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Im Erdboden versinken?

von
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
112 Seiten
Deutsch
Junfermann Verlagerschienen am09.11.2023
Scham und Selbstzweifel ergründen und überwinden Scham ist eine Reaktion auf die eigene Unsicherheit und eine verzerrte Selbstwahrnehmung. Sie wird oft mit Schuldgefühlen verwechselt. Wer sich schuldig fühlt, fühlt sich für etwas, was er oder sie getan hat, schuldig; wer sich schämt, empfindet sich selbst als falsch und nicht liebenswert. So wird schnell deutlich, wie zerstörerisch Scham sich auswirken kann. Während manche Menschen scheinbar 'schamlos' sind, fühlen sich andere durch Schamgefühle massiv in ihrer Lebensqualität eingeschränkt. Ilse Sand beschreibt in einer klaren und empathischen Art - wie Scham entsteht, - warum manche Menschen ein der Situation nicht angemessenes intensives Schamerleben entwickeln, - welche Anzeichen darauf hindeuten, dass Scham hinter dem eigenen Leiden steckt, - wie übertriebene Scham reduziert und mehr innere Freiheit erlangt werden kann.

Ilse Sand ist als Psychotherapeutin, Supervisorin und Coach tätig. Nach ihrem Theologiestudium an der Universität Aarhus in Dänemark und ihrer Abschlussarbeit über Søren Kierkegaard und C.G. Jung absolvierte sie eine Ausbildung zur Psychotherapeutin. Mehrere Jahre arbeitete sie als Gemeindepastorin, später als privat praktizierende Psychotherapeutin.

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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR20,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR17,99

Produkt

KlappentextScham und Selbstzweifel ergründen und überwinden Scham ist eine Reaktion auf die eigene Unsicherheit und eine verzerrte Selbstwahrnehmung. Sie wird oft mit Schuldgefühlen verwechselt. Wer sich schuldig fühlt, fühlt sich für etwas, was er oder sie getan hat, schuldig; wer sich schämt, empfindet sich selbst als falsch und nicht liebenswert. So wird schnell deutlich, wie zerstörerisch Scham sich auswirken kann. Während manche Menschen scheinbar 'schamlos' sind, fühlen sich andere durch Schamgefühle massiv in ihrer Lebensqualität eingeschränkt. Ilse Sand beschreibt in einer klaren und empathischen Art - wie Scham entsteht, - warum manche Menschen ein der Situation nicht angemessenes intensives Schamerleben entwickeln, - welche Anzeichen darauf hindeuten, dass Scham hinter dem eigenen Leiden steckt, - wie übertriebene Scham reduziert und mehr innere Freiheit erlangt werden kann.

Ilse Sand ist als Psychotherapeutin, Supervisorin und Coach tätig. Nach ihrem Theologiestudium an der Universität Aarhus in Dänemark und ihrer Abschlussarbeit über Søren Kierkegaard und C.G. Jung absolvierte sie eine Ausbildung zur Psychotherapeutin. Mehrere Jahre arbeitete sie als Gemeindepastorin, später als privat praktizierende Psychotherapeutin.

Details
Weitere ISBN/GTIN9783749504916
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum09.11.2023
Seiten112 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1574 Kbytes
Artikel-Nr.11587376
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2. Chronische Scham entsteht aus missglückten Begegnungen

Scham kann eine gesunde Reaktion sein, wenn sie nur kurzzeitig auftritt und dich davor warnt, dass du im Begriff bist, eine Grenze zu überschreiten - entweder die Grenze einer Person oder die Grenzen dessen, was in deinem sozialen Umfeld noch akzeptabel ist. Wenn du aber dauerhaft das Gefühl hast, dass mit dir etwas nicht stimmt, handelt es sich um chronische Scham. Je mehr chronische Scham du mit dir herumträgst, desto eher tendierst du dazu, in Situationen, die deine Scham auslösen, überzureagieren. Dann ist dein Bedürfnis, dich zu verstecken, nicht vorübergehend, sondern wird zu einem Unbehagen, das mehrere Tage lang anhalten kann.

Es ist durchaus möglich, dass du längere Zeit glücklich lebst, ohne besonders viel von deiner chronischen Scham zu merken. Doch äußere Ereignisse, Krisen oder Katastrophen können sie wieder heraufbeschwören, sodass du dich unversehens als durch und durch verkehrt empfindest.

Chronische Scham entsteht, wenn du wiederholt falsch gelesen wurdest.

Zusammengehörigkeit vermittelt uns Geborgenheit. Die Verbundenheit mit anderen spüren wir ganz besonders am Blickkontakt. Sicher hast du schon einmal jemandem in die Augen geschaut und dich dabei gesehen und verstanden gefühlt. Auch in der Resonanz unserer Stimmen können wir Verbundenheit wahrnehmen, wenn wir einander in derselben Tonlage antworten und uns miteinander in Einklang befinden. Die Freude und die Verbindung, die entstehen, wenn jemand unserem Blick begegnet und uns auf eine Weise antwortet, dass wir uns erkannt fühlen, empfinden wir als stark und lebensbejahend. Wenn dir jedoch das, was du aussendest, auf einer anderen Frequenz zurückgespiegelt wird, bist du wahrscheinlich verwirrt oder fühlst dich unverstanden.

