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Lonesome Traveller

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am15.02.20221. Auflage
«Lebensmischmasch eines selbständigen, gebildeten, mittellosen, nach allen Seiten offenen Lebemannes.» So hat Kerouac selbst das genannt, was diese acht berühmten Prosaskizzen beschreiben: ein rastloses Hetzen von Ort zu Ort, von Job zu Job, quer durch Nordamerika, durch Mexiko, Nordafrika, Paris, London. Ihre Sprachgewalt, ihre wilde Poesie, ihre Direktheit faszinieren Leser von heute genauso wie seine Zeitgenossen - und die Inhalte dieser autobiographischen Texte haben den Aussteigern und Alternativen ebenso viel zu sagen wie der Beat-Generation von damals.

Jack Kerouac, am 12. März 1922 in Lowell/Massachusetts geboren, diente während des Zweiten Weltkriegs in der Handelsmarine, trampte später jahrelang als Gelegenheitsarbeiter kreuz und quer durch die USA und Mexiko und wurde neben William S. Burroughs und Allen Ginsberg der führende Autor der Beat Generation. Mit «On the Road» schrieb er eines der berühmtesten Bücher des 20. Jahrhunderts. Er starb am 21. Oktober 1969 in St. Petersburg/Florida.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

Klappentext«Lebensmischmasch eines selbständigen, gebildeten, mittellosen, nach allen Seiten offenen Lebemannes.» So hat Kerouac selbst das genannt, was diese acht berühmten Prosaskizzen beschreiben: ein rastloses Hetzen von Ort zu Ort, von Job zu Job, quer durch Nordamerika, durch Mexiko, Nordafrika, Paris, London. Ihre Sprachgewalt, ihre wilde Poesie, ihre Direktheit faszinieren Leser von heute genauso wie seine Zeitgenossen - und die Inhalte dieser autobiographischen Texte haben den Aussteigern und Alternativen ebenso viel zu sagen wie der Beat-Generation von damals.

Jack Kerouac, am 12. März 1922 in Lowell/Massachusetts geboren, diente während des Zweiten Weltkriegs in der Handelsmarine, trampte später jahrelang als Gelegenheitsarbeiter kreuz und quer durch die USA und Mexiko und wurde neben William S. Burroughs und Allen Ginsberg der führende Autor der Beat Generation. Mit «On the Road» schrieb er eines der berühmtesten Bücher des 20. Jahrhunderts. Er starb am 21. Oktober 1969 in St. Petersburg/Florida.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644003972
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum15.02.2022
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.14809
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1971 Kbytes
Artikel-Nr.5724050
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Piere der heimatlosen Nacht


HIER UNTEN AUF DUNKLER ERDE

bevor wir alle in den Himmel kommen

VISIONEN VON AMERIKA

Immer wieder Autos anhalten

Immer wieder auf fahrende Züge springen

Immer wieder zurückkommen

nach Amerika

Über mexikanische & kanadische Grenzen ...


Beginnen wir mit einem Blick auf mich, den Kragen eng an den Hals gedrückt und mit einem Halstuch umwickelt, das wärmt und Halt gibt, wie ich dahinstapfe durch die öde, düstere Umgebung der Lagerhäuser am endlosen Kai von San Pedro, und die Ölraffinerien in dieser feuchten nebligen Weihnachtsnacht 1951 stinken wie brennender Gummi und die aus den Tiefen kommenden Geheimnisse der Meereshexe Pazifik, wo sich gleich links von mir die ölige Brühe des alten Hafenwassers heranwälzt und die schaumbedeckten Pfähle umspült, und weiter draußen vor dem schützenden Hafen sieht man das Zucken der Leuchtfeuer in den heranrollenden Wellen und auch das Auf und Ab von Lichtern an Schiffen und Bumbooten, die sich nähern und sich entfernen und diesen letzten Streifen des amerikanischen Festlandes verlassen. - Draußen auf dem dunklen Ozean, dieser wilden dunklen See, wo der Wurm unsichtbar auf den Wellen reitet, wie eine Hexe im Flug und ausgestreckt als liege sie lässig auf traurigem Sofa, aber mit wehendem Haar und entschlossen, das blutrote Glück der Liebenden zu finden und zu verschlingen, Tod ist ihr Name, dort draußen kam nun gespenstisch und lautlos bis auf die gewaltig vibrierenden Maschinen das Schicksals- und Todesschiff die S. S. Roamer, ganz in Schwarz mit orangefarbenen Spieren, um nach ihrer Fahrt von New York und durch den Panama-Kanal an den Pier von San Pedro verholt und bugsiert zu werden, und an Bord ist mein alter Kumpel Deni Blue, nennen wir ihn so, der mich mit seinem Versprechen, mir einen Job auf dem Schiff zu besorgen, überredet hatte, 5000 Kilometer in Bussen über Land zu fahren, und gleich geh ich für den Rest der Reise um die Welt an Bord. - Und da ich fit bin und wieder mal auf Achse & sowieso nichts anderes zu tun habe als mit langem Gesicht das wirkliche Amerika mit meinem unwirklichen Herzen zu durchstreifen, bin ich scharf und begierig drauf, als vorlauter Küchenjunge oder Tellerwäscher auf dem alten Kahn mitzufahren und mir die Nase einschlagen zu lassen, Hauptsache ich kann mir mein nächstes Seidenhemd in Hongkong schneidern lassen oder in irgendeiner alten Bar in Singapur einen Poloschläger schwingen oder bei Pferderennen auf australisch wetten, mir ist alles recht, es muß nur was los sein und um die Welt gehen.

