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Die Legende vom letzten Bücherjäger

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
464 Seiten
Deutsch
Atlantis Kinderbucherschienen am21.09.2023
Eine Hafenstadt, am Hang gelegen, wo die Kaufleute in Villen leben. Zwei Leuchttürme und eine Burg schmücken die Meeresbucht. Hier ist Jelto im Dienst der Fürstin unterwegs - als Bücherjäger: Jelto hat die besondere Gabe, Papier, Leder, sogar Tinte riechen zu können. Seine Aufgabe ist es, in Häuser einzudringen und Bücher ausfindig zu machen, denn Bücher, das weiß in Brück jedes Kind, sind gefährlich und daher verboten. Die Bücherjäger schwärmen nachts aus und treffen sich am nächsten Morgen, um die gesammelten Bücher zu verbrennen. Sie beschützen die Bewohner Brücks, denkt Jelto, denn so wurde es ihm sein Leben lang erzählt. Eines Abends bekommt er einen geheimnisvollen Auftrag: In einem Kontor im Hafen soll ein ganz besonders magisches Buch versteckt sein. Danach ist in Jeltos Leben nichts mehr wie zuvor. Er weiß nicht, wem er noch trauen kann - bis er die Drachenzüchterin Wyona kennenlernt. Auch Wyona besitzt Bücher, denn die sind, so beginnt Jelto zu verstehen, alles andere als gefährlich ...

Diana Menschig lebt und schreibt am Niederrhein. Seit der Veröffentlichung ihres Debüts Hüter der Worte 2012 folgten mehr als fünfundzwanzig Romane in verschiedenen Genres. Neben dem Schreiben als Hauptberuf gibt sie ihre Erfahrung als Mentorin oder Dozentin weiter. Sie ist Mitglied im PAN und bei den Mörderischen Schwestern. Inspiration findet sie auf Spaziergängen mit ihren beiden Hunden oder auf Rennradtouren im deutsch-niederländischen Grenzgebiet.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR20,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR15,99

Produkt

KlappentextEine Hafenstadt, am Hang gelegen, wo die Kaufleute in Villen leben. Zwei Leuchttürme und eine Burg schmücken die Meeresbucht. Hier ist Jelto im Dienst der Fürstin unterwegs - als Bücherjäger: Jelto hat die besondere Gabe, Papier, Leder, sogar Tinte riechen zu können. Seine Aufgabe ist es, in Häuser einzudringen und Bücher ausfindig zu machen, denn Bücher, das weiß in Brück jedes Kind, sind gefährlich und daher verboten. Die Bücherjäger schwärmen nachts aus und treffen sich am nächsten Morgen, um die gesammelten Bücher zu verbrennen. Sie beschützen die Bewohner Brücks, denkt Jelto, denn so wurde es ihm sein Leben lang erzählt. Eines Abends bekommt er einen geheimnisvollen Auftrag: In einem Kontor im Hafen soll ein ganz besonders magisches Buch versteckt sein. Danach ist in Jeltos Leben nichts mehr wie zuvor. Er weiß nicht, wem er noch trauen kann - bis er die Drachenzüchterin Wyona kennenlernt. Auch Wyona besitzt Bücher, denn die sind, so beginnt Jelto zu verstehen, alles andere als gefährlich ...

Diana Menschig lebt und schreibt am Niederrhein. Seit der Veröffentlichung ihres Debüts Hüter der Worte 2012 folgten mehr als fünfundzwanzig Romane in verschiedenen Genres. Neben dem Schreiben als Hauptberuf gibt sie ihre Erfahrung als Mentorin oder Dozentin weiter. Sie ist Mitglied im PAN und bei den Mörderischen Schwestern. Inspiration findet sie auf Spaziergängen mit ihren beiden Hunden oder auf Rennradtouren im deutsch-niederländischen Grenzgebiet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783715270180
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum21.09.2023
Seiten464 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1710 Kbytes
Artikel-Nr.12464853
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Ein Sommer zehn Jahre später



Bücherjagd


Das war eine verdammt erfolgreiche Jagd gewesen. Jelto kauerte eng an dem Kamin auf dem Dach der mehrstöckigen Villa und gähnte herzhaft. Die Luft war kühl und frisch. Über ihm verwandelte die Morgendämmerung den Nachthimmel und verkündete einen neuen Tag.

