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Gedächtnisparagone - Intermediale Konstellationen

E-BookPDF0 - No protectionE-Book
312 Seiten
Deutsch
V&R Unipresserschienen am09.12.20091. Auflage 2010
Die Erforschung von Erinnerungskulturen hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten zunehmend auf deren Medialität konzentriert und den konstruktiven Anteil hervorgehoben, den Medien bei der Repräsentation von Vergangenheit übernehmen. Sobald diese spezifische Leis­tungsfähigkeit zum Gegenstand von Medienkonkurrenzen wird, entsteht ein Gedächtnisparagone. Dabei macht der Vergleich die memorialen Mechanismen und Potenziale der Medien sichtbar und verhandelbar. Das Referenzmodell zu diesem produktiven Konkurrenzverhältnis bildet der klassische Paragone, der Wettstreit der Künste von Leonardo da Vinci bis zu Gotthold Ephraim Lessing, in dem immer auch die Gedächtnisfunktion von Text, Bild und Ton debattiert wurde. Die hier versammelten Beiträge gehen dieser kontroversen intermedialen Konstellation von antiken Traumdarstellungen nach. Das Themenspektrum reicht von mittelalterlichen Andachtsbüchern über barocke Opern und Medaillen um 1800 bis zur gegenwärtigen Medienkunst.

Dr. Sabine Heiser vertritt zurzeit eine Professur im Fachbereich Architektur an der TU Darmstadt.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR75,00
E-BookPDF0 - No protectionE-Book
EUR75,00

Produkt

KlappentextDie Erforschung von Erinnerungskulturen hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten zunehmend auf deren Medialität konzentriert und den konstruktiven Anteil hervorgehoben, den Medien bei der Repräsentation von Vergangenheit übernehmen. Sobald diese spezifische Leis­tungsfähigkeit zum Gegenstand von Medienkonkurrenzen wird, entsteht ein Gedächtnisparagone. Dabei macht der Vergleich die memorialen Mechanismen und Potenziale der Medien sichtbar und verhandelbar. Das Referenzmodell zu diesem produktiven Konkurrenzverhältnis bildet der klassische Paragone, der Wettstreit der Künste von Leonardo da Vinci bis zu Gotthold Ephraim Lessing, in dem immer auch die Gedächtnisfunktion von Text, Bild und Ton debattiert wurde. Die hier versammelten Beiträge gehen dieser kontroversen intermedialen Konstellation von antiken Traumdarstellungen nach. Das Themenspektrum reicht von mittelalterlichen Andachtsbüchern über barocke Opern und Medaillen um 1800 bis zur gegenwärtigen Medienkunst.

