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Das Glück wohnt nebenan

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am17.01.2024
Wenn aus Fremden Freunde werden ...
Nach dem Tod seiner geliebten Frau Mary sieht George keinen Sinn mehr im Leben. Bis er völlig unverhofft einen Brief von ihr findet, in dem sie ihn bittet, sieben Aufgaben zu erledigen. Durch Marys To-do-Liste lernt George nach und nach seine Nachbarinnen kennen, die ähnlich einsam sind wie er selbst. Da ist Kirsty, die vor einer gewaltigen Herausforderung steht. Gloria, die seit Jahrzehnten einer alten Liebe hinterhertrauert. Und Sonia, die nach ihrem Platz im Leben sucht. Schritt für Schritt werden aus den vier Fremden Freunde, und aus Einsamkeit wächst neue Hoffnung ...
Ein herzerwärmender Roman über den Wert von Freundschaft, Menschlichkeit und Zusammenhalt

Anna Jefferson stammt aus Lincolnshire, Nordengland, und schreibt seit 2005 Romane und Drehbücher für Film und Theater.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextWenn aus Fremden Freunde werden ...
Nach dem Tod seiner geliebten Frau Mary sieht George keinen Sinn mehr im Leben. Bis er völlig unverhofft einen Brief von ihr findet, in dem sie ihn bittet, sieben Aufgaben zu erledigen. Durch Marys To-do-Liste lernt George nach und nach seine Nachbarinnen kennen, die ähnlich einsam sind wie er selbst. Da ist Kirsty, die vor einer gewaltigen Herausforderung steht. Gloria, die seit Jahrzehnten einer alten Liebe hinterhertrauert. Und Sonia, die nach ihrem Platz im Leben sucht. Schritt für Schritt werden aus den vier Fremden Freunde, und aus Einsamkeit wächst neue Hoffnung ...
Ein herzerwärmender Roman über den Wert von Freundschaft, Menschlichkeit und Zusammenhalt

Anna Jefferson stammt aus Lincolnshire, Nordengland, und schreibt seit 2005 Romane und Drehbücher für Film und Theater.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641309664
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum17.01.2024
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1720 Kbytes
Artikel-Nr.11383145
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 4

Kirsty

Durch das Busfenster wirkt der düstere graue Himmel bedrohlich. Kirsty sieht zu, wie die Kondensstreifen die Scheibe hinunterrinnen, und schließt insgeheim Wetten ab, welcher als Erster die Pfütze auf der Gummilippe am Rahmen erreicht. Ihr Favorit scheint zu gewinnen, bleibt jedoch an dem Abfallverbot-Aufkleber hängen und sickert über den Rand. Wer zuerst zwei Punkte hat. Sie wird sich von dem miesen Wetter die Laune nicht verderben lassen.

Der Bus hält an der Haltestelle vor dem Blumengeschäft in der High Street. Mehrere Fahrgäste steigen mit tropfenden Schirmen und durchnässten Anoraks ein. Ein Mann mittleren Alters in einem billigen Anzug und einem feuchten Wollmantel setzt sich auf den leeren Platz neben ihr, ohne zu fragen, ob es okay ist, und schnalzt laut mit der Zunge, als sie nicht sofort ein Stück zur Seite rückt. Dann sitzt er da, seine Aktentasche demonstrativ auf dem Schoß, und wirft ihr vorwurfsvolle Seitenblicke zu.

Kirsty kennt ihn. Er arbeitet in der vierten Etage im Grünflächenamt und stand schon häufiger vor ihr in der Schlange der Cafeteria, wo er gewöhnlich ein üppiges Frühstück bestellt und sich nie bedankt.

Mit einem Ruck kommt der Bus vor dem Bezirksamt zum Stehen, einem massiven, wenig einladenden Betonklotz aus den Sechzigern. Kein Wunder, dass sich die Bürger beschweren, weil sie nicht wissen, wohin sie müssen, wenn sie ihre Parklizenzen verlängern oder eine neue Mülltonne beantragen wollen. Die Beschilderung durchschaut kein Mensch, und die Mitarbeiter am Empfang legen keinerlei Hilfsbereitschaft an den Tag, mit Ausnahme von Tony, der stets freundlich zu allen ist.

»Morgen, Kirsty«, begrüßt er sie überschwänglich, als sie in ihrer Handtasche nach ihrem Zugangsausweis kramt. »Kommen Sie doch einfach hier durch, meine Liebe. Na, schöne Feiertage gehabt?«

»Ja, sehr schön«, antwortet Kirsty nur, aber Tony erwartet offensichtlich, dass sie ins Detail geht. »Ich hab viel zu viel gegessen und getrunken und jede Menge Geschenke bekommen.«

»Haben Sie mit Ihrer Familie gefeiert?«, fragt er weiter.

