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Der rote Wolf

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
240 Seiten
Deutsch
Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppeerschienen am30.09.20131. Auflage
Ruarri, der 'rote Wolf', als uneheliches Kind geboren und stets verfolgt von dem Fluch, ein Bastard zu sein, hat von klein auf gelernt, sich gegen eine feindliche Umwelt zu behaupten. Er ist jahrelang durch die Welt vagabundiert - als Fremdenlegionär in Afrika, Opiumschmuggler im Fernen Osten, als abenteuernder Seefahrer - und ist dabei zum Mörder geworden. Als reicher Mann kehrt erin seine Heimat, auf die Hebrideninsel Lewis, zurück und wird dort durch Reichtum und Gerissenheit zum mächtigsten Mann der Insel. Sein Kindheitstraum scheint wahr geworden. Doch sein herrschaftlicher Lebensstil, seine ungewöhnliche Freundschaft mit einem Schriftsteller und die verzweifelte Liebe zu einer Ärztin lassen ihn nicht die Ruhe und Geborgenheit finden, nach der er sich zutiefst sehnt. Von Kühnheit und Verzweiflung gleichermaßen getrieben, bleibt er der unverstandene Außenseiter. Als endlich offenbart wird, wer sein Vater ist, kommt es zur Katastrophe...

Morris Langlo West wurde 1916 in St. Kilda, Australien geboren. Mit 14 Jahren trat er in den Orden der Christian Brothers ein, der Katholizismus beeinflusste West nachhaltig. 1937 schloss er sein Studium an der University of Melbourne ab und unterrichtete anschließend moderne Sprachen und Mathematik an den Klosterschulen des Ordens in New South Wales. 1942 verließ er den Orden und kämpfte etwa zu dieser Zeit auch im Zweiten Weltkrieg, bis er 1943 Sekretät des früheren australischen Premierministers, Billy Hughes, wurde. Während seiner Zeit bei der Armee schrieb er ein Buch über sein Leben im Kloster, das er 1945 unter dem Pseudonym Julian Morris veröffentlichte. Etwa zur Zeit des Kriegsendes arbeitete er für den australischen Rundfunk, nachdem er jedoch wegen eines Zusammenbruchs ein Jahr im Krankenhaus gelegen hatte, verkaufte er sein Unternehmen und arbeitete fortan ausschließlich als Schriftsteller. Sein erster Gedichtband erschien 1955, gefolgt von den erfolgreichen Romanen 'Gallows on the Sand' im selben Jahr und 'Kundu' ein Jahr später. Mit dem Geld, das er mit den Romanen verdiente, reiste er ins Ausland und lebte einige Zeit in Österreich, Italien, England und den USA. Viele seiner Bücher sind von seiner Zeit in Italien inspiriert. Erst 1980 kehrte er nach Australien zurück. Wests Bekanntheit wurde durch einige Verfilmungen seiner Bücher noch gesteigert. Viele seiner Werke behandeln ethisch-religiöse Konflikte oder haben politische Brisanz. Am 9. Oktober 1999 starb Morris West in Sydney.
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Produkt

KlappentextRuarri, der 'rote Wolf', als uneheliches Kind geboren und stets verfolgt von dem Fluch, ein Bastard zu sein, hat von klein auf gelernt, sich gegen eine feindliche Umwelt zu behaupten. Er ist jahrelang durch die Welt vagabundiert - als Fremdenlegionär in Afrika, Opiumschmuggler im Fernen Osten, als abenteuernder Seefahrer - und ist dabei zum Mörder geworden. Als reicher Mann kehrt erin seine Heimat, auf die Hebrideninsel Lewis, zurück und wird dort durch Reichtum und Gerissenheit zum mächtigsten Mann der Insel. Sein Kindheitstraum scheint wahr geworden. Doch sein herrschaftlicher Lebensstil, seine ungewöhnliche Freundschaft mit einem Schriftsteller und die verzweifelte Liebe zu einer Ärztin lassen ihn nicht die Ruhe und Geborgenheit finden, nach der er sich zutiefst sehnt. Von Kühnheit und Verzweiflung gleichermaßen getrieben, bleibt er der unverstandene Außenseiter. Als endlich offenbart wird, wer sein Vater ist, kommt es zur Katastrophe...