Dr. Sabine Heiser vertritt zurzeit eine Professur im Fachbereich Architektur an der TU Darmstadt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783862340675
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatPDF
Format Hinweis0 - No protection
FormatE107
Erscheinungsjahr2009
Erscheinungsdatum09.12.2009
Auflage1. Auflage 2010
Seiten312 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.13860227
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
1;Inhalt;7
2;Einleitung;9
2.1;Vom Paragone der Künste zum Paragone der Medien;11
2.2;Intermedialität von Erinnerung und Gedächtnis;14
2.3;Der Gedächtnisparagone als heuristisches Modell;16
2.4;Zum Aufbau des Bandes;17
3;Die Denkfigur des Gedächtnisparagone;25
3.1;Der Wettstreit der Medien im Andenken der Toten;27
3.1.1;1. Die Toten hinterlassen keinen Paragone, sondern Leere;27
3.1.2;2. Synekdoche und Prosopopöie;30
3.1.3;3. Verfallsgeschichte im Zeichen der Schrift;32
3.1.4;4. Bilderverbot und Bilderkult;34
3.1.5;5. Fotografie als vera ikon;39
3.1.6;6. Sprach-Theologie und das Verkennen der imaginatio;41
3.1.7;7. Kunst und Sprache nach Auschwitz;45
3.2;Gedächtniskonkurrenz als Medienästhetik;49
3.2.1;I.;49
3.2.2;II.;52
3.2.3;III.;58
3.3;NEUESTER LAOKOON ;65
3.3.1;Der Gedächtnisparagone mit Lessing;66
3.3.2;Krapp´s Last Tape;69
3.3.3;Digitaler Laokoon : Adressierung der Speicher;71
3.3.4;Die unerhörte Rückkehr der Gedächtnisbilder im digitalen Speicher;76
3.4;Werk, Bildtext und Medium in agonaler Kunstrhetorik;81
3.4.1;I. Die kunstrhetorische Fragestellung;81
3.4.2;II. Das »Werk« als agonales Objekt;82
3.4.3;III. Das Werk als Artefakt;83
3.4.4;IV. Die Texturseite des Werkes;84
3.4.5;V. Die Medienseite des Werkes;88
3.5;MEMORIALPARADOXIE;95
3.5.1;Jämmerlichkeit und Barbarei;96
3.5.2;Lebendig bannende Erinnerung und reflexive Umformung;98
3.5.3;Paragonale Folgerungen;99
3.5.4;Memorialrhetorik und PR: Kulturelle Hintergründe öffentlicher Rede ;102
3.5.5;(Des-)Informations-Bilderkriege - aktivierte Paragonepolemik in und mittels fortgeschrittener Technologien;108
4;Paragonale Konstellationen in Gedächtnismedien;113
4.1;Geträumte Dichtung und gedichtete Träume;115
4.1.1;I. Visuelle und rhetorische Traumelemente;121
4.1.2;II. Explizite Bildallegeorese und implizite Textallegorese;124
4.1.3;III. Intertextuelle Signale in den Traumerzählungen;129
4.2;Vom Haften der Erinnerung;133
4.3;Medienwissenschaftliche Implikationen der Magia naturalis;155
4.3.1;I.;156
4.3.2;II.;160
4.3.3;Erstes Exempel;164
4.3.4;Zweites Exempel;166
4.3.5;Drittes Exempel;167
4.3.6;Fazit;169
4.4;Zum Wettstreit der Künste in einer Barockoper;171
4.4.1;1. Die französische Barockoper;171
4.4.2;2. Charpentiers Kurzoper: »Les arts florissants« ;172
4.4.3;3. Charpentier als Spezialist für den Paragone;178
4.4.4;4. Paragonale Situationen in der französischen Barockmusik;179
4.4.5;5. Semiparagonale Situationen;182
4.4.6;6. Exkurs zur Paragone-Debatte in den Bildenden Künsten;187
4.4.7;7. »Les arts florissants« - ein Sonderfall;189
4.5;Intermediale Wechselspiele;193
4.5.1;I. Erinnerungsspiele einer Oralkultur;193
4.5.2;II. Audio-visuelle Performanz;200
4.5.3;III. Expressivität und visuelle Verdichtung ;204
4.5.4;IV. Schluss: Zeitmedium versus Präsenzmedium;214
4.6;Der umworbene Blick;217
4.6.1;Die Gemäldegalerie als Medienkombination - Text und Bild zwischen Kongruenz und Konkurrenz;219
4.6.2;Die Konkurrenz der Texte um den Blick auf die Bilder;227
4.6.3;Konkurrenzkampf um das Publikum - Vermittlungstexte als ökonomische Faktoren;230
4.7;Gedächtnisparagone und Intensität;237
4.7.1;I.;244
4.7.2;II.;247
4.7.3;III.;249
4.8;Ikonische Architektur im Paragone zwischen Avantgarde und Kontinuität;253
4.8.1;Einleitung;253
4.8.2;Architektur und Erinnerung;255
4.8.3;Architektur und Moderne;257
4.8.4;Zwei neue Häuser;260
4.8.5;Ikonische Architektur;263
4.8.6;Die Wiederkehr des Ornaments;269
4.8.7;Schluss;271
4.9;Der Autorschaftsparagone;273
4.9.1;Aufschlag Auster;273
4.9.2;Game Auster: 1:0;275
4.9.3;Game Auster: 2:0;278
4.9.4;Game Calle: 2:1;280
4.9.5;Game Auster: 3:1;282
4.9.6;Game Calle: 3:2;282
4.9.7;Game Calle: 3:3;285
4.10;Erzeugung von Erinnerung im Widerspiel von Film und Literatur bei Patrick Roth;291
4.10.1;I.;291
4.10.2;II.;293
4.10.3;III.;297
5;Autorinnen und Autoren;303
6;Abbildungsnachweise;311
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Leseprobe
"Paragonale Konstellationen in Gedächtnismedien (S. 111-114)

