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Schweig still, mein Kind

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am11.11.20101. Auflage
Ein 500-Seelen-Dorf im Schwarzwald. Das pure Idyll, so scheint es. Dann liegt in der nahen Rabenschlucht eine tote Schwangere. Sie war gerade erst nach zehn Jahren in ihre Heimat zurückgekehrt. Hauptkommissar Ehrlinspiel nimmt die Ermittlungen auf - und stößt auf mehr als ein düsteres Dorfgeheimnis. Und eine zweite Leiche ... Schweig still, mein Kind von Petra Busch: Spannung pur im eBook!

Petra Busch, geboren 1967 in Meersburg, ist freie Schriftstellerin sowie Texterin für internationale Kunden aus Wissenschaft, Technik und Kultur. Sie studierte Mathematik, Informatik, Literaturgeschichte und Musikwissenschaften und promovierte in Mediävistik. Für ihren Kriminalroman »Schweig still, mein Kind« erhielt sie den renommierten Friedrich-Glauser-Preis für das beste Debüt des Jahres 2010. Sie lebt im Nordschwarzwald.Mehr zur Autorin unter www.petra-busch.de.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEin 500-Seelen-Dorf im Schwarzwald. Das pure Idyll, so scheint es. Dann liegt in der nahen Rabenschlucht eine tote Schwangere. Sie war gerade erst nach zehn Jahren in ihre Heimat zurückgekehrt. Hauptkommissar Ehrlinspiel nimmt die Ermittlungen auf - und stößt auf mehr als ein düsteres Dorfgeheimnis. Und eine zweite Leiche ... Schweig still, mein Kind von Petra Busch: Spannung pur im eBook!

Petra Busch, geboren 1967 in Meersburg, ist freie Schriftstellerin sowie Texterin für internationale Kunden aus Wissenschaft, Technik und Kultur. Sie studierte Mathematik, Informatik, Literaturgeschichte und Musikwissenschaften und promovierte in Mediävistik. Für ihren Kriminalroman »Schweig still, mein Kind« erhielt sie den renommierten Friedrich-Glauser-Preis für das beste Debüt des Jahres 2010. Sie lebt im Nordschwarzwald.Mehr zur Autorin unter www.petra-busch.de.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426403198
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2010
Erscheinungsdatum11.11.2010
Auflage1. Auflage
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1011 Kbytes
Artikel-Nr.1005351
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


3


Als er in die Gaststube trat, schlugen ihm dumpfe Wärme und verhaltenes Stimmengewirr entgegen. Jeder Tisch war besetzt, und wie auf Kommando drehten sich all die Köpfe zu ihm um, die eben noch über den Bierkrügen zusammengesteckt hatten. Zahllose Augenpaare fixierten ihn. Es wurde mucksmäuschenstill.

Da sind sie also, dachte Ehrlinspiel. Aufgescheucht aus ihrer Ruhe. Tuscheln beim Bier über Gerüchte und die Tote und lassen derweil das Vieh vor Hunger auf den Höfen schreien.

Der Hauptkommissar grüßte in die Runde. Niemand rührte sich.

Er schlenderte Richtung Tresen, wo ein fetter Mann scheinbar unbeteiligt ein Glas nach dem anderen abtrocknete und über dem Spülbecken auf einem langen Holzregal aufreihte. »Guten Abend, Herr Wirt.«

Gemurmel erhob sich hinter ihm und ebbte wieder ab.

Polizeiobermeisterin Monika Evers hatte ihn darauf vorbereitet. Im Dorf sah man Fremde nicht gern. Wer nicht hier lebte, wurde mit Argwohn bedacht. Und wessen Familie nicht seit mindestens drei Generationen hier wirtschaftete, blieb ausgegrenzt. Dass jemand zuzog, kam so gut wie nie vor. Und wenn doch, so war er zu einem einsamen Leben am Rande der Gemeinschaft verurteilt. Ehrlinspiel war nicht nur ein Fremder. Er war mehr als das: ein Polizist. Einer, der nicht bloß durch seine Anwesenheit störte, sondern noch dazu in den Angelegenheiten der Leute herumstocherte. Ein gefährlicher Eindringling.

Evers hatte angeboten, ihn zu begleiten. Doch er hatte sie angewiesen, mit einem zweiten Beamten vom Polizeiposten, der im Nachbarort lag, von Haus zu Haus zu gehen und erste Fragen an die Bewohner zu stellen. Viele würden sie wohl nicht in ihren vier Wänden antreffen.

»Ich suche die Frau, die heute mit Polizeiobermeisterin Evers zu Ihnen gekommen ist.« Ehrlinspiel stützte die Arme auf den Tresen.

Der Wirt betrachtete ihn mit zusammengekniffenen Augen, nahm einen tropfenden Bierkrug und rieb gelassen mit dem Geschirrtuch darüber.

»Sie hat die Leiche gefunden. Sie wollte hier auf mich warten«, fuhr Ehrlinspiel fort.

