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Eve

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
224 Seiten
Deutsch
Carl Hanser Verlagerschienen am22.07.20241. Auflage
Eine umwerfende Gesellschaftssatire vom Autor des Bestsellers 'Ein Gentleman in Moskau': Amor Towles erzählt mit augenzwinkernder Eleganz, wie eine Frau aus der Provinz die Glamourwelt Hollywoods austrickst. Nachdem Eve mit ihrem Freund in New York Schluss gemacht hat, bricht sie nach Los Angeles auf. Wenig später wird sie mit der berühmten Olivia de Havilland in den angesagten Lokalen Hollywoods gesehen. Es ist die Zeit, als 'Vom Winde verweht' gedreht wird und die Studios sich gegenseitig die Schauspielerinnen abjagen. Die ebenso raffinierte wie rätselhafte Eve gibt kaum etwas von sich preis, verwirrt jeden Möchtegern und Betrüger, der ihr begegnet, bis sie diejenige ist, die zuletzt lacht.

Amor Towles, geboren 1964 in Boston, Massachusetts, hat in Yale und Stanford studiert. Sein Debüt 'Eine Frage der Höflichkeit' erschien 2011. Sein zweiter Roman 'Ein Gentleman in Moskau' (2016) stand zwei Jahre auf der Bestsellerliste der New York Times, war 2016 Finalist des Kirkus Prize in Fiction & Literature und wurde 2018 für den International Dublin Literary Award nominiert. Seine Werke wurden bislang in über dreißig Sprachen übersetzt. Towles lebt in Manhattan. Bei Hanser erschien zuletzt sein dritter Roman Lincoln Highway (2022).
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR24,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR17,99

Produkt

KlappentextEine umwerfende Gesellschaftssatire vom Autor des Bestsellers 'Ein Gentleman in Moskau': Amor Towles erzählt mit augenzwinkernder Eleganz, wie eine Frau aus der Provinz die Glamourwelt Hollywoods austrickst. Nachdem Eve mit ihrem Freund in New York Schluss gemacht hat, bricht sie nach Los Angeles auf. Wenig später wird sie mit der berühmten Olivia de Havilland in den angesagten Lokalen Hollywoods gesehen. Es ist die Zeit, als 'Vom Winde verweht' gedreht wird und die Studios sich gegenseitig die Schauspielerinnen abjagen. Die ebenso raffinierte wie rätselhafte Eve gibt kaum etwas von sich preis, verwirrt jeden Möchtegern und Betrüger, der ihr begegnet, bis sie diejenige ist, die zuletzt lacht.

Amor Towles, geboren 1964 in Boston, Massachusetts, hat in Yale und Stanford studiert. Sein Debüt 'Eine Frage der Höflichkeit' erschien 2011. Sein zweiter Roman 'Ein Gentleman in Moskau' (2016) stand zwei Jahre auf der Bestsellerliste der New York Times, war 2016 Finalist des Kirkus Prize in Fiction & Literature und wurde 2018 für den International Dublin Literary Award nominiert. Seine Werke wurden bislang in über dreißig Sprachen übersetzt. Towles lebt in Manhattan. Bei Hanser erschien zuletzt sein dritter Roman Lincoln Highway (2022).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783446280939
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum22.07.2024
Auflage1. Auflage
Seiten224 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2104 Kbytes
Artikel-Nr.14508249
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe




Charlie


Im Speisewagen wurde er wieder am selben Tisch wie die hübsche junge Frau mit der Narbe platziert. Sie las den neuesten Krimi, den mit der erdrosselten Dunkelblonden auf dem Umschlag. Fesselnd, sagte man darüber, obwohl es nicht danach aussah, so wie sie die Seiten umblätterte. Gut möglich, dass sie das Buch am Bahnhof nur deshalb gekauft hatte, um freundliche Annäherungsversuche abzuwehren. Dafür hatte er Verständnis. Manchmal wollte man einfach unbehelligt bleiben, selbst wenn es eine Reise von dreitausend Meilen war.

Er nickte, als er sich auf den Platz ihr gegenüber setzte. Er legte sich die Serviette auf den Schoß und sah aus dem Fenster, wo das Tal des Rio Grande in die hohe, einsame Wüste westlich von Exodus und östlich von John überging.

Noch ein Tag, dann wäre er wieder in Los Angeles.