Ursula Bittrich

Geträumte Dichtung und gedichtete Träume

Zum Verhältnis von Wortkunst und bildlicher Imagination in Aelius Aristides' »Heiligen Berichten«

Wenn sich Dichtung auf Bildwerke bezieht, dann geht dies häufig mit medialer Selbstreflexion einher. Wirft man einen Blick zurück in die Spät antike, und dort besonders in die Epoche der sogenannten »Zweiten Sophistik« (ca. 60-230 n. Chr.), so trifft man hier auf eine Kultur, in der dem »Logos« und der Rhetorik ein so bedeutender Platz eingeräumt wird, dass ihre höhere Darstellungskraft im Vergleich zu Werken der Bildenden Kunst kaum jemals ernstlich in Frage gestellt wird.

Dabei ist die Literatur jener Zeit in weiten Teilen äußerst beschreibungsfreudig und dem Bildlichen in allen seinen Formen besonders zugewandt: Beliebt sind Periegese und Reise roman; in einem rhetorisch ausgefeilten Erzählstil wird Geschautes in Worte gekleidet, oftmals durchsetzt mit literarischen Reminiszenzen und gelehrten Anspielungen, mit denen Autoren und Rezipienten sich ihrer Tradition und Bildung vergewissern. Doch trifft man auch auf Kunstbetrachtungen im en geren Sinne: So beginnt der antike Roman »Daphnis und Chloe« des Longos mit der Beschreibung eines - höchstwahrscheinlich fiktiven - Bildes, das in nuce schon alle Elemente der späteren Erzählung enthält; im I. und III.

Buch des »Leukippe und Kleitophon«-Romans von Achilleus Tatios werden zwei Gemälde mit my thischen Szenen aus dem Leben Europas und Andromedas vorgestellt, die ebenfalls, wenn auch auf noch subtilere Weise, den künftigen Erzählverlauf in Andeutungen präfigurieren. Die zwar in die Zeit der Zweiten Sophistik fallenden, aber nicht eindeutig datierbaren »Eikones« eines älteren und eines jüngeren Philostrat sind Betrachtungen zu 65 Gemälden überwiegend mythischen Inhalts, von denen man bis heute nicht genau weiß, ob sie wirklich existiert haben.

Die Frage ist letztlich auch nur von sekundärer Bedeutung, werden die Gemälde doch nicht um ihrer selbst wil len vorgestellt, sondern dienen lediglich als Stoff, an dem die beiden Ver fasser ihre Gelehrsamkeit, ihren Einfallsreichtum und ihr rhetorisches Geschick demonstrieren. Ähnlich verhält es sich mit den »Imagines« des Lukian: Hier dient der Rückgriff auf einen Fundus allseits bekannter Kunstwerke - Statuen ebenso wie Gemälde - enkomiastischen Zwecken. Doch wird in diesem Konglomerat der jeweils gelungensten Details aus Kunstwerken der verschiedensten Provenienz nicht nur die Schönheit der Geliebten des Kaisers Lucius Verus, Pantheia, gepriesen, sondern auch ein exquisiter Kunstver stand zur Schau getragen."
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