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Liebe auf ex!

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
Deutsch
Querverlagerschienen am02.12.2015
Irgendwo wird er schon sein, der 'Mister X', der Steffen und sein Leben zum Besseren erhebt. Die vor kurzem gescheiterte Beziehung zu Andreas war schließlich nur der erste Versuch, ein Leben in trauter Zweisamkeit zu verbringen. Schließlich ist Steffen jung, attraktiv, trinkfest und hat als arbeitsloser Schauspieler doch eine Menge interessanter Zukunftsperspektiven zu bieten. Aber irgendwie will es nicht klappen und Filzläuse scheinen die einzigen Wesen zu sein, die gewillt sind, eine flüchtige Bindung mit ihm einzugehen. Dass der Neue des Exfreunds ein Pferdegebiss hat, ist nur ein schwacher Trost für Steffens angekratztes Ego. Es hilft alles nichts, er muss das Singledasein mit den Hörnern packen. Mit der Zigarette im Mund und dem Sektglas in der Hand macht sich Steffen auf den Weg, um das Leben zu lernen. René Oltmanns zeichnet in seinem ersten Roman nicht nur das Porträt eines Großstadtschwulen auf der Suche nach dem persönlichen Glück, sondern das einer ganzen Generation zwischen Hartz IV, Bindungsphobie und der Utopie vom Märchenprinzen.

René Oltmanns, 1979 in Gifhorn geboren, 2000-2003 Studium der Darstellenden Künste am Hamburger Schauspielstudio Frese, seit 2003 als freischaffender Schauspieler und Sprecher tätig, u.a. Stadttheater Lübeck, Stadttheater Wolfsburg, Grenzlandtheater Aachen, Ernst-Deutsch Theater Hamburg, Landesbühne Rheinland-Pfalz. Er lebt in München. Liebe auf ex! ist sein erster Roman
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Produkt

KlappentextIrgendwo wird er schon sein, der 'Mister X', der Steffen und sein Leben zum Besseren erhebt. Die vor kurzem gescheiterte Beziehung zu Andreas war schließlich nur der erste Versuch, ein Leben in trauter Zweisamkeit zu verbringen. Schließlich ist Steffen jung, attraktiv, trinkfest und hat als arbeitsloser Schauspieler doch eine Menge interessanter Zukunftsperspektiven zu bieten. Aber irgendwie will es nicht klappen und Filzläuse scheinen die einzigen Wesen zu sein, die gewillt sind, eine flüchtige Bindung mit ihm einzugehen. Dass der Neue des Exfreunds ein Pferdegebiss hat, ist nur ein schwacher Trost für Steffens angekratztes Ego. Es hilft alles nichts, er muss das Singledasein mit den Hörnern packen. Mit der Zigarette im Mund und dem Sektglas in der Hand macht sich Steffen auf den Weg, um das Leben zu lernen. René Oltmanns zeichnet in seinem ersten Roman nicht nur das Porträt eines Großstadtschwulen auf der Suche nach dem persönlichen Glück, sondern das einer ganzen Generation zwischen Hartz IV, Bindungsphobie und der Utopie vom Märchenprinzen.

René Oltmanns, 1979 in Gifhorn geboren, 2000-2003 Studium der Darstellenden Künste am Hamburger Schauspielstudio Frese, seit 2003 als freischaffender Schauspieler und Sprecher tätig, u.a. Stadttheater Lübeck, Stadttheater Wolfsburg, Grenzlandtheater Aachen, Ernst-Deutsch Theater Hamburg, Landesbühne Rheinland-Pfalz. Er lebt in München. Liebe auf ex! ist sein erster Roman
Details
Weitere ISBN/GTIN9783896566058
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum02.12.2015
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.3231746
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1

Samstag. Ich bin heute Abend bei Christian zum Cocktailtrinken eingeladen. Das übliche Ritual. Christian lädt ein paar Leute zum gehobenen Vorglühen ein und dann ziehen wir weiter auf eine Party. Mittlerweile hat das Hamburger Nachtleben die schwule Szene ja auch abseits der einschlägigen Kneipen als konsumfreudige Klientel erkannt; fast jeder Club hat heutzutage dementsprechende Partys im Programm, nach dem Motto: jeden dritten Freitag schwule Tanznacht. Schwule sind meist gut situiert, nehmen in der Regel fünf mal ein letztes Bier und kommen garantiert in einem Monat wieder. Ein gefundenes Fressen also für jeden Eventmanager. Heute soll es dann mit Christian und Co. ins Stern gehen, jeden zweiten Samstag Gay-Night.

Es ist immer das Gleiche. Ständig nehme ich mir vor, gewaschene Hosen direkt zu bügeln. Stattdessen stelle ich beim Öffnen des Kleiderschranks fest, dass ich mich um weitere zehn Minuten verspäten werde, weil der Knitter-Look inzwischen ja auch wieder out ist.