Nach mehreren Anläufen habe ich meinem Freund schließlich erzählt, dass ich Angst habe, ihn zu verlieren. Ich hoffte, er würde einfühlsam reagieren und mir meine Verletzlichkeit zurückspiegeln. So war es aber nicht. Er sah mich mit abwesendem Blick an und erwiderte So was soll s ja geben , in einem Tonfall, als spreche er von seinem neuen Fahrrad. Ich war total vor den Kopf gestoßen und sehr verunsichert.

Anita, 52

Hätte Anita ein stabiles Selbst(wert)gefühl gehabt, hätte sie vielleicht vermutet, dass ihr Freund gerade nicht in der Stimmung war, um Nähe zuzulassen, oder dass er ihre Intention missverstanden hatte. Vielleicht hätte sie auch noch einmal nachgehakt und ihn gefragt, wie er ihre Worte eigentlich aufgefasst hatte.

Wenn die Reaktion deines Gegenübers an dem, was du ausgesendet hast, vorbeigeht, benötigst du einen starken Glauben an deinen Wert, um dich nicht verunsichern zu lassen. Ist dein Selbstgefühl schwach ausgeprägt, braucht es nicht viel, damit du Angst bekommst, verkehrt zu sein.
2.1 Selbstwert und Selbstgefühl

Selbstwert ist deine eigene Einschätzung deiner Bedeutung und deines Werts. Hast du in deinem Leben Interesse, Anerkennung und Respekt erfahren, konntest du ein gutes Selbstwertgefühl entwickeln. Das erwächst nämlich aus positiven Erlebnissen, bei denen du dich gesehen, wertgeschätzt und geliebt fühlst. Selbstgefühl ist dein Gespür für dich selbst.

Schon als Säuglinge suchen wir mit unserem Blick die Augen eines anderen Menschen, mit denen wir in Kontakt treten können. Wir entdecken uns selbst, indem wir uns in den Reaktionen anderer spiegeln, und vor allem, indem wir uns in ihrem Blick wiedererkennen. Das bestätigt uns, dass das, was wir in uns spüren, real und in Ordnung ist. Dadurch entwickelt sich unser Selbstgefühl.

Die Begriffe Selbstwert und Selbstgefühl bezeichnen also deine Einschätzung bzw. deine Wahrnehmung deines Selbst. Beide haben mit deinem Sein zu tun. Anders sieht es beim Selbstvertrauen aus. Dabei handelt es sich um das Vertrauen in deine Fähigkeiten. Du kannst durchaus fachlich hervorragend sein und großes Selbstvertrauen haben, während dir gleichzeitig jedes Gespür dafür fehlt, wer du im tiefsten Inneren bist und welchen Wert du als Mensch besitzt. Selbstvertrauen entsteht aus positiven Erfahrungen, dass du in der Welt zurechtkommst.

Ein gutes Selbstvertrauen bietet allerdings keinen Schutz vor Schamgefühlen. Dein Glaube daran, dass du liebenswert bist, kann nämlich minimal sein, während deine Überzeugung, dass du in der Welt etwas bewegen kannst, unerschütterlich ist. Wenn du aber einen guten Selbstwert und ein gutes Selbstgefühl hast, wirst du dich weniger schnell und weniger stark schämen. Sowohl dein Selbstwert als auch dein Selbstgefühl wachsen, wenn dir jemand liebevoll begegnet.

Wie intensiv deine Reaktion auf eine Scham auslösende Situation ist und wie lange sie andauert, hängt davon ab, wie stark dein Selbstgefühl und dein Selbstwert sind. Beide sind aus lebensbejahenden Begegnungen mit anderen entstanden, vor allem aus Begegnungen mit deinen engsten Bezugspersonen, als du klein warst.
2.2 Sich gesehen fühlen

Augenkontakt kann sehr angenehm und zutiefst beruhigend sein. Manche Augen blicken offen und ruhig, und es tut gut, sich darin zu spiegeln. Sich gesehen zu fühlen ist eine außerordentlich lebensbejahende Erfahrung. Sie entsteht, wenn jemand dir offen und vorbehaltlos begegnet und dich in seiner Gefühlswelt willkommen heißt, wo du einen Augenblick lang verweilen kannst, während der andere dir antwortet. Du spürst, dass er dir auf exakt derselben Wellenlänge begegnet, auf der du sendest, und du erkennst dich im Blick, im Tonfall, in der Wortwahl und der Körpersprache des anderen wieder. Bisweilen kannst du das beinahe körperlich spüren, als ob die Augen deines Gegenübers dich berühren würden. Vielleicht fühlst du dich, als würdest du wie ein Kind von liebenden Armen gehalten oder getragen. Ein solches Erlebnis berührt oftmals beide Beteiligten tief. Womöglich kommt es dir so vor, als ob der Teil von dir, den du offenbarst, erst in dem Augenblick geboren wird, in dem ein anderer ihn sieht und erkennt.

