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Das Tor Europas

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
600 Seiten
Deutsch
Hoffmann und Campe Verlagerschienen am03.09.2022
Das Hauptwerk des Harvard-Historikers Serhii Plokhy endlich auf Deutsch.  Die Ukraine ein Land ohne eigene Geschichte? Der ukrainische Historiker von Weltrang Serhii Plokhy zeigt, wie mannigfaltig und dramatisch die Historie dieses Landes zwischen Europa und dem Osten ist. Nichts könnte derzeit aktueller sein. Mit dem Ukraine-Krieg hat eine neue Zeitrechnung in Europa begonnen. Im Kern geht es in dem Konflikt um die Geschichtsdeutung eines riesigen Landes, das jahrhundertelang Zankapfel der Großmächte war: Es gilt als Wiege der Russen und war mythischer Ort für die alten Griechen, Wikinger und Mongolen beherrschten das heute Staatsgebiet ebenso wie Österreich-Ungarn, Polen und die Sowjets, die erst mit dem 'Holodomor', dem grausamen Aushungern der Bevölkerung, den ukrainischen Widerstand brechen konnten. Dass die Ukrainer ein Volk mit eigener Sprache, Tradition und Geschichte sind, zeigt der Harvard-Professor Serhii Plokhy so deutlich wie fundiert und eloquent. Das Tor Europas ist das vielleicht wichtigste Buch zum Verständnis der Hintergründe des aktuellen Konflikts. Es zeigt, wie die Ukraine zum Spielball zwischen Ost und West wurde und dennoch stets seine eigene Identität bewahrte. Das Buch wird bis zur Drucklegung in ständigem Austausch mit dem Autor aktuell gehalten. 'Ohne Frage das Standardwerk zur Geschichte der Ukraine.' - Wall Street Journal 'Das traurige Schicksal der Ukraine in all seiner Komplexität wird mit Serhii Plokhy endlich verständlich.' - Foreign Affairs 'Unverzichtbar, um Russland und die Ukraine zu verstehen.' - Simon Sebag Montefiore

Serhii Plokhy, Jahrgang 1957, ist Professor für ukrainische Geschichte in Harvard und Direktor des dortigen Ukrainian Research Institute. Er ist Autor zahlreicher Bücher zur osteuropäischen Geschichte, darunter The Last Empire. The Final Days of the Soviet Union (2014), für das er den Lionel-Gelber-Preis erhielt, und Chernobyl. History of a Tragedy (2018), das mit dem Baillie-Gifford-Preis ausgezeichnet wurde. Auf Deutsch ist von ihm zuletzt Das Tor Europas. Die Geschichte der Ukraine (2022) erschienen.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR30,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR18,99

Produkt

KlappentextDas Hauptwerk des Harvard-Historikers Serhii Plokhy endlich auf Deutsch.  Die Ukraine ein Land ohne eigene Geschichte? Der ukrainische Historiker von Weltrang Serhii Plokhy zeigt, wie mannigfaltig und dramatisch die Historie dieses Landes zwischen Europa und dem Osten ist. Nichts könnte derzeit aktueller sein. Mit dem Ukraine-Krieg hat eine neue Zeitrechnung in Europa begonnen. Im Kern geht es in dem Konflikt um die Geschichtsdeutung eines riesigen Landes, das jahrhundertelang Zankapfel der Großmächte war: Es gilt als Wiege der Russen und war mythischer Ort für die alten Griechen, Wikinger und Mongolen beherrschten das heute Staatsgebiet ebenso wie Österreich-Ungarn, Polen und die Sowjets, die erst mit dem 'Holodomor', dem grausamen Aushungern der Bevölkerung, den ukrainischen Widerstand brechen konnten. Dass die Ukrainer ein Volk mit eigener Sprache, Tradition und Geschichte sind, zeigt der Harvard-Professor Serhii Plokhy so deutlich wie fundiert und eloquent. Das Tor Europas ist das vielleicht wichtigste Buch zum Verständnis der Hintergründe des aktuellen Konflikts. Es zeigt, wie die Ukraine zum Spielball zwischen Ost und West wurde und dennoch stets seine eigene Identität bewahrte. Das Buch wird bis zur Drucklegung in ständigem Austausch mit dem Autor aktuell gehalten. 'Ohne Frage das Standardwerk zur Geschichte der Ukraine.' - Wall Street Journal 'Das traurige Schicksal der Ukraine in all seiner Komplexität wird mit Serhii Plokhy endlich verständlich.' - Foreign Affairs 'Unverzichtbar, um Russland und die Ukraine zu verstehen.' - Simon Sebag Montefiore

