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Tara und Tahnee

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Thienemann-Esslingererschienen am14.02.2020Auflage
Spannender historischer Abenteuerschmöker für Mädchen und Jungen ab 10 Jahren. Sierra Nevada, 1856. Mühsam kämpft sich Tahnee durch die Wildnis. Sie muss ihrem Vater helfen, der von Kopfgeldjägern gejagt wird. Immerzu denkt sie an das Versprechen, das sie ihm gegeben hat: Sie muss es schaffen, nach San Francisco zu kommen! Noch ahnt sie nicht, dass dort in einem herrschaftlichen Anwesen Tara lebt, mit der sie ein besonderes Schicksal verbindet ...

Patrick Hertweck, geboren 1972, bereiste nach dem Abitur mit dem Fahrrad viele Gegenden Europas, arbeitete danach im Management eines Medienunternehmens und beschloss irgendwann, seine heimliche Passion zum Beruf zu machen. Seither lebt und arbeitet der Vater von drei Söhnen als freier Schriftsteller an der Schweizer Grenze unweit von Basel.
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Produkt

KlappentextSpannender historischer Abenteuerschmöker für Mädchen und Jungen ab 10 Jahren. Sierra Nevada, 1856. Mühsam kämpft sich Tahnee durch die Wildnis. Sie muss ihrem Vater helfen, der von Kopfgeldjägern gejagt wird. Immerzu denkt sie an das Versprechen, das sie ihm gegeben hat: Sie muss es schaffen, nach San Francisco zu kommen! Noch ahnt sie nicht, dass dort in einem herrschaftlichen Anwesen Tara lebt, mit der sie ein besonderes Schicksal verbindet ...

Patrick Hertweck, geboren 1972, bereiste nach dem Abitur mit dem Fahrrad viele Gegenden Europas, arbeitete danach im Management eines Medienunternehmens und beschloss irgendwann, seine heimliche Passion zum Beruf zu machen. Seither lebt und arbeitet der Vater von drei Söhnen als freier Schriftsteller an der Schweizer Grenze unweit von Basel.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783522610735
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum14.02.2020
AuflageAuflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse1261 Kbytes
Artikel-Nr.5074951
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Dâeâr Fârâeâmâdâe

24. OKTOBER 1856

Der Winter brach in diesem Jahr früh herein. Gegen Mittag war ein eisiger Wind aufgekommen und keine Stunde darauf tanzten die ersten Schneeflocken in das abgelegene Tal am Flusslauf des Feather River.

Am Abend stand Tahnee Fitch am Fenster der vom Ofenfeuer nur dürftig erwärmten Blockhütte und knetete ungeduldig die Hände. Tahnee war elf Jahre alt und wartete auf ihren Vater. Allmählich machte sie sich Sorgen. Schon vor Sonnenaufgang war er in die Wälder aufgebrochen und eigentlich wollte er spätestens am frühen Nachmittag zurück sein. Nun dämmerte es bereits und noch fehlte jede Spur von ihm.

Sicher hält ihn nur dieses Mistwetter auf, dachte Tahnee und drückte die Stirn gegen das Holz der geschlossenen Fensterläden. Durch einen Spalt zwischen den Brettern schaute sie nach draußen - in das wilde Schneegestöber und die aufkeimende Dunkelheit jenseits der Hütte.

Ob Dad sich gerade durch das Schneetreiben kämpft?, überlegte sie. Oder ist er droben in den Bergen in der verlassenen Einsiedlerhütte untergekrochen und wartet dort auf das Abflauen des Sturmes?

Ihm geht es gut, versuchte sich Tahnee zu beruhigen. Schließlich kannte ihr Vater die Launen der Sierra. Und dieser Wintersturm war beileibe nicht der erste und auch nicht der schlimmste, den sie bislang erlebt hatten.

»Ab ins Bett«, murmelte sie nun zu sich selbst. Entschlossen wandte sie sich ab, löste die Schleife um den Pferdeschwanz und ließ ihre flachsblonden Haare frei.

Da flauten das Heulen und das Tosen ringsumher plötzlich ab und Tahnee erstarrte. Wie versteinert stand sie da, bis der Orkan erneut heranbrauste, nun noch lauter und wütender, als habe er in dieser kurzen Pause neuen Atem für sein Toben geschöpft.

Langsam drehte Tahnee den Kopf wieder zum Fenster, denn in den wenigen Sekunden trügerischer Stille hatte sie ein Geräusch vernommen. Ein Geräusch, das gewiss nicht vom Sturm herrührte.

Leise. Wiederkehrend. Ungewöhnlich für diese Gegend. - Das unverwechselbare Klirren schwerer Sporen.