Morris Langlo West wurde 1916 in St. Kilda, Australien geboren. Mit 14 Jahren trat er in den Orden der Christian Brothers ein, der Katholizismus beeinflusste West nachhaltig. 1937 schloss er sein Studium an der University of Melbourne ab und unterrichtete anschließend moderne Sprachen und Mathematik an den Klosterschulen des Ordens in New South Wales. 1942 verließ er den Orden und kämpfte etwa zu dieser Zeit auch im Zweiten Weltkrieg, bis er 1943 Sekretät des früheren australischen Premierministers, Billy Hughes, wurde. Während seiner Zeit bei der Armee schrieb er ein Buch über sein Leben im Kloster, das er 1945 unter dem Pseudonym Julian Morris veröffentlichte. Etwa zur Zeit des Kriegsendes arbeitete er für den australischen Rundfunk, nachdem er jedoch wegen eines Zusammenbruchs ein Jahr im Krankenhaus gelegen hatte, verkaufte er sein Unternehmen und arbeitete fortan ausschließlich als Schriftsteller. Sein erster Gedichtband erschien 1955, gefolgt von den erfolgreichen Romanen 'Gallows on the Sand' im selben Jahr und 'Kundu' ein Jahr später. Mit dem Geld, das er mit den Romanen verdiente, reiste er ins Ausland und lebte einige Zeit in Österreich, Italien, England und den USA. Viele seiner Bücher sind von seiner Zeit in Italien inspiriert. Erst 1980 kehrte er nach Australien zurück. Wests Bekanntheit wurde durch einige Verfilmungen seiner Bücher noch gesteigert. Viele seiner Werke behandeln ethisch-religiöse Konflikte oder haben politische Brisanz. Am 9. Oktober 1999 starb Morris West in Sydney.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783955302412
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum30.09.2013
Auflage1. Auflage
Seiten240 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1724216
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Vorspiel

Plötzlich konnte ich die Grausamkeit der Welt nicht mehr ertragen.

Ich hatte es satt: die Kriege und das Töten, das Erstehen neuer Tyranneien, die Perfektionierung alter, die Lügen und die Politik, die Drogensucht und die schale Pornographie, die stinkenden Müllhaufen von Städten, den Schrecken, der über jedem Morgen hing. Eine dunkle Verzweiflung erfüllte mich. Ich fürchtete mich, schämte mich und war traurig, ein Mensch zu sein. Ich schrie nach Neugeburt oder zumindest nach der Aufnahme in eine neue Bruderschaft. Aber weder das eine noch das andere vermochte ich zu erlangen. Die Welt stand für mich nicht still. Ich konnte aus ihr nur in eine zweifelhafte Ewigkeit springen.

Ich begann unter einem immer wiederkehrenden Albtraum zu leiden. Ich träumte von Monstren, riesigen Reptilien in einer Landschaft aus Farnen und Bärlapp und schauerlichen Mooren mit unheimlichen Blüten. Der Himmel war schwarz von dahinziehenden Schrecknissen. In der Meerestiefe wimmelte es von Raubfischen. Auch ich war dort, losgelöst von der Zeit, saß in dem riesigen Schlachthaus, das die Wirklichkeit hinter dem Traum des Menschen vom Paradies war. Ich war allein, schrie meine Angst unter den seelenlosen Ungeheuern aus mir heraus. Ich duckte mich vor dem Schauspiel ihrer blutigen Schlachten. Ich rannte sinnlos durch einen Urweltdschungel, betäubt von gespenstischen Dissonanzen. Ich erwachte in Schweiß gebadet in meinen verwühlten Laken, zitternd unter dem Ansturm eines unvorstellbaren Grauens.

Ich wurde mir schließlich selber fremd; sogar mein Herz schien etwas Feindliches geworden zu sein, als ob alle Talismane, die meine Identität kennzeichneten, sich in feindliche Fetische verwandelt hätten. Es war mir, als zerspränge ich. Ich wußte, wenn ich mich nicht hinsetzen, die Scherben aufsammeln und wieder zusammenfügen konnte, würde ich vielleicht wahnsinnig werden oder alle Hoffnung auf Selbsterhaltung einem Akt absoluter Negation opfern. Da aber geschah etwas wie ein Wunder, auf das ich noch heute mit Staunen und Scheu zurückblicke.

