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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Suhrkamp Verlag AGerschienen am15.04.2024Deutsche Erstausgabe
Eine Autobombe in einer Seitenstraße von Tel Aviv. Ein Diamantenraub in Haifa. Bürgerkrieg im Libanon. Rebellenkämpfer im kolumbianischen Dschungel. Ein Doppelmord in Los Angeles.
Wie hängt das alles zusammen? Das weiß nur Cohen, ein Mann, der sein Land liebt.
Ein vernünftiger Mann für unvernünftige Zeiten.
Maror ist die Geschichte eines Krieges um die Seele eines Landes - es ist eine wahre Geschichte. All diese Dinge sind passiert.


Lavie Tidhar, geb. 1976 in Israel, ist ein Superstar und gleichzeitig Enfant terrible der Science-Fiction und Fantasy. Ausgezeichnet u.a. mit dem World Fantasy Award und dem John W. Campbell Memorial Award. Seit 2013 lebt er in London.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR18,99

Produkt

KlappentextEine Autobombe in einer Seitenstraße von Tel Aviv. Ein Diamantenraub in Haifa. Bürgerkrieg im Libanon. Rebellenkämpfer im kolumbianischen Dschungel. Ein Doppelmord in Los Angeles.
Wie hängt das alles zusammen? Das weiß nur Cohen, ein Mann, der sein Land liebt.
Ein vernünftiger Mann für unvernünftige Zeiten.
Maror ist die Geschichte eines Krieges um die Seele eines Landes - es ist eine wahre Geschichte. All diese Dinge sind passiert.


Lavie Tidhar, geb. 1976 in Israel, ist ein Superstar und gleichzeitig Enfant terrible der Science-Fiction und Fantasy. Ausgezeichnet u.a. mit dem World Fantasy Award und dem John W. Campbell Memorial Award. Seit 2013 lebt er in London.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783518778890
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum15.04.2024
AuflageDeutsche Erstausgabe
SpracheDeutsch
Dateigrösse2114 Kbytes
Artikel-Nr.12533179
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



14Frühling



»Die Gegend ist nicht sicher.« - Eddie


Das Radio war auf voll aufgedreht, und Shoshana Damari sang über blühenden Mohn. Den Song sang sie schon seit der israelischen Unabhängigkeitserklärung und würde so schnell nicht damit aufhören. Eddie Raphael fuhr. Cohen saß neben ihm auf der Beifahrerseite. Er rauchte eine Zigarette, lehnte sich aus dem geöffneten Fenster des Ford Escort. Es war Frühling, auf den Hügeln blühten Iris und Tulpen. Es lag ein anderer Duft in der Luft. Ein frischer. Gut.

In der Woche zuvor war er auf Streife gewesen und hatte ein Mädchen in einem Hauseingang in der Sirkin Street schreien hören. Eddie und Cohen waren hingerannt und hatten gerade noch rechtzeitig verhindern können, dass Heavy Ezra das Mädchen vergewaltigte. Sie hatten Ezra von ihr runtergezogen und ihm ein paar mit der flachen Hand verpasst, dann hatte Cohen seinen Schlagstock gezogen.

»Warum, Ezra?«, hatte er gefragt.

Ezra hatte ihn einfach nur schulterzuckend angesehen und gesagt: »Ist doch Frühling!«

Als Cohen zuschlug, stand Eddie daneben. Ezra kauerte auf dem schmutzigen Boden. Der Schlagstock traf ihn voll im Gesicht, direkt auf den Mund. Ezra spuckte Zähne. Ezra weinte. Das Mädchen weinte auch. Eddie ging mit ihr die Straße runter, bis zur nächsten Laterne.

»Pass lieber auf«, sagte er zu ihr. »Die Gegend ist nicht sicher.«

»Klar«, erwiderte sie, »na klar.« Dann war sie weggegangen, und er hatte gedacht, dass sie wahrscheinlich kein einziges Wort verstanden hatte.