Hier, im Nobelviertel Brücks nördlich der Altstadt, schmiegten sich die Villen der Kaufleute an den Hang. Manch ein Haus war so groß wie eine ganze Webmanufaktur, und Jelto begriff nicht, wofür eine einzige Familie so viele Zimmer benötigte. Gut, in der ein oder anderen Villa gab es im Erdgeschoss kleine, edle Werkstätten oder ein Kontor für die Verwaltung. Aber die Stockwerke darüber waren immer noch so groß, dass Jeltos Mansardenwohnung mehrmals hineingepasst hätte. Jedes Mal, wenn er in ein solches Haus einbrach, staunte er über so viel sinnlosen Platz.

Das Gute daran, in diesem Viertel unterwegs zu sein, war die Aussicht darauf, von einem der Dächer den Sonnenaufgang zu genießen. Von hier oben hatte er einen grandiosen Blick nach Süden über die Meeresbucht mit dem Hafen und den beiden Leuchttürmen sowie auf die östlich liegende Burg, hinter der es bereits orangerötlich schimmerte. Lange Wolkenbänke tauchten den Himmel in alle Schattierungen von Blau und Grau. Der Fluss Rintje, an dessen Mündung die Stadt lag, war von hier aus nur als dunkler Einschnitt in der Landschaft zu erkennen. Jenseits davon breiteten sich die Flachsfelder bis zum Horizont aus. Bodennebel lag wie ein zarter Schleier über den goldbraunen Halmen.

Zitternd pustete sich Jelto Atemluft in die klammen Hände. Es war erst Frühsommer, und so manche Nacht noch empfindlich kühl.

Er schaute kurz in den Himmel und verspürte einen Stich in der Brust. Im Geiste sah er Linga dort flattern. Doch das Taschendrachenweibchen begleitete ihn nicht länger. Ihr Verlust schmerzte immer noch, auch nach mehr als zwei Wochen.

»Hey da! Was hast du da oben zu suchen?«

Jelto fuhr zusammen. Die Stimme tönte von der Straße herauf. Vorsichtig reckte er den Kopf, um aus dem Schatten seiner Kapuze nach unten zu spähen.

Zwei Männer in den dunkelblauen Uniformen der Nachtwache blickten in seine Richtung. Die sollten doch um diese Zeit gar nicht mehr unterwegs sein?

»Solche übereifrigen Kanalratten haben mir gerade noch gefehlt«, murmelte er wütend.

Mehr aus Reflex als aus der Überzeugung heraus, dass sie ihn dann weniger gut erkennen konnten, schmiegte er sich an den Kamin. Er musste zusehen, dass er von hier wegkam. Hoffentlich waren unten auf der Straße nicht noch mehr von der Sorte.

Rasch hob er den Rucksack auf, der ein ordentliches Gewicht hatte, und das nicht nur wegen seiner Stiefel, die er mit den Schnürriemen daran geknotet hatte. Hauptsächlich lag es an den sechs Büchern, die er heute Nacht aus den umliegenden Häusern und Wohnungen geholt hatte, darunter eines der seltenen magischen Exemplare. Eine fette Ausbeute, wenn er bedachte, dass es eigentlich schon lange keine Bücher mehr geben dürfte - offiziell existierten sie nicht mehr. Offiziell existierten auch Bücherjäger wie Jelto nicht.

Die beiden Nachtwächter riefen erneut etwas, er sah jedoch keinen Sinn darin, sich mit ihnen zu unterhalten, schon gar nicht über die Entfernung von vier Stockwerken.