Es war ein Morgen Anfang August. Ich war in düsterer Stimmung und schlenderte ziellos die alte Via Appia entlang, wo die umgestürzten Steine und Marmorfragmente und die geplünderten Grabstätten von der Flüchtigkeit menschlichen Bemühens zeugen. Es hatte in der Nacht geregnet, und ich stocherte in der feuchten Erde am Straßenrand, in der Hoffnung, eine jener Münzen oder ein Amulett zu finden, die manchmal an die Oberfläche des ausgelaugten, bröckligen Bodens kommen. Da rief eine Stimme meinen Namen und begrüßte mich in einem Englisch mit weichem schottischem Akzent.

Ich blickte verblüfft und zugleich ärgerlich über diese Störung meines kindlichen Zeitvertreibs auf. Es war ein hochgewachsener, kräftiger Mann, wohl fast zwei Meter groß, mit dichtem schneeweißem Haar, einem geröteten, sommersprossigen Gesicht und einem Grinsen, das ihn wie einen zufriedenen Pan aussehen ließ. Ich starrte ihn mit offenem Munde an, als mir plötzlich aufging, wer er war.

»Mein Gott! Alastair Morrison! Ich glaubte, Sie kurierten noch die Heiden in Thailand.«

»Das habe ich schon vor einem Jahr aufgegeben, weil ich nicht mehr recht wußte, wer Heide war und wer nicht. Was machen Sie in Rom?«

»Das gleiche frage ich Sie und noch vieles andere.«

Ich zitierte, was er früher einmal gesagt hatte. Er lachte, und ich stimmte in das Lachen ein. Ein merkwürdiger Gedanke, daß ich lange nicht gelacht hatte.

Wir gingen zu mir, ich tischte ihm Wein und Pasta auf, und wir sprachen von der Zeit, da er ein ärztlicher Missionar in Chiengmai und ich ein erfolgloser freier Schriftsteller in Südasien gewesen war. Er erzählte mir, er habe sich in das Haus seiner Familie zurückgezogen und Angel- und Jagdrechte auf den Hebriden erworben. Ich berichtete ihm, was ich getan, und von dem seltsamen Überdruß, der mich in den letzten Monaten gepackt hatte.

Er hörte zu, paffte aus einer alten Pfeife, warf hin und wieder eine lakonische Bemerkung oder eine Frage mit Widerhaken ein. Als ich mir alles vom Herzen geredet hatte, füllte er sein Glas noch einmal und stellte eine Diagnose.

»Manchmal macht sogar die Sonne einen Menschen krank. Er sieht alles so scharf, daß er blind wird und überhaupt nichts mehr sieht. Manchmal macht ihn sein Verstand krank, weil die Säfte, die seine Träume nähren, austrocknen. Dann ist es Zeit, zu gehen, Zeit, allem den Rücken zu kehren und sich auf den Weg zu machen.«

»Wohin?«

»Ins Unbekannte.«

»Und wo, zum Teufel, ist das?«

»Ein Ort, den Sie nicht kennen, in dem Sie ein Fremder und einsam sind und sich deswegen vielleicht fürchten.«

»Im Augenblick graut mir sogar davor, in die Stadt zu gehen, und dabei kenne ich sie wie meine Westentasche. Es graut mir, in einen Spiegel zu blicken, weil ich dann die Angst in meinen Augen sehe.«

»Es steht wirklich schlimm um Sie, mein Lieber.«

»Ja, es steht schlimm um mich.«

Er schwieg eine Weile, wobei er mich durch eine Rauchwolke beobachtete. Mir fiel dabei ein, daß selbst die Moskitos in Chiengmai vor seiner widerlichen Pfeife die Flucht ergriffen hatten.

Dann machte er mir den Vorschlag:

»Kommen Sie zu mir, wenn Sie mögen. Ob auf längere oder nur kurze Zeit, ist gleich. Das Haus ist leer. Sie würden Kost und Logis und Ihren Schnaps bezahlen. Sie können jedoch gratis fischen und bekommen noch manches andere umsonst.«

»Das ist sehr großzügig von Ihnen.«

»Ach, wir sind großzügige Leute. Das heißt: meistens.«

»Ist es Ihnen recht, wenn ich es mir überlege?«

»Überlegen Sie nicht zu lange, sonst wird die Krankheit wieder an Ihnen fressen, und Sie werden nichts tun. Außerdem ist die Luft jetzt mild, der Lachs wird bald zu wandern beginnen, und wenn Ihnen das richtige Gebet einfällt, wird die See bei Ihrer Überfahrt vielleicht ruhig sein.«