Wochenlang war ich unterwegs auf den Straßen, die von New York in den Westen führen, und wartete dann im Haus eines Freundes in Frisco oben und verdiente mir in der Zeit bei der guten alten Eisenbahn als Gepäckträger im Weihnachtsbetrieb 50 Dollar dazu, bin grade erst die 800 Kilometer von Frisco runtergekommen, und das als geheimer Ehrengast im Bremswagen des Zipper, eines erstklassigen Güterzugs, das verdank ich meinen Beziehungen zu den Eisenbahnern da oben, und jetzt seh ich mich schon als großen Seemann, geh jetzt gleich hier in Pedro an Bord der Roamer und freu mich schon drauf, doch wenn die Sache mit dem Schiff nicht wäre, würde es mir bestimmt gefallen, vielleicht Eisenbahner zu werden, ich würde Bremser lernen und auch noch Geld dafür bekommen, daß ich auf dem rasenden Zipper mitfahre. - Aber ich war krank gewesen, eine plötzliche würgende fürchterliche Erkältung, ein kalifornischer Virus vom Typ X, und so konnte ich kaum aus dem verstaubten Fenster des Bremswagens blicken, hinaus auf die schneeweißen Brecher der Brandung in Surf und Tangair und Gaviota, dort wo die Bahnlinie zwischen San Luis Obispo und Santa Barbara einen großen Halbkreis beschreibt. - Ich hatte mir alle Mühe gegeben, die Fahrt zu genießen, konnte aber nur flach auf der Sitzbank liegen, das Gesicht in meine zusammengelegte Jacke gedrückt, und von San José bis Los Angeles hatte mich jeder Schaffner aufwecken müssen, um mich zu kontrollieren, ich war der Bruder eines Bremsers und selbst ein angehender Bremser, und wenn ich dann den Kopf hob und dachte: «Mein alter Jack, du fährst hier tatsächlich in einem Bremswagen die Küste entlang, und dieser Zug ist so fantastisch wie die Züge in deinen wildesten Wunschträumen, ein Kindertraum ist wahr geworden, wie kommt es da nur, daß du den Kopf nicht heben und nach draußen schauen kannst, um die flaumige kalifornische Küste zu genießen das letzte Land unter dem Flaum fein stäubender Gischt über Türstufen und Schwellen schwappendes Wasser aus jeder Wolke im Orient und den Buchten zwischen hier und Catteras Flapperas Voldivious und Gratteras, Mann», doch dann hob ich den Kopf und nichts war zu sehen, nur meine blutunterlaufene Seele und vage Andeutungen eines unwirklichen Mondes über einer unwirklichen See und das Vorbeifließen der Kieselsteine des Gleisbettes, die Schienen im Sternenlicht. - Steige am Morgen in L.A. aus und mit dem vollen riesigen Seesack auf der Schulter mache ich mich schwankend auf den langen Weg vom Verschiebebahnhof bis in die Innenstadt Main Street L.A., wo ich mich für 24 Stunden in ein Hotelzimmer zurückzog und Bourbon mit Zitronensaft und Grippetabletten trank und auf dem Rücken liegend eine Vision von Amerika hatte, die kein Ende nahm - und das war erst der Anfang - doch ich dachte nur: «In Pedro geh ich an Bord der Roamer und ruckzuck bin ich auf dem Weg nach Japan.» - Blickte aus dem Fenster, als ich mich etwas besser fühlte, bestaunte die heißen sonnigen Straßen, Weihnachten in L.A., ging schließlich runter und vertrieb mir die Zeit in den schäbigen Spielhöllen und Schuhputzerbuden, wartete nur darauf, daß die Roamer einlief und am Pier in Pedro festmachte, denn dort an der Landungsbrücke sollte ich Deni treffen und den Revolver mitbringen, den er schon mal vorausgeschickt hatte.