»Ja«, antwortet sie. »Ich bin nach Strich und Faden verwöhnt worden und habe die ganzen Tage keinen Finger gerührt.« Sie meidet den Blickkontakt, für den Fall, dass er ihre Lüge durchschaut. Manchmal ist es leichter, den Leuten zu erzählen, was sie hören wollen, und nicht die Wahrheit - dass sie Weihnachten ganz allein verbracht hat.

»Können Sie mich durchlassen. Meine Karte funktioniert nicht!« Kirsty dreht sich um und sieht den Kerl aus dem Bus mit dem Drehkreuz kämpfen.

»Sie müssen sie oben hinhalten, nicht seitlich«, sagt Tony.

»Können Sie mich nicht einfach durchlassen? Ich bin spät dran. Das Theater brauche ich heute wirklich nicht.«

Tony drückt einen Knopf. »Einfach dagegendrücken.« Der Mann schiebt sich durch das Drehkreuz und hastet in Richtung Aufzug davon.

»Ein Dankeschön würde auch nicht schaden«, brummt Kirsty.

»Ach, am Ende kriegen Leute wie er, was sie verdienen, Kirsty. Aber er ist wirklich ein unangenehmer Mensch.« Er grinst sie an, wobei er sein gelb verfärbtes Pferdegebiss entblößt.

»Bis dann«, sagt sie und geht ebenfalls zum Lift.

»Weißt du, wie spät es ist, Kirsty?« Die große Digitaluhr an der Wand zeigt 08:34 Uhr an. Erwartet er eine Antwort von ihr? »Nicht gerade toll für den ersten Tag nach dem Urlaub, was?«, sagt Wayne, während Kirsty ihre feuchte Jacke über die Stuhllehne hängt und ihren Computer hochfährt. Sie setzt sich hin, die Finger über der Tastatur, und überlegt, wie ihr Passwort war. Wayne steht immer noch mit roten Wangen und in die Hüften gestemmten Händen da. Mit seinen siebenundzwanzig ist er gerade einmal zwei Jahre älter als sie, wirkt aber locker wie Mitte oder Ende dreißig, wenn er im Boss-Modus ist.

Demonstrativ tippt er auf seine Armbanduhr.

»Tut mir leid«, murmelt Kirsty.

Wayne besitzt so gut wie keine Autorität im Büro, wofür es zwei Gründe geben könnte. Erstens war er schon auf der Claybourne Comprehensive School nicht sonderlich beliebt, und der Mangel an Respekt seitens einiger Klassenkameraden von einst, die ihm heute unterstellt sind, scheint sich nahtlos fortgesetzt zu haben. Zweitens ist er als Führungskraft eine echte Null. Sein Führungsstil generiert sich aus YouTube-Videos und TED-Talks von Business Insidern und mag in einem ambitionierten New Yorker Unternehmen funktionieren, aber nicht in der Finanz- und Verwaltungsabteilung des Bezirksamts.

Ein Lächeln erscheint auf Waynes Zügen, als Claire aus dem Aufzug steigt. »Willkommen zurück im Irrenhaus!«, begrüßt er sie.

»Bitte entschuldige die Verspätung, Wayne.« Claire berührt mit ihren perfekt manikürten Fingern seinen Arm und verzieht ihren Lipglossmund zu einem falschen Zuckerlächeln. »Aber mein Wagen wollte einfach nicht anspringen, deshalb musste ich den Bus nehmen.«

»Verstehe ich vollkommen«, erwidert Wayne und legt seine Hand ungelenk und völlig unnötigerweise auf die ihre. »Diese schrecklichen Blechkisten«, ereifert er sich. »Zufällig kenne ich mich mit Autos ganz gut aus ... vielleicht nicht expilzit mit deinem Modell, aber wenn du willst, werfe ich gern mal einen Blick unter die Haube.«

Kirsty muss sich ein Lachen verkneifen. »Das heißt explizit , Dummkopf«, murmelt sie und merkt, dass Bianca gegenüber von ihr über den Rand ihres Bildschirms linst.

»Ich habe drei Tage gebraucht, um nach dem Gelage an ihrem Geburtstag wieder auf die Beine zu kommen«, gesteht sie halblaut.

»Ja, mir war auch elend«, erwidert Kirsty, obwohl das nicht ganz stimmt, da sie nach der Hälfte des Abends auf Mineralwasser mit Zitrone umgestiegen war. Endlich fährt ihr Computer vollends hoch, und die Liste der ungelesenen Mails baut sich bis ins Unendliche auf. »Stimmt, was für ein Abend«, fügt sie hinzu.