Mich kurz hinzulegen war auch keine so gute Idee. Ein weiterer Lernprozess, dem ich bisher entsagt habe. Jedes Mal stelle ich mir den Wecker auf fünfzehn Minuten, wenn ich mir nachmittags ein kleines Nickerchen gönne, und in neun von zehn Fällen wache ich zwei Stunden später völlig verwirrt auf und erinnere mich nur dunkel an meinen benebelten Gang zum Wecker. Aber das wirklich Schlimme da­ran ist, dass man sich nach zwei Stunden Nachmittagsschlaf so fühlt wie irgendetwas, das in der grünen Tonne entsorgt werden müsste.

Eine kalte Dusche, das einzig wirksame Mittel.

Boom. Mal wieder. Das ließ auch schon viel zu lange auf sich warten. Nach einer Trennung gibt es schließlich Hunderte von versteckten Minenfeldern, die ohne Vorwarnung in Sekundenschnelle explodieren, vor allem zu Hause. Als ich den Wasserhahn aufdrehe und sich mein Duschschlauch mal wieder aus dem Schraubverschluss löst, denke ich an Andreas, dem das das letzte Mal auch passiert ist. Ich denke daran, wie wir gelacht haben, anschließend Wasser in die Badewanne gelassen haben und erst wieder herausgestiegen sind, als unsere Haut wie die einer englischen Dogge ausgesehen hat.

Solche Erinnerungen kommen. Immer wieder. Immer noch. Manchmal ist es schön, aber meistens schmerzhaft, weil die Lücke noch da ist, ich sie immer noch fühlen kann und Lücken zu schließen ist nicht leicht. Entweder helfen eine gute Ablenkung, schwierige Reflexionsprozesse, Verdrängung oder am Ende die Zeit.

Und viel Zeit ist vergangen. Ein halbes Jahr ist es jetzt her. Vor sechs Monaten und neun Tagen haben wir uns getrennt. Andreas und ich waren zweieinhalb Jahre zusammen. Es ist schon merkwürdig, dass eine beendete Beziehung, je mehr sie in die Vergangenheit rückt, immer schöner wird. Marie sagt, das menschliche Wesen sei darauf angelegt, mit der Zeit aus Erlebnissen nur das Gute herauszufiltern, das Schlechte würde man einfach ausschwitzen.

Nicht, dass wir keine schöne Beziehung hatten. Andreas ist ein wundervoller Mensch, attraktiv, humorvoll, ehrlich, die Verkörperung einer gelungenen Kontaktanzeige. Aber offensichtlich standen wir ganz einfach in unterschiedlichen Spalten. Mann sucht Mann kann mitunter ziemlich viele Unterrubriken haben. Und doch hat Andreas in meinem Leben die so wichtige Rolle der ersten großen Liebe übernommen. Er ist der Mann, den frühreife Klassenkameradinnen zu Hause schon mit fünfzehn kennengelernt haben, mit dem sie zwei bis sechs Jahre zusammen waren und dessen Foto ihre Kinder neben komischem Gummispielzeug lange Zeit später in der untersten Schublade in Mamis Nachttisch finden werden.

Die üblichen Ich-komm-drüber-weg-Affären liegen hinter mir; Steve und Oliver können wieder ihren Jobs als Fitnesstrainer nachgehen. Selbstverständlich in unterschiedlichen Studios. Organisation ist ja bekanntlich alles.

Ich dagegen bin inzwischen an einem Punkt angelangt, den ich noch nicht kannte: ein schwuler Single in Hamburg, halbwegs von der letzten Beziehung abgenabelt, auf der Suche und über den hiesigen schwulen Single-Markt zwar erschrocken, aber noch längst nicht bereit aufzugeben.

Während ich zu lautstarker Musik der Sugababes mit dem Bügeln meiner dunkelblauen Lieblingsjeans beschäftigt bin, frage ich mich, was man dabei eigentlich falsch machen kann. Es gibt das Bügeleisen und ein Brett. Alles, was man tun muss, ist, mit dem Ding über die Jeans zu gleiten. Aber wenn ich an die Bügelarbeit meiner Mutter denke, sieht die Hose immer noch aus wie frisch aus dem Trockner.

Egal, jetzt erst mal eine rauchen. Auf den Abend im Stern freue ich mich. Die Getränkepreise sind relativ niedrig, beziehungsweise ist die Chance relativ hoch, sich von einem Mann aus Elmshorn zu einem Drink einladen zu lassen. Mir deshalb Gewissensbisse einzureden, habe ich mir längst abgewöhnt. Es sind zwei Euro für ein Bier, keine Anzahlung auf ein Ferienappartement in Monaco und schließlich schwimme ich nicht im Geld. Sonst hätte ich auch schon längst eine Bügelhilfe eingestellt.

Diese Gay-Night im Stern zeichnet sich tatsächlich durch ihren großen Einzugskreis aus. Die Leute kommen aus allen Kleinstädten und vor allem aus sämtlichen einsamen Dorfgemeinden im Radius von einhundertfünfzig Kilometern um Hamburg.