Der Wirt deutete mit dem Kopf auf eine Tür. »Hockt im Nebenzimmer. War ihr nicht fein genug hier drinnen.«

Jemand lachte.

»Bringen Sie uns bitte zwei Tassen Kaffee«, sagte Ehrlinspiel und verschwand im Raum nebenan. Sofort erhob sich hinter der Tür ein gedämpftes Durcheinander.

»Wurde aber auch langsam Zeit«, herrschte ihn im selben Moment eine Frau an, die am einzigen, großen Tisch saß. »Soll ich in dieser Spelunke vielleicht Wurzeln schlagen?«

Verdutzt blickte er sie an. Er hatte eine verstörte Zeugin erwartet, noch unter Schock vom Anblick der Leiche, still grübelnd oder sogar schluchzend. Stattdessen fand er sich einer forschen Brünetten mit zerzaustem Pferdeschwanz und Kratzern im Gesicht gegenüber, die ihn aus dunklen Augen fixierte und mit pinklackierten Fingernägeln auf den Tisch trommelte. Das konnte ja heiter werden.

Die Frau sah auf ihre Armbanduhr. »Halb acht!«

Ehrlinspiel setzte sich ihr gegenüber und schob fünf leere Kaffeetassen beiseite. Geschirr abzuräumen zählte offenbar nicht zum Service der Kneipe.

»Grauenhafte Brühe«, sagte sie.

»Frau Brock, Sie haben eine Tote gefunden. Wie ist es dazu gekommen?«

Außer ihrem Namen, den Evers ihm genannt hatte, wusste er noch nichts über die Zeugin.

Sie lehnte sich vor. »Das habe ich bereits alles Ihrer Kollegin erzählt.«

»Dann erzählen Sie es mir noch einmal.«

»Ich war wandern.« Sie klang gereizt.

Er musterte ihren klimpernden Ohrschmuck und die funkelnden Ringe. »Sind Sie öfter alleine im Wald unterwegs? Die Wege hier im Umkreis sind ... ziemlich rustikal.«

»Was hat denn das mit der Leiche zu tun?«

»Stammen Sie aus der Gegend?«

»Spielt das eine Rolle?«

»Hören Sie, Frau Brock«, er legte die Arme auf den Tisch, »Sie haben eine Tote gefunden. Eine junge Frau, die mit äußerster Brutalität ermordet worden ist. Also müssen Sie mir jetzt ein paar Fragen beantworten. Auch, wenn die Ihnen noch so irrelevant erscheinen. Oder haben Sie einen Grund, sich so unkooperativ zu verhalten?«

Die Tür ging auf, und der Wirt stellte zwei Kaffeetassen auf den Tisch. Ehrlinspiel wartete, bis sie wieder alleine waren.

»Also?«

Hanna Brock trank und verzog das Gesicht. »Ich recherchiere hier. Für einen Wanderführer. Eigentlich komme ich aus Hamburg, wohne aber seit zwei Wochen in der Pension Sylvia in Freiburg. Genügt Ihnen das?«

Nicht gerade eine Luxusadresse, überlegte Ehrlinspiel. Hanna Brock konnte nicht sehr betucht sein - was allerdings nicht so recht zu ihrem Äußeren passen wollte.

»Was machen Sie beruflich?«

Hanna Brock antwortete nicht gleich. Dann zuckte sie mit den Schultern. »Ich bin Redakteurin.«

»Und was haben Sie ausgerechnet hier gesucht?«

»Kennen Sie sich hier aus?«

Ehrlinspiel sagte nichts.

»Die Schlucht.«

Er schwieg noch immer.

»Die Rabenschlucht. Sie soll eine alte Gerichtsstätte sein. Ich wollte sehen, ob ich dort etwas für den Wanderführer finde.«

»Und? Haben Sie etwas gefunden?«

»Das ist nicht lustig.«

»Nein. Sie haben recht. Haben Sie also irgendetwas beobachtet oder wahrgenommen, was uns weiterhelfen könnte? Einen Menschen, Stimmen, Geräusche oder einen Geruch vielleicht?«

»Ich weiß nicht recht. Ich hatte das Gefühl, dass noch jemand da war. Aber gesehen habe ich niemanden. Ehrlich gesagt, hatte ich auch keine große Lust, bei der toten Frau zu warten, bis der geisteskranke Typ wieder aufkreuzt und mich auch noch abmurkst.«

»Woher wussten Sie denn, dass die Frau tot war?«

Brock verdrehte die Augen. »Ich wusste es nicht. Aber man legt sich ja wohl kaum zum Vormittagsschläfchen auf eine nasskalte Lichtung.«

»Sie hätte auch nur verletzt sein können.«

»Ja. Hätte sie. Deshalb habe ich auch, so schnell ich konnte, den Notruf verständigt.«

»Kannten Sie die Tote?«

»Auch das habe ich alles schon Ihrer Kollegin auseinandergesetzt.«

»Dann muss sie wohl vergessen haben, mir das zu erzählen.« Ehrlinspiel runzelte gespielt die Stirn. »Schildern Sie´s mir noch einmal?«

»Nein.«

»Nein?«

»Ich kannte sie nicht.«

»Sie sind ihr nie zuvor begegnet, auch nicht rein zufällig?«

»Nein, das sage ich doch.«

Der Hauptkommissar zog seinen Notizblock aus der Manteltasche. »Ihre Handynummer?«

»Wie bitte?« Sie hob die Augenbrauen.