Aus einer Wohnung in der Sirkin Street wurde gedealt. Eddie kannte sie und Cohen auch, manchmal sahen sie Kundschaft kommen und gehen, manchmal auch die Kuriere, aber sie unternahmen nie etwas dagegen. Beim ersten Mal hatte Eddie die Dealer verhaften wollen, aber Cohen hatte nur gelacht und behauptet, das würde sich nicht lohnen.

»Wenn du die verhaftest, kommen sie später einfach wieder«, sagte er, »und wenn du sie öfter verhaftest, dann ziehen sie eine Ecke weiter. Meinst du, in Hadar gibt´s nicht genug leerstehende Wohnungen? Oder Leute, die einen Schuss brauchen? Außerdem sind das taktische Entscheidungen, und die trifft die Bezirksleitung oder das Drogendezernat. Wir sind nur die Soldaten, Eddie. Wir halten schön die Füße still.«

»Und?«, fragte Eddie. »Heißt das, wir lassen sie machen, was sie wollen?«

»Nein, Eddie, wir studieren sie. Wir knüpfen Kontakte. Ein Polizist ist immer nur so gut wie seine Informanten«, erklärte Cohen.

Am selben Abend organisierte er im Schawarma-Imbiss in der Herzl Street ein Treffen mit Eddie und zwei Dealern, Sammy P und Baldy.

Cohen war nur wenige Jahre älter als Eddie, aber er wirkte auf ihn, als wäre er bereits in Uniform zur Welt gekommen.

Cohen, Sammy P und Baldy begrüßten einander herzlich. »Ich sage dir«, erklärte Sammy P, »wenn´s mir liegen würde, wäre ich auch bei der Polizei. Jeden Monat Geld auf dem Konto und kein Ärger. Mehr kann man nicht verlangen.« Er wischte sich Tahina vom Kinn. »Diese anderen Geschäfte, wozu sind die gut? Ich sag´s dir, für nichts. Aber wenigstens kann ich die Miete davon bezahlen.«

Eigentlich mochte Eddie ihn irgendwie. Er kannte einige wie Sammy P, viele davon waren mit ihm auf der Polizeischule gewesen und die meisten trugen inzwischen Uniform. So war´s immer. Wobei man bei der Polizei nicht gut bezahlt wurde, aber wenigstens kam das Geld pünktlich.

Baldy sagte nicht viel. Er war stiller. Nachdem sie gegessen hatten und bevor sie gingen, sagte er etwas zu Cohen und Cohen nickte.

»Heute Nacht soll der Juwelier in der Melchett Street ausgeraubt werden«, sagte Cohen zu Eddie.

Eddie stellte keine Fragen. Sie warteten im Schutz der Dunkelheit, und es war genau, wie Cohen gesagt hatte. Die Einbrecher kamen zu dritt, waren dunkel gekleidet, brachten Taschen mit. Einer war etwas älter, hatte einen Werkzeugkasten dabei und brach die Tür in Nullkommanichts auf. Eddie und Cohen erwischten sie auf frischer Tat. Sie lieferten sie auf der Wache ab und sogar Sergeant Moskovich, der schon vor dem Krieg dort war, zeigte sich beeindruckt.

»Das war Eddie ganz allein«, behauptete Cohen und zwinkerte Eddie zu. »Sein Tipp, seine Festnahme.«

Später tranken sie Kaffee in dem Laden unten am Hafen, der niemals zumachte, und Eddie fragte ihn, warum er das gesagt hatte.

Cohen zuckte mit den Schultern.

»Ich werde niemals ganz nach oben aufsteigen«, sagte er. »Das liegt mir nicht. Aber du, du könntest eines Tages Commissioner werden.«

Eddie lachte, aber Cohen machte keine Witze. Eddie verstand Cohen nicht. Aber das spielte eigentlich auch gar keine Rolle.

