Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Die Regensburger Heil- und Pflegeanstalt Karthaus-Prüll im 'Dritten Reich'

Eine Studie zur Geschichte der Psychiatrie im Nationalsozialismus
BuchKartoniert, Paperback
124 Seiten
Deutsch
Deutscher Wissenschaftsverlagerschienen am01.07.2000
Das Buch von Prof. Dr. med. Clemens Cording, dem Stellvertretenden Ärztlichen Direktor des heutigen Bezirksklinikums Regensburg, gibt zunächst einen komprimierten Überblick über die nationalsozialistischen Aktionen gegen die psychisch Kranken in Deutschland, verweist auf die komplexen historischen Wurzeln der NS-Psychiatriepolitik und zeigt, daß Ideologie und Praxis der Eugenik nicht nur inhuman und unethisch, sondern auch sinnlos und töricht waren. Ausgehend von der historischen Erfahrung in Deutschland (ergänzt durch Hinweise auf andere Länder), werden die heutige Euthanasie-Debatte und die in den Niederlanden praktizierten Krankentötungen problematisiert.Den ausführlichen zweiten Abschnitt bildet eine detaillierte historische Fallstudie: die Geschichte der Regensburger Heil- und Pflegeanstalt Karthaus-Prüll von 1933 bis 1945. Hier wird exemplarisch deutlich, wie sich die NS-Psychiatriepolitik im Anstaltsalltag für Patienten und Mitarbeiter konkret ausgewirkt hat und wie die seit dem I. Weltkrieg unter dem Reformpsychiater Karl Eisen aufgebaute, vorbildlich human und therapeutisch orientierte Regensburger Psychiatrie im Nationalsozialismus demontiert wurde. Während Eisen mit bemerkenswert weitsichtigen Reden und Eingaben gegen diese Demontage protestierte und sie damit wohl immerhin verlangsamen konnte, war sein Nachfolger ein überzeugter Nationalsozialist, in dessen Amtszeit die ehemals mustergültigen therapeutischen Strukturen der Klinik zerstört und viele Hundert Patienten im Rahmen der sog. Aktion T4 und durch Verknappung lebensnotwendiger Ressourcen ermordet wurden.Die einzigartige Regensburger Computerdatei mit detaillierten Angaben über alle zwischen 1852 und 1951 in Karthaus-Prüll behandelten Patienten hat über die Aktenauswertungen und Zeugenbefragungen hinaus statistische Analysen der verschiedenen Opfergruppen in bezug auf die jeweilige Grundgesamtheit möglich gemacht, die es sonst in der einschlägigen Literatur nicht gibt und die neue Erkenntnisse beispielsweise über die faktischen Selektionskriterien im Nationalsozialismus erbracht haben. Anhand der sorgfältigen Analyse des umfangreichen Regensburger Dokumenten- und Datenmaterials wird gezeigt, daß es den Nationalsozialisten bei ihrem Massenmord an psychisch Kranken letztlich nicht um Sparmaßnahmen ging, wie die Propaganda glauben machen wollte, sondern um rein ideologisch motivierte, irrationale Ziele.Eigene Abschnitte sind den jüdischen Patienten, den KZ-Häftlingen und den NS-Zwangsarbeitern in Karthaus-Prüll gewidmet. In seinem Geleitwort betont der Historiker Prof. Dr. Dirk Blasius, daß das Buch die Erklärungskraft historischer Fallstudien unterstreicht.mehr