Erneut drückte sie die Stirn gegen die Bretter und spähte durch den Spalt hinaus. Mit ernster Miene betrachtete Tahnee nun das gespenstisch zuckende Licht, das inmitten des Schneetreibens zu schweben schien und langsam näher kam.

Ein paar Minuten darauf beobachtete sie, wie ein Mann in einem langen Mantel auf die Blockhütte zumarschierte und sein schnaubendes Pferd, das er am Zügel geführt hatte, am Pflock neben dem Eingang festband. Als er seine Sturmlaterne in die Höhe hob, sah Tahnee zwischen dem breitkrempigen Hut und dem schwarzen Tuch vor dem Mund des Reiters für einen Moment ein funkelndes Augenpaar aufblitzen.

Ihr lief ein Schauer über den Rücken. Ängstlich wich sie ein paar Schritte zurück. Die Sekunden dehnten sich endlos, bis drei harte Schläge im Zimmer widerhallten.

Das ungeduldige Hämmern gegen die Tür rüttelte Tahnee auf. Rasch schnappte sie ihr Jagdmesser, schob es seitlich in den Bund ihrer Wildlederhose und zog das Hemd darüber. Anschließend riss sie die Doppelflinte vom Wandhaken und legte den Lauf in die Armbeuge.

Sie atmete einmal tief durch und rief dann mit kräftiger Stimme: »Kommen Sie herein!«

Langsam senkte sich die Klinke. Knarrend schwang die Tür auf. Schnee stob über die Dielenbretter. Die frostige Kälte zerrte an Tahnees Hemd. Im Türrahmen stand ein groß gewachsener Mann mit flatterndem Mantel und umtost von wirbelnden Flocken.

Der Fremde hatte die Laterne auf dem Tisch abgestellt. Nun schickte die Flamme hinter dem Glas einen flackernden Schein durch den Raum.

Grußlos hatte der Mann die Blockhütte betreten. Begleitet vom Klingen seiner Sporen war er zum Tisch gestiefelt. Dann hatte er sich auf einen der beiden Schemel gesetzt und das Tuch unter sein Kinn geschoben. Schweigend drehte er jetzt eine Zigarette.

Tahnee hatte sich keinen Millimeter vom Fleck gerührt. Mit der Flinte im Arm stand sie in der Raummitte. Angewidert betrachtete sie die Finger des Fremden. Diese waren ungewöhnlich lang und dünn und bewegten sich flink wie Insektenbeine.

Was soll ich nur tun?, fragte sich Tahnee und entschied, ihre Waffe auf keinen Fall wieder wegzustellen. Ihr Vater hatte ihr mehrfach eingeschärft, jeder fremden Seele, die ihre Einöde durchquerte, mit Vorsicht zu begegnen. Erst recht, wenn er nicht da war und sie nicht wusste, wann er wieder auftauchen würde.

Was hat den Mann bloß um diese Jahreszeit in das Tal geführt? Normalerweise verirrte sich höchstens mal ein Goldgräber hierher oder der eine oder andere Waldläufer kam auf seinem Weg aus den Bergen an ihrem Zuhause vorbei.

Der Fremde steckte sich jetzt die Zigarette in den Mundwinkel und nahm den Hut ab. Dies gab Tahnee Gelegenheit, den unbekannten Gast genauer in Augenschein zu nehmen.

Hager war er. Seine Züge knochig, die Nase scharf geschnitten und die Lippen dünn. Das grau durchsetzte Haar war geölt und so glatt nach hinten gekämmt, dass es auf dem Schädel zu kleben schien. Die Haut in dem verwitterten Gesicht hatte die Farbe von gegerbtem Leder und war knittrig wie Papier, das man zerknüllt und anschließend nur halbwegs wieder geglättet hatte.

Nun schlug der Fremde die Beine übereinander und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Plötzlich spürte Tahnee ihr Herz pochen. Zugleich merkte sie, wie ihr Unbehagen wuchs. Das Schweigen des Mannes, welches das Knistern des Ofenfeuers und das Brausen des Windes umso lauter tönen ließ, machte sie allmählich nervös.

Daher fasste sie sich ein Herz und fragte geradeheraus: »Wer sind Sie und was wollen Sie?«

Der Mann entfachte ein Zündholz an seiner Stiefelsohle und führte die Flamme zur Zigarettenspitze. Er inhalierte zunächst ein paar Züge, bevor er sprach. Allerdings murmelte er so leise und undeutlich vor sich hin, dass Tahnee einen Schritt näher kommen und den Kopf vorrecken musste, um seine Worte zu verstehen.