Serhii Plokhy, Jahrgang 1957, ist Professor für ukrainische Geschichte in Harvard und Direktor des dortigen Ukrainian Research Institute. Er ist Autor zahlreicher Bücher zur osteuropäischen Geschichte, darunter The Last Empire. The Final Days of the Soviet Union (2014), für das er den Lionel-Gelber-Preis erhielt, und Chernobyl. History of a Tragedy (2018), das mit dem Baillie-Gifford-Preis ausgezeichnet wurde. Auf Deutsch ist von ihm zuletzt Das Tor Europas. Die Geschichte der Ukraine (2022) erschienen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783455015270
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum03.09.2022
Seiten600 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse7769 Kbytes
Artikel-Nr.9111174
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
CoverTitelseiteWidmungEditorische NotizKartenVorwortEinleitungI An der pontischen GrenzeII Begegnung zwischen Ost und WestIII Zwischen den ImperienIV Die Kriege der WeltenV Der Weg in die EigenstaatlichkeitEpilogDankZeittafelDas Who's Who der ukrainischen GeschichteLiteraturverzeichnisSachregisterÜber Serhii PlokhyImpressummehr
Leseprobe


Einleitung


Die Ukrainer können vermutlich ebenso zu Recht mit ihrer Rolle bei der Veränderung der Welt prahlen wie die Schotten und andere Nationen, über die es in Büchern heißt, sie hätten den Lauf der Menschheitsgeschichte geprägt. Als die ukrainischen Bürger im Dezember 1991 massenhaft an den Urnen für ihre Unabhängigkeit stimmten, beförderten sie damit auch die mächtige Sowjetunion in den Mülleimer der Geschichte. Die Ereignisse in der Ukraine hatten damals große internationale Auswirkungen und veränderten tatsächlich den Lauf der Geschichte: Eine Woche nach dem ukrainischen Referendum löste sich die Sowjetunion auf, und US-Präsident George H.W. Bush erklärte den endgültigen Sieg des Westens nach dem langen und aufreibenden Kalten Krieg.

Das nächste Mal sah die Welt die Ukraine im November 2004 auf den Fernsehbildschirmen, als feierlich in Orange gekleidete Menschen in Massen die Plätze und Straßen von Kyjiw füllten, faire Wahlen forderten und ihren Willen bekamen. Die »Orange Revolution« war Namensgeberin einer Reihe von »farbigen Revolutionen«, die autoritäre Regime von Serbien bis zum Libanon und von Georgien bis Kirgistan erschütterten. Die farbigen Revolutionen veränderten zwar nicht die postsowjetische Welt, hinterließen aber ein bleibendes Vermächtnis und die Hoffnung, dass sie sich eines Tages ändern würde. Im November und Dezember 2013 erschienen die Ukrainer abermals in den Fernsehnachrichten weltweit, als sie erneut auf die Straßen von Kyjiw strömten, diesmal, um eine engere Anbindung an die Europäische Union zu unterstützen. In einer Zeit, in der die Begeisterung für die EU in ihren Mitgliedsländern auf einen Tiefpunkt sank, überraschte und inspirierte die Bereitschaft der Ukrainer, bei Minusgraden Tage, Wochen und Monate auf der Straße auszuharren, die Bürger in West- und Mitteleuropa.

