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Gentleman über Bord

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
176 Seiten
Deutsch
mareverlagerschienen am02.06.2023
Ein wohlsituierter New Yorker Geschäftsmann stürzt urplötzlich in eine mentale Krise. Um zu gesunden, so spürt er, muss er seinen von grauem Erfolg geprägten Alltag hinter sich lassen, und kurzerhand tritt er eine Schiffsreise an. Kaum auf See, stellt sich die erhoffte Erleichterung tatsächlich ein, doch dann ... macht er einen einzigen falschen Schritt und landet mitten im Pazifik, während sein Schiff sich immer weiter von ihm entfernt. Was denkt ein Mensch in solch einer Situation? Woraus schöpft er Hoffnung? Und wie blickt er nun auf sein Leben, dessen er vor Kurzem noch so überdrüssig war? Mit »Gentleman über Bord« gelang Herbert Clyde Lewis ein tiefgründiges, genial komponiertes Meisterwerk, das fast ein Jahrhundert lang weitgehend unbeachtet blieb und in der vorzüglichen Übersetzung von Klaus Bonn jetzt endlich auf Deutsch vorliegt.

Herbert Clyde Lewis (1909-1950) wurde als zweiter Sohn russisch-jüdischer Einwanderer im New Yorker Stadtteil Brooklyn geboren. Er führte ein rastloses Leben als Sportreporter in Newark, Berichterstatter in Shanghai und Drehbuchautor in Hollywood. Er schrieb für den Mirror und das Time Magazine in New York und verfasste vier Romane. Sein Debüt »Gentleman über Bord« (1937) ist das erste seiner Bücher, das auf Deutsch vorliegt.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden (Leinen)
EUR28,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextEin wohlsituierter New Yorker Geschäftsmann stürzt urplötzlich in eine mentale Krise. Um zu gesunden, so spürt er, muss er seinen von grauem Erfolg geprägten Alltag hinter sich lassen, und kurzerhand tritt er eine Schiffsreise an. Kaum auf See, stellt sich die erhoffte Erleichterung tatsächlich ein, doch dann ... macht er einen einzigen falschen Schritt und landet mitten im Pazifik, während sein Schiff sich immer weiter von ihm entfernt. Was denkt ein Mensch in solch einer Situation? Woraus schöpft er Hoffnung? Und wie blickt er nun auf sein Leben, dessen er vor Kurzem noch so überdrüssig war? Mit »Gentleman über Bord« gelang Herbert Clyde Lewis ein tiefgründiges, genial komponiertes Meisterwerk, das fast ein Jahrhundert lang weitgehend unbeachtet blieb und in der vorzüglichen Übersetzung von Klaus Bonn jetzt endlich auf Deutsch vorliegt.

Herbert Clyde Lewis (1909-1950) wurde als zweiter Sohn russisch-jüdischer Einwanderer im New Yorker Stadtteil Brooklyn geboren. Er führte ein rastloses Leben als Sportreporter in Newark, Berichterstatter in Shanghai und Drehbuchautor in Hollywood. Er schrieb für den Mirror und das Time Magazine in New York und verfasste vier Romane. Sein Debüt »Gentleman über Bord« (1937) ist das erste seiner Bücher, das auf Deutsch vorliegt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783866488236
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum02.06.2023
Seiten176 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse844 Kbytes
Artikel-Nr.14297340
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Als Henry Preston Standish kopfüber in den Pazifischen Ozean fiel, ging am östlichen Horizont gerade die Sonne auf. Das Meer war so still wie eine Lagune, das Wetter so mild und die Brise so sanft, dass man nicht umhinkam, sich auf wunderbare Art traurig zu fühlen. In diesem Teil des Pazifiks vollzog sich der Sonnenaufgang ohne großes Tamtam: Die Sonne setzte lediglich ihre orangefarbene Kuppel auf den fernen Saum des großen Kreises und schob sich langsam, aber beständig nach oben, bis die matten Sterne mehr als genug Zeit hatten, mit der Nacht zu verblassen. Tatsächlich dachte Standish gerade über den gewaltigen Unterschied zwischen dem Sonnenaufgang und dem Sonnenuntergang nach, als er den unglücklichen Schritt machte, der ihn in die See beförderte. Er dachte, dass die Natur ihre ganze Freigebigkeit auf die herrlichen Sonnenuntergänge verschwendete, die Wolken mit einem solchen Schwall von Farben malte, so glänzend, dass kein Mensch mit einem Sinn für Schönheit sie je vergessen könnte. Und er dachte, dass aus irgendeinem unerklärlichen Grund die Natur über eben diesem Ozean ungewöhnlich knausrig sei mit ihren Sonnenaufgängen.