»Ihr haust zu zweit hier. Du und ... dein Vater, nehme ich an. Eine Frau wohnt hier nicht.«

Tahnee zog die Stirn in Falten, wie immer, wenn ihr etwas missfiel. Sie holte Luft für eine passende Erwiderung, doch da fuhr der Mann schon mit seinem heiseren Gemurmel fort.

»Es gibt auch keine weiteren Rotznasen. - Warum ein so einsames und abgeschiedenes Leben?«

Sein Blick glitt über die Pritsche zu dem Schaukelstuhl und verharrte dann auf den leeren Haken für die Gewehre an der Wand.

»Er ist auf der Jagd!«, stellte der Fremde fest und Tahnee meinte in seinem Flüstern einen selbstzufriedenen Klang mitschwingen zu hören. »Hat in den Wäldern sicher Fallen aufgestellt. Das Wetter ist ungewöhnlich rasch umgeschlagen. Selbst für diese Gegend. - Deshalb ist er noch nicht zurück.«

Endlich sah der Mann Tahnee direkt an, mit Augen von einem so blassen Blau, dass sie beinahe durchsichtig erschienen. Unterdessen zog er an seiner Zigarette und blies ihr einen Schwall Rauch entgegen.

Tahnees Miene verfinsterte sich und ihre Hand schloss sich fester um den Lauf der Flinte. »Das alles geht Sie einen Dreck an!«, platzte es aus ihr heraus. »Sagen Sie mir, was Sie wollen, und dann verschwinden Sie.«

Der Angesprochene warf den Zigarettenstummel auf den Bretterboden, trat ihn mit dem Stiefel aus und hob abwehrend eine Hand.

»Eine berufsbedingte Unart«, sagte er nun lauter und Tahnee wunderte sich über den unangenehm kratzigen Klang seiner Stimme. »Ich beobachte und ziehe daraus meine Schlüsse.«

»Sind Sie ein Detektiv oder was?«, erwiderte Tahnee schroff.

Der Unbekannte lachte trocken auf. »Sagen wir, ich bin ein Suchender.« Gedankenvoll blickte er zu den geschlossenen Läden des einzigen Fensters der Hütte.

Derweil kniff Tahnee verdrossen den Mund zusammen, denn nach dieser knappen Antwort war sie nicht schlauer als zuvor.

»Sie haben mir noch nicht verraten, was Sie hier wollen«, sagte sie. »Außerdem gehört es sich doch wohl, dass Sie sich vorstellen«, schob sie hinterher.

»Mein Name ist Lennard Crane!«, sagte der Mann und ein gemeines Grinsen erschien um seine Lippen. »Was deine Frage angeht: Womöglich habe ich erwartet, ein aufgewecktes Kind komme in Anbetracht des Wetters von selbst auf des Rätsels Lösung.« Seine wässrigen Augen blickten sie auffordernd an.

»Meinetwegen können Sie sich hier eine halbe Stunde aufwärmen«, brummte Tahnee widerwillig. »Aber dann verduften Sie wieder!«

Der Mann erwiderte darauf nichts, sondern blickte zum Kessel auf dem Ofen. »Ich vermute, darin befindet sich Kaffee oder vielleicht auch Tee? Mir ist beides recht. Nach dem langen Ritt bei dieser Kälte wird mir etwas Warmes gut tun.«

»Von mir aus«, sagte Tahnee kurz angebunden und zuckte mit den Schultern.

Langsam ging sie rückwärts vom Tisch fort. Dabei ließ sie den Mann nicht aus den Augen. Am Ofen klemmte sie die Waffe unter die Achsel, nahm einen Blechbecher vom Regal und goss Tee ein. Auf dem Weg zurück beobachtete sie aufmerksam die Hände des Fremden. Sie nahm sich vor, ihm ja nicht zu nahe zu kommen. Deshalb hielt sie auf die gegenüberliegende Tischseite zu, beugte sich vor und schob ihm den Becher hinüber.

Wie eine angreifende Schlange schoss die linke Hand des Mannes vor. Tahnee erschrak so sehr, dass ihr das Blut aus dem Gesicht wich. Mit angehaltenem Atem schaute sie nach unten und sah, wie sich seine Faust öffnete und den Blick auf einen mit Schwielen und Narben überzogenen Handteller...
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Patrick Hertweck, geboren 1972, bereiste nach dem Abitur mit dem Fahrrad viele Gegenden Europas, arbeitete danach im Management eines Medienunternehmens und beschloss irgendwann, seine heimliche Passion zum Beruf zu machen. Seither lebt und arbeitet der Vater von drei Söhnen als freier Schriftsteller an der Schweizer Grenze unweit von Basel.