»Wieso denkst du so viel nach?«, fragte Cohen jetzt. Das Autofenster war heruntergelassen, ein warmes Lüftchen wehte herein, und Cohen hatte den Radiosender auf Reshet Bet umgestellt. Dort lief »Red Dress« von der Nahal Army Band. Beide mussten über die fröhliche Musik lachen. Der Song handelte davon, dass ein kleines Mädchen in einem roten Kleid und Pferdeschwänzen fragte, Warum?, und niemand eine Antwort darauf hatte.

Sie waren befördert worden und hatten einen Wagen zugeteilt bekommen. Das mit dem Juwelierraub hatte ihnen nicht geschadet. Der ganze North District gehörte jetzt ihnen. Von der libanesischen Grenze bis Netanya. Eddie liebte es. Der Norden war grenzenlos, der Karmel immer grün, in den Tälern darunter befanden sich grasbewachsene Kibbuzim, umgeben von Orangenhainen, Avocadoplantagen und Weizenfeldern. Es sah aus wie auf einem Werbeplakat vor dem Krieg für eine Kreuzfahrt mit P&O nach Palästina. Sie kamen gerade von einem Einsatz in einer Privatwohnung in Caesarea zurück und hatten es vor der Rückfahrt gerade noch geschafft, Fisch im Hafen zu essen, als das Motorola-Funkgerät summte.

»An alle Einheiten im Süden und an der Küste, in Tantura wurde die Leiche einer weiblichen Person gefunden, ich wiederhole, in Tantura wurde die Leiche einer Frau gefunden. Bitte geben Sie Ihren Standort durch, over.«

Cohen nahm das Handmikro.

»Hier ist Wagen 05, Constable Cohen hier. Wir befinden uns auf der Küstenstraße unterwegs in nördlicher Richtung, wir sind« - er sah Eddie fragend an, suchte Bestätigung - »zehn Minuten von Tantura entfernt? Sollen wir übernehmen? Over.«

Kratziges Rauschen, dann war der Disponent wieder in der Leitung zu hören.

»Übernehmen Sie, fahren Sie nach Tantura, sichern Sie den Fundort. Der Gerichtsmediziner ist unterwegs. Over and out.«

Cohen stieß einen Freudenschrei aus. Eddie trat aufs Gas. In fünf Minuten würden sie dort sein.

Er schaltete Sirene und Blaulicht ein. Der kleine Ford Escort schoss los, die wenigen Autos auf der Küstenstraße wichen ihnen aus und machten Platz. Sie fuhren vorbei am Kibbuz Ma´agan Michael mit den Fischteichen am Meer. Rechts erhob sich Sichron Ja´aqov am Hang, darunter lag das arabische Dorf Fureidis. Cohen und er hatten vorher überlegt, dort anzuhalten und Olivenöl zu kaufen.

Tantura lag direkt vor ihnen und Eddie fuhr schnell. Bis zum Unabhängigkeitskrieg war das Dorf arabisch gewesen, danach hatten einige Anwohner Zuflucht in Fureidis gesucht, andere waren ins Westjordanland oder nach Jordanien geflohen, wer wohin, wusste Eddie nicht so genau.

Heute war hier vor allem ein Badestrand. Eddie erinnerte sich, dass er manchmal im Sommer mit seinen Eltern dort gewesen war. Sie hatten Käse-Tomaten-Sandwiches gegessen und gebettelt, bis sie Eis vom Kiosk bekamen. Jetzt bogen sie auf den kleinen Parkplatz an der Zufahrt ein, wo bereits ein nervöser Wachmann wartete.

»Nicht hier«, sagte er immer wieder, »da unten an der Baracke. Ich hab die Polizei nur von hier aus angerufen, weil es das einzige...

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Lavie Tidhar, geb. 1976 in Israel, ist ein Superstar und gleichzeitig Enfant terrible der Science-Fiction und Fantasy. Ausgezeichnet u.a. mit dem World Fantasy Award und dem John W. Campbell Memorial Award. Seit 2013 lebt er in London.
Maror