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von
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Verlagsbuchhandlung Liebeskinderschienen am22.01.2024
Segismundo García versucht, mit einer neuen Geschäftsidee Boden unter die Füße zu bekommen: Er will Minibunker verkaufen, zum Einbau in Keller, Tiefgarage oder Garten, als Vorkehrung gegen den globalen Kollaps. Ihm fehlt nur noch die Anschubfinanzierung. Sein Vater kann ihm dabei leider nicht helfen. Der war vor Jahren schon wegen Betrugs ins Gefängnis gewandert. Allerdings hatte er vor Antritt seiner Strafe eine größere Geldsumme an einem sicheren Ort deponiert. Damit könnte man das Bunker-Geschäft natürlich groß aufziehen. Als der vermeintlich senile Alte wieder einmal von zu Hause ausbüxt, hofft Segismundo, dass er ihn endlich zu dem Geldversteck führt. Dumm nur, dass er sich genau in diesem Moment um seinen eigenen Sohn kümmern muss. Der wurde nämlich zum Schuldirektor zitiert, weil sein höchst lukratives Geschäft mit illegalen Sportwetten aufgeflogen ist ...

Isaac Rosa, geboren 1974 in Sevilla, gehört zu den wichtigsten Stimmen der spanischen Gegenwartsliteratur. Seine Romane wurden in mehrere Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Premio Rómulo Gallegos, dem Premio Cálamo, dem Premio Andalucía de la Crítica und zuletzt mit dem Premio Biblioteca Breve. International bekannt wurde er mit seinem Bestseller »Das Leben in Rot«, der erfolgreich verfilmt wurde. Isaac Rosa schreibt als Kolumnist für verschiedene Magazine, Tageszeitungen und Nachrichtenportale. Bei Liebeskind erschienen bislang die Romane »Glückliches Ende« und »Im dunklen Zimmer«.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR24,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR18,99

Produkt

KlappentextSegismundo García versucht, mit einer neuen Geschäftsidee Boden unter die Füße zu bekommen: Er will Minibunker verkaufen, zum Einbau in Keller, Tiefgarage oder Garten, als Vorkehrung gegen den globalen Kollaps. Ihm fehlt nur noch die Anschubfinanzierung. Sein Vater kann ihm dabei leider nicht helfen. Der war vor Jahren schon wegen Betrugs ins Gefängnis gewandert. Allerdings hatte er vor Antritt seiner Strafe eine größere Geldsumme an einem sicheren Ort deponiert. Damit könnte man das Bunker-Geschäft natürlich groß aufziehen. Als der vermeintlich senile Alte wieder einmal von zu Hause ausbüxt, hofft Segismundo, dass er ihn endlich zu dem Geldversteck führt. Dumm nur, dass er sich genau in diesem Moment um seinen eigenen Sohn kümmern muss. Der wurde nämlich zum Schuldirektor zitiert, weil sein höchst lukratives Geschäft mit illegalen Sportwetten aufgeflogen ist ...

Isaac Rosa, geboren 1974 in Sevilla, gehört zu den wichtigsten Stimmen der spanischen Gegenwartsliteratur. Seine Romane wurden in mehrere Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Premio Rómulo Gallegos, dem Premio Cálamo, dem Premio Andalucía de la Crítica und zuletzt mit dem Premio Biblioteca Breve. International bekannt wurde er mit seinem Bestseller »Das Leben in Rot«, der erfolgreich verfilmt wurde. Isaac Rosa schreibt als Kolumnist für verschiedene Magazine, Tageszeitungen und Nachrichtenportale. Bei Liebeskind erschienen bislang die Romane »Glückliches Ende« und »Im dunklen Zimmer«.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783954381784
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum22.01.2024
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1398 Kbytes
Artikel-Nr.13466327
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Um die hundert Kunden. Wie viele Start-ups kennst du, die ohne Werbung, sogar ohne richtiges Büro und bis auf zwei Jungvertreter ohne Personal, in drei Wochen hundert Kunden beisammenhaben? Wie lange hast du denn gebraucht, bis du deine ersten hundert Kunden hattest, Scheiße noch mal?

Und mir blieb noch Zeit, auf dem Weg zur Bank ein paar weitere hinzuzufügen, tatsächlich standen mehrere Termine an, für die ich keine allzu großen Umwege machen musste.

Der erste war zunächst nicht einfach, eröffnete am Ende aber neue Möglichkeiten, die mir noch gar nicht in den Sinn gekommen waren, du weißt ja, wie wichtig bei einem Unternehmen der Zufall und die Intuition sind. Die Interessenten waren ein junges Ehepaar mit einem kleinen Kind in einem Neubau minderer Qualität, bei dem die Abstellräume auf der Dachterrasse platziert waren, ein schlechter Platz für einen Sicheren Ort. Aber es gab auch eine Tiefgarage, und dorthin führte mich der Mann. Wie er erzählte, hatten sie zwei Stellplätze erworben, ursprünglich wollten sie einen davon vermieten, aber dann sei ihnen eine bessere Verwendung eingefallen. Die beiden zeigten mir eine Lücke zwischen zwei Säulen mitten im Tiefgeschoss, da war noch nicht mal eine Wand, der Stellplatz war nach allen Seiten offen und von Autos umgeben.