Die S. S. Arabella setzte planmäßig ihre Fahrt von Honolulu zur Kanalzone fort. Noch acht Tage und Nächte, dann würde sie Balboa erreichen. Wenige Schiffe nahmen die Reiseroute zwischen Hawaii und Panama, nur dieses eine Passagierschiff alle drei Wochen und gelegentlich ein Trampdampfer. Fremdländischen Seefahrzeugen bot sich selten ein Grund, diesen Weg einzuschlagen, denn die amerikanischen Schiffe kontrollierten den größten Teil des Handels mit den Inseln, und ein Großteil der Güter ging nach San Pedro, San Francisco und Seattle. Während der dreizehn Tage und Nächte auf See hatte die Arabella nur ein einziges Schiff gesichtet, das in der anderen Richtung nach Hawaii unterwegs war. Standish hatte es nicht gesehen. Er hatte in seiner Kajüte eine Zeitschrift gelesen, aber der Erste Offizier, Mr. Prisk, erzählte ihm später davon. Es war ein Frachter mit irgendeinem skandinavischen Namen, den er prompt vergaß.

Die ganze Reise war bis dahin auf so freundliche Weise ereignislos, dass Standish nicht müde wurde, seinem Glücksstern für die Entscheidung zu danken, mit der Arabella zu fahren. In einem von vielen Sorgen und Pflichten geplagten Leben, wie es sich für seine Position ziemte, würde diese Reise stets als etwas Schlichtes und Gutes hervorstechen. Sollte er auch niemals mehr eine solche Seelenruhe erfahren, würde er sich nicht ärgern, denn jetzt wusste er, dass es so etwas gab. Sein Glücksstern war der Polarstern, der in diesen Breiten tief am Himmel stand, und er hatte ihn von allen anderen ausgewählt, weil er sich wenig mit Sternen auskannte und dieser am leichtesten zu orten und zu merken war.

Die Arabella war in Wirklichkeit ein Frachter mit begrenztem Platz für Passagierunterbringung in der Mitte des Schiffes. Außer Standish befanden sich acht Passagiere an Bord. Da gab es die bemerkenswert fruchtbare Mrs. Benson, die ihrem Ehemann in wenig mehr als viereinhalb Jahren vier Kinder geschenkt hatte. Mr. Benson selbst war nicht anwesend, aber seine vier Ebenbilder waren da, drei Mädchen und ein Junge, die zwischen nahezu null und drei Jahre und acht Monate alt waren. Und Mr. Benson hätte genauso gut mit von der Partie sein können, denn Mrs. Benson erzählte Standish alles über ihn. Mr. Benson war ein reisender Wirtschaftsprüfer für eine Bank. Sie hatten sich irgendwie getrennt, und jetzt war Mrs. Benson auf dem Weg, sich ihm in Panama wieder anzuschließen.

Zwei der übrigen Passagiere waren Missionare, ein Mr. und eine Mrs. Brown, die, wann immer Standish sich ihnen näherte, eine Schranke aufzustellen schienen, als ob sie damit andeuten wollten, dass sie so viel mehr über Gott wüssten als er und dass es deshalb zwecklos sei, sich freundlich zu geben. Der letzte unter Standishs Mitreisenden war ein dreiundsiebzigjähriger Farmer aus den Nordstaaten namens Nat Adams, der keine vernünftige Erklärung dafür hatte, warum er hier war. Nach einem ganzen Leben mühevoller Arbeit waren zwei folgenschwere Dinge auf einmal geschehen: eine gute Kartoffelernte und ein heftiger Anfall von Fernweh. Er hatte den Pflug hingeworfen und wahllos Fahrscheine gekauft. Jetzt an Bord der Arabella war er Standishs treuer Freund und wurde nicht müde, die Vorzüge seines künstlichen Gebisses zu erläutern, das er bei der geringsten Provokation aus seinem Mund zog und stolz vorzeigte.

Die Eigner der Arabella verdienten kein Geld durch die Reise. Es wurde gemunkelt, dass der Fahrbetrieb zwischen Panama und Hawaii nächstes Jahr eingestellt werden würde. Auf dieser Reise gab es kaum Fracht, und die Arabella fuhr nur teilweise in Ballast. Mr. Prisk war offen besorgt, denn er wurde älter, und seine zwei Kinder in Baltimore wurden größer. Er hatte drei Jahre lang weder Frau noch Kinder gesehen, aber die Gesellschaft schickte Mrs. Prisk automatisch achtzig Prozent seines Gehalts als Erster Offizier und ließ ihm gerade so viel übrig, dass es für Tabak und Ölzeug reichte.

