Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Staat und Migration

Zur Steuerbarkeit von Zuwanderung und Integration. Habilitationsschrift - Großformatiges Paperback. Klappenbroschur
BuchKartoniert, Paperback
417 Seiten
Deutsch
Campus Verlagerschienen am14.09.2009
Anders als klassische Einwanderungsländer steuerte die Bundesrepublik die Zuwanderung nicht nach Kriterien der Qualifikation. Dies führte zur Konzentration ethnischer Gruppen in Großstädten, meist in Stadtteilen mit hoher Armutsquote. Stefan Luft sieht darin die Hauptursache für die unzureichende Integration der Migranten sowie deren mangelnden Spracherwerb. Am Beispiel der türkischen Zuwanderung zeigt er, dass die Politik lange die Bewahrung von Herkunftsidentitäten in den Vordergrund stellte, heute jedoch zunehmend Integrations- und Anpassungsleistungen fordert. Er plädiert für einen migrationspolitischen Realismus - jenseits von Skandalisierung und Multikulturalismus.mehr

Produkt

KlappentextAnders als klassische Einwanderungsländer steuerte die Bundesrepublik die Zuwanderung nicht nach Kriterien der Qualifikation. Dies führte zur Konzentration ethnischer Gruppen in Großstädten, meist in Stadtteilen mit hoher Armutsquote. Stefan Luft sieht darin die Hauptursache für die unzureichende Integration der Migranten sowie deren mangelnden Spracherwerb. Am Beispiel der türkischen Zuwanderung zeigt er, dass die Politik lange die Bewahrung von Herkunftsidentitäten in den Vordergrund stellte, heute jedoch zunehmend Integrations- und Anpassungsleistungen fordert. Er plädiert für einen migrationspolitischen Realismus - jenseits von Skandalisierung und Multikulturalismus.
Details
ISBN/GTIN978-3-593-38888-5
ProduktartBuch
EinbandartKartoniert, Paperback
Erscheinungsjahr2009
Erscheinungsdatum14.09.2009
Seiten417 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht570 g
Artikel-Nr.10999018

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
InhaltVorwort 71. Einführung und Grundlagen 82. Die Anwerbung von "Gastarbeitern": "Temporäre Arbeitsmigration" und das Problem der Steuerbarkeit 353. Integration und Stadt 994. Integration in das Bildungssystem 2225. Die Debatte um Integration 2596. Zur Steuerbarkeit von Zuwanderung und Integration 2997. Schluss: Integrationspolitischer Realismus 355Literatur 368mehr
Leseprobe
"Zur Debatte um 'Parallelgesellschaften'

Bereits 1988 wies Jürgen Fijalkowski darauf hin, dass die neuen Zuwanderergruppen in der Bundesrepublik Ansätze zur Bildung von 'Gesellschaften in der Gesellschaft' zeigten (1988: 40). Hierbei vollziehe sich ein Prozess zunehmender Verfestigung:
'Zwischen der Existenz als bloßer Kategorie von Trägern eines gemeinsamen Merkmals ohne soziale Relevanz und dem Extremtyp einer ausdifferenzierten Gesellschaft in der Gesellschaft gibt es zahllose Übergangsformen. Aber die tatsächlich beobachtbaren Etablierungsformen ethnischer Minoritäten sind auf einer solchen Skala unterschiedlicher Vervollständigungsgrade ethnospezifischer Sonderexistenz zu verorten' (1988: 41).
In jüngerer Zeit ist immer wieder die Rede davon gewesen, in deutschen Großstädten hätten sich ethnisch strukturierte 'Parallelgesellschaften' herausgebildet. Gegen den Gebrauch dieses Begriffs ist heftig polemisiert worden: Er sei ein "verheerender Kampfbegriff", ein 'Kulturkampf-Ideologem' , eine 'Legende' (Gaitanides 2001: 16), "nicht nur falsch ( ) sondern als Argumentationsmuster im politischen Diskurs sogar gefährlich" . Inhaltlich wurde kritisiert, dass er sich gegen die "multikulturelle Gesellschaft" richte (Butterwegge 2006: 200), Muslime diskriminiere, die legitime Vielfalt städtischen Lebens ignoriere (Gestring 2005). Diese Kritik ist nur insoweit berechtigt, als sie sich auf den Begriff der Parallelgesellschaft bezieht, wie er im journalistischen oder im politisch-alltäglichen Diskurs als Schlagwort zur Etikettierung fremdethnischer Wohnkonzentrationen verwendet wird. Zur Analyse der Prozesse in ethnischen Kolonien trägt diese Kritik allerdings nichts bei.
Thomas Meyer vertritt die, seiner Meinung nach empirisch begründete Auffassung, 'dass sich hierzulande in einer Reihe ethnisch-verdichteter Wohngebiete kollektive Wohnformen entwickeln, die die begrifflichen Merkmale der Parallelgesellschaft weitgehend erfüllen' (Meyer 2002: 212).
Im Jahr 2002 hat er einen Kriterienkatalog vorgeschlagen, der erfüllt sein müsse, um von einer Parallelgesellschaft sprechen zu können. Soziale Kollektive müssten demnach folgende Merkmale haben (ebd.: 210):