Was halten Sie davon?, fragte er. Ich lieferte ihm die übliche Show, ging die Parklücke ab, zählte meine Schritte, klopfte mit der offenen Hand an eine Säule, beäugte die Decke mit ihrem Gewirr von Kabeln und Leitungsrohren.

Da lässt sich schon etwas machen, sagte ich. In diesem Fall durfte ich nicht von Diskretion als notwendiger Bedingung reden, für die übrigen Hausbewohner wäre das Ganze zu offensichtlich, sosehr wir das Modul auch tarnten, etwa die Wände mit unverputzten Ziegeln verkleideten, als vermeintliche Abtrennung eines improvisierten Stauraums.

Als ich mich weiter umsah, schien mir die Garage im Verhältnis zur Größe des Gebäudes überdimensioniert zu sein. Der Typ bestätigte mir, dass die meisten Bewohner über zwei, einige sogar über drei Stellplätze verfügten. Der Bauherr hatte ursprünglich noch ein zweites Gebäude nebenan geplant, das am Ende nicht umgesetzt wurde, sodass eine halbe Garage übrig blieb und die überschüssigen Plätze günstig angeboten wurden. Was würden die restlichen Bewohner, junge Familien mit kleinen Kindern, wohl machen, wenn sie sahen, was sich ein Nachbar auf seinem überzähligen Stellplatz installieren ließ? Würden sie den ihren leer lassen, ihn mit Fahrrädern und Campinggerät besetzen oder zu einem lächerlichen Preis vermieten, in einem Viertel, wo schon alle Häuser mit Garage ausgestattet sind? Stattdessen könnten sie auch ihren eigenen Sicheren Ort bekommen, zu einem guten Preis, einem sehr guten Preis - sollte nämlich die Hausgemeinschaft einen Gesamtauftrag erteilen, würde ich einen erheblichen Rabatt anbieten. Ob er das nicht selbst bei der nächsten Eigentümerversammlung vorschlagen wolle? Falls ihm das noch nicht bekannt sei: Schon heute böten einige Neubauten, natürlich in einem höheren Preissegment, neben der Garage, dem Swimmingpool oder der Videoüberwachung auch Sichere Orte für alle Bewohner an. Sie sehen doch, sagte ich, dass sich dieses zusätzliche Ausstattungsmerkmal auf Ihre Wohnungen wertsteigernd auswirken würde? Wie viele Haushalte wohnten in dem Hochhaus? Etwa fünfzig? Ein halbes Hundert junge Familien mit Kindern? Konnte ich hier womöglich fünfzig Neukunden gewinnen, auf einen einzigen Streich? Wann war wohl die nächste Eigentümerversammlung? Ließe sich auch eine außergewöhnliche Versammlung einberufen? Ist ja schließlich ein wichtiges Thema. Ob es den Eigentümern recht wäre, wenn ich vorbeikäme, um mein Angebot zu präsentieren und Fragen zu beantworten? Konnte ich noch am selben Vormittag in der Bank vorstellig werden, in der Tasche hundert unterzeichnete Verträge und die Zusage für fünfzig weitere? War das nicht alles ein hervorragendes Zeichen? Kam der Tag hier wieder aufs richtige Gleis?

Vor dem Termin bei der Bank blieb mir sogar noch Zeit für einen weiteren Besuch. Auf den ersten Blick sah die Sache gut aus: ein Pärchen Ende dreißig, vielleicht auch schon vierzig, sie schwanger, das gab Extrapunkte, und außerdem strahlten sie etwas Nostalgisches aus. Ihre winzige Wohnung war mit Filmplakaten von vor mindestens dreißig Jahren tapeziert. Die Wohnzimmerregale zierten alte Fotoapparate und eine aus der Zeit gefallene Schreibmaschine. Sogar einen Plattenspieler sah ich dort. Ich kenne diese Sorte von Leuten gut: eifrig darauf aus, aus einer mythischen Vergangenheit, ich weiß nicht, was, zurückzuholen, ein Leben wie die Eltern oder Großeltern zu führen, lebenslange Anstellung beim selben Arbeitgeber, Hypothek mit kurzer Laufzeit, Weihnachts- und Urlaubsgeld. Ein Sicherer Ort im Keller ist ein ausgezeichneter Ersatz, wenn man weiß, dass nichts davon wiederkommen wird. Nostalgiker, aber keine Tonkrügler, früher habe ich sie verwechselt, bis mir schließlich klar wurde, dass die Typen genau das Gegenteil sind: Du wirst keinen Tonkrügler finden, der in puncto Kleidung, Dekoration oder Kultur als Nostalgiker auftritt. So was verabscheuen sie, das halten sie für reaktionär. Aber dieses glückliche Pärchen, das waren Nostalgiker und keine Tonkrügler; ihre Sehnsucht war eher ästhetischer als politischer Natur, zwanghafte Konsumenten, Hauptsache, das fragliche Produkt lindert ein Unbehagen, das sie gar nicht zu benennen wissen.