»Sie sind zu Besuch im Schwarzwald. Wohnen in einer Pension. Sind auf Recherchen unterwegs. Wir müssen Sie erreichen können.«

»Ach so.« Sie diktierte ihm ihre Nummer und beantwortete die Fragen zu ihren Personalien.

»Danke, dass Sie hier gewartet haben.«

Hanna Brock stand auf und schlüpfte in ihre Jacke. Ihre Hosenbeine waren schmutzig, die Schuhe schlammverschmiert. »War´s das?«

Ehrlinspiel erhob sich ebenfalls. Er schielte an seiner Jeans hinunter auf seine Dockers. Viel besser sahen sie nicht aus.

»Ja, das wär´s. Wir können Sie in Ihre Pension zurückbringen. Ein paar Kollegen von der Spurensicherung sind auch noch hier im Haus, fahren aber bald nach Freiburg los.«

»Machen Sie sich keine Mühe. Ich komme schon zurecht. Wiedersehen.« Sie stapfte hinaus.

Hoffentlich nicht, dachte er.

Ehrlinspiel sank auf den Stuhl zurück und streckte die Beine aus. Er war seit vier Uhr morgens unterwegs, und die Müdigkeit steckte ihm in den Knochen. Das Dezernat 11 war heute das reinste Tollhaus gewesen. Er hatte einen lange gesuchten russischen Schleuser festgenommen, bei einer Messerstecherei am Hauptbahnhof eingegriffen und seinen Kollegen bei der ersten Ermittlung in einer Brandstiftung geholfen. Der Chef einer beinahe insolventen Werbeagentur hatte das Haus der Schwiegereltern samt dessen Bewohnern angezündet. Beide schwebten in Lebensgefahr. Ein Racheakt: Die Frau des Agenturchefs hatte ihre einflussreichen Eltern wegen der drohenden Insolvenz um finanzielle Unterstützung gebeten. Diese hatten keinen Cent herausgerückt - dafür aber den Schwiegersohn stadtweit an den Pranger gestellt.

Es war dieser eine Tag, dachte Ehrlinspiel. Der Tag, der jedes Jahr die Wochen vor Weihnachten einläutet - die Zeit, in der das Verbrechen, so scheint es, seine schrecklichsten Ausprägungen findet. In der die Dunkelheit die Stunden frisst, Blätter und Blüten ihr Feuer verlieren und das Leben sich in den letzten Winkeln der Natur verkriecht. Die Menschen ziehen sich in die Häuser zurück. Da sitzen sie dicht aufeinander, und in dieser Enge gibt es kein Entrinnen mehr vor den zwischenmenschlichen Abgründen und gärenden Konflikten. Die Leute sehnen sich nach Wärme. Doch viele Seelen frieren, und der Druck steigt, je näher das Fest rückt und je höher die Erwartungen an ein heiles Familienleben und einträchtige Feiertage werden.

Ehrlinspiel, der Weihnachten am liebsten bei seiner jüngsten Schwester feierte, konnte sich an keinen Heiligabend erinnern, an dem ihn nicht ein Mord aus dem fröhlichen Spielen mit Nichten und Neffen gerissen hätte. Und zu dem er nicht schon mit tiefen Ringen unter den Augen erschienen wäre.

Er nippte an dem kalten Kaffee. Die trübe Flüssigkeit schmeckte, wie Hanna Brock sie kommentiert hatte: grauenhaft. Zumindest in diesem Punkt hatte sie die Wahrheit gesagt. Doch auch sonst wirkte sie im Grunde harmlos. Aber was bedeutete das schon? Auch Spatzen wirkten harmlos. Waren es aber nicht. Nicht wenn man selbst ein Insekt war. Auf jeden Fall war so ein geflügelter Genosse deutlich freundlicher als seine Zeugin.

Im Geiste...
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Autor

Petra Busch, geboren 1967 in Meersburg, ist freie Schriftstellerin sowie Texterin für internationale Kunden aus Wissenschaft, Technik und Kultur. Sie studierte Mathematik, Informatik, Literaturgeschichte und Musikwissenschaften und promovierte in Mediävistik. Für ihren Kriminalroman »Schweig still, mein Kind« erhielt sie den renommierten Friedrich-Glauser-Preis für das beste Debüt des Jahres 2010. Sie lebt im Nordschwarzwald.Mehr zur Autorin unter petra-busch.de.