Die Ereignisse in der Ukraine nahmen Anfang 2014 eine unerwartete und tragische Wendung, als eine Konfrontation zwischen den Demonstranten und den Regierungstruppen die fast straßenfestartige Atmosphäre der Proteste gewaltsam beendete. Vor laufenden Fernsehkameras setzten Bereitschaftspolizei und Scharfschützen der Regierung scharfe Munition ein und verwundeten und töteten im Februar 2014 Dutzende proeuropäische Demonstranten. Diese Bilder schockierten die Welt. Gleiches gilt für die russische Annexion der Krim im März 2014 und später in jenem Frühjahr für Moskaus hybride Kriegsführung in der ostukrainischen Region Donbas. Im Juli sorgte der Abschuss eines malaysischen Passagierflugzeugs mit fast 300 Menschen an Bord durch prorussische Separatisten dafür, dass aus dem russisch-ukrainischen Konflikt ein wahrhaft internationaler wurde. Die Entwicklungen in der Ukraine hatten erhebliche Auswirkungen auf das Geschehen in Europa und der Welt und veranlassten Politiker, von einem »Kampf um die Zukunft Europas« und einer Rückkehr des Kalten Krieges in genau jenem Teil der Welt zu sprechen, in dem er 1991 angeblich beendet worden war.

Was hat die Ukraine-Krise ausgelöst? Welche Rolle spielt die Geschichte bei diesen Ereignissen? Was unterscheidet die Ukrainer von den Russen? Wer hat Anspruch auf die Krim und auf die Ostukraine? Warum hat das, was in der Ukraine geschieht, große internationale Auswirkungen? Diese Fragen, die in den letzten Jahren immer wieder gestellt wurden, verdienen eine umfassende Antwort. Um die den aktuellen Ereignissen in der Ukraine zugrunde liegenden Tendenzen und ihre Auswirkungen auf die Welt zu verstehen, muss man bis zu ihren Wurzeln zurückgehen. Das ist, ganz allgemein gesprochen, die Hauptaufgabe dieses Buchs, das ich in der Hoffnung geschrieben habe, die Geschichte möge Einblicke in die Gegenwart geben und dadurch die Zukunft beeinflussen. Mag es auch schwierig, wenn nicht gar unmöglich sein, den Ausgang und die langfristigen Folgen der gegenwärtigen Ukraine-Krise oder die Zukunft der Ukraine als Nation vorherzusagen, so kann uns die Reise in die Geschichte doch helfen, der Flut der täglichen Nachrichten einen Sinn zu geben, und es uns ermöglichen, auf die Ereignisse mit Bedacht zu reagieren und so ihren Ausgang zu gestalten.

In diesem Buch wird die lange Geschichte der Ukraine von den Zeiten Herodots bis zum Untergang der UDSSR und zum aktuellen russisch-ukrainischen Konflikt dargelegt. Doch wie soll man mehr als zwei Jahrtausende Geschichte eines Landes von der Größe Frankreichs, das heute fast 46 Millionen Einwohner zählt und im Laufe seines Bestehens Abermillionen hatte, auf ein paar Hundert Seiten zusammenfassen? Man muss eine Auswahl treffen, wie es Historiker schon immer getan haben. Ihre Ansätze unterscheiden sich jedoch. Der Begründer der modernen ukrainischen Geschichtsschreibung, Mychajlo Hruschewskyj (1866-1934), der selbst in diesem Buch vorkommen wird und nach dem der Lehrstuhl für ukrainische Geschichte an der Harvard University benannt ist, betrachtete sein Forschungsfeld als die Geschichte einer Nation, die seit Menschengedenken existierte und Phasen der Blüte, des Niedergangs und des Wiederauflebens kannte, wobei Letzteres in der Schaffung der ukrainischen Eigenstaatlichkeit im Verlauf und in der Folge des Ersten Weltkriegs gipfelte.