»Das kannst du laut sagen. Hast du mitbekommen, dass jemand den Toilettendeckel auf dem Damenklo kaputt gemacht hat? Ich bin ziemlich sicher, dass das Claire war.«

Kirsty wundert sich, dass niemand mitbekommen hat, wie ihr weiterer Abend verlaufen ist, vor allem Bianca, der sonst so gut wie nichts entgeht.

Claire dagegen hatte schon in der Schule kein Interesse an Kirsty gezeigt, weshalb sollte es heute also anders sein? Rückblickend betrachtet, ist Kirsty nicht mal sicher, ob Claire sie bewusst in ihre Einladungsrundmail aufgenommen hat und wirklich wollte, dass sie auf die Kneipentour mitkommt. Jedenfalls schien sie reichlich überrascht zu sein, als Kirsty mit einer Karte und einer Flasche Prosecco im Waggon and Horses auftauchte.

»Oh, hallo Kirsty?« Claire hatte die Begrüßung wie eine Frage klingen lassen und dann demonstrativ die anderen aufgefordert, zusammenzurücken und Platz für Kirsty zu schaffen.

»Ja, und dass sie Wayne abgeknutscht hat ...«, fügt Bianca in gedämpftem Ton hinzu, der genauso laut ist wie ihre normale Stimme, nur etwas rauchiger.

»Ich weiß.« Kirsty verdreht die Augen.

»Ich meine, die Frau ist verlobt. Kannst du dir vorstellen, was passieren würde, wenn Craig davon Wind bekäme? Er würde ausflippen, und zwar so richtig. Wusstest du, dass er verurteilt worden ist, weil er mit seinem Glas auf einen Typen losgegangen ist, bloß weil der mit ihr geredet hat?«

»Was habt ihr beide denn schon wieder zu tuscheln?«, fragt Claire, als sie auf dem Weg zum Kaffeeautomaten an Biancas Schreibtisch vorbeimuss.

»Nur wie nett es bei deinem Geburtstag war«, antwortet Bianca eilig.

»Ehrlich gesagt, kann ich mich an nichts erinnern, was nach acht Uhr passiert ist. An rein gar nichts«, wiederholt sie. »Gott sei Dank war das nicht meine eigentliche Feier. Craig hat eine Riesensause in einem Gutshaus für mich organisiert, mit Band und Catering und so. Das wird der Hammer. Aber jetzt muss ich noch ein bisschen arbeiten, damit ich früh in die Mittagspause gehen kann. Ich schicke dir eine Mail, wenn ich so weit bin, Bianca.« Sie wirft sich das Haar über die Schulter, als sie zu ihrem Schreibtisch zurückstolziert, ohne Wayne Beachtung zu schenken, der einen regelrechten Diener vor ihr macht.

»Von der anderen Party hat sie mir gar nichts erzählt«, sagt Bianca beleidigt.

Kirsty starrt den blinkenden Cursor auf dem leeren Bildschirm an. Eigentlich will sie eine Mail an den Leiter der Bibliothek schreiben, doch ihre Gedanken wandern immer wieder zu Steve zurück. Seit der Feier haben sie sich nicht mehr gesehen, stehen aber zumindest über Nachrichten in Kontakt, was nervig und spannend zugleich ist. Allerdings hat er noch nicht auf ihre letzte Nachricht reagiert, in der sie wissen wollte, ob er eher der Typ Abenteuer- oder Strandurlaub ist. Sie hat sie geschickt, kurz nachdem ihr Wecker klingelte. Normalerweise antwortet er sofort. Sie checkt ihr Handy. Nichts. Vermutlich ist er noch nicht mal aufgestanden, allerdings kennen sie sich erst seit ein paar Tagen, deshalb kann sie noch nicht genau sagen, was »normal« ist. Sie weiß nur, dass es sich diesmal anders anfühlt. Erwachsener. Was daran liegen könnte, dass Steve um einiges älter zu sein scheint, also ... na ja, erwachsener eben.

Im Pub hat er großes Interesse an ihr gezeigt, sich unnötig nahe herübergebeugt, um sie nach ihrem Job zu fragen (»stinklangweilig«), wo sie aufgewachsen ist (»direkt um die Ecke. Ich weiß, es ist echt traurig, dass ich nie anderswo gelebt habe und noch nicht mal im Ausland war. Wie kannst du so was süß finden?«), ihre Hobbys (»Ich mag gern Krimis. Stehst du auch auf Borgen? Ich fand die zweite Staffel sehr viel besser als die erste, weil sie da erst so...
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