»Wie kann ich Ihnen Nachricht geben?«

»Das ist nicht nötig. Ich gebe Ihnen die Adresse, und dann kommen Sie oder kommen nicht. Aber selbst wenn Sie sich für ein anderes Ziel entscheiden, machen Sie sich auf, mein Lieber, sonst werden Sie noch wie eine jener alten Statuen werden, die es hier gibt: ohne Ohren, ohne Nase, ohne die Teile, mit denen man eine Frau liebt, und ohne Augen, um das Sternenlicht oder die Sonne auf den Bergen zu sehen.«

Ich brauchte zehn Tage, um einen Entschluß zu fassen und allen Mut zusammenzunehmen; dann wandte ich mein Gesicht nach Norden und machte mich auf, um die Straße zu den Inseln zu finden.

Ich war halb krank vor Angst: ein Nervenbündel. Im Flughafen Fiumicino drängten sich aufgeregte Touristen, und man hörte ein Gewirr verschiedener Sprachen. Im Londoner war es nicht anders, und ich betrank mich bis zur Besinnungslosigkeit, während ich auf das Flugzeug nach Inverness wartete. Wir wurden wie Sardinen in eine alte Viscount gepackt, stiegen in niedrig hängende Regenwolken auf, und ich schlief unruhig bis zur Landung.

Dann überfiel mich eine neue Angst. Ich war in der Sonne geboren. Ich hatte mein Leben lang in der strahlenden Pazifiklandschaft und in Städten an der Mittelmeerküste gelebt. Hier war eine schwarze Rollbahn, die vom letzten Regenschauer glänzte, eine braune Grasböschung mit einer grünen Weide dahinter, ein Hügel voll schwarzer Tannen, deren oberste Zweige von Wolkenfetzen verhüllt waren. Der Himmel hing niedrig. Das Licht war kalt und wenig freundlich, und ich war ein närrischer Pilger auf der vergeblichen Flucht vor sich selbst.

Ich hatte mir ein Auto bestellt, damit ich mich frei bewegen und schneller fliehen konnte, wenn das nötig wäre. Ich wartete eine halbe Stunde, während der kleine Flughafen sich leerte und die alte Melancholie in mir wieder zunahm. Endlich kam der Wagen. Ein apfelbäckiges Mädchen entschuldigte sich, übergab mir dann einen Vertrag, einige Schlüssel, eine Karte von den Highlands und verschwand wieder. Ich erinnere mich, ich saß eine lange Weile hinter dem Steuerrad und tat so, als studierte ich die Karte, aus der ich so wenig klug wurde wie aus der Inschrift auf einem Runenstein. Ich saß wie erstarrt da, blickte mich um, ohne etwas zu sehen, war hellwach und dennoch unfähig, mich auch nur zu einer einzigen Bewegung aufzuraffen. Dann fiel diese Starrheit von mir ab. Ich ließ den Motor an, fuhr durch das Tor hinaus und bog in die nach Inverness führende Straße ein.

Wenn ich so lange bei dem Rückblick auf jene Fahrt verweile, dann darum, weil ich jetzt weiß, daß alles, was damals geschah, eine Vorbereitung auf das war, was ich erlebte, als ich auf die Äußeren Inseln kam. Es gab keine Zwischenfälle, alles schien vorherbestimmt. Ich war ein kostümierter Schauspieler, der in einem Drama auftreten sollte, von dessen Text er noch keine Zeile gelesen und dessen Ausmaße er sich nicht einmal im Traum hätte vorstellen können. Ich, der Mann der Vernunft, hatte vergessen, wie man träumt; ich, der einst Gläubige, hatte den Glauben an das Schicksal verloren, ob es nun gut oder böse war; darum war ich völlig unwissend, allem geöffnet und sehr verletzlich.

Etwa eine Meile vom Flughafen entfernt zweigte eine Straße ab mit dem Schild: National Monument, Culloden. Ich war versucht, an ihr vorüberzufahren. Es verlangte mich nicht, mich in meinem jetzigen Kummer noch mit einem alten zu belasten. Aber dann sagte ich mir, das sei eine Torheit. Ich war ein Pilger, und ein Pilger muß den Schreinen an seinem Wege Reverenz erweisen, sonst könnten ihre Heiligen das Gesicht von ihm abkehren und ihre Dämonen ihm folgen. Ich fuhr darum, wohin ich eigentlich nicht wollte, und nahm etwas in mich auf, mit dem mich...
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