Verschiedene Gründe für das Treffen in Pedro - er hatte einen Revolver vorausgeschickt, versteckt in einem Buch, das er sorgfältig ausgehöhlt und hinterher mit Hilfe von braunem Packpapier und Schnur zu einem sauberen Päckchen gemacht und an ein Mädchen in Hollywood adressiert hatte, Helen Soundso, deren Anschrift er mir genannt hatte: «Also, Kerouac, wenn du nach Hollywood kommst, gehst du sofort zu Helen und läßt dir das Päckchen geben, das ich ihr geschickt habe, dann machst du es in deinem Hotelzimmer vorsichtig auf und holst die Kanone raus, aber paß auf sie ist geladen schieß dir keinen Finger weg, dann steckst du sie in die Tasche, hast du mir gut zugehört Kerouac, hat das noch Platz in deinem verrückten Dickschädel - doch jetzt mußt du eine Kleinigkeit für mich erledigen, für deinen Kumpel Denny Blue, denk immer dran: wir sind zusammen zur Schule gegangen, wir haben zusammen ums Überleben gekämpft und Pfennige zusammengeschnorrt wir waren sogar Bullen zusammen wir haben sogar dieselbe Frau geheiratet», kurzes Husten, «ich meine, wir wollten beide dieselbe Frau, Kerouac, jetzt liegt es an dir, jetzt mußt du mich gegen Matthew Peters diesen Schuft verteidigen, bring also die Kanone mit», mich in die Rippen stoßend und jedes einzelne Wort betonend und ein Rippenstoß zu jedem Wort, «und bring sie unauffällig und laß dich nicht erwischen und verpaß vor allen Dingen das Schiff nicht.» - Was für ein absurder Plan, und so typisch für diesen Verrückten, ich kam natürlich ohne den Revolver, war nicht mal bei Helen gewesen, doch jetzt hatte ich es in meiner vergammelten Jacke eilig, denn ich war fast zu spät dran, ihre Masten näherten sich bereits dem Pier, Nacht, überall Scheinwerfer, über den langgestreckten Platz mit seinen Raffinerien und Öltanks, in meinen armen ausgetretenen Schuhen, die jetzt eine richtige Reise angetreten hatten - sie begann in New York und sollte mich zu dem Narrenschiff bringen, aber es zeigte sich dann gleich in den ersten 24 Stunden, daß ich nie auf dieses Schiff kommen würde - wußte das damals noch nicht, war aber dazu verdammt, in Amerika zu bleiben, auf immer, Straße Eisenbahn oder Schiffsschraube, es wird immer Amerika sein (in den Orient fahrende Schiffe tuckern den Mississippi rauf, wie noch zu sehen sein wird). - Ohne Revolver, vermummt gegen die schreckliche Winterfeuchte in Pedro und Long Beach, bei Nacht, vorbei an der Puss-n´ Boots-Fabrik an einer Ecke und davor ein kleiner Rasen und amerikanische Fahnenstangen und eine große Thunfischanzeige im Innern desselben Gebäudes produzieren sie Fisch für Menschen und für Katzen - vorbei an den Matson-Pieren, von der Lurline nichts zu sehen. - Und die Augen halten Ausschau nach Matthew Peters dem Schurken dessentwegen Deni einen Revolver haben wollte.

Es ging, irrsinnig, zurück auf andere weiter zurückliegende Ereignisse in diesem knirschenden gewaltigen Film von der Erde den ich hier nur in einem kleinen Auszug vorführe, wenn er auch lang ist, wie wild kann die Welt sein bis einem endlich klar wird: «Ach was, es ist doch immer wieder dasselbe.» - Aber Deni hatte das Auto von diesem Matthew Peters absichtlich zu Schrott gefahren. Offenbar hatten die beiden zusammen und mit etlichen Mädchen in Hollywood gewohnt, und sie fuhren beide zur See. Es gab Schnappschüsse von ihnen, wie sie in Badehosen an sonnigen Schwimmbecken saßen und mit Blondinen, und immer wieder prahlerische Umarmungen. Deni groß, rundlich, dunkelhaarig, mit dem zähnebleckenden Lächeln des Heuchlers, Matthew...
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Autor

Jack Kerouac, am 12. März 1922 in Lowell/Massachusetts geboren, diente während des Zweiten Weltkriegs in der Handelsmarine, trampte später jahrelang als Gelegenheitsarbeiter kreuz und quer durch die USA und Mexiko und wurde neben William S. Burroughs und Allen Ginsberg der führende Autor der Beat Generation. Mit «On the Road» schrieb er eines der berühmtesten Bücher des 20. Jahrhunderts. Er starb am 21. Oktober 1969 in St. Petersburg/Florida.