- sozial homogen oder heterogen
- ethnokulturell bzw. kulturell-religiös homogen
- nahezu vollständige lebensweltliche und zivilgesellschaftliche Segregation sowie weitgehende Möglichkeiten der ökonomischen Segregation
- nahezu komplette Verdoppelung der mehrheitsgesellschaftlichen Institutionen
- formal freiwillige Form der Segregation
- siedlungsräumliche oder nur sozial-interaktive Segregation, sofern die anderen Merkmale alle erfüllt sind

Es ist zurecht bemerkt worden, dass hier "die Latte sehr hoch gelegt" worden ist (Halm/Sauer 2006: 19). Es gibt ein einheitliches Zivil- und Strafrecht in Deutschland, dagegen keine an ethnischen noch an kulturellen Linien entlang orientierte Parteien oder Gewerkschaften. Allerdings ist festzuhalten, dass innerhalb ethnischer Kolonien (insbesondere in den von Meyer untersuchten "ethnisch abgeschotteten Subkulturen" libanesisch-kurdischer Großclans) der Druck erheblich ist, eigene Normen durchzusetzen, deren Nichtbefolgung abzustrafen, insgesamt Konflikte 'unter sich' auszumachen und die deutsche Justiz außen vor zuhalten. Meyer hat seine Kriterien in dieser Hinsicht erläutert:
'Von einem eigenständigen Rechtskreis kann faktisch (...) auch dann gesprochen werden, wenn ein erheblicher sozialer oder soziokultureller Druck innerhalb der betreffenden Gemeinschaft besteht, wesentlich staatlich garantierte Grundrechte nicht zu nutzen oder im Streitfall nicht die staatlichen Gerichte, sondern 'eigenethnische' bzw. 'kulturell-religiöse' Schiedsstellen anzurufen und sich deren Urteil zu unterwerfen ..."
mehr
Kritik
"Was wäre, würden Politiker und die gesellschaftlich agierenden Kräfte in unserer Gesellschaft die Analyse von Stefan Luft zur Hand nehmen und daraus die Überlegungen zur Steuerbarkeit von Zuwanderung und Integration in ihrem gesellschaftlichen und politischen Handeln berücksichtigen? Ohne Zweifel würde es dadurch kein konfliktfreies, individuelles und gesellschaftliches Miteinander geben; aber eine auf Empathie, Respekt und Toleranz fußende Gesellschaft!" (socialnet, 13.11.2009)

"Erfrischend realistisch und vorurteilsfrei" (Politische Studien, 01.03.2010)

"Ein vorzüglicher Ratgeber in allen Fragen der Migration nach Deutschland (...) Das Buch unterscheidet sich von den meisten Werken zur Migrationsforschung durch seine Ablehnung von Migrationsforschung als einer Leidensgeschichte, mit den Migranten einzig als Opfern der Mehrheitsgesellschaft - diese Sicht ist auch insofern falsch, als sie die Gewinne, ökonomisch und freiheitlich, der meisten Migranten in den Hintergrund rückt." (Merkur, 25.03.2010)
mehr