Während der ersten Hälfte der Reise hatte er den Gedanken an das, was ihn dort erwartete, gemieden. Er hatte die Zeitungen gelesen und die Fahrgäste studiert. In Kansas City, wo sie mit ein paar Pullman-Wagen aus Memphis, Tennessee, verkoppelt wurden, hatte er im Bahnhof mit einem Mann aus Wells Fargo ein Bier getrunken und beinah die Weiterfahrt verpasst.

Aber nachdem sie die Grenze nach New Mexico überquert hatten, konnte er diesen Gedanken nicht länger umgehen. Er musste ihm die ihm gebührende Aufmerksamkeit schenken. In den nächsten Tagen würde der Hausverkauf besiegelt, ausstehende Rechnungen würden beglichen, das Konto bei der Sparkasse würde aufgelöst. Jedes Mal, wenn er an die Liste dachte, wurde sie länger. Sein Auto verkaufen. Seine Sachen zusammenpacken. Den Hochboden im Flur leerräumen, den er seit 1934, nachdem sie beschlossen hatten, den Tannenbaum ungeschmückt zu lassen, nicht mehr geöffnet hatte. Zusätzlich gab es die Liste innerhalb der Liste: Er musste sich um Bettys Dinge kümmern. Ihre Sommerkleider, ihre Schürzen. Ihre Haarbürste und die Broschen. Ihre Sonntagshüte. Die Ausstechformen und Nudelhölzer und Kuchenteller, die ihr teurer waren als alles andere. Wem sollte man ein Nudelholz schenken, wo doch jede erwachsene Frau ein Nudelholz besaß?

Tom, der ein guter Sohn war, hatte angeboten, aus Tenafly zu kommen und zu helfen. Beinah hätte Charlie das Angebot angenommen. Daran sah man, wie schwer ihm diese Aufgaben fielen, aber es war etwas, das er selbst übernehmen musste. Jetzt, da er Rentner und Witwer war und vorhatte, zu seinem Sohn an die Ostküste zu ziehen, waren dies wahrscheinlich die letzten Dinge, um die er sich tatsächlich selbst kümmern musste.

Jenseits des Fensters erstreckte sich die breite Uferlandschaft des Navajo bis zum Horizont, erbarmungslos, rissig und rot. Auf seiner Reise gen Osten hatten ihn die Felsformationen beeindruckt, die sich vor dem Himmel abhoben, als wären sie die letzten Überlebenden - Zeit und Absicht Überdauernde, so einsam und majestätisch wie sonst nichts auf der Welt. Er hatte sich auf die Rückreise durch diese Landschaft gefreut, damit er die Felsen genauer ansehen konnte, aber während der Zug weiterratterte, wurde ihm bewusst, dass ihre Formen verschwammen. Ohne es wirklich zu bemerken, waren sie an den Rand seines Sichtfelds gewandert, während er das in der Scheibe gespiegelte Gesicht der jungen Frau betrachtete.

Zuerst war sie ihm auf dem Bahnsteig in New York aufgefallen - sie hatte eine Zigarette geraucht, ein kleiner roter Koffer stand bei ihren Füßen. Sie musste Mitte zwanzig sein, und mit der attraktiven Figur und dem hellen Haar wirkte sie elegant und selbstsicher und fiel selbst in der Menge auf. Vielleicht besonders in der Menge. Er war einen Schritt nach rechts getreten, um sie besser ansehen zu können, doch dann öffneten sich die Zugtüren, und die Frau war inmitten der anderen Einsteigenden verschwunden.

Dann war er damit beschäftigt, sein eigenes Abteil zu finden und seine Tasche in der Ablage zu verstauen, und wurde von dem Schuhlederverkäufer aus Des Moines in ein höfliches Gespräch verwickelt, so dass er nicht mehr an die junge Frau mit dem roten Koffer dachte, bis er am nächsten Morgen, als sich der Zug Chicago näherte, zum Frühstück am selben Tisch platziert wurde.

Sie sah sinnend aus dem Fenster und tippte mit einer frischen Zigarettenpackung auf den Tisch. Sie sah sich nicht einmal nach demjenigen um, der an ihrem Tisch Platz genommen hatte. Aber als der Kellner ihre Kaffeetasse erneut füllen wollte, drehte sie sich kurz um und lehnte das Angebot ab. Und da sah er den Schaden, der ihrer Schönheit zugefügt worden war.