Captain Bell beachtete seine Passagiere nicht. Am ersten Abend auf See speiste er mit ihnen. Dann zog er sich in seine Kajüte zurück und schottete sich in den folgenden Tagen ab. Mr. Prisk sagte, der Skipper sei ganz besessen von Schiffsmodellen. Während der letzten drei Reisen habe er einen Viermastschoner in Miniaturform nachgebaut. Sowohl der Zweite und Dritte Offizier als auch die Maschinisten und Funker waren allesamt angenehme Burschen, die eine Art Kontrakt-Bridge-Turnier am Laufen hatten, das sich lautstark abspielte. Sobald einer Freiwache hatte, übernahm er das Blatt von dem Mann, der ihn ablöste. Sie waren freundlich zu den Passagieren, und Mr. Travis, der Erste Maschinist, zeigte jedem, der danach fragte, das Innere des Maschinenraums, doch Bridge hatte Vorrang. Mr. Prisk, der durch das altvertraute Mittel zum Ersten Offizier geworden war, indem er als gewöhnlicher Matrose begonnen und sich die einzelnen Stationen hochgearbeitet hatte, konnte, einmal abgesehen von der nicht erwähnenswerten Auktion, kein Bridge spielen. So war er durch sein Alleinsein gezwungen, sich hin und wieder unter die Passagiere zu mischen.

Von Anfang an hatte sich Standish prächtig unterhalten. Ohne über die Maßen rätselhaft zu erscheinen, gelang es ihm, Fragen, die sein eigenes Leben betrafen, auf ein Minimum zu beschränken, und so verbrachte er seine Zeit damit, offen seine Nase in das Leben seiner Schiffskameraden zu stecken. Es war überhaupt nicht schwer, denn außer den Missionaren waren alle mehr als gewillt, ihr Herz auszuschütten. Standish stellte fest, dass er einen gewaltigen Drang verspürte, so viel wie möglich über diese Leute herauszufinden. Zum ersten Mal in seinem Leben war er aufrichtig interessiert an außergewöhnlichen menschlichen Wesen. Stundenlang starrte er das runzelige Gesicht von Nat Adams an, oder er schaute in die zufriedenen blauen Augen von Mrs. Benson. Und die Benson-Kinder waren eine Quelle unendlichen Wohlgefallens. Standish gestand sich ein, dass der kleine Jimmy und Gladys Benson ihm mehr Vergnügen bereiteten, als es jemals bei seinen eigenen zwei Kindern in New York der Fall gewesen war, obwohl er weiß Gott seine Kinder so sehr liebte wie jeder andere Vater auch. Er tollte nicht mit Jimmy und Gladys herum. Er saß einfach auf seinem bequemen Deckstuhl und sah ihnen bei den verrücktesten Dingen zu. Ihr ausgelassenes Gelächter zu hören und ihre gesunden Körper und schön gebräunte Haut anzusehen, erfüllte Standish mit einer angenehmen Art von Melancholie.

Die ganze Überfahrt war fantastisch. Nachdem sie Honolulu hinter sich gelassen hatten und die See am ersten Tag noch etwas rau gewesen war, wurde das Wasser so auffallend glatt, dass es schien, als würden sie auf einem gläsernen Ozean segeln.

Das Wetter war ausgezeichnet. Das war das einzige Wort, das Standish einfiel, es zu beschreiben. Tatsächlich genügten Standish die gewöhnlichen Superlative, um sich die Reise selbst darzulegen. Es gab Dinge, die nicht in Worte gefasst werden konnten, etwa die Farben der Sonnenuntergänge, der leichte Wellengang des Meeres und die Galaxie der Sterne am Nachthimmel. Von allem Übrigen, der Kajüte, die ihm zugewiesen worden war, dem Essen, der Luft, der nicht zu weichen Koje mit ihren sauberen Laken und wohlriechenden Decken, dachte er, es sei wunderbar, fabelhaft und großartig. Er aß eine Menge und machte seine Übungen im Schwimmbecken aus Segeltuch, das man auf dem Welldeck aufgebaut hatte, und abends saß er einfach da, rauchte seine Zigaretten und hörte Nat Adams zu, der versuchte zu erklären, wie einen sparsamen Farmer aus Neu England plötzlich das Verlangen gepackt hatte, die Welt zu sehen.

Jeden Abend ging er sehr zeitig ins Bett, und das erklärte, warum er dort war, wo er war, als er in den Ozean stürzte. Nachdem Standish um vier Uhr durch das Geläut von acht Glocken weit vorne auf der Kommandobrücke geweckt worden war, lag er zwanzig Minuten lang zwischen den sauberen Laken und fühlte sich wohlig munter. Er war am...
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Herbert Clyde Lewis (1909-1950) wurde als zweiter Sohn russisch-jüdischer Einwanderer im New Yorker Stadtteil Brooklyn geboren. Er führte ein rastloses Leben als Sportreporter in Newark, Berichterstatter in Shanghai und Drehbuchautor in Hollywood. Er schrieb für den Mirror und das Time Magazine in New York und verfasste vier Romane. Sein Debüt »Gentleman über Bord« (1937) ist das erste seiner Bücher, das auf Deutsch vorliegt.