Dank seiner eng anliegenden Überzieher aus weichem Schafsleder, die er selbst genäht hatte, bewegte er sich beinahe lautlos. Er kletterte im Schutz des Kamins hinauf bis auf den First und rutschte auf der Gartenseite des Hauses über die Dachziegel hinab. Nur hin und wieder klickerte es unter ihm, aber das würden die beiden Wachen auf der Straße nicht hören.

Ab dem Dachrand konnte Jelto mühelos weiter an Regenrinnen und Rankgittern die Hauswand hinabklettern. Dabei sparte er ein Stockwerk, da das Gebäude in den Hang hineingebaut worden war. Wenn die Nachtwächter auch nur einen Funken Verstand hatten, würden sie begreifen, was er vorhatte, um das Haus herumkommen und ihm auflauern. Er musste einfach schneller sein. Mit etwas Glück schaffte er es die Bruchsteinmauer hinauf bis zu den Bäumen am Ende des terrassenförmig angelegten Gartens und würde dort untertauchen.

Im Grunde konnte ihm nichts passieren. Er tat nichts Verbotenes. Sollte er jemals während einer Jagd ertappt werden, müsste er nur das fürstliche Siegel vorzeigen, und er dürfte wieder seiner Wege ziehen. Aber natürlich war es eine Frage der Ehre, sich nicht erwischen zu lassen, schon gar nicht mit einer Tasche voller Bücher auf dem Rücken.

Jelto konzentrierte sich auf den Abstieg. Mit fliegenden Händen packte er Kupferrinnen, Fenstersimse und hervorstehende Giebel. Der Vorteil an solchen Häusern war eindeutig, dass die Leute gern Geld für steinerne Verzierungen oder sogar Figuren ausgaben. Für einen geübten Kletterer wie ihn ein Geschenk.

Er ließ sich das letzte Stück in ein Blumenbeet neben der Veranda fallen und blickte sich um. Der Garten war nahe dem Haus von einem hüfthohen Holzzaun mit einem Tor umgeben, der in eine Ligusterhecke überging. Um ihn herum lag alles morgendlich still.

Kurz nahm Jelto sich die Zeit und zog seine ledernen Überzieher aus. Zum Klettern waren sie perfekt, da sie viel Gefühl in der Fußsohle zuließen, zum Gehen über das Straßenpflaster eher ungeeignet. Er stopfte sie in den Rucksack und zog die genagelten Stiefel an. Danach verharrte er und lauschte in die nächtliche Ruhe. Konnte er es wagen, über den Zaun zu springen und zur Straße zu laufen?

Die Frage beantwortete sich von selbst. Einer der beiden Nachtwächter tauchte an der Hausecke auf. Jetzt konnte Jelto auch einen roten Streifen auf der Schulterklappe der Uniformjacke erkennen. Sein Kumpel folgte ihm dichtauf. Zwei ältere Männer vom niedrigsten Rang, dazu beide eher untersetzt. Das käsige Gesicht des vorderen war bereits rot angelaufen.

Es sollte kein Problem sein, sie abzuschütteln.

»Hier ist er! Ich sehe ihn!«

»Ich sehe dich auch, du Hummer«, grollte Jelto bei sich. »Kein Grund, so herumzuschreien und die Nachbarschaft zu wecken.«

Der Nachtwächter musste noch das Gartentor überwinden. Es war wie der Zaun nur hüfthoch, aber die Angehörigen der Wache standen nicht gerade im Ruf, gewandt oder fix zu sein.

Der Nachtwächter drehte den Knauf. Das hölzerne Tor schwang quietschend auf.

Jelto fluchte. Ausgerechnet heute hatte er es mit einem gewitzteren Burschen zu tun. Dieser Tag begann ja glänzend.

Er rückte den Rucksack zurecht und lief den Hang hinauf weiter in den Garten. Nicht weit über ihm begann der Wald, der sich über die gesamte Hügelkuppe zog. Normalerweise endeten diese Grundstücke mit einem Zaun oder einer Mauer mitten zwischen den Bäumen, in der Regel kein echtes Hindernis - und Jelto hoffte, dass es auch hier so war. So wie seine Begegnung mit den beiden Nachtwächtern bisher verlaufen war, sollte er vielleicht besser mit einer hohen glatten Mauer rechnen.