Gelegentlich kann sowohl das, was du sendest, als auch das, was du empfängst, ausschließlich nonverbal sein.

Eltern, die ausgeglichen sind und ausreichend Ressourcen haben, ermöglichen ihren Kindern lebensbejahende Begegnungen, indem sie sich ganz unwillkürlich an die Mimik, den Tonfall, die Körperhaltung und die Atmung des Kindes anpassen. So sind Eltern und Kind schon bald auf der gleichen Wellenlänge. In der Antwort der Mutter oder des Vaters kann das Kind sich selbst wiedererkennen. Damit hat es den Schlüssel, um sich zu spüren und zu erkennen, wer es ist, sodass es ein stabiles Selbstgefühl und einen guten Selbstwert entwickeln kann.
2.3 Ein Zerrspiegel

Manche Eltern sind von der Aufgabe, ihrem Kind diesen inneren Raum anzubieten und es zu spiegeln, überfordert. Möglicherweise leiden sie selbst unter unbewältigten Traumata und emotionalem Stress, oder sie wurden in ihrer Kindheit nicht angemessen gespiegelt und müssen nun all ihre emotionale Energie aufbringen, um mit sich zurechtzukommen und heilen zu können.

Wenn das Kind mit seinem Blick nach einem Gegenüber sucht, um Klarheit über sich selbst zu erlangen, und die Eltern sind nicht imstande, dem Kind liebevoll zu begegnen, wird es durch das Fremde im Blick seiner Eltern verwirrt und beunruhigt.

Im schlimmsten Fall kommt es vor, dass der Erwachsene und das Kind die Rollen tauschen, wobei das Kind versucht, sich auf die Wellenlänge des Elternteils einzustellen und ihn positiv zu spiegeln, damit er zur Ruhe kommen kann. Wenn Eltern nicht in der Lage sind, sich in ihr Kind einzufühlen und es zu spiegeln, bleibt dem Kind nur eine Möglichkeit, um Harmonie mit seiner Mutter oder seinem Vater herzustellen - indem es selbst zu einem guten Spiegel wird. Es wird darum versuchen, es dem Erwachsenen leicht zu machen und seine eigenen Bedürfnisse nicht zu zeigen, damit der Erwachsene sich nicht unzulänglich fühlt und mit Unbehagen reagiert. In einer solchen Situation erhält das Kind keine Klarheit über sich. Es entwickelt ein schwaches Selbstgefühl und das Gefühl, unwirklich zu sein.

Nur sehr wenige Eltern sind grundsätzlich außerstande, sich auf die Wellenlänge ihres Kindes einzustellen. Allerdings finden sich bei den meisten Menschen einzelne Bereiche, in denen sie dieser Aufgabe nicht gewachsen sind, weil sie selbst mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben oder weil sie verunsichert sind, wenn ihr Kind zum Beispiel negative Gefühle ausdrückt.

Wenn mein Kind weinte, habe ich befürchtet, ich hätte etwas falsch gemacht und wäre eine schlechte Mutter. Das konnte ich nur schwer aushalten, darum habe ich dann Faxen gemacht und mich überschlagen, um ihm ein Lächeln zu entlocken.

Marie, 56 Jahre

Tatsächlich erfolgt hier eine umgekehrte Spiegelung, in der Marie ihr Kind ansieht und dabei nach Erkenntnissen über sich selbst forscht. Statt sich darauf zu konzentrieren, ihren Sohn wahrzunehmen und zu verstehen, um sein emotionales Erleben zu bestätigen, ist sie mit der Frage beschäftigt, ob sie eine gute Mutter ist. Dadurch erfährt ihr Sohn keine Spiegelung. Er kann sich in der Antwort seiner Mutter nicht wiedererkennen. Er hat niemanden, der ihm sagt: Du bist anscheinend traurig. Das ist vollkommen in Ordnung. Marie spiegelt ihren Sohn nicht in Mimik, Tonfall und Körpersprache. Er kann darum kein Verständnis für sich selbst entwickeln, auf das er in Momenten, in denen er sich traurig fühlt, zurückgreifen könnte. Seine Traurigkeit erfährt eine Spiegelung, die ihm vermittelt: Du existierst nicht. Und diese Erfahrung von Nichtexistenz ist der eigentliche Kern der Scham.
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Ilse Sand ist als Psychotherapeutin, Supervisorin und Coach tätig. Nach ihrem Theologiestudium an der Universität Aarhus in Dänemark und ihrer Abschlussarbeit über Søren Kierkegaard und C.G. Jung absolvierte sie eine Ausbildung zur Psychotherapeutin. Mehrere Jahre arbeitete sie als Gemeindepastorin, später als privat praktizierende Psychotherapeutin.