Hruschewskyj erhob die ukrainische Geschichte zu einem eigenständigen Forschungsgebiet, doch viele seiner Kritiker und Nachfolger haben seinen Ansatz infrage gestellt. Während Hruschewskyjs Schüler den Schwerpunkt auf die Geschichte der ukrainischen Eigenstaatlichkeit legten, erzählten sowjetische Historiker die Geschichte der Ukraine als eine des Klassenkampfes; manche westliche Autoren wiederum hoben den multiethnischen Charakter der Ukraine hervor, und heute wenden sich immer mehr Wissenschaftler einem transnationalen Ansatz zu. Diese letztgenannten Trends in der Geschichtsschreibung der Ukraine und anderer Nationen haben meine eigene Darstellung beeinflusst. Außerdem habe ich mir die jüngste kulturelle Wende in der Geschichtswissenschaft und der Forschung zur Geschichte von Identitäten zunutze gemacht. Die Fragen, die ich stelle, sind unmissverständlich gegenwartsbezogen, aber ich tue mein Bestes, um moderne Identitäten, Loyalitäten, Gedanken, Motivationen und Empfindungen nicht auf die Vergangenheit rückzuprojizieren.

Beim Titel des Buches, Das Tor Europas, handelt es sich natürlich um eine Metapher, allerdings um keine, die man auf die leichte Schulter nehmen oder als Marketing-Gag abtun sollte. Europa ist ein wichtiger Teil der ukrainischen Geschichte, so wie die Ukraine ein Teil der europäischen Geschichte ist. Am westlichen Rand der eurasischen Steppe gelegen, stellt die Ukraine seit Jahrhunderten ein Tor zu Europa dar. War das Tor zuweilen aufgrund von Kriegen und Konflikten geschlossen, half die Ukraine, Invasionen aus dem Osten oder dem Westen abzuwehren. War es jedoch offen wie zumeist im Laufe der ukrainischen Geschichte, diente das Land als Brücke zwischen Europa und Eurasien und erleichterte den Austausch von Menschen, Waren und Ideen. Über die Jahrhunderte hinweg war die Ukraine auch ein Treffpunkt (und ein Schlachtfeld) verschiedener Reiche, von den Römern bis zu den Osmanen, von den Habsburgern bis zu den Romanows. Im 18. Jahrhundert wurde die Ukraine von Sankt Petersburg und Wien, Warschau und Istanbul aus regiert; im 19. Jahrhundert hatten nur noch die Russen und die Österreicher dort das Sagen. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts herrschte allein Moskau über den größten Teil der ukrainischen Gebiete. Jedes dieser Reiche beanspruchte Land und Beutegut, hinterließ seine Spuren in der Landschaft und im Charakter der Bevölkerung und trug dazu bei, ihre einzigartige »Grenzidentität« und ihr besonderes Ethos zu formen.

Das Nationale ist für mich eine wichtige - wenngleich nicht dominante - Analysekategorie und ein Element der Geschichte, das zusammen mit der sich ständig verändernden Idee von Europa den Charakter meines Narrativs bestimmt. Dieses Buch erzählt die Geschichte der Ukraine innerhalb der von den Ethnographen und Kartographen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts definierten Grenzen, die oft (aber nicht immer) mit den Grenzen des heutigen ukrainischen Staates übereinstimmten. Es zeichnet die Entwicklung der Ideen und Identitäten nach, die diese Gebiete miteinander verbinden, von der Zeit des mittelalterlichen Kyjiwer Staates, der in der Geschichtsschreibung als »Kyjiwer Rus« bezeichnet wird, bis zum Aufkommen des modernen Nationalismus, und erläutert die Ursprünge des modernen ukrainischen Staates und seiner Nation. Im Mittelpunkt stehen dabei die Ukrainer selbst als größte demographische Gruppe, die sich im Laufe der Zeit als wichtigste Kraft bei der Schaffung der heutigen Nation und des heutigen Staates erwiesen hat. Mein Buch beschäftigt sich aber auch mit den Minderheiten in der Ukraine, insbesondere mit den Polen, Juden und...
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Autor

Serhii Plokhy, Jahrgang 1957, ist Professor für ukrainische Geschichte in Harvard und Direktor des dortigen Ukrainian Research Institute. Er ist Autor zahlreicher Bücher zur osteuropäischen Geschichte, darunter The Last Empire. The Final Days of the Soviet Union (2014), für das er den Lionel-Gelber-Preis erhielt, und Chernobyl. History of a Tragedy (2018), das mit dem Baillie-Gifford-Preis ausgezeichnet wurde. Auf Deutsch ist von ihm zuletzt Das Tor Europas. Die Geschichte der Ukraine (2022) erschienen.