Doch erst einmal galt es, den Abstand zu seinen Verfolgern zu vergrößern. Jelto warf einen Blick über die Schulter. Immerhin, was ihre Ausdauer anbelangte, machten sie dem Ruf der Nachtwache alle Ehre. Während Jelto mit geübtem Blick die schmalen Treppen in den Bruchsteinmauern ausmachte und die Terrassen mühelos erklomm, hörte er hinter sich vor allem ein Schnaufen wie von einem kaputten Blasebalg. Es war ihm ein Rätsel, wie Nachtwächter wie diese hin und wieder echte Eindringlinge oder Diebesgesindel fingen.

Im Schutz der Bäume erreichte er das Ende des Gartens, zu seiner Erleichterung nur eine Mauer, die ungefähr doppelt so hoch wie er groß war, und ebenfalls aus Bruchstein. Sie zu überklettern war ein Kinderspiel.

Jelto erklomm sie, sprang auf der anderen Seite hinab und schaute sich um. Den Sonnenaufgang hatte er dank dieser Schafsköpfe verpasst, doch unter den Bäumen herrschte noch düsteres Zwielicht. Soweit Jelto erkennen konnte, verlief hier ein zugewucherter Weg, allerdings nicht ganz so, wie er erwartet hätte. In südöstlicher Richtung säumte er die Grundstücksgrenzen der Häuser. Nach Nordwesten zog er dagegen weg von den Häusern und weiter den Hügel hinauf, verlor sich zwischen den schlanken Stämmen der Buchen und Fichten. Er war völlig mit Unkraut und Gras überwachsen.

Wohin führte er? Und warum benutzte ihn niemand? Jelto scharrte mit dem Stiefel im weichen Boden. Darunter kam Kopfsteinpflaster zum Vorschein.

Neugier war eine seiner stärkeren Eigenschaften. Jelto war versucht, dem Weg zu folgen. Erst als er den keuchenden Nachtwächter hörte, der sich allen Ernstes anschickte, die Mauer zu überklettern, kam er zur Besinnung. Es wäre töricht, in einer solchen Situation einem unbekannten und ungepflegten Pfad in den Wald zu folgen. Er konnte an einem Abhang enden, an einem Bach oder sonst einem Hindernis. Außerdem wurde es wirklich Zeit, zur Burg zurückzukehren.

Mit einem verächtlichen Blick zur Mauer, hinter der sich die Nachtwächter abmühten, wandte er sich ab, und trabte den Weg nach Südosten. Der würde ihn, davon war Jelto überzeugt, entweder zurück ins Hügelviertel oder direkt zur großen Handelsstraße bringen.

 

Ganz wie Jelto erwartet hatte, endete der Weg unterhalb des Hügelviertels nahe der ehemaligen Stadtmauer, deren Überreste davon zeugten, dass Brück längst über sich hinausgewachsen war. Die großen Webereien und die Lauben, unter denen die Kaufleute ihre Waren anboten, lagen jenseits der Altstadt.

Jelto nahm den Weg, der das Lauben- und das Webviertel voneinander trennte, überquerte die große Handelsstraße Richtung Hafen und...

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Diana Menschig lebt und schreibt am Niederrhein. Seit der Veröffentlichung ihres Debüts Hüter der Worte 2012 folgten mehr als fünfundzwanzig Romane in verschiedenen Genres. Neben dem Schreiben als Hauptberuf gibt sie ihre Erfahrung als Mentorin oder Dozentin weiter. Sie ist Mitglied im PAN und bei den Mörderischen Schwestern. Inspiration findet sie auf Spaziergängen mit ihren beiden Hunden oder auf Rennradtouren im deutsch-niederländischen Grenzgebiet.