Schwule auf dem Dorf. Für einen Großstädter ist so ein Leben unvorstellbar und gleicht eher einer Einzelhaft. Wenn auch Einzelhaft in grüner Lage und bei sauerstoffreicher Luft. Immerhin. Christian mag die Dorfschwuppen , wie er sie nennt. Er sagt, die seien noch gänzlich unverdorben und erwarten bei ihrem Stern-Besuch das ganz große, besondere Abenteuer. Der Großstädter setzt sich da eher mit der Frage auseinander, in welchem schwulen Café man sich am Sonntagmorgen zum Brunch mit seinen Freunden trifft. Aber ist diese enorme Auswahl an Möglichkeiten in einer Großstadt wirklich ein Segen? Wenn du in Hamburg schwul bist, hast du die Möglichkeit, dein ganzes Leben darauf aufzubauen. Es gibt schwule Laufgruppen, Beziehungstherapeuten für gleichgeschlechtliche Paare, Stammtische für schwule Polizisten und mit Sicherheit bald das erste homosexuelle Seniorenheim. In Itzehoe gibt es dagegen neben dir noch zehn andere, offiziell natürlich. Der Itzehoer lebt also in der Woche ein völlig unschwules Leben. Ob er geoutet ist oder nicht, ein schwules Umfeld existiert nicht.

Viele Dörfler haben ja auch lange in einer Großstadt gewohnt und sind dann aus beruflichen oder anderen Gründen aufs Land gezogen, loben die Ruhe und Entspanntheit und haben, wie sie sagen, mehr zu sich selbst gefunden. Ist es also nur eine Frage der Zeit, bis sich die übersättigte schwule Großstadtgemeinschaft auf das umliegende Land verteilt? Die Betreiber der Rathauskeller und Kegelbahnen dürften sich jedenfalls über den steigenden Umsatz freuen.

Es ist 22.43 Uhr. Ab 22 Uhr hieß es in Christians SMS. Passt also. Ich sehe in den Spiegel. Es gibt ja so Tage, da stimmt einfach alles. Na ja, morgen vielleicht. Man sieht mir die zwei Stunden Nachmittagsschlaf schon noch an. Aber schließlich feiern wir im Stern und nicht in meinem hellbeleuchteten Treppenhaus. Das Stern ist dunkel genug und meine müde Augenpartie dürfte nicht weiter auffallen.

Wenn ich ausgehe, sehe ich - auf Maries Anraten- nach dem Verlassen der Wohnung nicht mehr in den Spiegel. Sie sagt, wenn man sich in einem Club gut fühlt, sollte man davon ausgehen, dass man mindestens genauso gut aussieht. Ist der Abend eine Pleite, macht es das besoffene Spiegelbild nicht besser.

Also mache ich mich auf die Socken. Mein Weg zur S-Bahn ist genau für eine Zigarette gemacht. Eigentlich eher für eine Halbe, aber als Raucher darf man nicht kleinlich sein. Na großartig, ich habe mein Feuerzeug in der Wohnung gelassen, also schnell noch mal rein, die nächste Bahn fährt erst in einer halben Stunde und das ist dann wirklich zu spät.

Nein. Es hilft nichts. Er ist nicht da und inzwischen ist mir auch eingefallen, dass er seelenruhig und mitnahmebereit auf meinem Telefontisch liegt. Mein Schlüssel. Ich fasse es nicht, der Abend fängt ja gut an. So, was jetzt? Erstens, die Bahn ist schon mal weg. Zweitens, einhundertdreißig Euro für den Schlüsseldienst, das weiß ich aus Erfahrung, sind einfach zu teuer. Da bleibt nur noch eins.

Hallo?

Hi, ich bin s.

Steffen, Schätzchen, wo bleibst du denn? , fragt Christian lallend. Er hat offensichtlich schon den ein oder anderen Cocktail vernichtet.

Ich hab mich ausgesperrt und muss das hier jetzt erst mal organisieren, bin so in einer Stunde da.

Blödsinn, komm doch direkt ins Stern.

Meinst du?

Klar, wir sehen uns dann da. Was? Ja. Schöne Grüße von den Jungs.

Danke.

Mach dir bloß keinen Stress, das gibt nur Falten.

Zu spät.

Na ja, in manchen Fällen sollen die ja auch interessant machen.

Und das von dir?

Nur von mir, nicht bei mir, Schätzchen.

Bis später.

Ciao ciao.

Hallo?

Hallo, Andreas. Ich bin s.

Oh ⦠Steffen ⦠hallo.

Hi.

Ich wollte ⦠also ⦠geht s dir gut?

Na ja, geht so, ich habe â¦

Stimmt was nicht?

Nein! Doch! Also, ich habe mich ausgesperrt und ich meine, also, du hast doch noch meinen Schlüssel, oder?

Sorry, den habe ich mittlerweile an den Meistbietenden...

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Autor

René Oltmanns, 1979 in Gifhorn geboren, 2000-2003 Studium der Darstellenden Künste am Hamburger Schauspielstudio Frese, seit 2003 als freischaffender Schauspieler und Sprecher tätig, u.a. Stadttheater Lübeck, Stadttheater Wolfsburg, Grenzlandtheater Aachen, Ernst-Deutsch Theater Hamburg, Landesbühne Rheinland-Pfalz. Er lebt in München.Liebe auf ex! ist sein erster Roman
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Oltmanns, René