22-jähriger Navajo-Guide eher beiläufig zu mir, als er meine Frau, Florian und mich in einem alten Pick-up durch Monument Valley chauffierte. Er war ein Bild von einem Indianer mit dunklem Teint und langem schwarzem Haar. Auf meine Nachfragen ergänzte er seine Bemerkung. Joe (Hubert) Atene war traditionell aufgewachsen, hatte mit fünf Jahren Englisch als Fremdsprache gelernt, seine Eltern sprachen nur Navajo, und der Vater hatte, wie gesagt, einen Großteil des für einen Medizinmann notwendigen Wissens bereits erlangt. Hier schien plötzlich der Blick über den kulturellen Zaun (indianischer Version) möglich zu sein und das Indianersein mehr als eine touristische Attraktion. Sollte fünfhundert Jahre nach der von Kolumbus gesetzten Stunde null traditionelles Indianersein hier, in diesem Teil Nordamerikas, überlebt haben, umgeben und bedrängt vom American Way of Life?

Genau eine solche Konfrontation interessierte mich, ich war ihr seit den 1970er-Jahren auf der Spur. Die Faszination des Fremden, der Versuch eines Blicks über den Zaun, hatte sich mir unter dem Druck der pädagogischen Profession in die Frage verwandelt, ob und in welcher Weise traditionelle Lebenserfahrungen sich mit modernen - was auch immer das sein mochte - verbinden könnten. Und welche Chance hatte dabei Überkommenes? Gesetzt, traditionelle Lebenserfahrungen seien nur in der Kindheit zu erwerben, so handelt es sich hierbei um ein genuin pädagogisches Grundproblem, um die Frage nach der Relevanz kultureller Prägung in der Kindheit im Verhältnis zum Erwachsensein. Die Kultur- und Persönlichkeitsforschung hatte diese Thematik als Frage nach der basic bzw. modal personality (Verhaltens- und Denkmuster einer bestimmten kulturellen Gruppe) fast ausschließlich im Sinn, an Antworten dazu auch lange und vielschichtig laboriert, aber Endgültiges dann vertagen müssen.

Unterwegs nach Page zum Lake Powell ließ mich der Gedanke an unseren Navajo-Guide Joe nicht mehr los. Seine Lebensgeschichte schien mir modellhaft für vergangene und zukünftige Forschungsarbeit. Hatte ich nicht genügend Forschungsmittel, um ein solches Projekt zu realisieren? Und ich ließ auch nicht davon ab. Hatte ich doch auf der Quittung die Anschrift dieses Navajo-Tour-Guides. Der Gedanke, dem jungen Mann ein Angebot zu machen, nach Deutschland zu kommen, nahm Formen an. Auch im Wissen, dass ein solches Projekt, vorausgesetzt, es funktionierte, die klassische Feldforschungsmethode der Ethnologie ins Gegenteil verkehrte, ließ mich nicht zögern. Statt Feld- käme eben Heimforschung dabei heraus. Und ich habe jenen gedanklichen Entwurf tatsächlich umgesetzt - mit nicht absehbaren Folgen, wie man noch sehen wird.

Zwischen 1993 und 2002 habe ich sieben Forschungsreisen in die USA unternommen, eine begleitet von unserem US-Studenten, vier weitere von meiner Frau, die letzte mit unserem jüngsten Sohn. Zwischenzeitlich waren Joe und sein siebzehn Jahre älterer Stiefbruder Vergil bei uns zu Hause in der Pfalz. Wie man sieht, alles in allem eine Art Familienunternehmen. Auf diese Weise öffneten sich für mich viele Türen, vor allem die Teilnahme an Heilzeremonien durch den Traditionalisten Vergil Bedoni aus Monument Valley. Er vermittelte auch Kontakte zu Medizinmann Irvin Tso und der Heilerfamilie Tso/Nez aus Tuba City im Nordwesten des Reservats. Die bei ihnen aufgezeichneten Selbstzeugnisse ergaben seltene Einblicke in die Magie der Navajo-Heilzeremonien. Es finden sich hierzu Beispiele in den Kapiteln über Kräuter und Pflanzen, rituelle Gemeinschaft sowie heilige Lieder und Gesänge.
Der renommierte Medizinmann (hataalii) Norris Nez mit seiner Frau Lena und dem Verfasser in Tuba City Wie wir die Nightway-Zeremonie erlebten

Zum ersten Mal in meinem Leben verspürte ich magische Wirkungen, als ich mit meiner Frau an der Navajo-Zeremonie Nightway oder Yeibichei-Zeremonie in Shiprock, New Mexico, teilnahm. Erstaunlich...
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Autor

Prof. em. Dr. phil., Ethnopädagoge und Biografieforscher, lehrte an den Universitäten Koblenz-Landau und Erfurt. Zahlreiche regionale und fremdkulturelle Projekte und Publikationen im Bereich Biografieforschung und Ethnopädagogik.