Zu meiner Überraschung war der Überzeugte er, während die schwangere Frau, die ich irrigerweise für williger gehalten hatte, alles zu kaufen, was zur Sicherheit ihres künftigen Kindes beitragen würde, ob Kantenschutz aus Gummi für die Möbelecken oder einen Sicheren Ort im Keller, sich als ziemlich widerspenstig erwies. Anscheinend war zwischen den beiden eine Aussprache fällig, und sie hatten beschlossen, das in meiner Anwesenheit zu erledigen. Keine Überraschung, bei Mónica und mir lief das früher genauso, und ich erinnere mich auch noch an deine Streitigkeiten mit Mama vor dem erstbesten Kellner.

Wie ich meiner Frau gerade sagte - selbst wenn wir den Abstellraum umbauen lassen, können wir doch weiterhin Sachen dort lagern, bemerkte der Typ, er suchte mein Einvernehmen, um eine weitere eheliche Niederlage abzuwenden.

Selbstverständlich, sagte ich. Die Basisausstattung nimmt kaum Platz ein, da können Sie Ihre Fläche weiter nutzen. Der einzige Unterschied ist, dass Sie fortan einen einbruchsicheren Abstellraum haben, da kann Ihnen niemand den Hometrainer klauen.

Diesmal kam der Witz mit dem Hometrainer nicht gut an. Die schwangere Frau sah verärgert aus, die beiden waren wohl mitten in einer Auseinandersetzung gewesen, als ich eintraf. Sicher hatte ihr Mann Informationen eingeholt und den Termin mit mir vereinbart, ohne ihr Bescheid zu sagen, sie hatte wohl erst Minuten vor meinem Eintreffen davon erfahren.

So etwas benötigen wir nicht, knurrte sie.

Das kann man nie wissen, sagten wir zwei Männer wie aus einem Mund. Dann fuhr ich fort: Man kann wirklich nie wissen, und überlegen Sie mal, wie viele Dinge Sie besitzen, die Sie nicht wirklich brauchen und die Sie nie benutzen werden, die Ihnen jedoch Sicherheit geben. Ich riss mich zusammen, um nicht auf das nostalgische Gerümpel zu zeigen, das ihre Miniwohnung verstopfte.

Weißt du, was ich denke?, erwiderte sie und gab durch das Du ihrer Geringschätzung Ausdruck, eine Wut an mir auslassend, die tatsächlich ihrem Ehemann galt, vermutlich in Fortsetzung anderer Zwistigkeiten, die mit mir gar nichts zu tun hatten. Weißt du, was ich denke? Dass wir bescheuert sind, nicht weniger als bescheuert. Immer machen wir alles den Amerikanern nach, jetzt sind bei ihnen Bunker die neueste Mode, und wir Provinzdeppen laufen wieder hinterher. Dasselbe mit den Reichen, da sind wir gleich doppelt bescheuert: So ein Tennisspieler oder eine Promitrulla erzählen, sie hätten sich unter ihrem Häuschen einen Bunker bauen lassen, der achtmal so groß ist wie unsere Wohnung, sie schießen sogar Fotos, führen uns die Einrichtung in allen Einzelheiten vor, und wir trotten hinterdrein, lassen die Wände unserer Abstellkammer verstärken, um ein Imitat zu haben, das nie an ihr Original herankommt, uns bestimmt nicht einmal schützen würde. Aber warum brauchen wir überhaupt so einen verdammten Unterschlupf? Wovor wollen wir uns schützen? Was kann schon passieren?

Was kann schon passieren? Die große Frage. Was kann schon passieren. Die Frage, auf die ich selbstverständlich eine Antwort habe. Die Frage, für die ich ein Dossier mit mir führe, das sich aus Nachrichten der letzten Monate und Jahre nährt, aus Nachrichten von vergangener Woche, sogar von heute, und zwar mit offiziellen Daten, kurz- und mittelfristigen Prognosen, Auszügen aus Interviews mit Experten, die...
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Isaac Rosa, geboren 1974 in Sevilla, gehört zu den wichtigsten Stimmen der spanischen Gegenwartsliteratur. Seine Romane wurden in mehrere Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Premio Rómulo Gallegos, dem Premio Cálamo, dem Premio Andalucía de la Crítica und zuletzt mit dem Premio Biblioteca Breve. International bekannt wurde er mit seinem Bestseller »Das Leben in Rot«, der erfolgreich verfilmt wurde. Isaac Rosa schreibt als Kolumnist für verschiedene Magazine, Tageszeitungen und Nachrichtenportale. Bei Liebeskind erschienen bislang die Romane »Glückliches Ende« und »Im dunklen Zimmer«.