Produkt

KlappentextDas Buch von Prof. Dr. med. Clemens Cording, dem Stellvertretenden Ärztlichen Direktor des heutigen Bezirksklinikums Regensburg, gibt zunächst einen komprimierten Überblick über die nationalsozialistischen Aktionen gegen die psychisch Kranken in Deutschland, verweist auf die komplexen historischen Wurzeln der NS-Psychiatriepolitik und zeigt, daß Ideologie und Praxis der Eugenik nicht nur inhuman und unethisch, sondern auch sinnlos und töricht waren. Ausgehend von der historischen Erfahrung in Deutschland (ergänzt durch Hinweise auf andere Länder), werden die heutige Euthanasie-Debatte und die in den Niederlanden praktizierten Krankentötungen problematisiert.Den ausführlichen zweiten Abschnitt bildet eine detaillierte historische Fallstudie: die Geschichte der Regensburger Heil- und Pflegeanstalt Karthaus-Prüll von 1933 bis 1945. Hier wird exemplarisch deutlich, wie sich die NS-Psychiatriepolitik im Anstaltsalltag für Patienten und Mitarbeiter konkret ausgewirkt hat und wie die seit dem I. Weltkrieg unter dem Reformpsychiater Karl Eisen aufgebaute, vorbildlich human und therapeutisch orientierte Regensburger Psychiatrie im Nationalsozialismus demontiert wurde. Während Eisen mit bemerkenswert weitsichtigen Reden und Eingaben gegen diese Demontage protestierte und sie damit wohl immerhin verlangsamen konnte, war sein Nachfolger ein überzeugter Nationalsozialist, in dessen Amtszeit die ehemals mustergültigen therapeutischen Strukturen der Klinik zerstört und viele Hundert Patienten im Rahmen der sog. Aktion T4 und durch Verknappung lebensnotwendiger Ressourcen ermordet wurden.Die einzigartige Regensburger Computerdatei mit detaillierten Angaben über alle zwischen 1852 und 1951 in Karthaus-Prüll behandelten Patienten hat über die Aktenauswertungen und Zeugenbefragungen hinaus statistische Analysen der verschiedenen Opfergruppen in bezug auf die jeweilige Grundgesamtheit möglich gemacht, die es sonst in der einschlägigen Literatur nicht gibt und die neue Erkenntnisse beispielsweise über die faktischen Selektionskriterien im Nationalsozialismus erbracht haben. Anhand der sorgfältigen Analyse des umfangreichen Regensburger Dokumenten- und Datenmaterials wird gezeigt, daß es den Nationalsozialisten bei ihrem Massenmord an psychisch Kranken letztlich nicht um Sparmaßnahmen ging, wie die Propaganda glauben machen wollte, sondern um rein ideologisch motivierte, irrationale Ziele.Eigene Abschnitte sind den jüdischen Patienten, den KZ-Häftlingen und den NS-Zwangsarbeitern in Karthaus-Prüll gewidmet. In seinem Geleitwort betont der Historiker Prof. Dr. Dirk Blasius, daß das Buch die Erklärungskraft historischer Fallstudien unterstreicht.

Autor

Prof. Dr. med. Clemens Cording, geb. 1945; Studium der Medizin, Psychologie und Soziologie in Heidelberg, Glasgow und München; 1975 bis 1984 Wissenschaftlicher Assistent und Oberarzt am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München; daneben zeitweise Arzt am Bezirkskrankenhaus Haar bei München und Weiterbildung in Psychotherapie (Psychoanalyse u. Verhaltenstherapie); Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Facharzt für psychotherapeutische Medizin; seit 1.1.85 Stellvertretender Ärztlicher Direktor am Bezirkskrankenhaus Regensburg; seit 1985 Lehrbeauftragter der Universität Regensburg für Forensische Psychiatrie (Juristische Fakultät) und für Psychiatrie (Psychologen und Mediziner); seit 1992 Leiter der Arbeitsgruppe "Basisdokumentation" der Konferenz der Direktoren der öffentlichen psychiatrischen Krankenhäuser in Deutschland; seit 1993 Leiter der Arbeitsgruppe "Basisdokumentation und Ergebnisqualität" im Referat "Qualitätssicherung" der DGPPN (Prof. W. Gaebel); seit 1995 Leiter des DGPPN-Referats "Dokumentation" (früher: Prof. H. Dilling); seit 1995 Mitglied des Bayerischen Kuratoriums für Qualitätssicherung in der stationären Versorgung; seit 1996 Gründungsmitglied der Section on Quality Assurance der World Psychiatric Association (WPA).Über 100 wissenschaftliche Publikationen über Versorgungsforschung, Dokumentation, Qualitätssicherung, Nutzerzufriedenheit, forensische Themen, Geschichte der Psychiatrie, Gesundheitspolitik etc.