Es überraschte ihn, dass ihm die Narbe nicht eher aufgefallen war, denn sie musste gut zehn Zentimeter lang sein und verlief von ihrem Wangenknochen bis zum Kinn. Sicher, er hatte Hunderte von Narben gesehen. Sternförmige von einem Schlag auf die Stirn, sichelförmige von einem Messer in Downtown Encino, breite, weiße Narben, die das Resultat ungeschickter Hände beim Zusammenflicken in dunklen Garagen waren. Aber diese Narben waren Männern zugefügt worden, und sie waren verdient. Erjagt. Beinah ersehnt. Mit einem inneren Kopfschütteln wandte er sich der Speisekarte zu und bemühte sich, die junge Frau nicht anzustarren, denn er wusste, sobald sie vom Tisch aufstand, würde er sie genauer betrachten können.

Aber als der Schaffner durch den Gang kam und die bevorstehende Ankunft in der Union Station, Chicago, ankündigte, geschah etwas Interessantes: Die junge Frau drehte sich vom Fenster weg, rief den Schaffner zu sich und fragte, was es kosten würde, ihre Reise von Chicago nach Los Angeles zu verlängern. Nachdem sie den zusätzlichen Fahrpreis entrichtet hatte, gab sie dem Kellner ein Zeichen, dass er ihr doch nachgießen solle - als hätte sie die Fahrkarte bis zum Ende der Strecke gekauft, um genügend Zeit für eine weitere Tasse Kaffee zu haben.

Darüber hatte er lange nachgedacht. Als er in seiner Schlafwagenkoje lag und die Gedanken an das, was ihn erwartete, zu vermeiden suchte, beschäftigte ihn diese Frage. Warum würde eine junge Dame mit einem kleinen Koffer, die in New York allein eingestiegen war, plötzlich nach L. A.fahren wollen statt nach Chicago? Sie hatte nicht überraschend eine wichtige Nachricht erhalten. Auch hatte sie nicht besorgt gewirkt, als der Schaffner den nächsten Bahnhof ausrief. Sicher war allerdings eins: Sie war zufrieden mit ihrer Entscheidung. Nachdem ihre Tasse frisch gefüllt war, lehnte sie sich zurück, und das Leuchten in ihren Augen hätte den Neid aller Blonden in Brentwood wecken können.

Am zweiten Morgen, als er wieder gegenüber der jungen Dame mit der Narbe saß und sich über seinen Teller mit Schinken und Ei hermachte, setzten sich zwei Frauen in den Dreißigern auf die freien Plätze. Sie trugen Pillbox-Hüte mit kleinem schwarzen Schleier, der zu klein war, um etwas zu verschleiern. Ihre Kleidung hatte modische Schnitte, aber es war Kleidung für Frauen über fünfzig. Die Frau mit dem blauen Hut setzte sich ihm gegenüber und nahm eine selbstgerechte Haltung ein, während die mit dem roten Hut neben ihm saß und ihre Handtasche mit festem Griff auf dem Schoß festhielt. Sie kamen aus einer Gegend östlich des Mississippi, vermutete er, aber nicht sehr weit östlich. Vielleicht Cleveland.

»Guten Morgen«, sagten sie.

»Guten Morgen«, sagte er.

Die junge Frau mit der Narbe las.

»Guten Morgen«, wiederholte die Frau mit dem blauen Hut, und ihr höfliches Beharren rückte sie näher an St. Louis heran.

»Guten Tag«, sagte die junge Frau auf Deutsch, ohne von ihrem Buch aufzusehen.

Die Frau mit dem blauen Hut sah zu ihrer Gefährtin hin und zog die Augenbrauen hoch.

Nachdem der Kellner die Bestellung aufgenommen hatte, holte die Frau mit dem blauen Hut ein kleines Notizbuch aus ihrer Tasche und ging den Reiseplan durch: Wann sie ankommen, wo sie übernachten würden, wo sie in der Nähe des Hotels ein Restaurant finden konnten, das laut einer zuverlässigen Freundin sauber und nicht zu teuer war. Außerdem gab es einige Empfehlungen, welche Gegenden man meiden und was man unterlassen ...


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Autor

Amor Towles, geboren 1964 in Boston, Massachusetts, hat in Yale und Stanford studiert. Sein Debüt "Eine Frage der Höflichkeit" erschien 2011. Sein zweiter Roman "Ein Gentleman in Moskau" (2016) stand zwei Jahre auf der Bestsellerliste der New York Times, war 2016 Finalist des Kirkus Prize in Fiction & Literature und wurde 2018 für den International Dublin Literary Award nominiert. Seine Werke wurden bislang in über dreißig Sprachen übersetzt. Towles lebt in Manhattan. Bei Hanser erschien zuletzt sein dritter Roman Lincoln Highway (2022).